Zu
dem aus heutiger Sicht manchmal
unverständlichem Verhalten von Adeligen und Regierenden im Jahrhundert der
Industrialisierung, muß man sich bewußt sein, daß man noch immer der
"gottgewollten Dreiheit" verhaftet war. Wobei man den Tod von
Untergebenen und Gegnern, auch aus der Sicht der Kirchen, als
selbstverständlich sah wenn es den (eigenen) Interessen des Reiches diente.
Über viele Jahrhunderte lautete eine Floskel im Kopf aller Königsurkunden:
"Wir von Gottes Gnaden König... zu.allen Zeiten Mehrer des Reiches..".
Dies bedeutete immer, andere mit (militärischer) Gewalt der eigenen Herrschaft
unterwerfen.
Zu Beginn des Jahrhunderts waren noch 80% der Bevölkerung (23 Millionen) in der
Landwirtschaft tätig.
1800 war ein Jahr das durch Temperatursprünge
geprägt wurde. Der Jahreswechsel war durch Temperaturen bis -28 Grad bestimmt. Im März sanken die Nachttemperaturen noch
zweimal auf -20 Grad. Im April stiegen die
Temperaturen auf 25 bis 30 Grad. Der Sommer war extrem trocken und
ließ viele Quellen versiegen. Die Ernten waren unbefriedigend.
1800 zeigt Volta die von ihm entwickelte "pistola di Volta" in der
französischen Militärakademie. Bei der Demonstration löst er durch einen
elektrischen Funken in einem mit einem Faulgas/Luftgemisch gefüllten Rohr eine
Explosion aus. Diese schleudert den Pfropfen heraus, mit dem er das Rohr
verschlossen hatte. Der anwesende Napoleon
erkannte die Möglichkeiten dieser Erfindung nicht.
Doch der ebenfalls anwesende Major de Rivaz
wurde zur Entwicklung eines Explosionsmotors angeregt. Er nahm ein Geschützrohr, fügte einen Kolben ein, dem
er eine Zahnstange anfügte, die in ein Zahnrad eingriff. Dieses Zahnrad verband
er über einen Seilzug mit dem Rad eines Wagens. Dann füllte er das Geschützrohr
mit einem explosiven Gas und zündete es mit dem Funken einer Volta-Batterie.
Die Explosion schob den Kolben hoch, der über die Zahnstange und das Zahnrad
den Wagen in Bewegung setzte und durch die Bretterwand aus der Werkstatt
schoss. Damit hatte er das erste Automobil
mit einem Explosionsmotor gebaut. Es sollte jedoch noch einige
Jahrzehnte dauern, bis andere Konstrukteure diese Gedanken wieder aufgreifen
würden. (G. Prüfer: jetzt und ...)
1800, am
28. April beantragt Nikolaus Reisert mit seinem Neffen Michael Reisert, der Hasenmühle noch eine
Gipsmühle anzugliedern. Der Antrag wird noch im gleichen Jahr genehmigt. Als
Kosten sind jährlich 2 Gulden für
Wassergefälle zu entrichten.
1800, am
19. September wurde im Wasserloser
Schloß Johann Peter Cornelius d’ Alquen geboren.
Seine Mutter Helene Sybille war eine Schwester der Josepha du Chasteler, der damaligen
Schloßherrin. Sie war damals zu Besuch bei ihrer Schwester, da ihr Gatte Franz Adam d’ Alquen, als
Verwaltungsbeamter im Amt Steinheim beschäftigt war. Johann Peter Cornelius
studierte Medizin und war später als Arzt in Mühlheim am Rhein tätig. Seine
heimliche Liebe galt jedoch der Musik. So kam es, daß er nicht als Arzt,
sondern als Freizeit-Komponist seine Spuren hinterließ.
1800 werden in Albstadt 234 fl Husarenschatzung erhoben. (Menth)
1800, am 10. November wurde von Max I. Josef von Bayern ein Dekret
erlassen, das auch Nichtkatholiken die Niederlassung in Bayern erlaubte.
Hintergrund war seine Gattin Karoline von
Baden, die dem protestantischen Glauben angehörte.
1801 war endlich mal wieder ein temperaturmäßig
normales Jahr.
1801 wurde die Gipsmühle gegenüber der Hasenmühle
erbaut. Der Türsturz zeigt ausser der Jahreszahl noch die Buchstaben M R und N
R für Michael und Nikolaus Reisert. Später wurde noch J C
zugefügt. Damit ist Johann Christ
gemeint, der eine Schwester von Michael geheiratet
hatte und zeitweise Mitbesitzer der Mühle war.
1801 mussten die deutschen Staaten die Überlegenheit der napoleonischen
Macht akzeptieren. Der Rhein wurde die Reichsgrenze und die weltlichen Fürsten
begannen die Verluste ehemals linksrheinischer Besitzungen durch die Auflösung
der geistlichen Staaten auszugleichen.
1801 am 27.
April beschloss das Ministerium in Kassel, Julius Carl und Georg von Buchenau erneut mit dem Kälberauer Gut zu belehnen.
Allerdings unter der Vorraussetzung, dass sie das Boineburgsche Viertel zukaufen würden. Da den beiden die
notwendigen Finanzmittel fehlten, blieb alles unverändert.
Julius Carl gehörte zum
"jüngeren Ast vom älteren Stamm" derer von Buchenau. Im Gegensatz zu Georg von Buchenau als Vertreter vom "jüngeren
Stamm", der auch in Kälberau wohnte. Von Georg
von Buchenau sind drei Kinder bekannt. Wilhelm von Buchenau und zwei namentlich nicht genannte
Schwestern.
Von Julius Carl Christian von Buchenau sind
drei Nachkommen bekannt. Carl Ferdinand Anton.
Derselbe hatte am Russlandfeldzug teilgenommen und blieb vermißt. Eine Tochter Charlotte von Buchenau und noch ein Sohn
namens Ludwig Karl Wilhelm von Buchenau.
Am 25. August anno 1801 hat Adam Thalheimer
diesen Bau aufgericht. So lautet die Inschrift über dem Scheunentor
in Gunzenbach Große Wiese 3.
(jetzt Anwesen Kempf/Ludwig)
1802 Einem kalten Winter folgte
noch ein kaltes Frühjahr, das bis zum 20. Mai
anhielt.
1802 am 21. Mai verstarb Josepha du Chasteler, die Schlossherrin von Wasserlos im Alter von
29 Jahren.
1802 wird zum letzten mal ein Hubgericht im Prischoß bei Kahl
abgehalten. Mit der Auflösung der geistlichen Herrschaften kommt das Prischoß
an die umliegenden Gemeinden.
(Und mit dem Bau der Autobahn um 1970,
kommt es wieder zu einer Teilung in Unter- und Oberprischoß.)
1802 kam unsere Heimat im
Rahmen der herrschaftlichen Neugestaltung durch Napoleon an Hessen-Darmstadt.
Damit
erlangte die noch immer verschuldete Regierung eine neue Einnahmequelle
(Es sollte noch bis 1814 dauern,
bis in Hessen-Darmstadt die letzten Schulden abgetragen waren)
Damit war auch das Kälberauer
Klausengut an Hessen-Darmstadt
gekommen.
Ein Miteigentümer, Carl Ferdinand Anton von Buchenau,
ging später in den Dienst von "König Lustig" von Westfalen (Jerome - ein Bruder von Kaiser Napoleon) und nahm am Russlandfeldzug
teil.
1802 am Pfingstsamstag (5. Juni) ereignete sich im Umfeld von
Seligenstadt eine unvorstellbare Unwetterkatastrophe. Von Steinheim bis
Aschaffenburg wurden durch Gewitter, Sturm und Hagel, außer der gesamten Frucht
auf den Feldern, auch Gebäude in erheblichem Maß beschädigt. In der Gemarkung
Kahl lagen, bis zu faustdicke Hagelkörner stellenweise mehr als einen halben
Meter hoch. Beim Einsturz einer Scheune wurde ein Pferd und eine Kuh
erschlagen. In Großwelzheim wurde die Kirche beschädigt. In den angrenzenden
Gemeinden bis nach Gelnhausen gab es noch Schäden, die sich meist auf die
Feldfrucht beschränkten.
Der Sommer war sehr trocken und heiß. Im August
wurden zweimal 37 Grad
gemessen.
1802 Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal stirbt
nach 28 Regierungsjahren.
Karl Theodor von Dalberg wird sein
Nachfolger.
Das französische Heer gelangt bis nach Wien.
1803 begann mild doch
änderte sich dies am 10. Januar.
An vier Nächten sank die Nachttemperatur auf -25
Grad.
1803 am 10. Januar
wird mit einem Religionsedikt in Bayern
die Gleichberechtigung der drei christlichen Religionen verkündet: Katholiken,
Lutheraner und Protestanten.
Daran kann man erkennen, daß eine Mischehe im Königshaus auch positiv für die
Untertanen sein kann.
1803 wird im Februar der Reichsdeputationshauptschluss
in Regensburg verkündet.
Hierbei handelt es sich um einen von Russland vorgelegten „Entwurf zur
Verteilung des deutschen Landes“.
Schwerpunkt dieser Neuverteilung war die Beendigung der deutschen
Kleinstaaterei und nach Auflösung der geistlichen Fürstentümer
(Säkularisation). Mit den riesigen Besitzungen wurden weltliche Fürsten, für
Gebietsverluste westlich des Rheins entschädigt.
Als einziger
geistlicher Fürst bleibt der Erzbischof von Mainz Karl von Dalberg.
Er erhält Wetzlar, Aschaffenburg
und Regensburg.
Baden, Württemberg und Hessen-Kassel werden
Herzogtümer. Die Entschädigung für verlorene linksrheinische Gebiete geschieht
sehr großzügig.
1803 Wilhelm IX. von Hessen-Kassel erhält die Kurwürde und nennt
sich nun Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel.
1803 am 25. Februar wurde der Anschluss des ehemals mainzischen Teiles
des Freigerichts an Hessen-Darmstadt
amtlich.
Der Mainzische Amtskeller Steinmetz
wird vom Hessen-Darmstädtischen Amtsvogt Schädler
abgelöst.
Das Kloster Seligenstadt wurde aufgelöst.
1803 am 1. April gingen die letzten 16
Klosterinsassen auseinander. Sie erhielten jeder 400 Gulden Rente von Hessen-Darmstadt bis an ihr Lebensende.
Das "Wasserloser Hofgut" wird zum "Forsthaus".
Das Wetter zeigte sich von seiner wärmsten Seite. Zweimal wurden 37 Grad gemessen.
Allerdings fehlte Regen und die Ernte fiel dürftig aus.
1803/04 einem strengen Winter, der bis in den März anhielt,
folgte ein warmer aber regenreicher Sommer.
1803/04 baut R. Trevithick in Cornwall die erste funktionsfähige Dampflokomotive
zum Transport von Kohlen zur Küste. Er ahnte nicht wie sehr sich dadurch die
Welt verändern würde.
1804 am 15. April
vermählt sich in Hörstein Georg Paul Nimbler
mit Barbara Bonifar.
1804 am 17. April
verehelicht sich Friedrich Carl von Savigny
mit Gunda Brentano, auf dem Hofgut
Trages. Das Hofgut war damals ein Treffpunkt der sogenannten Romantiker.
Die Bekanntesten waren Jacob und Wilhelm Grimm, die bei Friedrich Carl von Savigny in Marburg
studierten. Hinzu kam noch ihr Bruder Ludwig
Grimm der sich der Malerei widmete, die Geschwister von Gunda, Bettina, Clemens und Christian Brentano und schließlich noch Achim von Arnim der sich später mit Bettina Brentano vermählte. Eine
unglückliche Rolle in diesem Kreis hatte Karoline
von Günderode, die 1806
ihrem Leben durch Freitod ein Ende setzte.
1804 erwirbt Gerard du Chasteler in Wasserlos das Gut
von dem Mainzer Domherrn Carl Freiherr von
Hoheneck. Daß es sich hierbei um das 1682 im Besitz des Johann
Heinrich Paul von Hoheneck befindliche Gut handelt, ist
wahrscheinlich. In die Zeit des Gerard du
Chasteler fällt die Erbauung des Pavillons im
"Kirschgarten".
1804 wird in England die erste funktionierende Lokomotive vorgestellt.
1804 kauft Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel das Schloß in Rumpenheim
von seinem Bruder Karl. Er erwirbt
noch einige bäuerliche Anwesen, läßt die Gebäude abbrechen und einen
Schloßgarten anlegen.
1804 bittet der
hessische Amtsvogt Schädler die
landgräflich hessische Rentkammer, die übernommene Amtswohnung (im Schloß) in
Alzenau herstellen zu lassen.
Noch vor Abschluss der Instandsetzung kommt als Nachfolger ein Amtsverwalter Lippert, der sich im Dorf eine Wohnung
nimmt.
1804 (?) wird Julius Carl von und zu Buchenau, der
Mitbesitzer des Kälberauer Gutes, von amtlicher Seite zum Verschwender erklärt. Nachfolgend wurden
alle Erträgnisse, die seinen minderjährigen Söhnen Karl Ferdinand Anton und Ludwig Karl Wilhelm von
Buchenau zustanden, für diese beim Königlich Westfälischen Tribunal
in Hersfeld deponiert.
