1000 kommt
es zum dritten Romzug von Kaiser OttoIII.
1001 kommt es in Rom zu einem Aufstand, während der Kaiser mit dem Papst
in der Engelsburg weilt. Sie müssen sich verschanzen, bis sie schließlich zum
deutschen Heer flüchten können.
Um diese Zeit wird in Niusaze (Neuses) ein Mann mit dem Namen Gozmar
urkundlich erwähnt. Ob dies noch der Übeltäter von 974 war, ist
fraglich. Doch lässt die räumliche Nähe zu Aschaffenburg vermuten, dass hier
verwandschaftlicher Bezug bestand. Wobei man diesen Straftatbestand nicht
überbewerten sollte. (Nach heutiger Rechtsauffassung war es Unfall mit
Todesfolge.)
Schon bald nach der Abwehr der äußeren Bedrohung durch ein vom gesamten
Reich gestütztes Heer unter Otto I., kam es zu erneuten Bestrebungen
einiger Herzöge nach Unabhängigkeit vom Königtum. Wie bereits angesprochen,
beginnt Otto III. diesen Bestrebungen durch eine Aufwertung der
Kirchenvertreter entgegenzuwirken.
Er übergab die Macht in den Städten weitgehend in die Hände der Bischöfe
Nun begannen dieselben sowohl die geistliche wie auch die weltliche Oberhoheit
zu organisieren.
Die "Italienzüge" Ottos
und seiner Nachfolger zur Sicherung des Papsttums (gemäß der Pippinischen
Verpflichtung) machten weiterhin das Reiterheer notwendig.
Da die Besitzungen der Päpste wie auch der Klöster des militärischen Schutzes
des Königs bedurften, wurde das System der Ritter (damals noch riter =
Reiter), der Kleriker (die ein Zehntel aller Erträge erhielten) und der Bauern
(die für alle arbeiten mussten) von kirchlicher Seite als gottgewollte
Dreiheit dargestellt.
Der rechtliche Überbau für die zu erbringenden Frondienste (=
Herrendienste) der unfreien Bauern auf den Herrenhufen wurde mit dem Erlass
einer Villikationsverfassung geschaffen.
In den Städten und Klöstern beginnt man mit der verstärkten Ausbildung von
Kunsthandwerkern zur Ausgestaltung monumentaler Sakralbauten. Man übernimmt
Kenntnisse von Südfrankreich, wo es schon um 800 zur Bildung von
Handwerkerschulen gekommen war.
Normale handwerkliche Tätigkeiten für den Eigenbedarf wurden innerhalb der
Familien erbracht. Überkommene Fertigkeitenn wie Weben, Spinnen und Korbmachen
füllten die freie Zeit aus, während der kalten Jahreszeit. Hinzu kamen noch
Reparaturen unnd Wartungsarbeiten an Gebäuden und Geräten. Für Handwerke die
besondere Fähigkeiten und Werkstätten erforderlich machten, mußten in der
Dorfgemeinschaft besondere Regelungen geschaffen werden, da Anforderungen nur
unregelmäßig kamen und die Entlohnung für den Lebensunterhalt zu wenig war.
Man fand den Ausweg indem man die Berufe Schmied, Müller, Bader und Wirt als
"ehaft" erklärte. Mit dieser Bezeichnung wurden diese Handwerker als
Gemeindebedienstete behandelt. Sie erhielten für ihre Dienste einen kleinen
Geldbetrag für den Auftrag. Darüberhinaus aber von allen Bauern noch
regelmäßige Naturalleistungen. Dieselben bestanden zum Teil in Feldfrüchten
oder in Leistungen, wie Pflügen eines Ackers oder das Ausbringen von Mist auf
einen der Äcker des Baders oder des Müllers.
Hier ist anzumerken, daß es im 20.
Jh. in Alzenau noch vorkam, daß ein Kunde in der "Hofmanns-Mühle",
während der Wartezeit bis sein Korn gemahlen war, eine Fuhre Mist auf einen
Acker des Müllers brachte.
( Aussage von Wilhelm Hofmann, letzter Müller der "Seligenstädter
Mühle")
Aus dem Begriff des "ehaften" eines Berufes entwickelte sich später,
die "Ehrenhaftigkeit" und im Gegensatz dazu die
"Unehrenhaftigkeit" mancher Tätigkeiten, wie das Entlehren von
Abortgruben, die Abdeckerei und Beseitigung von verendetem Großvieh oder der
Vollzug von Körperstrafen.
Eine wesentliche Ertragssteigerung in der Landwirtschaft brachte die
Entwicklung des Räderpfluges, richtiger Beetpflug, um das Jahr 1000.
Der wesentliche Unterschied zum Hakenpflug bestand in der Verwendung eines sog.
Streichbrettes (der Pflugschar, die den aufgebrochenen Boden umkehrte) und dem
Vorderpflug einem zweirädrigen Gestell, das mit dem eigentlichen Pflug fest
verbunden wurde. Der Vorderpflug ermöglichte das Vorspannen von Zugtieren.
Mit dem Aufkommen des Scharpfluges kamen verstärkt Zugtiere in der Landwirtschaft
zur Verwendung. Außerdem wurden sie als Reit- und Spanntiere gebraucht.
Der größte Anteil diente jedoch der Nahrungsmittelproduktion. Kühe, Ziegen und
Schafe wurden als Milchlieferanten, auch für die Käseherstellung, genutzt.
Als Fleischlieferanten diente das ganze Spektrum an Tieren bis hin zu
Singvögeln, Fischen und Muscheln.
Die Wohnbauten hatten sich äußerlich kaum verändert. Im Innern wurde jedoch aus
dem Einbau eines Kastens im alten Sinn, nun mit Zwischenwänden und
Zwischendecken, räumliche Unterteilung im Hinblick auf die Nutzung vorgesehen.
Der Kochbereich wurde abgeteilt, da man hier den Rauchabzug in den Dachbereich
offen ließ, was eine Wärmespeicherung ausschloss. In begrenztem Maße hatte man
Lichtöffnungen in den Wänden, die mit Schiebeläden geschlossen werden konnten
und teilweise mit dünnen Häuten auf Holzrahmen auch tagsüber gegen Zugluft
geschlossen waren, wie bereits in karolingischer Zeit praktiziert.
Das Haus im heutigen Sinne als Immobilie war im ländlichen Raum noch unbekannt.
Die Bauten galten noch immer als "Fahrhabe" (als Mobilie), als
Behausung gemäß der Markordnung, die man als Märker errichtete soweit Bedarf
war. Mit der Jahrtausendwende kam erst der Begriff des "festen
Hauses" auf. Dies waren Bauten aus Stein, die meist noch ohne
Mörtelverbund errichtet wurden, aber trotzdem schon eine bergende Funktion für
den Bewohner und darüber hinaus auch Verteidigungsfähigkeit boten. Dies gab
Anlass Steinbauten einer Genehmigungspflicht, der "Burgenhoheit"
zu unterstellen.
Diese Pflicht erforderte jedoch eine klare Definition, was als Burg zu sehen
war.
Die Vorgaben sind im Sachsenspiegel erhalten. Danach war genehmigungspflichtig:
1. Türme, Turmhügel und Burginseln.
2. Ummauerung, die höher aufragt als ein Berittener mit seinem Schwert
hinaufragen kann.
3. Jede Mauer, die Zinnen oder Brustwehr trug.
4. Jeder Bau aus Holz oder Stein, der über einem eingetieften Erdgeschoss mehr
als zwei
Stockwerk trug und dessen Eingang über Kniehöhe lag.
5. Jeder Graben der tiefer war als ein Mann, der den Aushub ohne Arbeitsbühne
herauszuschaufeln vermochte.
Viele ehemaligen Burgen wurden durch Einbau eines Wohnturmes zu
verteidigungsfähigen Wohnsitzen umgestaltet. Da die Wohntürme, wenn eine
Ringmauer vorhanden war, meist mit einem Teil derselben verbunden wurden, wird
diese Bauart als Randhausburg bezeichnet.
Die Burgställe Vergessene Burg und auf dem Heidkippel lassen
dies noch erkennen.
Der Burgstall Heidkippel zeigt in seiner gegenwärtigen Form noch die schlichte
aber verteidigungsfähige Anlage. Der als Standort für den Wohnturm, auf dem
Heidkippel gewählte höchste Bereich wurde nach drei Seiten naturbelassen. Für
das Erdgeschoss wurde der Ausbruch nur nach der westlichen Hofseite geöffnet.
Der naturbelassene Fels nördlich und südlich nahm den Druck für das 6 Meter
überspannende Gewölbe auf.
Der Ausbruch im Hofbereich lässt auf eine Ummauerung des Hofes bei einer
Mauerstärke von 0,8m bis 0,5m in der Krone von 3m Höhe
schließen. Darüber hinaus waren noch ein Viereckturm von etwa 5m Höhe in
Stein, bei 1m Wandstärke und wahrscheinlich noch ein Fachwerkgeschoss
vorhanden. Der Zugang zum Turm war hofseitig über eine Leiter oder Holzstiege.
Die Mauern waren möglicherweise ohne Mörtelverbund gesetzt.
Eine außergewöhnlich günstige Bruchform des vorhandenen Gesteins bot diese
Möglichkeit.
Auf dem "Heidkippel"
Zu diesen erhöhten Wohnsitzen gehörte immer ein Wirtschaftshof zur Versorgung mit Lebensmittel. Der Hof konnte sich als Vorburg am Fuß des Burgberges befinden wie an der "Vergessenen Burg". Oder wie bei der Kleinburg auf dem "Heidkippel" etwas entfernt, in der Kertelbachwiese. Wobei dann nach Aufgabe der Kleinburg, der ummauerte Hof fortbestand und als das Schloß in der Kertelbachwiese in die heimische Sagenwelt einging. Die letzten Mauern wurden im Rahmen der Flurbereinigung entfernt.
Topografische Karte mit dem Standort
der Kleinburg (Warte) und westlich im Tal der zugehörige Hof.
Das sagenhafte Schloß in der Kertelbachwiese.
Die im Einvernehmen mit Dr. Wamser durchgeführten Grabungen auf der "Vergessenen
Burg" erbrachten Keramikfunde, die eine Bewohnzeit vom 10. bis
Ende 14. Jahrhundert erkennen ließen. Auf die Gestaltung wird weiter
unten noch eingegangen.
Suchgrabung des Verfassers in der "Vergessenen Burg"
Schnitt "Vergessene Burg"
Zwei Funde sind besonders erwähnenswert. Zum
einen bezeugte der Brüchling eines dunkelfarbenen Trinkglases mit
"Schnurauflage", die gehobene Tischkultur jener Zeit. Und zum zweiten
belegt der Fund einer kleinen Steinkugel, daß man sich in der späteren Zeit
sogar schon im Umgang mit einem "Feuerrohr", der modernsten
Waffentechnologie, der Nutzung des Schießpulvers bediente!
Die markantesten Randstücke übernahm Dr. Wamser zur Vorbereitung einer
Ausstellung in Speyer. Durch seinen zwischenzeitlichen Wechsel zur
prähistorischen Staatssammlung in München kamen die Objekte wohl ohne
Kennzeichnung irgendwo in ein Regal im Landesamt in Würzburg und damit in
Vergessenheit. (Bedauerlicherweise fand der Verfasser damals noch nicht die
Zeit, die wesentlichsten Funde selbst zu zeichnen.)
Erwähnenswert sind noch Gipsmörtelknollen als Funde von dieser Grabung.
Gipsmörtel war bei Steinbauten bis zur Jahrtausendwende üblich und wurde auch
auf dem Anwesen Glusa in Albstadt bei einem alten Mauerteil sichtbar.
Topografische Karte der "Vergessenen Burg" und der Randenburg
Rekonstruktionszeichnung der "Vergessenen Burg" am Hemsbacher Weg.
Nun wieder in die Geschichte.
Mit der Übertragung weltlicher Gewalt an die Kirchenoberen versuchte man nun
auch die Reglementierung des Zusammenlebens. Die eheliche Verbindung
wurde zum Sakrament erhoben. In der Praxis hatte dies jedoch keine
Auswirkung und selbst Luther soll ein halbes Jahrtausend später die
Eheschließung noch für eine Privatangelegenheit gehalten haben Außerdem konnten mit den Vorgaben der
Markgenossenschaften nur diejenigen eine Ehe eingehen, die den
Grundbesitz für eine Familie hatten.
Zuneigung oder gar Liebe vor der Eheschließung, im späteren romantisch
verklärten Sinn, gab es kaum. Die Partnerwahl geschah durch die Eltern oder
Landesherrn (Zwangsehe).
Die Kleidung war aufgrund der karolingischen Vorgaben, für die Masse der
Bevölkerung einfach, im Gegensatz zu den sich herausbildenden Herrschaften
weltlicher und geistlicher Art.
Gegenüber der bäuerlichen Bevölkerung, für die Kleidung eine
Notwendigkeit war, um den Unbilden der Natur zu trotzen, wurde sie von anderen
zum Dekorationselement.
D. h., dass man mit der Farb- und Formgebung auf Bedeutung und Stellung der
Person hinweisen konnte. Damals kam der Spruch auf: "Kleider machen
Leute"
So gingen die Kleriker und Adeligen in fast bodenlangen Hemden und Röcken,
wobei die Adeligen farbiges Tuch für die Oberkleider schätzten. Hinzu kamen
Borden und Besatz mit allen Arten schmückender Elemente. Edelmetall, Perlen und
kostbare Steine.
Die zum Teil sehr dekorativen Gewänder trug man dann aber auch bis sie im
beinahe wörtlichen Sinne vom Leibe fielen. Die makabre Schilderung eines
Außenstehenden der als Gesandter des Kalifen al-Hakam II. in Franken
weilte, ist hier nochmals angefügt. "Sie reinigen und waschen sich nur
ein- oder zweimal im Jahr mit kaltem Wasser. Ihre Kleider aber waschen sie
nicht, nachdem sie sie angezogen haben, bis dass sie in Lumpen zerfallen."