Anfang November meldet sich der
kommende Winter mit starken Frösten und Eisbildung auf den Gewässern.
1804, am 2. Dezember
krönt sich Napoleon Bonaparte
selbst zum Kaiser. Er hatte es mit viel Geschick verstanden Papst Pius VII. zu bewegen seiner Krönung das übliche
religiöse Gepränge zu verleihen. Der Papst folgte nur widerstrebend, doch in
der Hoffnung ein Widererstarken der katholischen Kirche im nachrevolutionären
Frankreich zu erreichen begab er sich nach Paris. Doch sollte er entäuscht
werden. Bei der Krönung nahm Napoleon,
anstatt vor dem Papst das Haupt zu beugen, demselben die Krone aus den Händen
und setzte sie sich selbst auf. Und zum Schluß verweigerte er dem Papst die
erbetene Unterschrift unter ein Schriftstück, mit der Begründung, daß er dies
erst mit seinen Bischöfen beraten müsse.
Mit der Neuordnung der
Verwaltung fällt die konfessionelle Bindung an den Landesherrn weg. Außerdem
viele Einschränkungen der Bevölkerungsmehrheit, auch die noch immer bestehenden
Kleiderordnungen, die einfachen Leuten lebhafte Farben untersagten.
Trotzdem bleibt dunkelfarbene Kleidung noch lange vorherrschend.
Die Veränderung in der Verwaltung wird von der einfachen Bevölkerung kaum zur
Kenntnis genommen.
Eine Verbesserung in den herrschaftlichen Häusern darf nicht unerwähnt bleiben.
Mit der Verbreitung des Eisengusses kam es zur Entwicklung des Küchenherdes mit
dem abgedeckten Feuerraum und geschlossenem Rauchabzug. Diese Entwicklung
vollzog sich bei der normalen Bevölkerung erst mit einigen Jahrzehnten
Verzögerung. Doch stellt sie den Umbruch dar im Reich der Frau, für eine
Entwicklung die ihren Höhepunkt mit "Frau Saubermann" und
"Meister Propper", in der zweiten Hälfte des 20. Jh. feierte.
1805 war
witterungsmäßig ein Katastrophenjahr. Einem extrem kalten Winter folgte ein
kühler Sommer der die gesamte Vegetation im Jahreslauf verzögerte. Und im Oktober verhinderten starke Regen das
Einbringen der karken Erträge. Viele Bauern mußten wegen Futtermangel Vieh
schlachten oder gar verkaufen.
1805 kommt im November schon
wieder ein Wechsel im Amt Alzenau.
Nun wird Franz Kaspar Linkenheld
zum Amtsvogt ernannt.
1806 war außer einem kühlen April, kaum negatives zu verzeichnen. Das
Jahr war sehr mild.
1806 erfolgt
die Gründung des sog. Rheinbundes.
Alle Mitgliedstaaten erklärten sich als Satellitenstaaten des französischen
Kaiserreiches.
Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel,
hatte den Beitritt zum Rheinbund abgelehnt und wurde von Napoleon abgesetzt. Er geht nach Prag ins
Exil.
Die Landgrafschaft wurde bis auf einen Rest aufgelöst.
Das Schloß Philippsruh in Hanau schenkte Napoleon seiner Schwester Pauline.
Der Landgraf von Hessen- Darmstadt
wird zum Großherzog ernannt und das Amt
Alzenau wird zum Großherzoglich-Hessen-Darmstädtischen Vogteiamt.
Bayern und Württemberg
erhalten Königstitel.
Der habsburgische Kaiser Franz II.
verzichtet am 1. August auf die deutsche Kaiserkrone und nennt sich nur noch Kaiser von Österreich.
Die Mehrzahl der Schultheißen wird überflüssig, da geistliche Grundherren nicht
mehr existieren. Die Stadtschultheißen werden zu Amtsrichtern.
In dörflichen Bereichen wird das Schultheisenamt mit dem Bürgermeisteramt
vereinigt.
1806 sind die Franzosen
auch im Freigericht und nun beginnt das Zusammenleben mit den jeweiligen
Truppen. Viele Bewohner sehen in der Truppenversorgung eine Einkommensquelle.
Bemerkenswert ist bei der Vergütung von Bürgern, die im Dienst der
französischen Truppen tätig sind, dass auch Frauen (Witwe Schneider von Albstadt) die gleiche
Entlohnung von 1 fl 30 Kreuzer pro
Tag ausgezahlt bekamen, wie die männliche Beschäftigten.
1806
wurden an Weihnachten noch 15 Grad
gemessen. Es blühten Blumen und vereinzelt konnte man Vögel singen hören.
1807 war von sehr schönem
Wetter bestimmt.
1807 am 25. Juni
findet auf der Memel, beim ostpreußischen Tilsit, ein einmaliges Schauspiel
statt. In einem prächtig geschmückten Zelt auf einem Ponton, befinden sich Kaiser Napoleon und Zar Alexander von Rußland. Napoleon möchte einen TeilPreußens an das
für seinen Bruder Jerome geplante
Königreich Westfahlen angliedern. Der übrige Teil sollte an Rußland gehen. Es
war wohl etwas Mitleid das den Zaren veranlasste, diesem Plan nicht
zuzustimmen. Das Königreich Preußen blieb mit seinem Kerngebiet erhalten und
verlor nur einen Teil im Westen und einen großen Teil im Osten. Kg. Wilhelm III. konnte weiter regieren
mußte sich aber auf immense Kriegskostenzahlungen einstellen. Er berief fähige
Männer in seine Regierung die zukunftsweisende Reformen begannen.
Beispielsweise Karl Freiherr vom Stein, Karl
August Freiherr von Hardenberg, von Gneisenau, von Scharnhorst und Wilhelm von Humbold. Schwerpunkte sind die
Beseitigung ständiger Vorrechte. Aufhebung der Leibeigenschaft und
Gewerbefreiheit. Die Beseitigung der ständigen Vorrechte konnte auf den Rittergütern
nicht verwirklicht werden. Der moderne Begriff von Lobbi entwickelte sich damls
schon. Und der König konnte nicht gegen den Adel regieren. Fortschritte
brachten die Gründungen von Industriebetrieben, leider auch mit den negativen
Begleiterscheinung, die im sogenannte Weberaufstand ihren sichtbarsten Ausdruck
fand.
Am 1. September erfolgte bei uns
eine starke Abkühlung und Ende September fiel in den höheren Lagen schon der
erste Schnee.
1807 beginnt auch unter
König Max Joseph in Bayern der Minister Graf Montgelas mit einer Verwaltungsreform nach französischem
Vorbild. Schwerpunkte sind auch hier die Beseitigung ständiger Vorrechte,
Verbesserung des Unterrichtswesens und kirchliche Toleranz.
Zu dieser Zeit drangen wohl Gerüchte über Schlupfwinkel, Horchposten,
Geheimgang und eine Falschmünzerei im Schlösschen in Umlauf. Der Horchposten
und der Geheimgang wurden bereits angesprochen. Die Falschmünzerei hatte der
Marquis nicht nötig. Er hatte genügend Einkünfte.
1807 kommt es zur Gründung des Königreichs Westfalen.
Es wurde gebildet aus Kurhessen,
Braunschweig, Südhannover und Teilen ehemals preußischer Gebiete. Jerome ein Bruder Napoleons führt in Kassel als "König Lustik" ein
verschwenderisches Leben.
Kurfürst Wilhelm I. von Hessen-Kassel war
im Exil in Prag.
Hofbankier
des Königs Jerome von Westfalen
ist H. Jordis aus Frankfurt. Seine
Gattin ist Ludovika von Brentano.
Sie wird viele Jahre später Schloßherrin in Wasserlos.
1808 begann mild, doch verzögerte
sich der Frühling. Am 3. April gab
es nochmal -9 Grad.
1808 übernimmt Karl von
Savigny ein Lehramt der Rechtswissenschaft an der Universität
Landshut. Mit seiner Gattin Gunda
führt er ein gastliches Haus in dem viele von der "guten alten Zeit"
vor der französischen Revolution und beginnender Aufklärung träumen.
1808 am 12. Juli wird eine Verordnung über „Die Beförderung der
Heurathen auf dem Lande“ erlassen. Der Kernpnkt ist, wie bereits in älteren
Vorgaben, wieder die wirtschaftliche Absicherung der Gemeinde, gegen Eheschließungen
von Hilfsbedürftigen. ( Näheres im Beitrag von Gg. Huber im HJB 1964, S. 26 ff
)
1808
beginnt man in Alzenau mit Kiefern- und Birkenanpflanzungen
auf den Sanddünen nordwestlich der Gemeinde. Nach großflächigem Abholzen und der
Verhinderung von Nachwuchs, durch die ständige Beweidung wurde die spärliche
Humusdecke weitgehend zerstört und die Sandmassen dem Einfluß der Westwinde
ausgesetzt.
Um die über viele Jahre erkennbare Wanderbewegung zu verhindern, beschlossen
die davon betroffenen Gemeinden Alzenau und Michelbach die Wiederaufforstung.
An einigen Stellen hatten die Dünen, Obstbäume schon bis zum Ansatz der Äste
umschlossen.
Im gleichen Jahr beginnt der Maurermeister Adolf
Zeller östlich von Alzenau mit der Errichtung einer Ziegelei.
1808/09
war der Jahreswechsel sehr kalt. Strenger Frost ab der zweiten Dezemberhälfte, mit Temperaturen zwischen -20 Grad nachts und -10 Grad Tagestemperatur setzte sich noch
bis zum 24. Januar fort. Starker
Schneefall am Ende der Frostdauer, wandelte sich am 25. in Regen und führte zu Tauwetter.
1809 veranlaßt Napoleon,
nach seinem endgültigen Sieg über Österreich eine neue Staatengestaltung.
Sein Großherzogtum bestand nun aus dem ehemals mainzischen Spessart (ohne das
Freigericht vor dem Berge), dem Gebiet der ehemaligen Reichsabtei Fulda, der
Grafschaft Hanau und Frankfurt mit Homburg v.d. Höhe.
Das Bistum Regensburg hatte er an das junge Königreich Bayern abgegeben. Behält
jedoch sein Bischofsamt.
1810 vom 28. Januar bis zum 26. Februar hatte die Bevölkerung unter
einem harten Winter zu leiden. Starker Frost mit Eisbildung, wechselte mehrfach
mit Tauwetter, was zu Eistreiben mit Hochwasser führte. Kurzfristig
einsetzender starker Frost, führte dann zur Verlangsamung des Eisgangs. Hierbei
entstand durch das Zusammen- und Übereinanderschieben der Eisschollen vor den
großen Brücken, Eisberge wie man sie nur von Darstellungen der Polarmeere
kannte.
1810 am 16. Februar bekamen
die Bewohner im Staat des Carl Theodor von Dalberg, jetzt
Großherzogtum Frankfurt, dessen Grenze gleich der des ehemaligen Freigerichtes von Welzheim über den
Hahnenkammrücken bis Niedersteinbach war, das freiheitliche französische Recht
des Code civil. (Die Freiheiten
wurden den Leuten kaum bewusst, da mit dem Untergang des napoleonischen Reiches
alles wieder aufgehoben wurde.)
1810 wird in Wasserlos Konrad Reinfurt als Ludimagister erwähnt.
1810 im Frühjahr übernimmt Karl von Savigny ein Lehramt in Berlin.
1810 vermählt sich in München
Kronprinz Ludwig I. von Bayern mit
Therese von Sachsen-Hildburghausen.
1810 folgten viele dem Heer Napoleons.
Für Albstadt hat Artur Heinl in
seiner Chronik, neun Männer im Alter von 17 bis
29 Jahren und die 35jährige Anna
Maria Hock erwähnt. Bis auf zwei Deserteure blieben die Männer in
Napoleons Kriegsdienst, während Anna Maria
Hock in Ungarn sesshaft wurde.
Der Juni ist sehr kühl.
1810 beginnt die sog.
kleine Eiszeit (-1819) durch eine Reihe von Vulkanausbrüchen, deren
Aschemassen wieder die Sonneneinstrahlung reduzieren.
Der extreme Kälteeinbruch ist wohl mitentscheidend für das spätere Scheitern in
Moskau und den verlustreichen Rückzug von Napoleons
Großer Armee.
1810 bestimmt Pfarrer Krick, dass nach seinem Tod 1000 fl als Stiftung verwendet werden.
Von dem Zinsertrag sollen Witwen, die noch Kinder unter 12 Jahren zu versorgen haben, unterstützt
werden. Nach seinem Ableben (1817)
gibt es jedoch noch häufig Unstimmigkeiten, bis die Verwaltung und Verteilung
ordentlich abläuft.
1810 werden von einem Doktor Düring in Albstadt Impfungen vorgenommen,
(vermutlich gegen Thyphus) für die 12 fl 2 Kr
bezahlt werden.
1810 kommt es auch wieder zu Spannungen zwischen
Albstadt und Somborn.