(Pörtner) Hier muss darauf hingewiesen werden, dass dieser Gesandte sich am
Königshof bewegte und dort nicht wenige mit den extrem christlichen
Moralvorstellungen des bereits angesprochenen Benedikt von Aniane lebten,
wo schon der Anblick des eigenen unbekleideten Körpers als sündhaft galt.
Die Kleidung der normalen Bevölkerung war noch immer eine Notwendigkeit gegen
die Unbilden der Natur, auf die man lieber verzichtet hätte. In der warmen
Jahreszeit reduzierte man die Kleidung auf ein Minimum. Durch die Freizügigkeit
in der Sommermode haben die Sennerinnen im Zillertal noch 1750 eine
fürstbischöfliche Kommission aus Salzburg zur eingehenden Untersuchung
genötigt. Allerdings störten die Herren nicht nur die zu kurzen und vorn immer
offenen Mieder, sondern auch die kurzen Röcke, die beim Bücken die ganze
Unterwelt sichtbar werden ließ - soweit jemand anwesend war, der Zeit hatte
hinzublicken.
Die männliche Bevölkerung trug eine schmale Tunika mit kurzen Ärmeln, die
oberhalb der Knie endete. In der kalten Jahreszeit trug man darunter noch ein
wollenes Hemd.
Die Beine wurden wenn möglich durch Beinbinden im unteren Bereich geschützt.
Als Fußbekleidung fanden in der kalten Jahreszeit Schuhe aus Holz,
Strohgeflecht mit Ledersohle oder einfache Fußlappen aus Leder Verwendung.
Eine Anmerkung über die Formen familiären Zusammenlebens ist noch angebracht.
Zur Familie gehörten alle "die ein Brod essen oder ein Rauch
haben". Dies schloss auch die Knechte, Mägde und Sklaven mit ein.
Eheliche Verbindungen waren nur für "Behauste" möglich, wobei
aus dem germanischen Recht dem Mann die Ehe mit mehreren Frauen erlaubt war
(wie auch alttestamentarisch für den Orient bezeugt und mit dem angeblich
göttlichen Auftrag begründet: "Seid fruchtbar und vermehret euch wie Sand
am Meer"). Dies steht für die Germanen im Widerspruch zu der Beschreibung
von Tacitus zur Zeit um Christi
Geburt.
Eine liebevolle Beziehung zu Kindern war kaum möglich, da dieselben als
unvermeidliche Begleiterscheinung des Intimverkehrs hingenommen wurden.
Die Geburt mit den körperlichen Strapazen für die Mutter wurde aus biblischer
Sicht mit dem allen Frauen anhaftenden Fluch der sogenannten Erbsünde erklärt.
Gleichermaßen wurden die mit der Geburt verbundenen Schmerzen und auch häufiger
Tod, einfach als "gottgewollt" abgetan.
Daß vor allem die angebliche Erschaffung der ersten Menschen stand (mit den reizenden
Unterschieden), durch jenen Gott der sie dann verflucht haben soll, weil sie
den von ihm vorgegebenen Reizen erlagen, hätte zwar einiger Erklärung bedurft,
doch darüber nachzudenken oder gar zu fragen verbot man einfach. (Ob Gott sich
über seine göttliche Gattin Aschera geärgert hatte ist fraglich. Doch
müssen Adam und Eva wohl Einiges erfahren haben, denn ihre
Nachkommen bauten noch viele Jahrhunderte später der Göttin Aschera Tempel,
obwohl es ihnen immer wieder verboten wurde. (Siehe "Keine Trompeten vor
Jericho") Den Kindern, aus welchen Verbindungen sie auch immer
hervorgingen, war nur eines sicher, sie hatten meist eine freudlose Kindheit.
Bei adeligen Familien wurden sie oft bereits im frühesten Kindesalter zur Verbindung
mit anderen Familien bestimmt und schon
bald an den Hof des künftigen Gatten gebracht.
Beispielhaft kann auf die, später als Heilige verehrte Elisabeth von
Ungarn hingewiesen werden, auf die weiter unten noch eingegangen wird.
Bei nichtadeligen, d. h. armen Leuten wurden Kinder häufig als lästige Mitesser
gesehen, deren man sich in Notzeiten gar zu entledigen versuchte, wie es im
Märchen von Hänsel und Gretel geschildert wird, das von den
Brüdern Grimm im Spessarter Sagenkreis notiert wurde.
(In einem Stadtteil des heutigen Alzenau lieferten zwei Kinder um 1920
dörflichen Gesprächsstoff mit der arglosen Bemerkung zum häuslichen Abendbrot:
"Momme un Babbe esse die Worscht un mir krien die Haut!")
Im ländlichen Bereich überwog offiziell die Einehe. Doch die Großen
des Reiches konnten sich im wörtlichen Sinne mehr leisten.
Ein weiterer Bereich des familiären Zusammenlebens, über den wenig überliefert
ist, war der Tod eines Familienmitgliedes.
Im Gegensatz zu den Grabgärten aus der keltischen Epoche bei Hörstein ist
über das erste Jahrtausend betreffend die Bestattung Verstorbener bei uns
nichts überliefert.
Eine Ausnahme bildet die burgundische Siedlung zwischen Kahl und Alzenau.
In Anlehnung an die vorchristlichen Bräuche ist zu vermuten, dass man die
Toten je nach dem hierarchischen Stand in der Familie mit mehr oder weniger
Beigaben auf einem Begräbnisplatz auf dem jeweiligen Familiensitz beigesetzt
hat.
Mit den Dorfgründungen in der fränkischen Zeit kam es wohl zur Ausweisung eines
"Totenackers", als letzte Ruhestätte für alle Mitglieder der
jeweiligen Gemeinde.
Wobei es üblich wurde, dass dieser Totenacker, später auch Friedhof genannt,
wie alle anderen Höfe innerhalb der umfriedeten Gemeinde seinen Platz hatte.
Für die Adeligen wurde die Beisetzung auf dem Herrenhof noch lange beibehalten.
Über Begräbnisriten ist aus der vorchristlichen Zeit nichts überliefert.
1002 stirbt Otto III. 22jährig in Palermo. Otto III.
hatte eine Aufwertung der Kirche betrieben, um die Macht der wieder erstarkten Herzöge
einzudämmen. Allerdings hatte er dadurch die Reichspolitik zugunsten der
römischen Kirche etwas vernachlässigt.
1002 wurde Heinrich II. (-1024), der Sohn von Heinrich dem
Zänker von Bayern (jüngerer Bruder von Otto I.), zum neuen König
gewählt.
Kg. Heinrich II. war mit Kunigunde von Luxemburg vermählt. Auch
mit ihr ist wieder eine selbstbewußte Frau an der Seite des Königs.
Schon im ersten Jahr seiner Regierung gibt Kg. Heinrich II. das
Kloster Seligenstadt dem Bischof von Würzburg auf Lebenszeit.
(Eine Schwester Heinrichs, Gisela, wird mit Stefan, dem
ersten katholischen König von Ungarn, vermählt.)
1004 legt Heinrich II. den Grundstein für den Dom in Bamberg.
1004 sieht sich Kg. Heinrich II. zum ersten Italienzug
veranlasst.
Er lässt sich in Pavia zum König von Italien wählen und nachfolgend vom
Erzbischof in Mailand krönen. Eine nach seiner Abreise in Pavia aufkommende
Revolte wird von seinem Heer niedergeschlagen und die Stadt niedergebrannt.
1012, am 6. Mai wird der Dom in Bamberg durch den Patriarchen
Johann von Aquileya mit 45 Bischöfen eingeweiht..
1012 muss Heinrich II. erneut wegen Machtkämpfen des hohen Klerus
in Rom nach Italien. Papst Gregor VI. war von seinen Gegnern vertrieben
und Benedikt VIII. als Gegenpapst eingesetzt worden Der Bruder des neuen
Papstes hatte gleichzeitig die Regierung in Rom übernommen Heinrich II.
sieht dies wohl als die beste Lösung und bestätigt Benedikt VIII. als
Papst. Als Kg. HeinrichII. noch im gleichen Jahr durch die Belagerung
von Metz im Westen des Reiches gebunden ist, versuchte Herzog Boleslaw von
Polen die Gunst der Stunde zu nutzen und in das Reich einzudringen. Doch
ungeachtet des überraschenden Todes von Erzbischof Walthard von Magdeburg,
der von Kg. Heinrich mit der Sicherung der Ostgrenze betraut worden war,
übernahm Königin Kunigunde die Führung. Sie mobilisierte eine Landwehr
und konnte alle Versuche des Polenherzogs abwehren, bis ihr zwischenzeitlich
informierter Gatte mit Verstärkung kam und Herzog Boleslaw von Polen
wieder unterwarf. (Wie in vielen Fällen zuvor zeigte sich wieder eine Frau
führungsstark und widerlegte mit ihrem Handeln die patriacharischen Ansichten
der Kirche.)
1014 werden Heinrich II. zum Kaiser und Kunigunde
zur Kaiserin gekrönt.
1016 beginnen die Normannen in Unteritalien die Sarazenen zu verdrängen.
1016 sieht sich Heinrich II. zu einem Zug gegen Otto Wilhelm
von Burgund gezwungen.
Diesmal überträgt er gleich der Kaiserin Kunigunde die Verteidigung der
Ostgrenze gegen Herzog Boleslaw von Polen.
1018 werden die Normannen von den Sarazenen besiegt und müssen Gebiete
um Capua und Salerno aufgeben
1018 tritt Kaiserin Kunigunde erneut als selbstständige Regentin
in Erscheinung. Während Kaiser Heinrich wieder nach Burgund mußte,
reiste sie in friedlicher Mission nach Kaufungen und stiftete dort ein
Nonnenkloster. Anschliessend zog sie nach Ostfranken und belehnte in Regensburg
ihren Bruder Heinrich von Luxemburg mit dem Herzogtum Bayern.
Hier zeigte sich, beinahe einmalig in der deutschen Geschichte ein Regentenpaar
das in gegenseitiger Übereinstimmung, arbeitsteilig ein großes Reich
erfolgreich regiert.
1020, am 14. April, feiert Papst Benedikt VIII. mit zwölf
Bischöfen im Dom zu Bamberg ein Hochamt und weiht den Dom nochmals nach römisch
katholischem Ritus.
1020 verkündet Bischof Adalbero von Laon die "gottgewollte Dreiheit": "Das Haus
Gottes, das man für eins hält, ist also in drei geteilt: Die einen beten,
die anderen kämpfen, die dritten schließlich arbeiten".
Diesen Lehrsatz hatte man von der Bibel abgeleitet. Im 5. Buch der Genesis
ist der Bericht über Noa, der die Kraft des Weines nicht kannte und deshalb im
betrunkenen Zustand entblößt von seinem Sohn Cham aufgefunden wurde. Da sich
derselbe aber darüber amüsiert und noch seine Brüder Sem und Ham informiert,
die allerdings Mitleid für ihren hilflosen Erzeuger spüren und zumindest seine
Blöße bedecken, reagiert später der ernüchterte Noa verärgert. Er verflucht
Cham und verurteilt ihn für den Rest seines Lebens für seine Brüder als Knecht
zu arbeiten.
Dieser Lehrsatz privilegierte die Geistlichen jeder Art und den Adel zum
Unterhalt durch die landsässige Bevölkerung.
1021 gelingt es Heinrich II. in einem dritten Zug nach Italien,
die an die Sarazenen verlorenen Gebiete zurückzuerobern.
1022 Mit der cluniazensischen Kirchenreform will man die hohe
Geistlichkeit, trotz ihrer weltlichen Aufgaben im Reich, nach mönchischen
Grundsätzen unter den Willen des Papstes beugen.
1024 übergibt Heinrich II. die Grafschaft Stockstadt
der Reichsabtei Fulda.
Er hatte es erreicht, dass Abtsgut und Konventgut getrennt wurden und damit
dem Reich wieder mehr Einfluss ermöglicht. Es war die letzte Verfügung unseren
Raum betreffend vor seinem Tod
Bis zur Wahl des Nachfolgers führt Kaiserin Kunigunde die
Regierungsgeschäfte weiter.
1024 wird Konrad II., der Ururenkel von Otto I. zum König
gewählt
Nach seiner Wahl durch die Fürsten und der Akklamation des Volkes, erhält er
von Kaiserin Kunigunde zeremoniell die, von ihr seit dem Tod
Heinrichs verwahrten Reichsinsignien.
.
In Rom wird Johannes XIX. zum Papst gewählt.
1025 wird ein Ruogger nobilis in Sunnibrunno (Somborn) urkundlich
erwähnt (E. Höfler).
1026 bestimmt Konrad II. im Einvernehmen mit den deutschen
Fürsten seinen 9jährigen Sohn Heinrich III. zu seinem Nachfolger.
Bei seinem ersten Italienzug wird Konrad II. von Johannes XIX.
zum Kaiser gekrönt.
1028 wird Heinrich III., 11jährig in Aachen zum König
gekrönt.
1031 beendet Erzbischof Aribo
von Mainz seine Erdendasein und das Kloster Seligenstadt wird von Kaiser Konrad II. wieder als heimgefallenens Lehen zum Reich genommen.
1031 unterliegt Konrad II. bei einem Ungarneinfall in
Bayern und muss den Ungarn das Gebiet zwischen Fischa und Leitha abtreten (etwa
im Bereich des Neusiedler Sees).
1032, am 2. April feiert
Kaiser Konrad II. im Reichskloster
Seligenstadt das Osterfest.
1032 kommt mit Benedikt IX. ein lebensfroher Papst an die Macht
über die römische Kirche. Er hebt die Reformbeschlüsse von Cluny wieder auf.
In Mainz ist ein Barbo (oder Bardo) Erzbischof.
1033 am 3. März stirbt Kaiserin Kunigunde. Sie findet ihre
(vor-)letzte Ruhe in Kaufungen.