Da die Albstädter noch immer zum Gottesdienst nach Somborn müssen, kommt es nun
verstärkt zu Anfeindungen von den (1799)
aus Albstadt geflüchteten Männern, die inzwischen in Somborn wohnhaft sind. Da
es hier auch zu Tätlichkeiten kam, sieht sich das Oberkriegs-Kolleg veranlasst,
den Albstädtern den Besuch der Somborner Kirche zu untersagen und den Besuch
der Alzenauer Kirche zu empfehlen.
1811 Die räumliche Entfernung von
Albstadt zu Alzenau nötigte jedoch zu Verhandlungen und führte schließlich
dazu, dass die Albstädter ab 25. Juni wieder die Kirche in Somborn
besuchten.
1811 war witterungsmäßig
außergewöhnlich. Nach einem milden Winter begann, nach einer kurzen Abkühlung
in der ersten Aprilhälfte, ein
heißer Sommer mit Temperaturen bis 40 Grad.
Unwetter brachten in Frankfurt große Verwüstungen und auch in Aschaffenburg
wurde ein 200 Jahre alte Linde
umgebrochen. Doch der Kahlgrund wurde ausnahmsweise mal verschont.
Unbeachtet von der großen Welt gründet Friedrich Krupp in Essen eine
Gußstahlfabrik.
1811 hält der neue Amtsvogt Dittmann Reparaturen im Schloss
und Anschaffungen für die Amtsstube für erforderlich.
1811 mußte die Brücke über die
Kahl repariert werden. Die Säkularisation hatte die Herrschaftsverhältnisse
verändert. Jetzt war das Großherzogtum Darmstadt für die Baulast zuständig. Die
Instandsetzung dauerte bis ins nachfolgende Jahr. Die Kosten für Maurer,
Schmiedearbeiten und die Beschaffung von 170 „Doppeldielen“ beliefen sich auf 225 Gulden und 36 Kreuzer.
1812 begann mit strengem Frost. Doch mitte Januar begann Tauwetter.
1812 am 29. Januar tritt für die
jüdischen Mitbürger eine Verordnung der Regierung von Unterfranken in Kraft,
die den jeweiligen Judengemeinden zur Auflage macht, etwas zur Verbesserung der
klimatischen Bedingungen beim rituellen Judentauchen der Frauen zu tun.
Im April war es sehr kühl und
starke Niederschläge führten zu Hochwässern. Am 11. April mußte im Frankfurter Dom die Ostermesse unterbrochen
werden, da Gefahr bestand, daß die Besucher von den Fluten eingeschlossen
würden.
1812 wurde auch der Jüdische
Bezirksfriedhof unterhalb Hörsteins angelegt.
Seine älteste Tochter Helena Sybilla,
inzwischen vermählt mit Baron von Syberg,
verbleibt auf dem Chastelerschen Hof (beim Emmerichshof).
Viktor Amadeus
Landgraf von Hessen-Rotenburg-Rheinfels ist der Käufer des Wasserloser Schlossgutes. Der Käufer war der letzte
männliche Nachkomme aus einer Seitenlienie die 1627 von Landgraf Moritz dem
Gelehrten eingerichtet wurde, um die 14 Kinder aus seiner zweiten Ehe mit Juliane von Nassau-Dillenburg zu versorgen.
1812 übernehmen zwei
Frankfurter Kaufleute (Dael und Grösser) das Michelbacher Schlossgut. Doch noch im gleichen Jahr übernimmt
es der königlich-preußische Finanzrat Johannes
von Menz.
1812, am 10. Mai
meldet der Gastwirt Konrad Kemp aus
Michelbach, seinen neugeborenen Sohn Heinrich
an.
Er war das vierte Kind in der
Gastwirtsfamilie Kemp. Doch
abweichend von Zunamen der Eltern und der älteren Geschwister, wird jetzt der
Zuname "Kempf" geschrieben.
In der nachfolgenden Zeit werden die drei alten Schreibweisen Kemp, Kempf
und Kempff, alle in der gleichen
Art geschrieben. Nur mundartlich bleiben die Nachkommen des Gastwirtes bis ins
20. Jahrhundert noch die Kempe.
Heut dato den 14. Juli 1812 hat Peter Wombacher diesen Bau aufgericht. So lautet die Inschrift über der
Haustüre von Große Wiese 3. Es war
damals in Gunzenbach das Haus Nr. 6.
Das doppelgeschossige Haus wird mit seinen Schauseiten zur Ortsmitte
ausgerichtet. Die allgemeine Unsicherherheit veranlaßt den Bauherren zum Einbau
eines "gefangenen Raumes" im Obergeschoß, der nur durch einen kleinen
Einschlupf vom Dachboden aus erreicht werden kann. Die Existenz dieses Raumes
wird selbst den Kindern verschwiegen und dient über mehr als ein Jahrhundert
als Versteck für Menschen in Not oder Lebensmittel in Notzeiten. Bemerkenswert
sind noch die Dokumentationen unterschiedlichster Art. Im Mörtel des nördlichen
Kellerlochs ist eingekratzt: Weis Peter
von Gunzenbach. Als Lieferant der Dachziegel hat sich ein Amrein aus Rottenberg verewigt. In zwei
Mauerziegeln, die offenbar zum Trocknen ausgelegt waren, zeigen sich noch die
Fußabdrücke einer kleinen Ziege und eines Huhnes.
1812 wird in Hörstein, am 6. August, Paul
Nimbler geboren. Er ist der vierte
von sechs Söhnen, die aus der Ehe von Georg
Paul und Barbara Nimbler
hervorgehen. (Paul Nimbler ist ein
Ururgroßvater des Verfassers)
1812 führt Napoleon
die „Große Armee“ bis nach Moskau. Nach ungeheuren Verlusten auf beiden Seiten
(ca. 70.000) wird von den Russen
die Schlacht bei Borodino abgebrochen.
Unberührt von dem Weltgetriebe macht an der englischen Südküste ein junges
Mädchen, namens Mary Anning einen
Fund, der den ganzen Schöpfungsbericht in seinen Grundfesten erschüttern
sollte. Wie schon oft ging sie in den Bereich wo die Brandung immer wieder Erde
und feines Gestein abträgt und neue Schichten freilegt.
Ihr Bruder hatte dort schon ein Jahr vorher einen ungewöhnliche Schädel
gefunden und nach Hause gebracht. Doch jetzt fand sie ein Skelett, 5 Meter lang und von einer vollkommen
unbekannten Art eines Tieres und der Schädel, den ihr Bruder schon in seiner
Sammlung hatte, paßte genau dazu. Sie konnten Forscher für ihren Fund
intressieren und erhielten dafür den beachtlichen Preis von 23 Pfund.Das unbekannte Wesen ist jetzt
unter dem Namen "Fischsaurier"( Ichthyosaurus) bekannt. Der Erlös
befreite ihre Familie von der Armenfürsorge und veranlaßte sie zum
Weitersuchen. Das zunehmende Interesse kritischer oder auch aufgeschlossener
Bürger, ermöglichte ihr ein relativ gutes Einkommen, durch den Verkauf weiterer
Funde.
Am 14. September zieht das
Hauptheer Napoleons mit 100.000 Mann in Moskau ein.
Napoleon ist im Kreml. Moskau ist
von den Einwohnern verlassen. Bereits am nächsten Tag steht Moskau in Flammen. Der
von der russischen Führung geplante Großbrand vernichtet in den nachfolgenden
fünf Tagen zwei Drittel der meist aus Holz gebauten Häuser und nötigt die
„Große Armee, schon am 19. September
die brennende Stadt wieder zu verlassen.
Die mit Zar Alexander in
Petersburg begonnenen Friedensverhandlungen werden von demselben
hinausgezögert. So bleibt das französische Heer noch 34 Tage in und bei Moskau. Schließlich sieht sich Napoleon, durch Versorgungsschwierigkeiten,
zum Rückzug genötigt.
Am 6. November wird die Große
Armee vom Wintereinbruch überrascht.
Andauernde russische Angriffe, Frost und Hunger reduzieren die Armee bis Mitte
November auf 40.000 kampffähige
und 30.000 hilflose Nachzügler.
Nach dem Übergang über die Beresina, über die erst unter schwierigsten
Bedingungen Brücken geschlagen werden mussten, verbleiben Napoleon noch 9.000 kampffähige Soldaten. 18.000
Nachzügler bleiben zurück.
Napoleon verlässt das Heer und
eilt nach Paris zurück, um das Heer wieder zu verstärken Die Schwäche der
Großen Armee erkennend bilden sich neue Allianzen der unterworfenen Mächte,
unter der Führung Russlands.
1813 verlief
ungewöhnlich kühl und feucht. Die 25 Grad wurden
nur einigemal überschritten.
1813 im September überträgt Carl Theodor von Dalberg, den militärischen und politischen
Untergang Napoleons erkennend, die
Regierungsgeschäfte in seinem Großherzogtum seinen Ministern und reist am 1. Oktober nach Konstanz. Er war auch dort
Bischof.
Am 3. Oktober scheidet Bayern aus
dem Rheinbund aus und unterstellt sich Wien, nachdem der Fortbestand des
Königreiches Bayern von dort zugesichert war.
1813 am 18. Oktober kommt es bei Leipzig in der sog.
Drei-Kaiser-Schlacht zum Sieg über Napoleons Heer.
Carl Theodor von Dalberg legt
nachfolgend am 28. Oktober in
Leipzig formal die Regierung des Großjerzogtums Frankfurt nieder. Danach begibt
er sich in sein Bistum Regensburg.
An genau dem gleichen Tag nimmt der bayerische General von Wrede Hanau ein, um dem sich
zurückziehenden Heer Napoleons noch eine letzte Niederlage zu bereiten.
Entgegen seiner Absicht verhilft er Napoleon
zu einem letzten Sieg. Aber den Bewohnern der Stadt Hanau zu unermäßlichem Leid
und Schaden. Er selbst muß außer der Niederlage auch noch eine schwere
Verwundung durch einen Bauchschuß hinnehmen.
1813
l assen die von Syberg den ehemals
Chasteler'schen Hof abbrechen und
übernehmen den von Deel´schen und
später noch den von Bentzel´schen
"Emmerichshof".
Doch jetzt im gleichen Jahr nimmt erst noch mal Graf Karl Christian Ernst von Bentzel-Sternau seinen Wohnsitz im
Schloß Emmerichshof. Er war seit 1811,
unter Carl Theodor von Dalberg als
Staats- und Finanzminister in Frankfurt tätig und betätigte sich nun, nach der
Auflösung der Großherzoglichen Regierung nur noch der Schriftstellerei.
1827 wechselte er von der katholischen
zur protestandischen Kirche und verbrachte schließlich den Rest seines Lebens,
bis 1849 in Mariahalden am
Zürichsee.
Mit
dem Sieg über Napoleon begannen erneut Herrschaftsveränderungen.
1813 wird
in Frankfurt eine Zentralkommission für die Verwaltung aller durch die Truppen
der Verbündeten besetzten Länder eingerichtet. Den Vorsitz überträgt man dem
Reichsfreiherrn Karl von Stein.
Um den wieder erstarkten Adel in seinem Besitz nicht zu schmälern, der sich
durch die Säkularisation teilweise erheblich vermehrt hatte, bemühte man sich
der Kirche einen Ausgleich zu schaffen. Man übertrug Belastungen, wie die
Gehälter von Bischöfen u.s.w. der Staatskasse. Diese „Ausgleichszahlungen“
beliefen sich noch um das Jahr 2010 auf 190.000.000
Euro.
Nun kehrt man nach genau 20 Jahren
auch wieder zur alten Zeitrechnung zurück.
Karl von Buchenau,
der Mitbesitzer des Kälberauer Gutes blieb irgendwo in den Weiten des Ostens
verschollen.
1813,
im
Herbst kehrte Kurfürst Wilhelm I. von
Hessen-Kassel aus dem Exil zurück. In dem von ihm einberufenen
Landtag war Hanau nicht vertreten. Er regierte wieder absolutistisch.
1814 Mit Wirkung vom 1.
Februar wurden die französischen Gesetze außer Kraft gesetzt.
In der letzten Märzwoche begann Tauwetter. Doch am 20. April begann nochmal ein Kälteeinbruch,
der sich in abgemilderter Form noch durch den
Mai fortsetzte.
1814, am 4. Juni kam
das ehemalige Fürstentum Aschaffenburg (
und das Großherzogtum Würzburg) an Bayern.
Neben dem Verlust einiger Freiheiten und der oben angesprochenen
Gleichberechtigung der Frauen, kam es nun im nahen Orb zu einem Vorgang der
seine Parallele erst wieder im späten 20.
und beginnenden 21. Jahrhundert
finden sollte.
Der durch Salzgewinnung und Verkauf relativ wohlhabenden Gemeinde Orb, wurde von der neuen bayerischen
Regierung der Salzhandel verboten!
Der Hintergrund war das Ausschalten von
Konkurrenz für den Salzhandel von Reichenhall.
Daß dadurch eine ganze Gemeinde mit ihrem Umfeld in Armut gestürzt wurde,
kümmerte weder die Regierung in München, noch die Salzgewinner und Händler in
Altbayern.
Konkurrenz übernehmen und "plattmachen" ist keine Erfindung der EU.
1814 am 20. April verabschiedet sich Napoleon
in Fontainebleau von seinen Grenadieren.