Kunigunde wird, wie auch Heinrich, später heilig gesprochen und
in den Dom nach Bamberg umgebettet.
1034, am 8. März
besucht K. Konrad II. vermutlich mit seiner zweiten Gattin Gisela
und seinem Sohn Heinrich (III.) wieder das Reichskloster Seligenstadt.
1035, am 8. Mai begeht K. Konrad II. das Fest Christie
Himmelfahrt in Seligenstadt.
1037 Konrad II. sieht sich zu einem zweiten Romzug genötigt.
1038 Kaiser Konrad II. erkrankt, seine Schwiegertochter Gunhild
und Herzog Hermann von Schwaben ebenfalls. Während der Rückreise von
Italien sterben die Letztgenannten.
1039 verstirbt auch Konrad II.
Die Nachfolge übernimmt König Heinrich III.
1040 mischen chinesische Feuerwerker eine Rezeptur zusammen, die dem
späteren Schwarzpulver nahe kommt. Sie besteht aus 1 Pfund und 14 Unzen Schwefel, 2 ½ Pfund Salpeter, 5 Unzen Holzkohle 2
½ Unzen Pech und 2 ½ Unzen Lack. Die fertige Mischung wurde in 5 Lagen Papier
gewickelt, mit Hanfseilen verschnürt und mit geschmolzenem Pech und Wachs
übergossen.
1041, Anfang April
besucht Kg. Heinrich III. Seligenstadt und verweilt dort bis zum Ende
des Monats. Vom 27. bis 30.
April hält er einen Hoftag ab und empfängt dort eine böhmische
Gesandschaft.
König Heinrich III. betraut erstmals wieder einen Abt (Otto) mit
der Klosterführung. (Quelle: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte. 53.
Jahrgang 2001, Stadt Seligenstadt)
1041 kann Heinrich III. die Böhmen unterwerfen und deren König Bretislaw
zur Huldigung zwingen. Bretislaw erhält Böhmen als deutsches Lehen
wieder zurück.
1043 Heinrich III. vermählt sich in zweiter Ehe mit Agnes von Poitou
, sie ist die wahrscheinliche Erbin der Krone Italiens.
1044 kann Heinrich III. die Ungarn besiegen und die von seinem
Vater abgegebenen Gebiete wieder zum Reich zurückgewinnen.
Als Besonderheit ist hier anzumerken, daß viele Ungarn, (Reiter) durch einen
plötzlich auftretenden Sturm zu Boden gedrückt wurden. (Hennig, Katalog
bemerkenswerter ...)
1044 in Rom wird Papst Benedikt IX. vertrieben und als Gegenpapst
Silvester III. gewählt.
Benedikt IX. kommt jedoch zurück und verkauft die noch in seinem Besitz
befindliche Papstkrone für 1.000 Pfund Silber an Gregor VI.,
bleibt jedoch wie Sylvester III. noch im Amt. So kommt es, dass in Rom
gleichzeitig drei Päpste, jeder gestützt auf seine Parteigänger, behaupten,
sie seien die rechtmäßigen Oberhirten der Christenheit!
1046 sieht sich Heinrich III. zu seinem ersten Römerzug
veranlasst.
Er enthebt alle drei Päpste ihres Amtes und erhebt den Bischof von Bamberg zum
Papst Clemens II. ( -1047). Heinrich III. wird von den Römern zum
Patricius ernannt.
Damit wird ihm die entscheidende Stimme bei der Papstwahl zuerkannt.
1048 ernennt Kaiser Heinrich III. den ehemaligen Bischof von
Brixen, als Damasus II. zum Papst. Doch kann derselbe sein Amt nicht mal
ein Jahr ausüben, da er vermutlich durch Gift sein Dasein beendet.
1048 (-1054) wird auf Betreiben "des Mönches Hidebrand" Leo
IX. zum Papst gewählt. Derselbe verbietet die Simonie (Verkauf von
Kirchenämtern) und die Priesterehe.
1049 kommt es zu einer Auseinandersetzung mit dem neuen Herrscher der
Ungarn.
Andreas von Ungarn kann im Gegensatz zu seinem Vorgänger Peter von
Ungarn dem Heer Heinrichs widerstehen und wird von ihm als König
anerkannt. Deutschland muss auf die Oberherrschaft verzichten.
1052 wird Bischof Adalbert von Bremen zum päpstlichen Legaten
ernannt.
1054 gibt EB Liutpold von
Mainz das Recht der Königsweihe und Krönung an den EB Anno von Köln ab. Dies konnte der EB ungeschadet, da die
Besitzungen des Mainzer Bistums inzwischen auf eine Größe angewachsen waren,
die dem Besitz der drei Bistümer: Köln, Trier und Salzburg vergleichbar war.
1054 (- 1057) wird der ehemalige Bischof von Eichstätt und Berater
Heinrichs, als Viktor II. zum Papst gewählt.
1055 zwingen erneute Unruhen in Italien Heinrich III.
wieder mit Heeresmacht dort zu erscheinen. Im gleichen Jahr kommt es in
Deutschland zu einer Fürstenverschwörung mit dem Ziel Heinrich III. zu ermorden.
Die Verschwörung bricht nach dem Tod von Konrad von Bayern und Welf
von Kärnten zusammen.
1056 erkrankt Heinrich III. nach der verlorenen Schlacht bei
Pritzlawa an der Havelmündung. Heinrich III. stirbt 39jährig
in der Pfalz Bodfeld (Harz).
Noch vor seinem Tod lässt er die deutschen Fürsten seinem 6jährigen Sohn
als König Heinrich IV. huldigen.
1057 (-1058) wird Papst Stefan IX. Nachfolger für Viktor II..
Bischof Adalbert von Bremen beginnt mit der Missionierung bis Island und
Finnland.
1057 versucht Kaiserin Agnes Gefolgsleute an sich zu binden. Sie
verleiht Schwaben an ihren Schwiegersohn Rudolf von Rheinfelden, Kärnten
an Berthold von Zähringen und Bayern an Otto von Nordheim.
1058 In Rom gewinnt die kaiserfeindliche Partei an Stärke. Unter
Missachtung des kaiserlichen Zustimmungsrechtes wird Nikolaus II.
(-1061) zum Gegenpapst gewählt.
In Deutschland kommt es nach dem Tod von Heinrich III. zu einer Art
Selbstbedienung für die geistlichen Fürsten des Reiches.
1059 nutzt Erzbischof Liutpold die Gunst der Stunde und nimmt
den Wildbann in der Bulau an das Erzbistum Mainz.
Nach einem Verzeichnis im Mariengredenstift Mainz wurde ihm der Wildbann in
diesem Jahr von Heinrich IV. übertragen.
Heinrich IV. war damals 9 Jahre alt! Die Regierung lag in den Händen der Kaiserin
Agnes, einer streng gläubigen Frau, die keinem geistlichen Berater
widersprach.
(Den Wildbann im Nordostspessart übernimmt Abtei Fulda.)
Die für unsere Heimat bedeutungsvolle Seite ist die Wildbanngrenze.
Nach einem Lehensbrief der 1390 für
Ullrich V. von Hanau ausgefertigt wurde, hatte die Grenze folgenden
Verlauf: Von der Kinzigmündung (A) aufwärts bis zur Höchster Brücke,
oberhalb Gelnhausen (B), von da hinunter durch Altenhasslau hinter dem
Rauenberg hin (C), durch Albstadt (D) zur Michelbacher Brücke (E), von da die
Kahl längs bis zur Mündung und dann längs des Mains wieder zur Kinzigmündung.
Die Bulau
Der Wildbann war eine Form von Herrschaft über
das jeweilige Gebiet. Den größten Schaden durch den Wildbann erlitt die
bäuerliche Bevölkerung durch die oft uneingeschränkte Ausübung der
Hochwildjagd, ohne Rücksicht auf Zerstörung landwirtschaftlicher Erträge.
Mit dieser Wildbanngrenze waren für die Gemeinden Albstadt, Michelbach,
Kälberau, Wilmundsheim und Kahl Nachteile durch Einschränkungen bei der
Besiedlung und landwirtschaftlichen Nutzung gegeben.
Das heißt: diese kurmainzische Grenze ging mitten durch die heutigen Gemeinden.
1060 folgt Siegfried von Eppstein, als Erzbischof dem
verstorbenen Liutpold.
1062 Um die Macht (der Berater) von
Kaiserin Agnes zu brechen
beschließen Erzbischof Anno von Köln und Otto von
Nordheim den jungen König zu
entführen. Im April, während
eines kaiserlichen Hoftages, in der Pfalz auf der Rheininsel St. Suitberts
Werth (jetzt OT Düsseldorf-Kaiserwerth), lädt Erzbischof Anno von Köln
den jungen König zur Besichtigung seines prächtigen Schiffes ein, das vertäut
am Ufer liegt. Doch kaum hatte der junge König das Schiff betreten, werden die
Leinen gelöst und es wird mit kräftigen Ruderschlägen zur Flußmitte gebracht.
Ein Fluchtversuch mit einem Sprung in den Rhein wird durch die Geistesgegenwart
von Eckbert von Braunschweig verhindert, der sogleich hinterherspringt
und mit Helfern den jungen König wieder auf das Schiff bringt.
Die Kaiserin Agnes nimmt das alles als Strafe Gottes und geht für den Rest ihres
Lebens in ein Kloster in Rom. Anno von Köln übernimmt die Erziehung des Königs
und formal die Regentschaft des Reiches.
Anschließend einigen sich die Erzbischöfe Siegfried
von Mainz, Anno von Köln und Adalbert von Bremen als die Regenten
des Reiches dahingehend, daß immer der regieren solle in dessen Bistum der
junge König weilt.
1062 muß Heinrich IV. miterleben wie während des Pfingstfestes in Goßlar,
die Begleiter von Abt Widerad von Fulda und des Bischofs Hezilo von Hildesheim, in der
Kirche ein Blutbad anrichten. Der 12-jährige König kann nur mit Mühe
sein eigenes Leben retten.
Die Auseinandersetzung dauert bis zur einbrechenden Dunkelheit an.
Der Anlaß war die Sitzordnung neben dem Erzbischof von Mainz. Der Abt von Fulda
hatte seit karolingischer Zeit seinen Platz auf dem linken Stuhl neben dem
König. Zu dieser Zeit führte EB Siegfried von Mainz die Regierung und
wurde als der eigentliche König gesehen. Eine Bestimmung aus dem
Interimsvertrag besagte jedoch, daß der Bischof in dessen Bistum sich der König
befände die Regierungsgeschäfte führe. Somit sah sich der Bischof Hezilo von
Hildesheim als Gastgeber und beanspruchte den Platz neben dem Erzbischof Siegfried
von Mainz. Dem widersprach Widerad von Fulda.
Da beide mit einer beachtlichen Anzahl
von Panzerreitern erschienen waren stand einem Gemetzel nichts im Wege. Bischof
Hezilo hatte in Erwartung einer Machtprobe den Grafen Ekbert von
Braunschweig mit seinen Männern hinter dem Altar versteckt.
Eine Größenordnung des Getümmels ergibt sich aus einem Blick in die
Reichsdienstliste von 817. Gemäß derselben hatte der Abt von Fulda 60
Panzerreiter (mit je zwei Knappen) im Gefolge. Einem Bischof standen 56
Panzerreiter zu. Dies war eine ausgewogene Situation. (Bei
Instandsetzungsmaßnahmen im 18. Jh. fand man im Dachstuhl noch drei Skelette,
als letzte Zeugnisse von Verletzten die sich in den Dachbereich gerettet
hatten, dort aber verbluteten.)
Eigentlich durfte niemand mit einer scharfen Waffe ein Gotteshaus betreten und
viele Sakralbauten zeigen an den Portalen noch napfartige Eintiefungen die
darauf hinweisen, daß man durch Reiben der Schneidkande am Stein der Waffe ihre
Schärfe nahm. Doch geschah dieses Entschärfen nur sehr zurückhaltend und machte
die Waffe nicht untauglich.
Auch Karl Amberg erwähnt noch kleine Eintiefungen an der Kälberauer
Kirchenpforte, die auf jenes "Entschärfen" der Waffen hindeuten.
1063 übernimmt E.B. Siegfried von Mainz auch das Kloster Seligenstadt.
Die Schenkungsurkunde trägt zwar das Siegel Kg. Heinrichs, doch derselbe
war ja in guter Obhut seiner drei Erzieher!
(Hier ist anzumerken, daß die Skrupellosigkeit seiner "Erzieher"
ihn auf sein späteres Herrscheramt bestens vorbereitete!)
1064/65 unternemen Erzbischof Siegfried von Mainz, die Bischöfe
Gunther von Bamberg, Otto von Regensburg und Wilhelm von Utrecht eine
Pilgerreise in das "heilige Land". Es sollen etwa 7.000 Teilnehmer
gewesen sein. Als sie schon fast in Sichtweite von Jerusalem waren, wurden sie
am Karfreitag 1065 von Arabern überfallen, die von der noblen
Reisegesellschaft gute Beute zu machen beabsichtigten. Die frommen Pilger
wußten sich nicht recht zu verhalten. Sahen es doch einige nicht mit den
Vorhaben ihrer Reise vereinbar, sich mit ihren Fäusten oder gar einer Waffe zu
wehren. Als jedoch die Ersten schon niedergestreckt waren, versuchten die
Anderen ihr Heil in der Flucht. Hierbei kam den Meisten und den Bischöfen ein
verlassenes Gehöft zustatten, das im Innenbereich ein mehrstöckiges Gebäude
hatte, in dessen Obergeschoß die Bischöfe flüchteten. Die Angreifer begannen
das Gebäude zu belagern. Als sich die Belagerten am Ostersonntag zur Aufgabe
genötigt sahen, gelangte der Anführer der Araber durch eine Unvorsichtigkeit in
die Gewalt der Belagerten. Daraufhin können dieselben eine Kampfpause
aushandeln. Inzwischen kamen auch bewaffnete Truppen, die von zu Beginn
geflüchteten Pilgern alarmiert worden waren und befreiten die bedrängten Pilger
aus ihrer mißlichen Lage. Die weitere Reise und auch die Rückreise (immerhin
3.000 km Luftlinie) soll ohne weitere Zwischenfälle verlaufen sein.