Er hatte am 11. April eine
Thronentsagungsakte unterzeichnet, womit auch der Anspruch seines Sohnes
erloschen war. Ihm wird die Insel Elba als Exil zugewiesen.
Wie viele Menschen durch seine Kriege, Hunger und Kälte ihr Leben verloren,
entzieht sich der Geschichtsschreibung.
Sein Nachfolger auf dem französischen Thron wird Ludwig XVIII. ein Bruder des hingerichteten Ludwig XVI.
In Wien versammeln sich alle führenden Staatsmänner Europas zum
sogenannten Wiener Konkress, mit dem Ziel der Neuordnung der europäischen
Verhältnisse und der Wiederherstellung der alten Fürstenmacht.
1814 kommt Aschaffenburg zu Bayern. Am 26. Juni huldigen die Bürger dem neuen
Herrscher und seiner Gattin anläßlich des ersten Besuches in Aschaffenburg.
1814
wird
in Michelbach Josef Kaiser als
Ludimagister angestellt.
1814 (- 1830) ist Franz Josef Bertram Lehrer in
Großwelzheim.
1815 begann mit anhaltendem Frost bis Ende Januar.
1815 am 5.
Februar vermählt sich Carl Neumann
mit Gertrudis Kerker.
Im Februar stiegen
die Teperaturen auf frühlingshafte Werte und am 31.März kletterte die Temperatur auf 31 Grad.
1815, am 1. März landet Napoleon Bonaparte mit einem kleinen Kreis Getreuer wieder in
Frankreich. Er wird von den heimlich unterrichteten Truppen freudig begrüßt.
König Ludwig XVIII. flieht nach
Gent. Napoleon kommt am 20. März wieder nach Paris.
Auf dem Wiener Konkress wird er einstimmig zum "Feind und Störer des
Weltfriedens" erklärt. Die versammelten Staatsoberhäupter beschließen ihm
ein Heer von 500.000 Mann
entgegenzusenden um den Frieden wieder herzustellen. Die Truppen stehen unter
der Führung des preußischen Generals Blücher
und dem englischen Admiral Wellington.
1815 vom 5. bis 7.
April kommt es in Indonesien zu einem Vulkanausbruch (Tambora), dessen Aschemassen im
nachfolgenden Jahr auch bei uns zum "Jahr ohne Sommer" führen.
1815 am 21. Mai
beendet Ludwig Karl Wilhelm von Buchenau
sein Leben durch Freitod.
Er war der Bruder des in Russland verschollenen Karl Ferdinand Anton von Buchenau. Da mit
demselben der ältere Stamm derer von Buchenau
erloschen war und der Georg von Buchenau
als allerletzter Vertreter des alten Geschlechtes keine Erbansprüche stellte,
übernahm das Land Hessen den gesamten Besitz derer von Buchenau als
heimgefallenes Lehen. Erst in einem über zwei Jahrzehnte dauernden Prozess
konnten die Nachkommen der Maria Magdalena
von Buchenau, die sich mit Wilhelm
Gottfried von Seckendorf vermählt hatte, wieder in den Besitz der Buchenauschen
Güter kommen. Nachkommen derselben sind noch in der alten Burganlage zu
Buchenau wohnhaft.
Am 12.
Juni kommt es in Jena zur Gründung der "Deutschen
Burschenschaft" durch Zusammenschluß von Landsmannschaften der
studentischen Jugend.
Am 18. Juni kommt es, nach einigen
Siegen des von Napoleon geführten
französischen Heeres, zur Niederlage bei Waterloo.
Napoleon flieht vor den preußischen Truppen nach Paris.
1815, am 22. Juni dankt Napoleon zugunsten seines Sohnes, Napoleon II. ab.
Im Juli ziehen Blücher und Wellington in Paris ein und bringen Ludwig XVIII. wieder als König auf den Thron Frankreichs.
Napoleon bittet die Engländer um
Asyl und wird nachfolgend auf die Insel Helena verbannt.
Frankreich wird zu Gebietsabtretungen und zur Zahlung von 700 Millionen Kriegskosten gezwungen.
Außerdem muß es auf seine Kosten, 150.000
Mann Besatzungstruppen an der Nord- und Ostgrenze hinnehmen.
1815 Nach dem Ende der sog.
Befreiungskriege bildet sich der Deutsche Bund mit 35 Fürstenstaaten und 4 freien
Städten. Jeder wirtschaftete eigenständig und prägte eigene Münzen. Im
Interesse einer Verbesserung beginnt Preußen in seinem Einflussbereich nach
einer Reform des Steuerwesens mit einer Währungsvereinheitlichung.
Da man in allen Ämtern unter preußischer
Verwaltung die wesentlichen Positionen mit Protestanten besetzte, die ihre
Lebensgefährtinnen häufig im katholischen Umland fanden, kam es zu „Mischehen“. Eine preußische Kabinettsorder
legte fest, dass die aus einer Mischehe hervorgehenden Kinder die Religion des
Vaters anzunehmen hätten.
Dies führte zum „Kölner Mischehenstreit“.
1815 übernimmt in
Kälberau Peter Röll das Amt des
Ludimagisters.
1815 wird das Dienstbotenbuch eingeführt. Die
Beschäftigungsdauer von Dienstboten war von Lichtmess bis Lichtmess (2. Februar). Diese Terminvorgabe war aus dem noch
landwirtschaftlich geprägten Jahreslauf gewählt. Im Regelfall verlängerten sich
die Arbeitsverhältnisse automatisch, sofern es zu keinen Unstimmigkeiten kam.
Beendet wurde im Normalfall ein solches Verhältnis möglicherweise durch Heirat
oder den Tod. Feste Arbeitszeiten gab es nicht. Es lag im Ermessen der
Herrschaft, wann wie viel Freizeit gewährt wurde. Da die Knechte und Mägde mit
auf dem jeweiligen Anwesen wohnten, waren sie rund um die Uhr in das Geschehen
mit eingebunden und mussten jederzeit dienstbereit sein.
Als herrschaftliche Dienstboten werden im Schlösschen in Michelbach
ein Kutscher, ein Gärtner und später noch ein „Butler“ namentlich erwähnt.
Hinzu kommen noch weibliche Kräfte für Küche, Haushalt und Kindererziehung.
Hier waren die Anstellungen ohne zeitliche Begrenzung. In der Hofhaltung in
Wasserlos mit zeitweise 125
Beschäftigten war das Bild vergleichbar, nur im wesentlich größeren Rahmen.
Viktor Amadeus von Hessen-Rotenburg genügten etwas mehr
als 20 Bedienstete.
1815 am 15. Oktober melden die Eheleute Carolus und Gertrudis Neumann die Geburt ihres Sohnes Adamus Neumann (wieder ein Ururgroßvater
des Verfassers).
1816 begann
sehr kalt. Schon seit Oktober war mehrfach Schnee gefallen. Und nun sanken im Februar die Temperaturen bis auf -20 Grad.
1816, am 14. April kommt der ehemals
mainzische Teil des Freigerichtes,
die ehemalige Cent Wilmundsheim (Alzenau) mit Albstadt, an das
Königreich Bayern.
Das
Großherzoglich Hessen-Darmstädtische Amt Alzenau wurde in ein königlich bayerisches Landgericht II. Klasse
umgewandelt.
Dies war wieder eine Veränderung, die
von der Bevölkerung kaum wahrgenommen wurde.
In vielen Fällen wurden sogar die jeweiligen Verwaltungsbeamten belassen und
nur die Titel geändert. Eine
Veränderung gab es im Schulunterricht. Aus den ehemaligen Pfarrschulen wurde
nun eine Gemeindeeinrichtung, die im Auftrag des Staates wirkt.
Eine Neuerung waren
nun einige Zollstellen an den
Fernwegen die ins "Ausland" führten.
Das sog. Neuwirtshaus an der Kreuzung des "alten Wegs", von Alzenau
nach Großauheim, mit der B 8, war Zollhaus. In Kahl wurde das jetzige Rathaus
als Zollhaus erbaut. Und an der Mainfähre bei Großwelzheim wurde eine
Zollstation eingerichtet..
Erster Zöllner an der Mainfähre war der Ortsvorsteher Reiserth.
Ein Oberzollamt kam nach Dettingen (Karlstein).
1816 verbringt Kronprinz Ludwig von Bayern erstmals einige Zeit in
Aschaffenburg.
1816 ging als das Jahr ohne Sommer
in die Geschichtsschreibung. Viele Bauern versuchten, wegen der schlechten
Witterung das Getreide in den geheizten Zimmern zu trocknen.
Die Hackfrüchte verfaulten und es gab kaum Obst und keine Weinreben.
In Frankreich kommt es zum Streit über das Wahlrecht zwischen den Royalisten
und den Liberalen. Die freiheitlich gesinnten Mitglieder erhalten in der Kammer
die Mehrheit.
1816 am 17.
November tritt eine Verordnung in Kraft, mit der die Gemeinden
verpflichtet werden, in Not geratenen Gemeindemitgliedern Unterstützung zu
gewähren.
Dies hat zur Folge, dass man nun Heirat und Zuzug wieder von materiellen
Sicherheiten abhängig macht. Wer den Vorgaben nicht entsprach, erhielt eine
Aufenthaltsgenehmigung, jedoch keine Erlaubnis zum Ansässigwerden oder sich zu
verehelichen. Die Folge war eine Zunahme „wilder Ehen“ und unehelicher Kinder.
In diesen Zeiten der Not und Verarmung
gewannen religiöse Sekten wieder verstärkt Anhänger.
Wie auch anderenorts in der Wetterau, bildeten die sog. Inspirierten auch auf
der Ronneburg eine Gemeinde die nach den "Regeln der Gottseeligkeit"
zu leben trachteten.
1817 war durch die Missernte des Vorjahres von einer
großen Hungersnot gekennzeichnet.
Die Lebensmittelpreise stiegen in unvorstellbarer Weise. Gegenüber 1815 verteuerte sich das Korn um 280%,
Kartoffel um 300% und Gerste
um 380%.
In ihrer Not aßen die armen Leute Pflanzen, die sonst nur als Tierfutter
verwendet wurden.
Auch Hunde wurden verzehrt. Wer sich in der Lage sah, suchte als Auswanderer in anderen Ländern eine
Überlebensmöglichkeit. Zu dieser Zeit bieten sich in Amerika noch Möglichkeiten
für Neuansiedler, da es noch "freies Land" gibt. Die Indianer kannten
kein Eigentum an Grund und Boden und wurden mit Waffengewalt vertrieben
("Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer").
1817, am 27. Juli wird in Michelbach Jacob Kempf (Ururgroßvater des Verfassers) geboren.
Er ist das siebte Kind des Gastwirts Konrad
Kemp und seiner Gattin Elisabeth,
geb. Gündling.
1817 (bis 1820) werden für den Aufbau der
Gendarmerie (in Alzenau) der Gemeinde Albstadt 22 fl 35 Kr angelastet. (Menth)
1817 gründet in Hanau der
Gymnasialprofessor Vormel den
ersten "Gymnasial-Turnplatz".
Die Gründung von Turngemeinschaften fand durch die nun verfassungsgemäß
garantierte Versammlungsfreiheit große Verbreitung.
1817 treffen sich die Deutschen
Burschenschaften auf der Wartburg.
Sie verbrennen reaktionäre Schriften, Schnürleibchen, Perücken und
Korporalstöcke als Symbole des Absolutismus.
In England wird die Arbeitszeit für Industriearbeiter gesetzlich auf 12 Stunden begrenzt.
1817 konstruiert Carl vin Drais in Mannheim eine sogenannte
Laufmaschine. Dieses noch aus Holz hergestellte Fort-bewegungsgerät ist lenkbar
und ermöglicht eine wesentlich höhere Geschwindigkeit als normales laufen.
Einige Jahrzehnte später wird es verbessert und führt dann über einen
Pedalantrieb am Vorderrad, schließlich zum Pedalantrieb mit Zahn-räder und
Kette zu der heutigen Art des Fahrrades das inzwischen weltweit in Verwendung
ist.
1818 begann mit einem relativ milden Winter. Ende Februar stiegen die Temperaturen
schon fast auf sommerliche Werte.
Deutschland zieht seine
Besatzungstruppen vom französischen Grenzgebiet ab.
1818, am 5. Mai
wird in Trier Karl Marx geboren.
Er ist der Sohn jüdischer Eltern die später zum protestandischen Glauben
übertreten. 1835 beginnt er
Rechtswissenschaft zu studieren und ergänzt dies noch mit Philosophie und
Geschichte. In Verbindung mit dem zwei Jahre jüngeren Friedrich Engels aus Wuppertal, wird er
später der führende Kritiker des kapitalistischen Wirtschaftssystems.
1818 am 26. Mai
tritt die 1. Bayerische Verfassung
in Kraft. Sie war in genau drei
Monaten erarbeitet worden und basiert auf einem Zweikammersystem.
Eine Kammer wird vom Adel und der Kirche besetzt und die zweite Kammer mit
Deligierten, die durch die Wahl des Volkes bestimmt werden.
In Alzenau wird die Kellerei durch das Rentamt abgelöst.
Der Sommer war sehr heiß, brachte aber gute Ernteerträge.
1818 hat die Gemeinde Albstadt noch 8.778 fl 44Kr Schulden.
Der russische Staatsrat Stourdza
sieht in dem freiheitlichen Treiben der Burschenschaften als Beginn einer
Revolution in Deutschland. Er verlangt Gegenmaßnahmen.
Daraufhin verfügt die
preußische Regierung die Schließung der "Turnplätze". Der
"Turnvater"Friedrich Ludwig Jahn
wird zeitweise inhaftiert.
1819 war wieder ein Jahr mit gutem
Wetter und reichen Ernteerträgen.
1819 wurde in Frankfurt der „Deutsche Handels und Gewerbeverein“ gegründet.
(80 Knaben, 85 Mädchen).
1819/20 war ein strenger Winter. Im nachfolgenden Sommer
kommt es zu einem derart ungewöhnlichen Auftreten von Raupen, daß sich die
Gemeinden genötigt sehen die Hecken und Bäume säubern zu lassen.
1820 wird in Preussen durch ein
Edikt festgelegt, daß Staatsschulden der
Disposition der Reichsstände zu unterstellen sind.
1820 ermöglicht die
Sponsorenliste zu Steiners "Beschreibung des Freigerichtes" einen
Überblick zu namhaften Personen in alphabetische Reihenfolge:
Baumer, Forstinspektor in Wasserlos
Brückner, Schultheiß in Kälberau
Hofmann, Schullehrer in Gunzenbach
(Michael) Keller, Pfarrer in
Hörstein
(Konrad) Kemp(f), Gastwirt in
Michelbach
Kleespies, Brigadier zu Alzenau
Münnich, Landgerichtsaccesor zu
Alzenau
Neumann, Landgerichts-Impfarzt u.
Chirurg zu Alzenau
Niedenthal, Löwenwirt zu Alzenau
Schäfer, Chirurg zu Hörstein
Peter Wohmbacher, Gunzenbach, 1812 Erbauer von Große Wiese 3 (jetzt Kempf/Ludwig)
1820 ist durch vorgenannte Liste für das jetzt königlich bayerische
Landgericht im Schloss Alzenau ein Landgerichtsaccesor
Münnich nachweislich.
Außerdem ein Landgerichts- Impfarzt und Chirurg Neumann.
Ein Brigadier Kleespies repräsentierte
wohl die Polizeigewalt in Alzenau.
In Hörstein hatte offenbar ein Chirurg Schäfer den Bader früherer Zeiten
von den medizinischen Aufgaben entlastet.
Und für Kälberau ist ein H. Brückner als Schultheiß erwähnt.
1820, am 28. November
wird in Wuppertal Friedrich Engels
geboren. Als Sohn eines Textilfabrikanten beginnt er 1838 eine kaufmännische Lehre in Bremen, die er später in
Manchester ergänzt und abschließt. Er wird dort mit dem sozialen Elend des
englischen Frühkapitalismus konfrontiert und veröffentlicht 1845 bereits eine Studie unter dem Titel:
"Die Lage der arbeitenden Klasse in England".
1820 kommt es in Wien zur
Verabschiedung der Schlußakte betreffend die Souveränität der Bundesfürsten.
Fast alle größere Staaten, mit Ausnahme von Österreich und Preussen, verfügen
nun über Verfassungen, die der Bevölkerung eine begrenzte Mitgestaltung bei der
Regierungsbildung ermöglichen.
Inzwischen führt die technisch-industrielle Entwicklung auch in
Deutschland zur Auflösung der ständischen Gesellschaftsordnung.
Kleingewerbetreibende können gegen die industrieellen Fertigungsmethoden nicht
mehr bestehen. Viele wandern in die Städte und bilden dort bei schlechtesten
Lebensbedingungen ein Proletariat, das zur Unzufriedenheit führt. 14 Stunden Arbeitszeit, schlechteste
Wohnbedingungen und unzureichende Ernährung führen zu Mangelerkrankungen und
Not. Es entwickelt sich die "Soziale Frage".
Die Parteinahme der studentischen Jugend für
die ausgebeutete Arbeiterschaft und die diesbezüglichen Diskussionen in den
Turnerschaften, führen zum Verbot der Turngesellschaften.
In Wien wird ein provisorische
Bundeskriegsverfassung verfügt. Österreich und Preussen stellen je drei
Armeekorps. Die übrigen Bundesstaaten je eins, kleinere Staaten stellen
gemeinsam Armmeekorps auf.
Der Bundesfeldherr wird vom Bundestag gewählt.
Die Landesverfassungen bleiben weitgehend unter dem Einfluß des Adels und der
Beamten.
1821 beginntmit
strengem Frost. Am 5. und 6. März sinken die Temperaturen nochmal auf
-20 Grad. Im April steigen die Temperaturen jedoch schon
auf hochsommerliche Werte bis zu 30 Grad.
Der Sommer jedoch wurde kühl und naß. Ein massenhaftes Auftreten von Schnecken
vernichtete fast alles Kraut und Gemüse.
1821 stirbt Napoleon I. auf der Insel Helena.
1821 kann der Apotheker Johann Baptist Happel am 17. Januar in Alzenau eine Apotheke eröffnen.
1821 übernahm Kurfürst
Wilhelm II. von Hessen-Kassel, verehelicht mit Auguste
von Preussen, die Regierung.
Er setzte die absolutistische Regierung, auch in Hanau fort. Allerdings strebt
er eine Modernisierung des Militärs an. Die gepuderten Perücken und den
(Prügel-)Stock der Offiziere schafft er ab.
In Alzenau konnte man mit Zufriedenheit feststellen, dass die auf den
Sanddünen angepflanzten Birken gut angewachsen waren.
1822 am 16. Dezember wird in
einer Sitzung im Alzenauer Landgericht festgestellt, dass gemäß eines
Gutachtens des Landesphysikus (Kreisarzt) in Alzenau und Hörstein, „die
Badeanstalten bey den Judengemeinden der Gesundheit sehr nachtheilig wären, und
bey denselben das Baden lebensgefährliche Folgen haben könnte.
Da die Erhaltung der Gesundheit eine der ersten Pflichten aller Religionen
seye, so konnte das Landgericht nicht zweifeln, dass die Judengemeinden ihren
Badeanstalten die Einrichtung geben würden, dass das Wasser durch Erwärmung der
Gesundheit unschädlich wäre“.
Die jüdischen Gemeinden brauchten jedoch noch einige Zeit, bis es zu einer
einvernehmlichen Lösung kam.
Das Jahr brachte jedoch eine gute Ernte.
1823 verkauft Viktor Amadeus von Hessen Rothenburg das
Wasserloser Schlossgut.
Mit Viktor Amadeus von Hessen Rothenburg
erlosch wieder einmal ein Geschlecht im Mannesstamm.
Da mit seinem Tod jedoch auch der Heimfall
der Grafschaft Hessen-Rotenburg an
Hessen-Kassel verbunden war,
erlangte seine Gattin mit der Notlüge, daß sie schwanger sei, noch einige Zeit
Wohnrecht im Marburger Schloß (da ja möglicherweise noch ein männlicher Erbe
geboren würde). Da man an der Richtigkeit dieser Aussage jedoch zweifelte,
wurde ihr Wohnsitz der sog. Weiße Bau im Marburger Schloß rund um die Uhr
bewacht. Als aber nach 13 Monaten!
noch immer keine Niederkunft zu melden war, mußte die kinderlose Witwe sich
aufs Altenteil zurückziehen.
Neuer Eigentümer in Wasserlos
wird der kgl. preuß. geh. Finanzrat Johannes von Menz, der das bisher bewohnte
Michelbacher Schlossgut zum Verkauf stellte und noch ein Gut in Thüringen
veräußert.
1823/24 ist der Winter sehr mild
und das Jahr brachte eine gute Ernte.
1824 kommt es in England zur Gründung von
Arbeiterorganisation, als sog. Gewerkschaften.
In Frankreich folgt Karl X. (-1830) auf dem Thron des
verstorbenen Ludwig XVIII.
1824 muss die jüdische Gemeinde in
Hörstein die Baufälligkeit ihres Bethauses feststellen. Im Hinblick auf einen
notwendigen Neubau waren zu dieser Zeit schon 1400
Gulden an Spenden gesammelt worden. Die neue Synagoge wie auch die später noch
erbaute Schule fanden ihren Standort an der Hauptstraße. (Um 1980 abgebrochen
und jetzt zum Teil von der Bäckerei Trapp
überbaut.) Der "Zehngebotestein" wurde gesichert und in das
Heimatmuseum eingegliedert.
1824 übernimmt Emilie von Engelbrunner das
Michelbacher Schlösschen mit allen Gütern. Emilie von Engelbrunner bewohnte das Schlossgut für einige
Jahre mit ihrer jüngeren Schwester Julie.
Eine wesentlich ältere Schwester, Susanne
Christina von Engelbrunner, war seit 1794 mit Konsistorialrat
Carl Gottlieb Horstig vermählt und wohnte mit ihm seit 1808 auf der Burg oberhalb Miltenberg. Carl Gottlieb Horstig war ein vielseitig gebildeter Mensch.
Theologe, Germanist, Musiker und Maler.
1824 stiftet Margaretha Habermann, Witwe des Peter Habermann, Müller zu Alzenau, in
ihrem Testament 150 fl zur
Armenkasse in Kälberau. Für dieses Geld sollen Grundstücke gekauft werden.
Deren Pachtertrag soll zum Unterricht armer Schulkinder verwendet werden.
Margaretha Habermann hatte die
letzten Jahre ihres Lebens bei Verwanden in der Kälberauer Mühle gewohnt.
Im November fällt starker Regen. Das Kinzighochwasser zerstört in Gelnhausen
alle drei Brücken und bringt einen Teil der Stadtmauer zum Einsturz. Im
Kahlgrund konnten zwei Postillione nur mit Mühe verhindern, daß ihre Kutsche
beim Durchqueren der Kahl nicht von der Flut weggerissen wurde.
Kronprinz Ludwig
von Bayern veranlasst zwei Architekturstudenten, die als
Stipendiaten in Rom weilen, die flachen Dächer mit dem turmartigen Aufbau zu
studieren. Er trägt sich damals wohl schon mit dem Vorhaben an den Stellen mit
den mildesten Klimabedingungen südländisch nachempfundene Residenzen erbauen zu
lassen.
München ist zu dieser Zeit bereits ein Sammelpunkt kunstorientierter Geister.
Kaspar Braun aus Aschaffenburg
begründete die "Fliegenden Blätter". Eine satirische Wochenzeitung,
die im Anhang für die unterschiedlichsten Erzeugnisse wirbt.
1824 ist nachweislich
schon regelmäßige Postverbindung
in den Kahlgrund gewährleistet.
Ein Postbote ging morgens von
Dettingen durch Alzenau bis Mömbris. Am Nachmittag kehrte er wieder zurück nach
Dettingen. Er beförderte Post in beiden Richtungen.
1825 nach einem sehr milden
Winteranfang, kommt es ab
12. März nochmal zu einem einwöchigen Kälteeinbruch mit
Nachttemperaturen von -17 Grad. Ab
22. April war es frühlingshaft warm. Doch der 12.
Mai brachte nochmal so starken Nachtfrost, daß der größte Teil der
Weinernte verloren war. Der Sommer war dehr trocken mit Temperaturen bis 35 Grad.
Viele Menschen flehten wieder mit zusätzlichen Betstunden um Regen. Am 21.
September stieg die Temperatur nochmal auf 30
Grad.
1825 nimmt in England die erste Eisenbahn, zwischen
Darlington und Stockton ihren Betrieb auf. Sie löst damit die Postkutschen und
Fuhrwerktransporte ab. Die "Stahlrösser" bedürfen jedoch auch
Schienennetze aus Stahl. Damit beginnt ein Anstieg der Eisen und Stahlerzeugung
in damals noch unvorstellbarem Ausmaß. Die Erzeugung von Roheisen ist für die
damalige Zeit, weltweit mit etwa 2
Millionen Tonnen anzunehmen.
Im gleichen Jahr entwickelt ein H. Cooper,
ebenfalls in England, die Zündhölzer. Er versieht dünne Hölzchen aus Weichholz
mit einer, durch Reibung entzündlichen Masse an einem Ende. Damit endete in den
zivilisierten Ländern, die Jahrtausende alte Form des Feuerschlagens.
1825 klagt Wilhelm von Buchenau als letzter seiner
Familie in schriftlicher Form dem bayerischen
Königshaus seine unsichere Lage bezüglich des Klausengutes, da ihm
nur die Hälfte gehörte, zum Erwerb der zweiten Hälfte jedoch eine formelle
Todeserklärung für den verschollenen Karl von
Buchenau erforderlich wäre. Hierbei erwähnte er auch, daß seine
Mutter mit seinen zwei Schwestern in Königsberg in Armut lebten.
Da aber der ehemalige Dienstherr Karls von
Buchenau, Kg. Jerome von
Westfahlen war, außerdem das Klausengut damals Hessen-Darmstädtisch war,
sah sich die bayerische Behörde außerstande, hier helfend eingreifen zu können.