1065 wird Heinrich IV. nach salischem Recht mündig und entwickelt
sich schließlich zu einem machtvollen Herrscher, der trotz aller Intrigen ein
halbes Jahrhundert regieren sollte.
1065 Im gleichen Jahr wird er (15jährig) zur Vermählung mit Berta
von Susa (=Savoyen), der Tochter des Markgrafen von Turin, gedrängt.
Unter Heinrich IV. kommt es zu einer Aufwertung der einfachen
Ministerialen, nun wieder als Stützen gegen die mächtigen geistlichen und
weltlichen Fürsten (eine Umkehrung der von Kg. Otto III. herbeigeführten
Situation).
Zu dieser Zeit wird für den berittenen Krieger die Bezeichnung "riter"
üblich. Während zu Anfang noch jeder, der gerüstet zu Pferd kämpfte, in der Art
eingeordnet wurde (in andrer Schreibweise auch miles oder milites), begann man
mit Beginn des 12. Jhs. eine Ausgrenzung. Es kam zur Bildung des Ritteradels.
Ritter wurde zur Standesbezeichnung und Ritterlichkeit wurde zu
einer idealisierten Lebensform. Die zeremonielle Schwertleihe, später
Ritterschlag wurde eingeführt. Ritter konnte nur noch werden, wer
"ritterbürtig" war (d. h., dass bereits der Vater, später noch mehr
Generationen der Vorfahren Ritter waren). Zeitgleich mit dieser Entwicklung
begann auch die räumliche Abgrenzung. Die Herrenhöfe begann man
verteidigungsfähig zu gestalten. Die ebenerdigen Geschosse wurden zu Lager,
Stallung und Personalräumen reduziert. Die spärlichen Fensteröffnungen wurden
zu Lichtschlitzen eingeengt, die auch als Schießscharten dienen konnten.
Bewohnt wurden nur noch die oberen Geschosse. Man erhob sich über die Menge der
Ackerbauern.
Hier ist einzuflechten, dass durch die Kontakte zu den Mittelmeerländern bei
den Rittern zunehmend Interesse an Körperpflege aufkam. In mancher Burg, die
zum Herrschersitz umfunktioniert wurde, machte man sich die Mühe und schaffte
beheizbare Badehäuser. Allerdings ist anzumerken, dass man auch auf diesen
frühen Herrensitzen noch denkbar einfach lebte. Auch hier waren die
Einraumwohnungen noch üblich. Die im 13. Jahrhundert aufkommenden Aufteilungen
in mehrere Räume waren noch weitgehend unbekannt, da die Bauten turmartig, mit
relativ kleinem Grundriss aufgeführt wurden. Die Raumheizung war als solche
noch unbekannt. Einzige Feuerstelle war der Bodenherd, der aber vordergründig
der Speisezubereitung diente. In der kalten Jahreszeit wurden die meisten
Lichtschlitze in der Wand zugestopft und mit Mänteln, wenn möglich Pelzen
versuchte man die Kälte fernzuhalten. Als zusätzliche Wärmequelle holte man
noch Haustiere (meist Schafe) in den Raum. Die Hühner wurden noch Jahrhunderte
später, in Bauernhäusern in einem Verschlag in der Küche gehalten.
Reinlichkeit war im Winter von untergeordneter Bedeutung.
1072 erblickt Agnes von Waiblingen, als Tochter von König
Heinrich IV. und Berta von Susa
(=Savoyen-Turin) das Licht der Welt.
1073 gelangt der "Mönch Hildebrand" unter tumultartigen
Umständen und Missachtung einer 1055 erlassenen Regel zur
Papstwahl, auf den päpstlichen Stuhl. Er nennt sich Gregor VII. und
vertritt den Anspruch auf die Weltherrschaft des Papstes.
1075 stirbt E.B. Anno von Köln.
Papst Gregor VII. fordert auf einer Synode in Rom wieder das
Verbot der Priesterehe (Zölibat), der Simonie (Verkauf von
Kirchenämter) und der Besetzung von Kirchenämter durch die Landesfürsten. Mit
diesen Forderungen schafft er sich viele Feinde im deutschen Klerus.
1076 wird Papst Gregor VII. auf einem Reichstag und Konzil in
Worms unter der Leitung des Erzbischofs Siegfried von Mainz wegen
Ungültigkeit seiner Wahl für abgesetzt erklärt.
Papst Gregor VII. reagiert auf einer Lateransynode in Rom mit dem Ausschluss
von E.B. Siegfried von Mainz von der "Gemeinschaft der
Christen" und belegt Kg. Heinrich IV. mit dem Bannfluch
(Die Untertanen vom Gehorsam entbunden).
Die Herzöge in Deutschland sehen eine Möglichkeit König Heinrich IV. zu
entmachten. Papst Gregor VII. sagt zu nach Augsburg zu kommen, wo sich
der gebannte König verantworten sollte.
König Heinrich IV. überrascht alle mit einer Reise nach Italien, wo er
von vielen Gegnern des Papstes mit Freuden empfangen wurde.
Papst Gregor VII. flüchtet zur Gräfin Mathilde auf die Burg Canossa,
die als uneinnehmbar galt.
1077 kommt es zu dem legendären Gang nach Canossa, wo sich Papst Gregor
VII. genötigt sieht, Kg. Heinrich IV. vom Bann zu lösen.
Hier ist anzumerken, dass das sagenhafte Ausharren barfuß im Schnee vor dem
Burgtor in Wirklichkeit nicht stattgefunden hat. Im Gegensatz zur klerikalen
Regenbogenpresse lassen die Protokolle des Burgkaplans Donizo von Canossa
erkennen, dass König Heinrich IV. von Beginn der Verhandlungen an in der
Burg weilte. Donizo, der auch die Lebensbeschreibung von Mathilde,
der Herrin auf Canossa, verfasste, kann niemand als Sympatisant Heinrichs
IV. sehen (Wolfgang Landgraf: Heinrich IV.).
1079 erhält Friedrich I. von Staufen (32 Jahre) für Treue
und Unterstützung von König Heinrich IV. das Herzogtum Schwaben zu Lehen
und die Königstochter Agnes von Waiblingen (7 Jahre) zur Frau.
(Sie wird die Urgroßmutter von Friedrich Barbarossa).
1084 kann Heinrich IV., Papst Gregor VII. entmachten und aus Rom
vertreiben.
Er wird vom Gegenpapst Clemens III. zum Kaiser gekrönt.
1085 am 25. Mai stirbt Gregor VII. in Salerno, wohin er
geflüchtet war.
1086 mildert der Nachfolger, Papst Viktor III., die Forderung
nach der Ehelosigkeit für die Priester dahingehend, dass schon bestehende
Priesterehen nicht gelöst werden müssen. Nur sollen künftig die Priester von
ehelichen Bindungen Abstand halten.
1087 stirbt Constantinus Africanus. Er hatte als
nordafrikanischer Kaufmann, der später dem Orden der Benediktiner beitrat,
arabische Niederschriften über Medizin und Heilkräuter ins Lateinische
übersetzt. Er lebte lange Zeit in Salerno und Monte Cassino.
1087 vermählt sich Kaiser Heinrich IV. mit der russischen
Fürstentochter Praxedis. Im gleichen Jahr läßt er seinen ältesten Sohn Konrad
zum König krönen.
1090 unternimmt Heinrich IV. einen zweiten Romzug. Er wird jedoch
bei Canossa von den Truppen Mathildes geschlagen. In Mailand läßt
sich sein Sohn Konrad zum König der Lombarden krönen und schließt
sich einer gegen Kaiser Heinrich gerichteten Gruppe an. 1094
sperrt Herzog Welf von Bayern ( mit Mathilde von Tuskien
vermählt) die Alpenpässe und verhindert Kaiser Heinrich die Rückkehr
nach Deutschland.
Heinrich IV. bleibt bleibt in Oberitalien bis eine Einigung erzielt
wird.
1095 kommt es durch Papst Urban II., in der Synode von Clermont
zum ersten Aufruf für einen Kreuzzug zur Befreiung des hl. Landes von
den Seldschuken.
1096 trennt sich Welf von Bayern von Mathilde, läßt sich
von Kaiser Heinrich IV. als
Herzog von Bayern bestätigen und gibt die Alpenpässe wieder frei.
1096 kommt es zu ersten Kreuzzugsbewegungen von ungeordneten und
schlecht bewaffneten Gruppe aus Frankreichn, die zum überwiegenden Teil schon
auf dem Weg in den Orient umkommen.
1096 (-1099) Im gleichen Jahr beginnt noch der "erste
Kreuzzug" romanischer Ritter unter der Führung von Brüdern des
französichen Königs. (weiter unten wird auf die Kreuzzüge noch eingegangen)
1098 wird „Hildegard von Bingen“
in Bermersheim, als 10. Kind des Grafen
Hildebert von Bermersheim
geboren. Achtjährig kommt sie ins Kloster Disibodenberg, wo sie Jutta von Spanheim mit dem Wissen ihrer
Zeit vertraut macht und den Weg ihres weiteren Lebens vorbereitet.
1099 wird vom deutschen Fürstengericht König Konrad die Krone
abgesprochen und der zweitgeborene Sohn Heinrichs IV. , der gleichnamige
Heinrich V. zum König gekrönt.
1103 lässt Heinrich IV. den ersten weltlichen Landfrieden
verkünden.
1106 stirbt Heinrich IV. nach 51 Regierungsjahren.
Heinrich V., sein Sohn, übernimmt die Regierung.
1107 schlägt während eines Hoftages in Goslar ein Blitz in die Kaiserhalle,
neben Heinrich V.. Die Spitze seines Schwertes und die Nägel auf seinem Schild sollen durch die Hitze geschmolzen sein.
1108 und 1135 wird Gerhard von Berbach erwähnt.
1109 wird von Dietmar von Selbold
das Kloster gegründet. ( An anderer Stelle wird 1139 als Gründungsdatum
genannt)
1111 nach turbulenten Verhandlungen mit dem Papst und
militärischem Druck wird Heinrich V. zum Kaiser gekrönt.
1111 (-1137) kommt EB Adalbert in Mainz an die Regierung. Unter seiner
Leitung kommt es zur Schaffung der Vicedomate:
Hessen-Eichsfeld-Rusteberg, Thüringen-Erfurt, Mittelrhein-Mainz und Mainfranken-Aschaffenburg.
(vergleichbar Regierungsbezirken)
1114 vermählt sich Heinrich V. mit Mathilde, der Tochter Heinrichs
von England.
Mit der Verleihung von Freiheitsbriefen an die rheinischen Städte erregt
er die Fürsten. Unter Führung von E.B. Adalbert von Mainz kommt es zum Fürstenaufstand,
der jedoch vom kaiserlichen Heer niedergeschlagen werden kann.
1115 kommt es in Laon, wo fast ein Jahrhundert zuvor vom Erzbischof die gottgewollte Dreiheit verkündet
wurde, zum Aufstand. Die Bürger erschlagen den korrupten Bischof der sich in
einem Fass versteckt hatte, legten Feuer in der Kathedrale und stürmten die
Wohnburgen des Adels.
1120 Zu dieser Zeit vermählt sich Friedrich II. von Staufen, ein Enkel
Heinrichs IV. mit Judith von Bayern. Aus dieser Ehe sind zwei Kinder
bezeugt: Friedrich III. (Barbarossa) und Berta.
1122 lässt EB Adalbert ohne Zustimmung von Heinrich V.
Aschaffenburg befestigen (Burgenhoheit)
1122 und 1143 wird Heinrich von Berbach erwähnt.
1125 stirbt Kg. Heinrich V. ohne leibliche Erben. Gegen
den von Heinrich V. als Nachfolger vorgesehenen Friedrich von
Schwaben wird, auf Betreiben Adalberts von Mainz, Lothar von Sachsen
zum König gewählt.
1127 wird ein Tiemo de Bratselede (-Prozelten) als Vogt in
Aschaffenburg erwähnt. Nachfolgend werden die Grafen von Rieneck als
Vögte sichtbar.
1127 wird ein Marcolf, Probst im Stift in Aschaffenburg.
1127 wird die Kaiserwitwe Mathilde von ihrem Vater
Heinrich I. von England zur Thronnachfolgerin bestimmt.
1128 vermählt sich die verwitwete Königin Mathilde in zweiter Ehe
mit Gottfried von Anjou. Der Bräutigam wird zuvor zum Ritter geschlagen
und dies gibt uns Einblick in die Kleiderordnung eines Ritters von königlichem
Rang: "Der Tag des Ritterschlags begann für den jungen Gottfried mit
einem Bade; dann wurde er mit einem leinenen Untergewand, einer Tunika aus
goldbrokatem Stoff, einem Purpurmantel, seidenen Strümpfen und mit goldenen
Löwen geschmückten Schuhen bekleidet. In diesen Gewändern trat er vor die
schaulustige Menge, zusammen mit seinen Gefährten, die mit ihm zum Ritter
geschlagen wurden." ( Wiebke, Koch-Mertens: Der Mensch und ...S. 148)
In einfacherer Art gekleidet kann man sich auch die Brüder Gerhard und
Engelhard von Kälberau vorstellen die 1131 im Gefolge E.B.
Adalberts urkundlich sichtbar werden.