Die Zeit war von politischen Umbrüchen
geprägt. Im Gegensatz zu Österreich, wo Metternich
mit Polizeigewalt jede Form von Liberalisierung unterdrückt, kommt es in vielen
Ländern zu Versuchen die alten Herrschaftsstrukturen zu brechen.
1825, am 11. April
wird in Breslau Ferdinand Lassalle
geboren. Er ist der Sohn eines wohlhabenden jüdischen Tuchhändlers. Er studiert
später Philosophie, Philologie und Geschichte und wird der "geistige
Vater" der Sozialdemokratie.
(Der Begriff Nachbar steht nun für den früheren Märker.)
Als Nachbar wurde anerkannt
wer Besitz (Haus, Hof und Grundstücke) vorweisen konnte. Außerdem mußte er
einen guten Leumund haben und volljährig sein. (Seit Bestehen der Schulpflicht
mußte er auch ein Zeugnis vorweisen, daß er die Schule und die Christenlehre
besucht hatte. Der Militärfreischein und Impfschein kamen vermutlich wesentlich
später).
Das Einzugsgeld beträgt 5 Gulden.
Mit der Anerkennung standen ihm zu: Wahlrecht, Annahme von öffentlichen Ämtern,
Genuß der Gemeindenutzung (Holz- und Weiderechte) sowie Unterstützung aus der
Armenkasse in Notfällen. Wer das Nachbarrecht nicht bekam mußten das sog.
Beisassengeld entrichten (Nachgeborene ohne Besitz, Häusler oder Beisassen.
Hintersassen waren Pächter).
Dies betrug jährlich 3 Gulden.
Witwen zahlten die Hälfte. Die Zahlungen waren am 11. November (Martini) zu entrichten.
Verpflichtung war die Zahlung von Steuern, Zehnten und Schatzung (Sondersteuer)
außerdem die Leistung von Hand- und Spanndiensten verbunden.
Probleme ergeben sich immer wieder durch nichteheliche Kinder, deren Eltern
wegen eines fehlenden Einkommens keine rechtliche Bindung eingehen können oder
deren Väter bereits verehelicht sind. Gleichermaßen konnte auch der vorzeitige
Tod des Familienvorstandes die Hinterbliebenen in Not und Armut bringen. Die
Versorgung der Armen oblag den Gemeinden.
1825 am 12. Oktober verstirbt Kg.
Max Josef von Bayern. Er hatte am Tag vorher noch an einem Ball des
russischen Gesandten, anläßlich seines Namenstages teilgenommen.
Sein Sohn Ludwig I. übernimmt den
Thron. Kg. Ludwig I. von Bayern
war der Industrialisierung gegenüber voreingenommen, trotzdem aber für
Fortschritt.
1825 und 1826 werden von der Gemeinde Albstadt, für die Reise und Ausbildung einer
Hebamme 110 fl gezahlt.
1826 begann mit einem
sehr kalten Januar. Doch bereits im Februar wurde es sehr mild und nachfolgend
kam es zum "Jahrhundertsommer", der aber heftige Unwetter brachte.
1826 muß der Betrieb der
„Stahlmühle“ aufgegeben werden. Der neue Besitzer ließ sie zur Mahl- und
Schrotmühle umbauen. Doch auch dieser Betrieb konnte keine Gewinne
erwirtschaften und wurde schon bald an einen H. Blene verkauft, der dort mit der Herstellung von Bleiweiß
begann.
1826 werden Armenkassen gegründet, die jedoch mit freiwilligen
Spenden fundiert werden sollten. Der bescheidene Wohlstand lässt jedoch keine
ausreichende Spendenbereitschaft erkennen. So verfügt das Kgl. Landgericht in
Alzenau am 18. 11. 1827,
"dass künftig bei Hochzeiten, Kindstaufen und dergleichen eine Armenbüchse
herumgetragen werden soll.
Auch soll man bei Tanzmusik über die Polizeistunde eine Abgabe in die
Armenkasse festlegen".
Eine weitere Einnahme für die Armenkasse ergibt sich schließlich mit der
Feldrug.
(Im Jahr 1835 kommen von den 53 Rügstrafen, die der Flurschütz in
Albstadt zur Anzeige brachte, 2/3 der Armenkasse zugute Dies sind 18 fl 38 Kreuzer).
Gemeindestrafgebühren sind:
Wer verbotene Wege geht - 10 Kr
Wer Vieh allein auf die Weide lässt -
20 Kr
Wer nach 6 Uhr abends draußen (in der Flur) war - 10 Kr
Wer (unberechtigt) graste - 10 Kr
Später werden noch Teilbeträge bei Grundstücksverkäufen oder Versteigerungen in
die Armenkasse abgeführt.
Die Führung von Armenkassen wird auch nach der Neuordnung des Heimat- und
Verehelichungsrechtes im Jahr 1862
erforderlich.
Die Notwendigkeit der Armenfürsorge bestand auch weiterhin, da selbst
grundbesitzende Bauern durch Missernten in Not geraten konnten.
Am 3. Juni starben im Vogelsberg
über 100 Menschen als Wolkenbrüche
Häuser zum Einsturz brachten. Am 5.
und 6. Juli stieg die Temperatur
auf 38 Grad. Ende Juli waren die Trauben schon reif, doch
zerstörte eine neue Hitzewelle mit 35 Grad
viel Trauben, da sie verbrannt abfielen. Die Ernte war insgesamt schlecht und
bereits am 23. September kündigte
ein erster Frost einen strengen Winter an.
1826 kommt es zu Spannungen in Kassel nachdem die
Kurfürstin Auguste mit ihren
Kindern ihren Gatten Wilhelm II.
verläßt. Es stört sie, daß sich seine Mätresse Ortlöpp, die spätere Gräfin
von Reichenbach, zu sehr in die Regierungsgeschäfte einmischt.
1826 wird das Rentamt Alzenau aufgelöst.
Die Orte des Landgerichts werden dem Rentamt
Aschaffenburg angeschlossen.
1826 kann die jüdische Gemeinde in Alzenau, nach dem Erwerb eines Grundstücks
an der jetzigen Alfred-Delp-Straße, eine Synagoge erbauen. Vermutlich wurde
hier auch eine beheizbare Mikwe in einem südlichen Anbau eingerichtet. In der
vorangegangenen Zeit fanden die Gottesdienste wohl in einem Privathaus statt.
Die Bauausführung übernahm der Maurermeister Sebastian
Ludorf.
1827 begann mit einem
schneereichen Winter. Am 18. Februar
sank die Temperatur bei Nacht auf -30 Grad.
Ab dem 21. Februar behinderten
ungeheure Schneemassen jeden Verkehr. Erst Ende März ging der letzte Schnee weg
und es begann wieder ein heißer Sommer.
J.H. von Hefner-Alteneck wird
später, von 1868 bis 1885 Direktor des Bayerischen
Nationalmuseums in Nürnberg.
1827 übernimmt in Michelbach Julie von Engelbrunner den Anteil ihrer
Schwester am Schlossgut, nachdem dieselbe nach ihrer Verehelichung weggezogen
war.
Julie von Engelbrunner vermählt sich mit einem Herrn von Warendorf, der jedoch bereits
zwei Jahre später in geistiger Umnachtung verstirbt.
1827 am 23. Juli wird Albstadt als Kaplanei Alzenau angegliedert.
1827 wird das Bistum Fulda, als katholisches
Verwaltungszentrum für Kurhessen wieder hergestellt
Im gleichen Jahr beauftragt Kg. Ludwig I. von
Bayern, den Architekten Friedrich
Gärtner in Italien in den Ausgrabungsstätten antike Mosaiken zu
studieren und ihm darüber zu berichten.
1828 war von schlechtem Wetter bestimmt. Das
Getreide mußte feucht eingebracht werden. Doch gab es viel Kartoffel.
1828 beginnt Kg. Ludwig I. den Gedanken Karls des Großen erneut umzusetzen und mit einem Kanal die
Wasserstraßen Rhein (Main) und Donau zu verbinden.
1828 wurde der bayerisch–württembergische Zollverein und
nachfolgend der Preußisch-hessische Zollverein gegründet.
In Preussen teilt ein General dem König mit, daß er infolge der Ausbeutung der
jugendlichen Arbeiter "und des dadurch verursachten schlechten
Gesundheitszustandes der Bevölkerung" nicht mehr das erforderliche
Truppenkontigent aufbringen könne.
Der König veranlasst, daß entsprechende Schutzbestimmungen erlassen werden
sollen.
1828 Russische Truppen besetzen
türkisches Gebiet an der Donau und entlasten damit die seit mehreren Jahren um
ihre Unabhängigkeit kämpfenden Griechen.
Noch im gleichen Jahr erkennt die Türkei die Unabhängigkeit Griechenlands an.
1829/30 war ein
"Jahrhundertwinter. Schon am 1. Dezember
gingen Regenschauer in Schnee über der liegen blieb. Kurz nach Weihnachten
kamen die Temperaturen am Tag nicht über -13
Grad. Am 23. Januar
sank die Nachttemperatur auf -29 Grad.
Erst am 14. Februar begann es zu
tauen.
1829 am 30. März tauscht Adam
Bambeck seine Mühle unterm Schloß, neben Adam Trageser, mit den Müllersleuten Johann und
Katharina Christ, geb. Reisert.
Im April kam es schon zu mehreren
starken Gewittern. Im Juni und Juli gab es ebenfalls viel Gewitter und im
August begann eine Regenzeit die
sich mit wenig Unterbrechungen im ganzen Herbst fortsetzte. Die Ernte war
dürftig.
29 Im Frieden zu Adrianopel erhält
Russland die Inseln der Donaumündung und die Gebiete im südlichen Kaukasus. Den
unter türkischer Oberhoheit stehenden Fürstentümern Moldau, Walachei und
Serbien wird das Recht zugestanden, eigene (christliche) Statthalter zu wählen.
1830 (- 1832) ist Simon Bergmann Lehrer in Großwelzheim.
1830 wird Adam Neumann geboren. Er ist ein Nachkomme
des Johann Heinrich Neumann der 1722 als Schulmeister nach Alzenau kam.
Zu dieser Zeit wird unterhalb der Burg ein Gefängnis aus Sandstein
errichtet.
Auch in Hanau verlieren durch diese Veränderung Hunderte ihre
Arbeitsplätze.
Für Hanau beschwerlich war außerdem, daß
fast alle Handelswege ins "Ausland" führten und die Einfuhren durch
Zölle verteuert wurden.
Mißernten und Arbeitsplatzverluste brachte Unruhe in die noch immer von Wilhelm II. von Hessen-Kassel
absolutistisch regierte Bevölkerung.
1830 im Juli kommt es in Frankreich zu Aufständen, nachdem Kg. Karl X. die Wahlergebnisse für ungültig
erklärt und die Wahlgesetze und die Pressefreiheit aufhebt.
Nach dreitägigen Straßenschlachten sieht er sich zur Abdankung genötigt. Die
provisorische Regierung wählt Herzog Ludwig
Philipp als Thronanwärter.
Im gleichen Jahr kommt es noch zu Aufständen in Belgien, Polen und Italien.
Die Aufstände in Brüssel zwingen die holländischen Truppen zum Rückzug und ermöglichen
die Lösung vom Haus Oranien.
(Polen wird später von russischen Truppen unterworfen und wird russische
Provinz. Gleichermaßen kann das Haus Habsburg die Aufstände in Italien
unterdrücken.)
Vor diesem Hintergrund findet die
Kunde von der Julirevolution in Frankreich, auch in Hanau und Hessen-Kassel
offene Ohren.
Bereits im September kommt es in Kassel zu schweren Unruhen, die sich auch
gegen den Einfluß und die Anwesenheit der Mätresse des Kurfürsten richten.
Von Hanau reiste eine Delegation nach Kassel und forderte die Aufhebung der
Zölle.
Da dies jedoch vom Kurfürsten abgelehnt wurde, kommt es am 24. September zu den Heumarkt zerstört und
niedergebrannt wurden. Erst mit dem Einschreiten einer Bürgergarde kam es
wieder zur Beruhigung.
1830 am 16. Oktober berief Kurfürst
Wilhelm II., auch auf Drängen seiner Mätresse, der unbeliebten Gräfin von Reichenbach, den Landtag ein.
Als Vertreter von Hanau, Bockenheim und Windecken nahm der Hanauer
Bürgermeister Bernhard Eberhard
teil.
Die Gräfin von Reichenbach sieht
sich durch die Bevölkerung bedroht und reist nach Hanau. Sie wählt als Wohnsitz
Schloß Philippsruh.
1830, am 19. November kam es wegen einer
Brotverteuerung zu erneuten Bürgerprotesten.
Die Bürgergarde nahm 4
"Krawaller" fest und übergab sie dem Militär. Als die Gefangenen am 30. November nach Fulda gebracht werden
sollten, überwältigten eine Gruppe von Bürgern die Soldaten am Nürnberger Tor,
entwaffneten sie und befreiten die Gefangenen. Zur Niederschlagung des
Aufstandes und dem Auftrag die befreiten Gefangenen wieder festzunehmen,
rückten nun zwei Kompanien Infanterie an. Als dieselben in der Nürnberger
Strasse mit Steinen beworfen werden, fallen einige Schüsse. Doch trotz der
sofortigen Feuereinstellung, durch die Offiziere, die keinen Schiessbefehl
gegeben hatten, waren über 30 Bürger
verwundet und 3 erschossen.
1830 wird in einer Konferenz in
London die Unabhängigkeit Griechenlands bestätigt.
1831 beginnt
fast genauso wie das vergangene Jahr. Doch war die Kälte nicht so extrem. Am 1. Februar waren -24 Grad die tiefste Temperatur des Winters. Die Schneedecke
von 30 cm Mächtigkeit begann am 4. Februar zu schmelzen.
1831 im Januar wird von den versammelten fünf Großmächten, auch die
"ewige Neutralität" Belgiens, nach dem Vorbild der Schweiz verbürgt.
Leopold I. von Sachsen Coburg wird
zum König von Belgien gewählt.
Doch der Kurfürst bedauerte bald die (unter dem Druck der Straße) gemachten
Zugeständnisse.
Nachdem der Landtag am 9. März
geschlossen hatte, übertrug Wilhelm II. die
Regierung seinem Sohn Friedrich Wilhelm von
Hessen-Kassel und folgte seiner Mätresse nach Schloß Philippsruhe
bei Hanau.
Dort konnte
zumindest seine Mätresse am 9. März dem
größten Mainhochwasser seit drei Jahrzehnten zuschauen.
Das nachfolgende Jahr war kühl und feucht. Die Temperaturen erreichten nie 30 Grad.
Mit Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel war nochmal eine
schillernde Person an die Regierung gekommen.
Er war jener 1802 in Schloß
Philippsruhe geborene Prinz, dem gleichermaßen wie seinem Vater, jede Einengung
seiner Herrschaft zuwider war. Er hatte sich auch nicht gescheut sich, neben
seiner Gattin, noch mit der geschiedenen Gertrude
Lehmann geb. Falkenstein
"zur Linken" trauen zu lassen und sie zur Gräfin Schaumburg erhob, was bei der Bevölkerung mit Befremden
gesehen wurde.
1831, am 30. März stirbt Wilhelm von Buchenau, ohne noch etwas zur Besserung des
uralten Besitzes in Kälberau tun zu können. Damit schien auch dieser Zweig
erloschen. Daß erbberechtigte Schwestern noch in Königsberg lebten, nahm man
bei der bayerischen Regierung nicht zur Kenntnis. Hinweise darauf hätte man dem
Bittgesuch von 1825 entnehmen können. Doch
jetzt kommt das Klausengut als heimgefallenes Lehen an das bayerische
Königshaus.
1831 kann die Gemeinde Albstadt einem
Großkrotzenburger endlich die seit 1814
anstehende Schuld von 181 fl 59 Kr.
erstatten.
1831 wechselt die Stahlmühl wieder den Besitzer. Nun beginnt in
Alzenau die „Papiermühle“ (aus alten Lumpen) ihre Produktion. Lumpensammler
bringen alte Kleider die dann von vielen jungen Mädchen sortiert werden, wobei
die Knöpfe abgeschnitten werden. Die Lumpen wurden gemahlen und gekocht. Dieser
Rohstoff wurde dann zur Weiterverarbeitung mit Fuhrwerken nach Hanau
transportiert. Damals fanden etwa 60 bis 70 Mädchen und noch einige Fuhrleute und
Hilfskräfte eine feste Anstellung.
1831 am 29. August wird
dem englischen Theologen Charles Darwin
angeboten, an einer Weltreise teilzunehmen. Welche Folgen die naturkundlichen
Erkenntnisse dieser Reise, für den jungen Mann und die
"Weltanschauung" bringen sollten, konnte niemand ahnen.
1831 breitet sich entlang der
großen Ost-Westverkehrsverbindungen die Cholera
aus.
Über Danzig und Königsberg kommt sie im August nach Berlin. Und im Süden wird
sie über Krakau nach Wien eingeschleppt. Das Unwissen über die Ursache und die
schlechten hygienischen Verhältnisse lieferten die Menschen hilflos der Seuche
aus.
1832 beginnt nicht so
kalt wie die Vorjahre und ohne jeden Niederschlag. Die zweite Februarhälfte ist
heiter. Mitte Mai gab es
schädlichen Nachtfrost und sogar nochmal am 22.
und 25. Juli gab es Nachtfrost der
beim Getreide und den Kartoffeln zu Schaden führte.
1832 gründen die Republikaner in
Frankreich einen "Verein für Menschenrechte"
1832 im Mai begannen für das Kurfürstentum Hessen-Kassel positive
Veränderungen, nachdem Friedrich Wilhelm von
Hessen-Kassel, Hans Daniel Ludwig
Hassenpflug zu Minister ernannt hatte.
Am 27. Mai kommt es auf dem Hambacher Schloß, bei Neustadt an der
Hardt, zu einer Massenversammlung mit radikalem Charakter.
Die Versammelten, darunter polnische und fränzösische Flüchtlinge fordern die
Abschaffung von der "Tyrranei der Fürsten und der Despotie der
Beamten".
Sie fordern eine föderative Vereinigung eines republikanischen Deutschlandes.
Im Juni kommt es in
Hanau-Wilhelmsbad zu einer Demonstration, vergleichbar dem Hambacher Fest.
Die Forderungen auf den Versammlungen veranlassen den Kreis um den
Österreichischen Kanzler Metternich
ihren reaktionären Kampf zu verschärfen. Österreich und Preussen hatten als
einzige Mitglieder des deutschen Bundes noch keine Verfassung.
Nun legten beide Regierungen dem Bundestag "sechs Artikel" zur
Genehmigung vor.
Dieselben sahen vor:
1. Landesgesetze dürfen nicht im Widerspruch
zu Bundespflichten stehen.
2. Gegen aufrührerische Landtage wird (militärische) Bundeshilfe gesandt.
3. Politische Vereine und Reden sind verboten.
4. Das Tragen von Bändern und Kokarden in den Landesfarben sind verboten.
5. Verdächtige werden polizeilich überwacht.
6. Politische Flüchtlinge werden ausgeliefert.
Die sechs Artikel werden vom Bundestag gebilligt.
In Mainz wird das Bistum für die katholische Kirche
im Großherzogtum Hessen wieder ins Leben gerufen.
1832 (- 1840) ist Johann Hain Lehrer in Großwelzheim.
Nach einem schönen Herbst kam es am 10.
Oktober zu einer sehr kalten Nacht.
1832 begann ab der zweiten
Januarwoche ein Kälteeinbruch der die Flüsse gefrieren ließ.
Am 3. Februar setzte Tauwetter ein
und das Eis brach.
1833 am 3. April
kommt es in Frankfurt zum sogenannten (Zoll-)Wachensturm.
Dieses Aufbegehren gegen die durch die vielen Zölle und Abgaben überhöhten
Preise scheiterte und führte bei den führenden Köpfen zu dem Gedanken, nach
Nordamerika auszuwandern und dort einen Idealstaat zu gründen. Es kommt zur
Gründung der "Gießener Auswanderungsgesellschaft".
Nach dem Vorbild von Preußen, das schon 1818 die Binnenzölle aufgehoben hatte,
kommt es zur Gründung des Deutschen Zollvereins. Der darauf folgende verstärkte
Warenverkehr, nötigt auch zur Verbesserung der Strassenverhältnisse.
Dies war vermutlich der
Anlaß, daß in Alzenau die von Kälberau kommende Strasse, ab dem
Einmündungsbereich der Vockebach ( jetzt Beginn der Strasse zum Oberwald ) bis
zur Einfahrt zu den Mühlenbetrieben ( jetzt Strasse am Burgsteg ) mit einer
Granitsteinpflasterung gefestigt wurde. Die Ableitung des südlich laufenden
Baches zur Kahl blieb noch längere Zeit offen. Eine weitere Pflasterung wurde
im Bereich von der Pfarrkirche zur Kahlbrücke ( jetzt „Kaiser-Ruprecht Strasse
) notwendig, da dieser Bereich keinen festen Untergrund hatte.
Der Mai war schon
hochsommerlich warm. Nach einem kühlen August
kommt es noch zu einem trockenen und sonnigen Herbst.
1833 wurde die jüdische Gemeinde
in Alzenau von behördlicherseite aufgefordert, zur Verbesserung des
Religionsunterichtes einen Lehrer einzustellen. In Ermangelung der finanziellen
Mittel verzögerte sich diese Aufgabe noch 15 Jahre. ( Peter Körner: Skizzen zur
Geschichte der Juden ...
1833/34 verlief der Jahreswechsel
ohne Winter. Doch tobten im Dezember
und Januar heftige Südweststürme
über unsere Heimat. In der zweiten Januarhälfte war schon alles grün und die
Bäume standen in Blüte. Vereinzelt begannen die Vögel schon mit dem Nestbau.
1833/34 schließen sich der bayerisch-württembergische und der
preußisch-hessische Zollverein zusammen. Nun werden auch die letzten
Zollschranken wieder abgebaut.
Damit verlieren zwar die Zöllner ihre kleinen Nebenverdienste, aber der Handel
geht leichter und mit mehr Gewinn.
1834
im April fiel nochmal Schnee. Der
nachfolgende Sommer führte zu einer Dürrekatastrophe. Nur noch wenige Quellen
führte Wasser. An wasserführenden Brunnen standen die Leute an und pumpten
selbst bei Nacht um das nötigste Wasser für sich und das Vieh zu bekommen. Viel
Vieh mußte notgeschlachtet werden. Das massenhafte Auftreten von Mäusen
schmälerte die karge Ernte. Doch die Reben brachten wieder einen ungewöhnlich
guten Wein.
1834 iwird
in Alzenau eine Feuerwehrordnung beschlossen, in der alle Verantwortlichen mit
ihren Aufgaben benannt werden um einen Brand wirkungsvoll zu bekämpfen.
Außerdem werden eine Spritze mit Pferdezug, Schläusche, Leitern, Einreißha-ken,
Löscheimer, Löschwische und Fackeln erwähnt. Die Materialien werden in einer
Gemeindescheuer gelagert.
1834
kommt es unter der Führung von Pfarrer Friedrich
Münch aus Homberg und Rechtsanwalt Paul
Follen zur Auswanderung von 500
Mann, mit dem Ziel der Errichtung eines
deutschen, christlichen und politischen Idealstaates auf amerikanischem Boden.
Karl Follen, der Bruder von Paul Follen war bereits zehn Jahre zuvor
ausgewandert. (Mitteilung von H. Dr. Pfeiffer) Der Plan scheitert jedoch an den
Gegebenheiten in Amerika.
Doch kam damit eine Auswanderungsbewegung in Gang, die auch in
unsrer Heimat von vielen als Möglichkeit für eine bessere Zukunft gesehen
wurde.
(Bei den Instandsetzungsmaßnahmen auf dem Anwesen Große Wiese 3 in Gunzenbach, fand der Verfasser noch einen
Brief von einem Auswanderer aus Gunzenbach. Derselbe wurde dem damaligen
Archivar, H. Dr. Jung in Mömbris
übergeben.)
1835 begann fast genau
so mild wie das Vorjahr. Nur wenig Schnee und kaum Frost. Auch der Sommer war
wieder viel zu trocken. Die Kartoffel- und Getreideerträge waren schlecht, doch
der Wein übertraf noch den vom Vorjahr.
1835 übernimmt die verwitwete Agnes
Happel nach dem Tod ihres Gatten die Leitung der Apotheke in
Alzenau.
1835 beendet Georg von Wrede sein Erdendasein in
Wasserlos. Seine letzte Ruhe findet er auf dem Friedhof auf dem Berg Welmisheim
oberhalb Alzenau. ( R. Holzapfel in „Spessart“, 4 1986, S. 13)
1835 beginnt die erste Eisenbahn
auf dem europäischen
Kontinent ihren Betrieb
zwischen Brüssel und Mecheln.
Am 3. September gab es
schon ersten Bodenfrost. Am 8. November
meldete sich schon der Winter mit Dauerfrost. Die Nachttemperatur sank am 15. bis -19
Grad.
1835 ab 7. Dezember fährt
die erste deutsche Eisenbahn von
Nürnberg nach Fürth.
Zu dieser Zeit hat sich die Eisenerzeugung schon um 1/3 erhöht und regional zur Entwicklung von großen
Industrieben geführt.
1835 (- 1848) kommt in Österreich
Kaiser Ferdinand I. auf den Thron.
In Indien wird Englisch als Amtssprache eingeführt.
1836 setzte sich das
winterliche Wetter noch bis zum 12. Januar fort.
Doch dann "brach das Eis" im wörtlichen Sinne. Auf dem Main hielt ein
schweres Eistreiben über zwei Tage an. Im Mai
gab es wieder Frostschaden und nun begann erneut ein trockener und warmer
Sommer. Am 10. September setzt mit
einem viertägigen Dauerregen eine Abkühlung ein. Die Sommerhitze hatte erneut
einen guten Wein heranreifen lassen.
Am 18. Oktober gab es am Abend
wieder ein rotes Nordlicht zu sehen. Am 30.
Oktober begann drei Tage anhltender Schneefall und Dauerfrost.