Außer Dienst unterschieden sie sich jedoch kaum von der bäuerlichen
Bevölkerung. In der frostfreien Zeit lief man barfuß. Die Kleidung war auf das
notwendige Minimum beschränkt. Und der Tagesablauf durch Arbeiten bestimmt, die
das Zusammenleben vorgab. Da sich die frühen Herrenhöfe weitgehend als
Selbstversorger in jeder Hinsicht behaupten mussten, wurden alle handwerklichen
Arbeiten innerhalb des umfriedeten Bereichs ausgeführt. Die meisten der frühen
Ritter beherrschten Mindestkenntnisse im Schmieden, in den unterschiedlichsten
Arten der Holzbearbeitung und zeitgemäßer Bautechnik. Der Hausfrau oblag die
Versorgung der Familie. Dies setzte das Können im Backen, Kochen, Bierbrauen,
in Herstellung von Kleidung einschließlich die Künste des Spinnens und Webens
voraus. Aber auch die Betreung des Kräutergartens, um den Speisen etwas Würze
geben zu können. Hinzu kam noch die Kinderbetreuung. Langeweile kam nicht auf,
dafür waren die Umweltbedingungen zu hart.
Die Familie eines frühen Herrenhofes bestand aus etwa 20 Personen (d.h. alle,
einschließlich Knechte und Mägde).
Das Erzbistum Mainz ist zu dieser Zeit im Besitz der Burg in Gelnhausen, es
besitzt das Kloster Seligenstadt und hat starken Bezug zum Stift Aschaffenburg.
1130 wird auf dem Konzil von Clermont den Mönchen jegliches ärztliches
Wirken verboten. Damit wurde der frühen Klostermedizin ein Ende
bereitet, die sich zuvor in Anlehnung an die Schriften arabischer Gelehrter
entwickelt hatte.
Zur gleichen Zeit beginnt Hildegard von Bingen mit allen möglichen Aufzeichnungen. Als herausragendes Werk wird
jedoch die Beschreibung von allen möglichen Kräutern, in ihrer heilsamen Wirkung
bei Beschwerden unterschiedlichster Art in die Arzneimittelkunde eingehen. Sie
selbst wird als Hildegard von Bingen so bekannt, daß sich selbst Könige
und Kaiser bei ihr manchmal um Rat bemühen.
Zu dieser Zeit stirbt Judith, die Mutter von Friedrich Barbarossa.
1131 kommt es zur ersten urkundlichen Erwähnung eines Gerhard von
Kelberowe im Gefolge des Mainzer Erzbischofs. Sie besitzen zu dieser Zeit
schon die Zehntgerechtigkeit in Dettingen.
1132/33 verehelicht sich Friedrich II. von Staufen in zweiter
Ehe mit Agnes von Saarbrücken. Einer Tochter von Friedrich und Gisela
von Selbold-Gelnhausen.
1135 ist ein extrem trockenes Jahr
und viele kleinere Flüsse führen keine Wasser mehr. Hier zeigen die Räte der
Stadt Regensburg, daß diese Situation auch ihre positive Seite hat. Sie
beschließen sehr schnell, daß man bei diesem Wasserstand der Donau ohne
Schwierigkeiten mit dem Bau einer großen Brücke beginnen kann. Herzog Heinrich genehmigt das Vorhaben
und sofort beginnt man mit den Fundamenten im Flußbett. Die Bauleitung hatte
man dem Brückenbaumeister Herbot
übertragen. Wesentlichste Basis war eine Landzunge zwischen der Donau und der
zufließenden Naab. Um das extrem breite Flußbett zu überbrücken wurden 16 Bogenwölbungen, mit Spannweiten von 10,45 - 16,70 Meter vorgesehen.
Die Träger wurden mit einer Breite von 5,85
und 7,40 Meter ausgeführt und auf
einen Rost behauener Eichenstämme aufgesetzt. Zum Schutz gegen Ausschwemmungen
wurden um die Gründung noch Eichenstämme in den Boden gerammt. Daß diese
Bauausführung gut durchdacht war und nicht nur in Abstimmung mit dem Wetter
sondern auch mit der Bodenbeschaffenheit optimal abgestimmt war, zeigt sich
noch nach 900 Jahren. In einer Zeit
wo man Brücken schon nach wenigen Jahrzehnten wegen Baufälligkeit schon wieder
abbrechen muß.
1136 In einer zweiten Erwähnung ist Gerhard von Kälberau in
Verbindung mit seinem Bruder Engelhard genannt. Aufgrund des Namens Gerhard,
der bei den Grafen von Berbach mehrfach belegt ist, wird ein
verwandtschaftlicher Bezug vermutet.
1138 wird Konrad III. von Staufen zum Nachfolger des 1137
verstorbenen Lothar von Sachsen gewählt.
1139 stirbt Heinrich der Stolze
von Bayern (Vater des 10jährigen Heinrich des Löwen).
Im gleichen Jahr verbietet Papst Innozens
II. die Verwendung des Griechischen
Feuers bei Kämpfen innerhalb der Christenheit. Gegen Heiden durfte diese
Waffe weiterhin genutzt werden.
1139 wird
auf dem Konzil im Lateran in Rom das Zölibat
gefordert.
1139 übergibt EB Adalbert II. von Mainz sein "Landgut"
in Hörstein in der Grafschaft Ber(n)bach dem Petersstift in
Mainz. Hierbei ist anzunehmen, dass dies Teil des Preises war, den er für die
Wahl zum Erzbischof erbringen musste.
Für diese Zeit ist in Gunzenbach (OT von Mömbris) ein fester Herrenhof
archäologisch bezeugt. (Große Wiese 3) Eine Tüllenkanne mit Rotmalerei wird von
H. Rosmanitz, anhand vergleichbarer Funde von der Ketzelburg bei Haibach
dahingehend datiert.
Tüllenkannenscherben rot bemalt um 1140, FO. Gunzenbach, Grosse Wiese 3
1140 wird in der Schlacht bei Weinsberg Welf IV. von
Bayern von König Konrad III. geschlagen. Während der Belagerung der
Stadt Weinsberg, in die sich Herzog Welf zurückgezogen hatte, kommt es
zu dem Ereignis mit den Weibern von Weinsberg, die ihre Männer auf dem
Rücken aus der Stadt tragen (Alzenau-Sage).
1143 wird Papst Eugen III. zum Verlassen Roms gezwungen, da die
römischen Bürger den Senat wieder als kommunale Behörde eingeführt haben.
1144 will EB Heinrich von Mainz eine Frau Adelonga mit
ihren fünf Kindern, die zu seiner Familia gehörten, der Aschaffenburger Kirche
als ministeriales (Leibeigene) überlassen. Er kann dies erst mit Zustimmung des
Vogtes, nachdem sie aus der Vogteigerichtsbarkeit gelöst wurden.
1145 wird Papst Eugen III. ein Hilferuf von Raimund
von Antiocheia überbracht, der sich nach dem Fall der Kreuzfahrerstadt
Edessa bedroht fühlt. Der Hilferuf wird an Kg.Ludwig VII. von Frankreich
weitergeleitet, da Papst Eugen III. nicht handlungsfähig war.
1146 beginnt Bernhard von Clairvaux (später heilig gesprochen)
mit Billigung des Papstes für einen Kreuzzug zu werben. Er beginnt mit
radikal-religiösem Fanatismus die Massen gegen alle Nichtchristen aufzuhetzen.
Jedem, der im Kampf den Tod findet, verspricht er reichen Lohn im Paradies. (Es
ist das gleiche Versprechen wie es einst Mohammed seinen Mitstreitern gegeben
hatte, doch fehlte die Präzisierung die bei Mohammed zum Sieg führte.)
Kaiser Konrad III. erklärt sich nach einer Predikt Bernhards in
Speyer zur Teilnahme am Kreuzzug bereit. Papst Eugen III. ist dagegen da
er sich von den Römern bedroht fühlt.
1146 Konrad III. hat seinen Sohn Heinrich zum deutschen König
erhoben.
1147 Ende Mai bricht das Kreuzfahrerheer mit etwa 70.000 Mann in
Regensburg auf.
Kaiser Konrad beteiligt sich in Begleitung seines Neffen Friedrich
II. von Schwaben, dem späteren Kaiser Barbarossa.
Vor Beginn des Kreuzzuges vermählt sich Friedrich II. von Schwaben mit
Adela von Vohburg. In der nachfolgenden Zeit wird über
seine Gattin keine Nachricht mehr sichtbar.
Der Kreuzzug entwickelt sich zu einer Kette von Niederlagen. Das
Hauptheer unter der Führung des Kaisers wird noch im gleichen Jahr durch
türkische Reiterscharen zersprengt und auf der Flucht durch Hunger und Seuchen
weitgehend vernichtet. Das französische Kreuzritterheer unter Ludwig VII.
kann die Reste des deutschen Heeres angliedern und zieht nach der Südküste
Kleinasiens. Eine deutsche Abteilung unter der Führung des Bischofs Otto von
Freising wird bei Laodikeia von den Mohammedanern vernichtet. Otto von
Freising kann sich nach Konstantinopel retten. Das französische Heer
gelangt unter großen Verlusten nach Attaleia. Kaiser Konrad erkrankt und
nimmt die Einladung von Kaiser Manuel an, nach Konstantinopel zu kommen.
1148 versuchen Kaiser Konrad und König Ludwig von Frankreich
Damaskus und Askalon zu erobern. Alle Versuche scheitern. So müssen sie wegen
der hohen Verluste durch Kampf, Hunger und Krankheiten das ganze Unternehmen
aufgeben. Die Masse der Kreuzfahrer ist zugrunde gegangen.
1149 kehren die (überlebenden) Kreuzfahrer zurück.
1150 Das unrühmliche Ende des 2. Kreuzzuges ernüchtert die Gläubigen
und Prediger finden kaum noch Gehör.
In der Geistlichkeit setzt sich das Interesse an fundiertem Wissen durch. In
Paris schließen sich geistliche Schulen zur Universität zusammen.
1150 stirbt Heinrich, der Thronfolger.
Zu
dieser Zeit werden urkundlich betreffend das Meerholzer Kloster, einige
Mitglieder adeliger Familien sichtbar, die für Jahrhunderte noch Einfluß nehmen
werden. Als Stifter für das noch junge Prämonstratenserkloster werden genannt
nach Graf Egbert von Selbold/Gelnhausen, Engelke d. Ä. von Jossa, Berthold d. J. von
Kälberau, Johann von Rückingen und neben anderen von (Kloster?) Selbold u. A.
noch ein Emich von Gondsroth.
( Quelle: W. Engel, Zur Geschichte
des Klosters Meerholz)
Burg Jossa
1150
findet in Frankfurt erstmals eine Herbstmesse statt. Aufgrund der
weitreichenden Bewegungen von Volksmassen, werden Bedarfe erkennbar, deren
Befriedigung zur Entwicklung von Fertigungszentren in Städten führen. Aus den
bäuerlichen Hauswerkern, die für den Eigenbedarf im Hof fertigten,
entwickeln sich die Handwerker. Nachgeborene nicht erbberechtigte, Söhne
freier Bauern bilden in den Städten Handwerkerzentren, wo Waren auf Vorrat
gefertigt und zum Verkauf ( Handel) angeboten werden.
Die durch Verbesserungen in der Nahrungsmittelversorgung gestiegenen
Lebenserwartung, brachte eine gewisse Überbevölkerung und nötigte manche zum
Abwandern. Möglichkeiten für eine Existenzgründung boten hier noch
unerschlossene Gebiete in den slawischen Nachbarländern. Günstige Bedingungen
boten deutsche und auch slawische Fürsten, die durch Neugründung von Dörfern
für Einwanderer, ihre eigene Macht stabilisierten.
Den Neubürgern wurden mit großzügigen Freiheitsrechten ( keine Leibeigenschaft
) und Landzuweisungen, Möglichkeiten geboten, die in ihren Herkunftländern
nicht mehr möglich waren.
Mit einer systematischen Aufteilung der zum Teil noch gänzlich unerschlossenen
Gebiete, wie sie unter Kg. Dagobert I., ein halbes Jahrtausend
zuvor im späteren Deutschland begonnen wurde, begannen die Voraussetzungen der
nachfolgenden „Ostkolonisation“. Schon bald erkannten nachgeborene Söhne
deutscher Adligen die Möglichkeit des persönlichen Aufstiegs, indem sie die
Anwerbung für die Fürsten übernahmen. Als sogenannte Lokatoren ließen
sie sich große Gebiete zur Erschließung und Besiedlung übertragen. Während sie
in ihrer alten Heimat intressierte Familien zur Übersiedlung in eine neue
Heimat bewegen konnten, trieben sie die Vorbereitungen für die neuen Siedlungen
in den dafür vorgesehenen Gebieten voran. Abweichend von den alten
Streusiedlungen der Slawen, ließen die Lokatoren geschlossene Gemeinden
entstehen. Jeder Siedler bekam eine Hufe (=Hube) Land, die sich hinter dem
Gehöft befand.
Die Lokatoren übernahmen die Führung in den neuen Gemeinden und statteten sich
mit einer wesentlich größeren Fläche aus, vergleichbar den Herrenhufen in ihren
Herkunftsländern. Sie übernahmen die „niedere Gerichtsbarkeit“,
mit den Abgaben aus der Mühle, dem Dorfgasthaus und der Fischerei.
Sehr schnell folgten Vertreter der römisch-christlichen Kirche und gründeten
Klöster, als Ausgangspunkte zur Verbreitung ihrer Glaubensrichtung. Die größte
Verbreitung schuf der Zisterzienserosden. Auch sie ließen sich mit viel
Ländereien ausstatten, auf denen sie eigene Siedlungen gründeten. Sie schufen
bald landwirtschaftliche Musterbetriebe.
Die griechisch-orthodoxe Glaubensrichtung wurde weitgehend nach Osten
verdrängt.
Gute landwirtschaftliche Erträge brachten Überschüsse die verkauft werden
konnten. In den sich entwickelnden Städten fanden sich Käufer. Vergleichbar der
mitteleuropäischen Entwicklung bemühten sich jetzt auch die Fürsten in den
slawischen Grenzgebieten mit Stadtgründungen ihre Fürstensitze aufzuwerten. Der
Bedarf an guten Handwerkern bildete einen großen Absatzmarkt für Nahrungsmittel
aus dem Umland. Außer den sich entwickelnden Residanzstädten kam es noch zur
Gründung von Handelsstädten, die sich auf den Vertrieb unterschiedlichster
Produkte konzentrierten.
Beispielhaft sein hier nur auf den Tuchhandel hingewiesen. Die Leinenweberei
stellte eine zusätzliche Erwerbsqelle für die ländliche Bevölkerung dar.
Allerdings hatte diese „Ostkolonisation“ in den Niederungen um die Oder und
Elbe ein Risiko, das in den nachfolgenden Jahrhunderten immer wieder zu
Katastrophen führen sollte. Die slawischen Siedler hatten sich, durch
jehrhundertelange Erfahrungen, nur in relativ hochwasserfreien Gebieten
niedergelassen. Die Neusiedler hatten nicht die Möglichkeit. Sie siedelten nach
Vorgaben unabhängig von der Topographie. So kam und kommt es in diesem Raum
immer wieder zu mehr oder weniger starken Überschwemmungen.
1152 stirbt König Konrad III. in Bamberg.
Auf seine Empfehlung hin wird sein Neffe FriedrichII. von Staufen
(Barbarossa) zum König gewählt.
1153 kommt Arnold aus Selenhofen bei Mainz auf den Thron des
Erzbistums.
1153 stirbt Bernhard von Clairvaux nach dem Scheitern seiner
kirchlich religiösen Bemühungen.
Im OT Hörstein wird ihm zu Ehren der Bernhardustag gefeiert. (Der
Anlass wird noch erwähnt.)
Unter Barbarossa gewinnt die bereits angesprochene Herberge bei
Kälberau an Bedeutung. Herberge bedeutet in dieser Zeit eine Fläche für den
Aufbau einer Zeltstadt und - seit Karl dem Großen - für die königliche
Familie ein beheizbares Gebäude. Die im Volksmund noch mit "Al
Herber(g)e" bezeichnete Waldfläche befindet sich oberhalb Kälberau auf 300
m Höhe.
Auf der "Al Herbere"
Die Beherbergung stellte an die Verantwortlichen
beachtliche Forderungen. Die Ankunft der Reisenden wurde ein Tag vorher vom
Marschalk (Verkehrsminister) gemeldet.
Nun musste innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit alles Erforderliche
vorbereitet werden. D. h., die Verpflegung für die Reisenden und Futter für
Reit-, Last- und Zugtiere. Außerdem alles für das persönliche Wohlbefinden der
königlichen Familie Erforderliche.
Der Gesamtaufwand wurde mit dem Begriff "Atzung" umschrieben.
Bei der Beherbergung mussten die Unbequemlichkeiten damaliger Reisen
berücksichtigt werden.
Es gab kaum Reisewagen. Selbst die Königin saß meist im Herrenreitsitz zu
Pferde.
Bei Regen gab es nur unzureichende Schutzkleidung. Und die nassen
Kleidungsstücke mussten während des relativ kurzen Aufenthaltes getrocknet
werden.
Mit dem Aufbau der staufischen Königsmacht in der zweiten Hälfte des 12. Jh.
und dem damit verbundenen Ausbau von Gelnhausen zur Stadt und der ehemaligen
Burg zur Pfalz bekam die Querverbindung Gelnhausen/Aschaffenburg eine
erneute Aufwertung.
Für Kälberau bestand offensichtlich Herbergspflicht. Und die Familie von
Kälberau trug die Verantwortung. Eine wesentliche Entlastung erfuhren die
Bewohner der Centen Wilmundsheim und Somborn, als Barbarossa später nach
dem Erlöschen des Ber(n)bacher Grafengeschlechtes die Grafschaft als heimgefallenes
Lehen behandelte und mit der erbeigentümlichen Grafschaft Selbold in Freie
Gerichte auflöste. Dies bedeutete, dass die Bewohner der (Centen) Gerichte,
vom (Kriegs-) Dienst oder von der (Heer-) Folge, von der Bede (Steuer)
und von der Atzung befreit wurden.
Für die Bewohner des Freien Gerichtes Wilmundsheim bestand unter der
Leitung der Familie von Kälberau zwar weiterhin die Herbergspflicht,
doch wurde die bereitzustellende Atzung bezahlt.
Hier ist vergleichend festzustellen, dass der Zusammenbruch des römischen
Reiches ganz wesentlich mit dem Bau sowie mit dem Unterhalt des Straßennetzes
"cursus publicus" und der privilegierten Benutzer begründet war. Die
Reisenden hatten im gesamten römischen Reich Anspruch auf kostenlose Bewirtung,
was im Laufe der Zeit die Bauern ruinierte und zur Auflehnung gegen die
herrschende Oberschicht brachte. (Prüfer G.: "Jetzt und überall und hier")
1153/54 wird die Ehe Kg. Friedrichs (jetzt der I.) mit Adela von Vohburg geschieden. Anschließend bemüht sich Kg. Friedrich I. (vergeblich) um die Hand der Prinzessin Maria Komnea, der Nichte des Kaisers Manuel von Byzanz.
1155 am 18. Juni wird Friedrich I. von Papst Hadrian
IV. zum Kaiser gekrönt.
Hierzu ist eine Situationsbeschreibung angebracht.
Am 17. April war er in Pavia zum König der Langobarden
gekrönt worden. Als mit seinem Heer weiter nach Rom zieht macht er in der Stadt
Sutri, östlich von Rom eine letzte Rast. Über seine Ankunft inrormiert, reitet
ihm Papst Hadrian entgegen. Bei der
Begrüssung verweigert er jedoch dem Papst den „Steigbügeldienst“, worauf ihm
der Papst den Friedenskuß verweigert. Er wirft sich zwar vor dem Papst zu Boden
und küsst ihm die Füsse, besser die Schuhe, als Oberhaupt der Kirche. Doch das
Halten des Steigbügels für den Papst beim Absteigen, hätte bedeudet, daß der
Papst über ihm stünde, vergleichbar einem Lehensherrn. Doch auf Drängen der ihn
begleitenden Fürsten ist er bereit diesen symbolhaften Dienst doch noch zu
vollziehen. Hadrian IV. möchte sich
aber mit Hilfe des nun zu krönenden
Friedrich I. eines Priesters entledigen, der gegen die zunehmende weltliche
Macht des Papstes predigt. Hierbei geht es um Arnold von Brescia, der mit seiner Ansicht in der Bevölkerung
zunehmend Anhänger gewinnt. Der Papst verlangt von Friedrich I., daß er ihn gefangen nimmt sobald er seiner habhaft
würde und an ihn ausliefere. Parallel zu den Verhandlungen mit dem Papst, wird Friedrich I. von der römischen
Bürgerschaft das Angebot gemacht, daß sie bereit wären ihn gegen weitere
Zugeständnisse und eine Summe Geldes zum Kaiser zu krönen. Da er die
Gesandschaft der Bürger empört abweist bringt er die Bürgerschaft gegen sich
auf. Nun wird die Kaiserkrönung in Eile vorbereitet. Während für die Krönung,
die Kernzone des päpstlichen Machtzentrums von deutschen Rittern abgesichert
wird, überfallen römische Söldner das Lager der Deutschen. Dieselben werden zu
einer mörderischen Verteidigungsschlacht gezwungen bei der sie einige der
Angreifer sogar gefangen nehmen können. Die angespannte Situation veranlasst
den frisch gekrönten Kaiser Friedrich I.
zur sofortigen Abreise nach Deutschland.
1156 verehelicht sich Friedrich I. (34 Jahre) in Würzburg mit
Beatrix von Burgund (12 Jahre)
1156 (-1189) wird Gerhard II. von Kälberau urkundlich
erwähnt. Für ihn sind drei Nachkommen bezeugt.
1157 kommt es zu ersten Spannungen mit dem Papst, der in einem
Schreiben das Kaisertum als Lehen des Papstes darstellt.
1158 werden nochmals Gerhard und Rupert von Berbach
erwähnt.
1158 sieht sich Kaiser Barbarossa veranlasst, die Rechte des
Reiches in Italien neu festlegen zu lassen. Zu diesem Zweck lud er Vertreter
der Städte und Juristen der Universität Bologna zu einem Reichstag auf den
Ronkalischen Feldern. Die wesentlichsten Ergebnisse waren die Regalien
betreffend Verkehr, Münzrechte, Einsetzung von Beamten und die Gerichtshoheit
als allein dem Herrscher unterstehend. Bede (Kopfsteuer) und Grundsteuer sind
zu entrichten.
Der König darf Pfalzen errichten wo immer er es für richtig findet. Ein
allgemeiner Landfriede wird erlassen, den alle Männer vom 18. bis zum 70.
Lebensjahr beschwören müssen. Dieser Eid muß alle 5 Jahre erneuert werden.
Bündnisse von Städten und Bürgern werden verboten.
Zu dieser Zeit beginnt vermutlich der Bau der Kaiserpfalz Gelnhausen
1159 Papst Hadrian
protestiert gegen die Ronkalischen Beschlüsse und organisiert den Widerstand
mit den Städten Mailand, Brescia und Piacenza.
Der noch im gleichen Jahr erfolgte Tod von Papst Hadrian führt zu einer Doppelwahl. Die Mehrheit entscheidet sich
für Alexander III. (1159-81). Eine
kaisertreue Minderheit wählt Viktor IV.
(1159-64) zum Papst.
1160 wird auf einer vom Kaiser einberufenen Kirchenversammlung in
Pavia Viktor IV. als Papst anerkannt
und Alexander III. mit dem Bann
belegt. Alexander flieht nach
Frankreich und verkündet gegenüber Viktor
III. und Kaiser Friedrich einen
Bann.
1160 wird der mainzer EB Arnold ermordet.
1160 (-1177) Erzbischof Konrad II. v. Mainz muss wegen
stauferfeindlicher Politik ins Exil.
1161 schliessen sich erstmals eine "Gemeinschaft der
Kaufleute die Gotland besuchen" zusammen. Kernpunkt des Zusammenschlusses
war das Monopol des Heringsimportes im Winter und an den 140 Fastentagen
der gläubigen Christen. Sie lieferten das Salz zur Konservierung aus Lüneburg
und sorgten für die Vermarktung der Salzheringe.
1162 kommt es zu einem kaiserfeindlichen Aufstand in Mailand.
Einige Nachbarstädte sehen die Gelegenheit, durch Unterstützung der Deutschen
bei der nachfolgenden Belagerung, die Vorherrschaft Mailands in Norditalien zu
brechen. Nach der Kapitulation Mailands wird die Stadt, auf Wunsch der
Nachbarstädte verwüstet.
1163 wird auf einem Konzil in Tours mit den Worten: "Die
Kirche schreckt vor dem Blut zurück" auch die medizinische Forschung
an den Klöstern und der christlichen Welt für Jahrhunderte verboten. (Winzer:
Illustrierte Geschichte Europas)
1164 wird nach dem Tod von Papst Viktor
IV. auf Betreiben von Erzbischof (und Reichskanzler) Rainald von Dassel, jedoch ohne Wissen des Kaisers, Paschalis III. zum Gegenpapst gewählt.
Damit wurde jede Möglichkeit einer Annäherung des Kaisers an Papst Alexander III. unmöglich gemacht.
1164 befreit Friedrich I. Barbarossa die Stadt Hagenau von der
kostenlosen Beherbung (Atzung).
Im gleichen Jahr besucht er Oberitalien, ohne Heeresaufgebot und macht den
lombardischen Städten einige Zugeständnisse.
1165 kommt es auf einem Reichstag in Würzburg zu der Festlegung Alexander III. als Papst nicht
anzuerkennen.
1166 kommt Papst Alexander III.
aus Frankreich zurück und wird von den Römern begeistert empfangen.
1167 tritt ein Boppo von Somborn urkundlich in Erscheinung.
Im gleichen Jahr werden Richalm und Gerhard von Harpach (Horbach)
urkundlich sichtbar.
1167(-1183) Christian Gegenerzbischof in Mainz.
Im gleichen Jahr beginnt Kaiser Friedrich
I. seinen vierten Zug nach Rom. Die Erzbischöfe Rainald von Köln und Christian
von Mainz besiegen mit ihren Heeren bei Tusculum die Römer. Papst Alexander III. flieht nach Benevent.
Schon bald nach der Besetzung Roms durch das kaiserliche Heer kommt es zum
Ausbruch einer Seuche die den größten Teil des deutschen Aufgebotes
hinwegrafft. Der Kaiser sieht sich genötigt die Stadt wieder zu verlassen.
Unter den Toten befinden sich Rainald
von Dassel, Kanzler und Erzbischof von Köln. Ausserdem die Bischöfe von
Prag, Verdun, Lüttich, Regensburg und Speyer. Hinzu kommen Friedrich von Schwaben und
Welf VII.
Papst Alexander III. bezeichnet
den Ausbruch der Seuche als Strafe Gottes!
Als der Kaiser mit dem Rest des Heeres zurückreisen will, wird ihm der Weg in
den Apeninnen versperrt. Er sieht sich zum Rückzug nach Pavia gezwungen. Nach
acht Monaten Belagerung gelingt Barbarossa eine Rückreise durch Savoyen. Die
Lombardei scheint für den Kaiser verloren.
1168 wird
Ludwig I. von Rieneck als
Vicedom erwähnt.
1169 auf einem Reichstag in Bamberg
erhebt Friedrich Barbarossa seinen
4-jährigen Sohn Friedrich zum König.
Derselbe wird nachfolgend vom Erzbischof
Philipp von Köln, in Aachen gekrönt. Bedauerlicherweise verstirbt der junge
König schon im darauffolgenden Jahr.
1170 am 25. Juli erteilt Kaiser Friedrich I. der neu gegründeten Stadt
Gelnhausen vier verschiedene Rechte und Freiheiten:
1. Befreiung der Kaufleute von Handelszöllen an kaiserlichen Plätzen und
Zollstätten.
2. Erblichkeit von Grundeigentum in der Stadt.
3. Verkaufsmöglichkeit von Grundeigentum in der Stadt.
4. Errichtung eines Stadtgerichtes.
Im gleichen Jahr wurde der Bau der Kaiserpfalz auf der Kinziginsel
intensiviert.
1173 lässt Barbarossa in einem Rechtsspruch den Geistlichen in
Mainz und den Kanonikern in Aschaffenburg, Frankfurt und Bingen Testierfreiheit
bestätigen (eigene Rechtsprechung und Recht testamentarisch Besitznachfolge
festzulegen). Viele Stiftsangehörige hatten Grundbesitz (Häuser) im sog.
Immunitätsbezirk (Stiftsberg). Alles Geschehen innerhalb dieses Bereiches stand
außerhalb weltlicher Gewalt. Auch die des Vogtes war ausgeschlossen. Die
Gerichtsbarkeit übte der Prälat aus. In Aschaffenburg hatte diese Aufgabe der
Dekan (nachweislich bereits 976
unter EB. Williges), da der Probst auch Archidiakon war und für ihn
keine Residenzpflicht bestand.
1174 erlöscht das Ber(n)bacher Grafenhaus im
Mannesstamm. Dies ermöglicht Kaiser Friedrich Barbarossa die Auflösung
der Grafschaft und die Centen (Gerichte) Wilmundsheim, Somborn und vermutlich
auch Altenhasslau in Freie Gerichte umzuwandeln.
Freie Gerichte um Gelnhausen nach dem Erlöschen der Grafen von Berbach 1174
Damit verbunden ist die Befreiung vom
Dienst der Atzung und der Bede. Hierbei handelt es sich um die Befreiung
vom Kriegsdienst, der kostenlosen Beherbergung von Herrschaften oder deren
Vertreter, wie bereits zehn Jahre vorher für die Stadt Hagenau geschehen und
der Bede oder Ungeld, um die „gebeden“ wurde. Die Höhe wurde in den Gemeinden
von vereidigten Bedesetzern, jeweils nach Vermögenslage der Bedepflichtigen
festgesetzt. Ersatzweise wurden die von den alten Lasten befreiten, nun
verstärkt beim Ausbau der Kaiserpfalz Gelnhausen herangezogen.
Vor diesem Hintergrund begann die Familie von Kälberau mit dem Bau des
Schlosses Rannenberg, vermutlich auch zur Sicherung des Königsweges und der
Kaiserpfalz Gelnhausen.
Natürlich wurden auch in den Nachbargemeinden Herrensitze in dieser Zeit erbaut
und der Beginn von Hofhaltung im hochmittelalterlichen Stil kann angenommen
werden. Zumindest auf Schloss Rannenberg ist der Besuch fahrender Sänger
nicht auszuschließen.
Wer die markantesten Stationen der Minnesänger ansieht, die Wartburg
in Thüringen, Marburg und Münzenberg in Hessen, Wildenberg im Odenwald oder
Hausen bei Lorsch, der erkennt, dass dieselben auf ihren Reisen viele gute
Adressen brauchten, wo sie ihre Neuigkeiten gegen gute Bewirtung und ein warmes
Nachtlager anbringen konnten. Zu den bekanntesten Minnesängern ist
festzustellen, dass sie überwiegend als Werbeagenten für hochgestellte
Auftraggeber unterwegs waren. Neben ihren Minneliedern, mit denen sie zwar die
Gunst mancher Schönen zu erlangen hofften und oft zumindest stellvertretend
einer der liebevollen Mägde erhielten, verbreiteten sie Geschichten von großen
Taten ihrer Auftraggeber, die in ihrer Ausschmückung dem Schreibstil heutiger
Skandaljournalisten in nichts nachstanden. Bekannt ist die Werbeaktivität von
Walther von der Vogelweide für Kaiser Friedrich II., was ihm
schließlich mit einem Gütlein bei Würzburg belohnt wurde. Weniger bekannt ist,
dass Konrad von Würzburg im Auftrag Ludwigs II. von Rieneck
anlässlich dessen Vermählung mit Adelheid von Crumbach, die Herkunft der
Familie von Rieneck mit der Lohengrinsage verbinden musste. In diesem
Zusammenhang nimmt Ludwig von Rieneck auch den Schwan als Helmzier.
Zuvor hatten die Rienecker eine Art Windrädchen auf dem Helm.
Mit dem Bau und der Hofhaltung in der Kaiserpfalz Gelnhausen erscheint eine
direkte Verbindung nach Seligenstadt mit dem Reichskloster wichtig. Die
kürzeste Wegführung geht durch Wilmundsheim. Hier wird vermutlich extra eine
künstliche Furt durch den Kahlfluss angelegt (Pflasterstraße quer zur
Fließrichtung, mit ansteigender Uferbefestigung bis über die Wasserkante). Bei
einer Sohlenbreite von 30 Fuß (9 m) konnte der Kahlfluss mit Sicherheit
fast ganzjährig durchquert werden (jetzige Sohlenbreite 5 m).
Die ehemalige Furt links
vom Verfasser, nach rechts ansteigende Pflasterung bis über die Wasserkante.
Über dem Verfasser zwei versandete Bachbetten (wannenartig); ehemalige
Ableitungen des Burggrabens. (Jetziger Bachverlauf Straße an der Burg /
Entengasse) Links vom unteren Bachbett sind hinter dem Stahlgitter, die
nebeneinander liegenden Hölzer des 1395 gelegten Knüppeldammes, über der
schlammüberdeckten Furt sichtbar. (Foto: G. Pfarr)
Diese Furt befindet sich nun unter der Tiefgarage und Bibliothek.
Sie wurde während der Baumaßnahmen sichtbar und vom Verfasser dokumentiert. Vor
dem "Berg Welmisheim" (jetzt Kirchberg) führte der Weg durch
den Klosterhof und den Hauckwald in fast gerader Linie zwischen Wasserlos und
Prischoß, am Gerichtsplatz den Weg von Hörstein nach Kahl (ehemals Hanauer Weg)
kreuzend, zum Main und weiter nach Seligenstadt (jetzt Sälzerweg).
Funde im Bereich des Klosterhofs
Unter Kaiser Barbarossa
kommt es zur "Entsakralisierung" des Kaisertums, wie es seit
König Dagobert propagiert wurde. Barbarossa lässt stattdessen die
Bezeichnung "heilig" der Reichstitulatur zufügen.
1174 bricht der Kaiser zu seinem
fünften Italienzug auf. Er hat die Absicht die lombardischen Städte wieder für
das Reich zu gewinnen.
1175 wird vom Petersstift in Mainz ein Rechtsstreit begonnen,
der neben Gütern in Horbach auch die Klosterhöfe in Wilmundsheim betraf. Der
Anlaß war, daß die Eltern des Stiftskanonikers Dragebodo bei seiner
Aufnahme, dem Stift mehrere Güter (übergeben, nach Ansicht des Stiftes)
geschenkt hatte. Dieselben erhielt er wieder zur Bewirtschaftung zurück und
zahlte als Pacht jährlich 10 Schillinge. Als er vom Chordienst im Stift,
zum Erzbischof Arnold (1153 - 1160) wechselte, um Dienst in dessen
Kapelle zu tun, stellte er die Zinszahlungen ein. Offensichtlich in der
Annahme, daß er nun wieder über seine Güter verfügen könne, verkaufte er
dieselben an die Abtei Seligenstadt, unter der Leitung von Abt Anselm (1159
- 1175). Damit gab sich das Petersstift nicht zufrieden und strengten einen
Prozeß bei dem neuen Erzbischof Christian (1165 - 1183) an. Drageboto
mußte sich schließlich verpflichten innerhalb eines Jahres die Sache wieder gut
zu machen. Dragebodo verstarb jedoch noch innerhalb der Jahresfrist.
Unter dem neuen Abt Konrad ( 1174 - 1181 )einigte man sich schließlich
darauf, daß die Güter im Besitz von Seligenstadt blieben. Die Abtei jedoch
"auf ewige Zeiten" jährlich 5 Schillinge an das Petersstift
zahlte. Letzte Zeugnisse dieser Klosterhöfe sind noch ein Brunnen, vor dem
Anwesen Amberg und ein in den Fels gebrochener Keller im Anwesen Kerber
(Wasserloserstrasse 8 + 10). Die Besonderheit des in den „Berg Welmisheim“
gebrochenen Kellers ist die Form von einem liegenden A. Der Zugang ist 1,40 Meter, verbreitert sich jedoch und ist in
6,80 Meter Tiefe schon 4,10 Meter breit. Die in einem spitzen Winkel
auseinandergehenden Teilräume erstrecken sich links mit einer Breite von 2,54
Meter auf eine Gesamttiefe von 14,80 Meter. Der rechte erreicht 17 Meter, bei
einer Breite von 2,30 Meter. Die Höhe ist gleich mit 2,53 Meter an den
Endpunkten. Am hinteren Ende des linken Raumes befindet sich ein Kamin der
oberhalb im Berg seine Öffnung hat. Ein Querstollen, mit einer Höhe von 1,87
Meter, 1,22 Meter breit und 4,40 Meter Länge verbindet die beiden Teilräume im
hinteren Bereich. Dieser Querstollen hat möglicherweise die Funktion eines
Verstecks für die Klosterhofleute bei Bedrohung.
Eine Brunneneinfassung aus Sandstein, von dem kahlseitigen Hof, die bei der
Neubebauung gesichert wurde, befand sich
viele Jahre, rechts vom Eingang zum damaligen Heimatmuseum im
Michelbacher Schlößchen.
1176 während des Italienzuges kommt es schon bald zu Schwierigkeiten
mit den lombardischen Städten. Bereits an der neu erbauten Stadt Alessandria
muß er die Belagerung, als aussichtslos aufgeben. In der Annahme, daß er mit
Verhandlungen eine Vereinbarung erreichen könne entläßt er den größten Teil
seines Heeres. Als ihm jedoch vor der wiedererbauten Stadt Mailand überzogene
Forderungen der lombardischen Städte übermittelt wurden sieht sich der Kaiser
zu militärischen Maßnahmen genötigt.
Da er den größten Teil seiner Panzerreiter inzwischen entlassen hatte, sieht er
sich genötigt seinen Vetter Heinrich
den Löwen um Unterstützung zu bitten. Bei einem Treffen in der Reichsfestung
Chiavenna am Comer See verlangt Heinrich
der Löwe als Gegenleistung für die Waffenhilfe, die Stadt Goßlar mit ihren
Silberbergwerken. Diese Forderung muß Barbarossa
ablehnen. Es hätte den Verlust der „Währungssicherheit“ des Reiches bedeutet.
1176, am 29. Juni kommt es,
aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit des lombardischen Aufgebotes, in der
Schlacht bei Legnano zur Niederlage des kaiserlichen Heeres.
Der Kaiser sieht sich genötigt eine Gesandschaft nach Rom zu schicken, die
Papst Alexander III. als
rechtmäßigen Papst anerkennt.
1177 kommt es zum Friedenskonkress
in Venedig. Der Kernpunkt ist die Aussöhnung zwischen Kaiser und Papst Alexander III.. Dem Papst wird seine
Ausnahmestellung bestätigt. Außerdem
kommt es zu einem Friedensvertrag mit den lombardischen Städten für die
nachfolgenden 6 Jahre.
1177 ist EB Konrad II. von Mainz wieder
im Amt.
1178 kehrt der Kaiser über Burgund zurück nach Deutschland. Aufgrund der Klagen vieler Fürsten sieht
sich der Kaiser veranlaßt Heinrich den Löwen vor das Reichsgericht zu
laden.
1180 wird auf einem Fürstentag in Würzburg, Heinrich der Löwe
geächtet. Er wird seiner Herzogtümer Sachsen und Bayern, seiner Reichslehen und
Eigenbesitzungen verlustig erklärt. Sachsen wird geteilt. Westfalen erhält der EB
von Köln. Das übrige Sachsen erhält Bernhard von Askanien. Bayern
geht an Otto von Wittelsbach und die Steiermark wird ein selbstständiger
Teil von Österreich.
1180 im April wird in der Kaiserpfalz Gelnhausen nochmal gegen
Heinrich den Löwen verhandelt.
1181 sieht sich Kaiser Friedrich I. gezwungen die
Beschlüsse von Würzburg und Gelnhausen mit militärischem Druck umzusetzen. Nach
der Einnahme Lübecks unterwirft sich Heinrich der Löwe. In den
nachfolgenden Verhandlungen werden ihm sein Eigenbesitz und die Erbländer
Braunschweig und Lüneburg wieder zugestanden. Er muß jedoch für drei Jahre nach
England zu seinem Schwiegervater Heinrich II. in die Verbannung.
1181(-1216) ist Konrad von Waldenberg Vicedom. Er
hatte vermutlich im Auftrag von Kaiser Friedrich I. die alte Fluchtburg
Waldenberg zum verteidigungsfesten Wohnsitz ausgebaut.
1182 Warmund, Kanoniker in Aschaffenburg wird in Verbindung mit seinem
Bruder Konrad von Wallstadt ( von Waldenberg ?) in einer
Schenkungsurkunde erwähnt.
1183 (- 1189) sehen sich die Herren von Kälberau genötigt,
Besitzungen an den aus der Verbannung zurückgekehrten Erzbischof Konrad II.
v. Mainz zurückzugeben. (Zu diesem EB Konrad ist anzumerken, dass
er als der I. und der Konrad von Weinsberg 1390-96 der II.
genannt wird. Hier wird übersehen, dass es 953 bereits den oben
angesprochenen Erzbischof Konrad von Mainz gab, der sich mit Luidolf dem
Sohn Ottos des Großen verbündet hatte.)
Eine kaum beachtete Kettenreaktion lösten solche Aufhebungen des königlichen
Bannes aus, wenn dem Gelösten wieder seine alten Rechte zugesprochen wurden.
Im Falle Kälberau bedeutete dies die Rückgabe eines Hofes in
Sailauf, der Hälfte von Schweinhagen (Dreieich) und der Münze in Aschaffenburg.
1184/85 war klimatisch äußerst mild. Bereits zu Jahresbeginn
sollen Bäume und die Weinreben mit der Blüte begonnen haben. Im Mai sollen
reife Früchte geerntet worden sein und im August konnten zuckersüße Trauben
gelesen werden. (Kehrer/Nees)
Diese insgesamt milde Witterung schloss jedoch nicht aus, dass das größte Fest
des Mittelalters an Pfingsten bei Mainz,
wegen eines Schlechtwettereinbruches vorzeitig beendet wurde. Die mit
dem Unwetter verbundenen Stürme verwüsteten fast die ganze Zeltstadt wöbei es
viele Tote und Verletzte gab und das Geschehen als böses Ohmen gedeutet wurde.
Mitglieder des Hauses Kälberau waren mit Sicherheit bei dem
Pfingstfest in Mainz. Ihre Begeisterung für Barbarossa, der damals seine Söhne Friedrich
und Heinrich in den Ritterstand erhob, mag Anlass gewesen sein, dass
in den nachfolgenden Generation der Kälberauer, außer dem Stammnamen Gerhard,
auch Friedrich und Heinrich üblich werden. Ihr häufiges Auftreten in Urkunden
der Mainzer Erzbischöfe lässt vermuten, dass sie fest im Gefolge waren.
Für das 12. Jh. ist belegt, dass reisende Bischöfe von 56
Panzerreitern begleitet wurden (Leibwächter). Grafen waren 27
Reiter erlaubt.
Die Wahrnehmung der Aufgaben, in Verbindung mit der Herberge und als
Amtmänner der Markgenossenschaft gab der Familie von Kälberau bis zum
Beginn des 15. Jh. eine herausragende Stellung.
1185/86 soll der Winter wieder sehr mild gewesen sein. Und
nach Meinung einiger Historiker wohl der mildeste, der je in Mitteleuropa
wahrgenommen wurde. Im Januar blühten überall die Bäume. Im Mai waren die
Feldfrüchte reif und im August wieder Weinlese. (Kehrer/Nees)
1186 vermählt sich König Heinrich VI. mit Konstanze von
Sizilien.
1186 erlässt Kaiser Barbarossa eine Fehdeordnung.
Mit der Entwicklung des Ritterstandes (vor dem Glauben an die
"Gottgewollte Dreiheit"), d. h. eines Berufskriegers mit oft
willkürlichen Ehrbegriffen, wurden Auseinandersetzungen mit Waffengewalt (Fehde)
zur Normalität.
Um dem Missbrauch überwiegend gegen die Bauern entgegenzuwirken, verkündet Friedrich
Barbarossa die sog. Widersagepflicht.
Nachfolgend einige Begriffe dieser Festlegung:
Der Widersagebrief (=Fehdebrief) sollte dem Gegner die
Möglichkeit einräumen sich auf den Angriff vorzubereiten. Gleichzeitig galten
die Begleitumstände der nachfolgenden Handlung ehrbar und die Beute, ob
Viehherden oder gar die Einnahme einer Burg, als ehrlich erworben.
Die gleichen Handlungen ohne vorherige Übergabe eines Widersagebriefes galt ab
dieser Zeit als Raubüberfall.
Der König hatte das Evokationsprivileg. Damit war er oberster Richter in
Streitfällen.
Feligung und Feligkeit bedeuteten die Unantastbarkeit einer Person
(Gefangener) für einige Tage. Jedoch maximal eine Woche ( 7 Tage).
Die Vorwort. Hierbei handelt es sich um einen unbefristeten aber
kündbaren "gütlichen Bestand" (Waffenstillstand) zwischen den in
Fehde befindlichen Parteien. Die Dauer war zwischen 8 Tagen und einem Jahr.
Gütliches Stehen oder gütlicher Bestand. Hierbei handelt es sich um die
einmonatige Kündigungsfrist der Vorwort.
1187 wird noch ein Hartung von Sonneborn genannt, der
später Kaiser Barbarossa auf seinem Kreuzzug begleitet und dabei den Tod
findet. (E. Höfler)
1187 wird Gerhard III. von Kälberau urkundlich sichtbar.
Eine Schwester Gerhards vermählt sich mit Reinhard II. von Dorfelden.
Sie gilt als die Mutter von Reinhard I. von Hanau. Ein weiterer Bruder
begründet die Linie von Kälberau/Krombach. (Genealogie von Gustav Schenk
von Schweinsberg)
1188 waren die Herren von Kälberau vermutlich auch bei dem Hoftag in
Seligenstadt präsent, als Barbarossa den Heiratsvertrag für seinen
Sohn Konrad mit Berengeria, einer Tochter von Alfons von
Kastilien, vereinbarte. Er wird acht Jahre später von einem
eifersüchtigen Ehemann erschlagen. (Ein Nachfahre dieses Paares wurde ,von den
weltlichen Kurfürsten, nach 1254 nochmals auf den deutschen Königsstuhl
berufen).
1189 sieht sich die Familie von Kälberau zur Rückgabe des Zehnten
von Dettingen an das Stift in Aschaffenburg gezwungen. Die Zehnt sollen sie
schon von Propst Marcolf als Lehen des Stiftes besessen haben. Hier ist
anzunehmen, dass die Kälberauer die Zehntgerechtigkeiten in Dettingen
von den Grafen von Berbach vermutlich schon zu Lehen hatten, bevor das
Grafenhaus erlosch und die Schenkung an das Stift erfolgte.
Im gleichen Jahr beginnt der dritte Kreuzzug unter der Führung von
Kaiser Barbarossa.
Wie oben erwähnt wird er von Hartung von Sonneborn begleitet, der
gleich ihm dabei sein Leben verliert.
Kaiser Barbarossa verpflichtete alle
Teilnehmer soviel Geld mitzunehmen, daß es für zwei Jahre reichen würde.
Die Ausrüstung für ein solches nun fest organisiertes Unternehmen war
nicht mehr so bescheiden wie bei den ersten Massenbewegungen.
Der Kreuzritter mußte nun mit drei
Pferden reisen. Dies waren sein Reitpferd, ein Packpferd und das Streitroß.
Manche leisteten sich noch einen Waffenknecht, der dann die ganze Tour zu Fuß
mitmachen mußte. Der finanzielle Aufwand, verbunden mit dem Reisegeld für zwei
Jahre konnte manche Familien an den Rand der Belastbarkeit bringen.
1189 die Bereitschaft sich am Kreuzzug von Kaiser Barbarossa zu
beteiligen, zwingt Bischof Gottfried I. von Würzburg das notwendige Geld
für die Ausrüstung, bei der Bürgerschaft zu borgen.
1190 besiegt das Heer von Kaiser Barbarossa den Sultan von
Iconium.
Der dritte Kreuzzug unter Leitung von Kaiser Barbarossa endete
für denselben am 10. Juni 1189, als er bei einem Bad im Fluss Saleph zu
Tode kam.
Sein Sohn Heinrich VI. (-1197)übenimmt
die Regierung des Reiches.
1191 Heinrich VI. wird zum Kaiser gekrönt.
1191 am 20. Jan. stirbt Friedrich von Schwaben, der Sohn Barbarossas während
der Belagerung der Stadt Akkon.
1191 am 12. Juli kapituliert Akkon. Danach kommt es zum Streit zwischen
dem französischen König und Richard
Löwenherz um die Aufteilung der Beute.
Der König von Frankreich reiste mit seinem Heer ab. Richard Löwenherz blieb
in der Hoffnung Jerusalem wieder erobern zu können, doch musste er nach einem
Jahr erkennen, dass er dem mächtigen Sultan Saladin die Stadt nicht mehr
entreißen konnte.
1192 am 1. September schloss er mit Saladin einen
Friedensvertrag für drei Jahre, der den Christen den ungehinderten
Besuch des heiligen Grabes erlaubte und auch einen Küstenstreifen von Tyros bis
Jaffa zur Nutzung überließ. Obwohl dies eigentlich eine für die Christen
annehmbare Situation war, hatten die Führer der Christenheit in Rom in der
Kreuzzugsbewegung eine mächtige Waffe erkannt, mit der man unbequeme Gegner aus
dem Weg räumen konnte. Selbst weltliche Herrscher nutzten so manche
Gelegenheit.
Beispielhaft hierfür kann die Gefangennahme von Richard Löwenherz
auf seiner Rückreise stehen. Richard Löwenherz hatte in seiner
impulsiven Art so ziemlich alle anderen namhaften Heerführer verprellt oder
verärgert. So sah er sich aus Angst vor dem König von Frankreich gezwungen, den
Landweg zu wählen.
1192 erfuhr Herzog Luitpold von Österreich von seiner
Anwesenheit, als er verkleidet in Wien weilte. Er ließ ihn gefangen nehmen und
auf Dürnstein an der Donau einkerkern.
Nachfolgend übergibt Luitpold V. von Österreich den Gefangenen an
Kaiser Heinrich VI., der ihn auf Burg Trifels in der Pfalz einkerkern
lässt.
1193 wird in der Kaiserpfalz in Gelnhausen über
die Freilassung des englischen Königs Richard
Löwenherz verhandelt. Derselbe war noch immer in der Burg Trifels gefangen
ist.
Erst nach fast zweijährigen Bemühungen kommt Richard Löwenherz
gegen ein Lösegeld von 100 000 Goldmark (1Mark = 233,855 g) und der
Bedingung, dass er Kaiser Heinrich VI. als Lehnsherrn über sein
Königreich (England) anerkenne, frei.
Die Lehenshoheit leitete Heinrich VI. von seiner Gattin Konstanze
her, sie hatte die Normandie mit in die Ehe gebracht, die damals als Teil
Englands gesehen wurde.
In England wird für diese Zeit die Sage von dem ehrbaren Robin Hood
gestrickt, der gegen die Sheriffs kämpft, die das Volk so auspressen. Zum guten
Ende wird er gar von seinem endlich heimgekehrten König Richard Löwenherz
belohnt und alles Volk jubelt dem König zu, mit dessen Regierungsübernahme alle
Ausbeutung ein Ende hat. Was die schöne Sage verschweigt, ist die Tatsache,
dass 100 000 Mark Gold immerhin 23.385,5 kg sind. Und hätten der
böse Sheriff die Summe nicht zusammengebracht und sein "böser" Bruder
Johann die Masse von mehr als zwei Tonnen Gold nicht an Kaiser
Heinrich VI. geschickt, dann hätten die armen Landeskinder in England ihren
geliebten König nie mehr gesehen und sein Bruder Johann hätte in Ruhe
regieren können.
1194 am 25. Dezember wird Heinrich VI.
in Palermo zum König von
Sizilien gekrönt.
Seine Gattin kann der Zeremonie nicht beiwohnen denn am 26. Dezember
erblickt in Jesi in Apulien, Friedrich II. Roger Konstantin, als Sohn
des Kaiserpaares das Licht der Welt.
Zu seiner Geburt bedarf es einiger Anmerkungen. Heinrich VI. hatte als 21jähriger, acht Jahre vorher die
damals 32jährige Konstanze
geheiratet. Und die nun bevorstehende Niederkunft der 40jährigen Konstanze
führte zu dem Gerücht, daß man die Geburt nur vortäuschen wolle. Im Interesse
die Krone Siziliens zu erhalten, würde man ihr einen fremden, neugeborenen
Knaben unterschieben. Um dieses Gerücht zu widerlegen, soll Konstanze verfügt haben, daß man auf dem Marktplatz ein Zelt für
sie errichtete und jeder verheirateten Frau von Jesi erlaubte sie, der Geburt
beizuwohnen. Außerdem soll sie ihren kleinen Sohn vor aller Öffentlichkeit
gestillt haben.
1195 unterwirft Heinrich VI. den gegnerischen, sizilianischen
Adel und besetzt alle Staatsämter mit deutschen Gefolgsleuten.
1196 Auf einem Reichstag in Würzburg versucht Heinrich VI.
Deutschland zur Erbmonarchie zu machen, scheitert jedoch am Widerstand der
geistlichen Fürsten und des Papstes. Er konnte jedoch erreichen, daß die
deutschen Fürsten den fast zweijährigen Sohn zum künftigen deutschen König
wählten.
1197 nach der Niederschlagung einer Verschwörung auf Sizilien bereitet
Heinrich VI. einen neuen Kreuzzug vor.
1197 am 28. September stirbt er jedoch 32jährig in Messina
an Sumpffieber.
In Sizilien übernimmt Konstanze, seine Witwe, die Regierung für ihren
unmündigen Sohn FriedrichII..
Auf ihr Betreiben hin soll
der Papst zum Vormund des jungen Königs bestimmt werden. Doch Coelestin III.
stirbt während der Verhandlungen und sein Nachfolger, der erst 37jährige
Innozenz III. verlangt erst noch einige Klauseln bevor er zustimmt. Doch
schneller als erwartet mußte er die Aufgabe übernehmen.
1198, am 27. November stirbt auch Kaiserin Konstanze im
Alter von 44 Jahren.
1198 (-1208) wird Philipp von Schwaben, der jüngste Sohn
Barbarossas, zum neuen König gewählt.
In Deutschland hatte sich unter Erzbischof Adolf von Köln eine starke
Partei gebildet, die dem Fortbestand der Staufer entgegenwirkten. Wesentlich
bestärkt wurden sie von Richard Löwenherz, der seine lange
Gefangenschaft in Deutschland nie vergaß.
1198 (-1215) Die norddeutschen Fürsten wählen Otto IV. von
Braunschweig zum Gegenkönig. Otto war der jüngste Sohn von Heinrich
dem Löwen und war in England am Hof von Richard Löwenherz erzogen
worden.
aktualisiert: Jan 2009 (C) Werner B. Kempf