1836 am 9. Mai wird in Hörstein ein
Pankrat Nimbler (Urgroßvater d. V.) geboren. Er ist der Sohn Paul Nimbler und Eva Braun. Die Eltern sind noch nicht vermählt, da sie noch
keinen "eigenen Rauch" ( eigenen Hausstand) haben.
1836 tritt Otto von
Bismark, 21-jährig nach
Abschluß eines Jurastudiums eine Referendarstelle in der preussischen
Rheinprovinz an. Die Verlockungen in Aachen bringen ihn schon bald zu einem
Berg von Schulden, die ihn noch einige Zeit belasten sollten.
1836/37 tritt die Cholera erneut
auf.
1837 beginnt mit viel
Schnee. Doch am 7. Januar setzt
Tauwetter ein und der Februar wird
sehr mild. Am Abend des 18. ist
für mehrere Stunden wieder ein Nordlicht zu sehen.
Der Frühling wurde sehr kühl. Vom 20.
bis 24. März fiel nochmal Schnee
der in höheren Lagen liegen blieb. Am 25.
März wurden nachts -11 Grad
gemessen. Der 6. April
brachte erneut Schneefall, der sich über die zwei nachfolgenden Tage
fortsetzte. Rauher Nordwind ließ die Tagestemperaturen nicht über die
Frostgrenze ansteigen. Am 10. April
sank die Temperatur in der Nacht nochmal auf -10
Grad. Nach der Scneeschmelze folgte der Mai mit Dauerregen. Erst im letzten Drittel des Monats kam es
zur leichten Wetterberuhigung.
Das massenhafte Auftreten von Maulwürfen in den Ackerfluren und Gärten belastet derart, daß der als
Maulwurffänger bekannte Lorenz Weber
aus Kälberau von
der Gemeinde Großwelzheim für den Lohn von 20
Gulden den Auftrag erhielt die Plage zu beenden.
Der Maulwurfsfang geht im Frühjahr bis zum 15.
Mai und muß nach der Heuernte fortgesetzt werden. Im Juni begann nochmal für einige Tage starker
Regen, doch dann kam es endlich zu einer Erwärmung.
Am 28. Juli konnte schon das
zweite Nordlicht am Abend bewundert werden.
1837 entläßt Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel seinen
Minister Hassenpflug.
Der Hauptgrund war der Abbau vieler Privilegien der Stände.
1837 wird im Interesse der
Erleichterung von Handel und Warenverkehr in München, im Einvernehmen mit
benachbarten Staaten eine Korrektur des
Guldenfußes vorgenommen.
Ab dem 25. August wurde die deutsche Mark (233,855 Gramm) auf 24 ½ Gulden aufgeteilt. Neben den Gulden wurden noch halbe Gulden, 6- und 3Kreuzermünzen
geprägt.
1837 (- 1901) wird Viktoria, 18jährig zur Königin von
Großbritanien gewählt.
Mit ihrem Regierungsantritt wird die unter ihrem Vater noch bestehende
Personalunion mit Honnover aufgelöst, da hier nach salischem Recht nur
männliche Erben folgen können.
In Preußen werden die freiheitlichen Bestrebungen in den Provinzen in
verstärktem Maße unterdrückt. Es werden willkürlich Steuern gefordert,
unabhängig von der Leistungsfähigkeit der Betroffenen.
1837 kommt es in Hanau zur
Neugründung einer Hanauer Turngemeinde. Erster Vorsitzender ist Christian A. Lautenschläger.
In Spanien beginnt, nach dem Tod von Kg. Ferdinand
VII. ein Bürgerkrieg zwischen den Anhängern seines Bruders Don Carlos und den Getreuen der Regentin Maria Christina, der Witwe Ferdinands, die ihre noch minderjährige
Tochter Isabella von Spanien
vertritt.
Am 12. November können
die Bewohner unsrer Heimat schon das dritte Nordlicht in einem Jahr bewundern.
Anzumerken ist hierzu, daß abergläubige Menschen in dieser Naturerscheinung
immer ein Vorzeichen für irgendwelches Unheil sahen.
1837/38 brachte
die Jahreswende einen extremen Winter. Die Temperaturen sanken mehrfach bis -28 Grad. Die Kälte brachte viel Vögel und
auch manchen Menschen den Tod durch
erfrieren. Ende Februar brach das
Eis auf den Flüssen. Doch die Kälte dauerte, wenn auch vermindert, mit häufigen
Schneefällen noch bis zum 20. April.
In Hörstein vermählten sich am 26. Februar
Paul Nimbler mit Eva Braun.
1838 erhalten
Peter und Johann Reisert die Ablösung des Erbleihebestandes
für die Hasenmühle, die sie 22
Jahre zuvor beantragt hatten.
Am 13. Oktober kam schon der erste
Frost und vereinzelt fielen schon Schneeflocken.
1838 quittiert Otto von Bismark seine Dienst in Aachen
und zieht sich auf sein Gut Schönhausen zurück. Durch Verbesserung der Erträge
auf den elterlichen Gütern gelingt es ihm schuldenfrei zu werden.
1839 beginnt mit sehr viel Schnee. Am 21. Februar wird ein schönes Nordlicht
sichtbar. Ende Februar beginnt
lang anhltender Regen, doch bleibt es kühl. In der ersten Aprilhälfte kommt es noch jede Nacht zu
Frost. Die Tagestemperaturen gehen kaum über 3
Grad.
1839 wurde in Albstadt von einem Tierarzt eine Untersuchung auf
Maul- und Klauenseuche durchgeführt.
1839 fordert die
Chartistenbewegung in England allgemeines, gleiches und geheimes Wahlrecht.
In Afghanistan versucht England seine Einflußsphäre auszudehnen.
In der Türkei übernimmt Sultan Abdul Medschid
I. die Regierung.
Er beginnt einen Krieg gegen Ägypten, das von Frankreich unterstützt wird.
1839 wird am 10. August in Alzenau auf Betreiben der
bayerischen Regierung die Distriktsparkasse
zur Sicherung vor Not gegründet. Zugangsberechtigt waren Minderjährige,
Dienstboten, Lehrlinge, Handwerksgesellen, Taglöhner, Fabrikarbeiter und
Soldaten bis zum Rang eines Unteroffiziers.
1839 am 30. September verstirbt
Johannes von Menz im Wasserloser Schloss.
Ein repräsentativer Grabstein kennzeichnete noch bis in die sechziger Jahre
seine Grablege auf dem alten Friedhof in Alzenau.
1839 hat die jüdische Gemeinde in
Hörstein Probleme mit der Mikwe. Sie bedarf einer gründlichen Instandsetzung.
Das von Dr. Ullrich aus
Schöllkrippen erstellte Gutachten gibt eine gute Beschreibung des Badehauses.
Es stand in der Enggasse und bekam sein Wasser über eine lange Zuleitung von
einer Quelle im Keller des Hauses Heinrich
Brehm. Bemerkenswert ist dabei, dass Dr. Ullrich in dem Wasser einen leichten Kohlesäureanteil
feststellt.
Das Wasser wird als sehr gut bezeichnet. Man kann rückblickend feststellen, dass
die weiblichen Mitglieder der jüdischen Gemeinde offensichtlich in
Mineralwasser badeten.
Dies verhinderte jedoch nicht, dass die Wassertemperatur dem Wohlbefinden der
Damen nicht zuträglich war. Zumal einige Fensterscheiben eingeworfen waren und
selbst unter Beimischung von heißem Wasser, aus einem dem Erhitzen von Wasser
im Nebenraum befindlichen Heizkessel, die Temperatur kaum 16 Grad erreichte.
Nach Feststellung von Dr. Ullrich
wären höhere Wassertemperaturen erforderlich, um den Frauen die Angst vor dem
rituellen Bad zu nehmen und auch die häufigen Folgeerkrankungen zu verhindern.
Doch in unseren wesentlich nördlicheren Gebieten, wo die Wassertemperatur im
Winter bis zum Gefrierpunkt und die Umgebungstemperatur bis weit in die
Minusbereiche absinken, da waren derartige Vorgaben nicht ohne Gefahr für Leib
und Leben umzusetzen.
Die notwendige Instandsetzung
der Mikwe in Hörstein sollte sich jedoch noch über drei Jahre hinziehen. Die
Lasten wurden von den 26 jüdischen
Gemeindemitgliedern erbracht.
1839 werden in Preussen die ersten Arbeitsschutzbestimmungen erlassen.
1. Es wird verboten Kinder unter 9 Jahren
mit regelmäßigen Arbeiten in Fabriken, Berg- und Hüttenwerken zu beschäftigen.
2. Die Arbeitszeit der noch nicht 16jährigen darf 10 Stunden nicht überschreiten.
3. Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit wird für Jugendliche verboten.
Diese Bestimmungen betreffen jedoch nicht den Handel, das Gewerbe und die
Landwirtschaft.
Das Jahr 1839 endete sehr mild. An Weihnachten sah
man die Mücken tanzen und die Bauern begannen nach den Feiertagen die Felder zu
bestellen. Das milde Wetter bestimmte auch noch den Jahreswechsel.
1840 vom 11. bis zum 16. Januar herrschte Frost. Danach folgten acht sehr milde
Tage, die jedoch mit Südweststürmen und heftigen Gewittern das Leben
erschwerten.
1840 übernimmt Friedrich
Wilhelm IV. den preussischen Thron.
1840 Königin Viktoria von Großbritanien vermählt sich
mit Albert, Prinz von Sachsen-Coburg und
Gotha.
In derTürkisch-Ägyptischen Auseinandersetzung nehmen England,
Russland, Preussen und Österreich Partei für die Türkei.
In China beginnt der sogenannte Opiumkrieg
gegen englische Handelsunternehmen. Die Chinesen weigern sich das in Indien erzeugte Rauschgift anzunehmen
und gehen soweit ganze Schiffsladungen zu verbrennen. Die Handelsunternehmen
verlangen von der englischen Regierung militärische Unterstützung (die
natürlich gewährt wird).
Durch diese militärischen Eingriffe in China, wird Karl Marx, als junger Journalist angeregt sich über die
Lebensbedingungen in dem Riesenreich, mit seiner Jahrtausende alten Kultur
näher zu informieren. Diese Erkenntnisse über ein Volk das seine Probleme immer
nur im Verbund mit der Sippe zu lösen trachtete. In dem die
"Selbstverwirklichung" des Einzelnen unbekannt war, vor den Kräften
einer übermächtiger Natur, der man nur unter ständiger Überwachung und Verbesserung,
kunstvoll terrassierter Hanglagen und Bewässerungsanlagen die für Alle
notwendigen Ernteerträge abgewinnen konnte. Diese Erkenntnisse werden später
die Grundlage für das Kommunistische Manifest. Doch sollte dies noch einige
Zeit dauern.
Die Schweiz führt die demokratische Verfassung ein. Es kommt zur Gründung von
Arbeiter- und Handwerkervereinen. Der markanteste ist der "Bund der
Gerechten".
1840 (- 1846) ist Nikolaus Wagenhäuser Lehrer in
Großwelzheim.
1840 beginnt aufgrund zunehmender
Verarmung und schlechter Ernteerträge auch in unsrer Heimat eine Welle von
Notverkäufen bäuerlicher Anwesen, meist mit dem Ziel auszuwandern und sich in
Amerika eine neue Existens aufzubauen. Beispielhaft ist auf die Versteigerung
der Doppelmühle des Adam Reusing
in Michelbach am 27. Mai 1840
hingewiesen.
Oder der Entschluß des Bürgermeisters Reising
von Hörstein, nach Amerika auszuwandern. (Diel in UK 2005 S. 83 ff)
1840 erkennt Michael
Faraday die Grundprinzipien eines
Elektromotors und des elektrischen Stromes
1840 am 20. Mai legt das Dampfschiff Clementine von
Bremen ab in Richtung Amerika.
An Bord sind 168
Kahlgründer, die durch Not und Bedrückung durch die Obrigkeit zum Verlassen der
alten Heimat gezwungen sind. Allein von der kleinen Gemeinde Gunzenbach
waren damals 12 Personen dabei.
Der Sommer ist sehr kühl. nur am 2. September stieg die Temperatur einmal
auf 29,8Grad.
1840 am 25. August, zehn Jahre nachdem das
Klausengut an das Königshaus gefallen war, kommt König Ludwig I. von Bayern, an seinem 54. Geburtstag, nach einem Ausflug von
Aschaffenburg zum Hahnenkamm, durch Kälberau und weder er, noch seine
Hofgesellschaft bekommen jemals Kunde von all dem, was sich hier im Laufe der
Jahrhunderte zugetragen hat.
Der König wurde begleitet von Königin
Therese, Kronprinz Maximilian, der Großherzogin von Hessen, der Prinzessin
Adelgunde und der Prinzessin Paula von Württemberg.
Damals konnte man (angeblich) vom Hahnenkamm in neun souveräne
Staaten blicken: Bayern, Baden, Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Hessen-Nassau,
Hessen-Homburg, Frankfurt, die Grenzgebiete Frankreichs und die preußische
Rheinprovinz.
Auf dem Rückweg nach Aschaffenburg legte er in Wasserlos bei Frau von Menz eine Rast ein.
Ob die Prinzessin Paula von Württemberg
ahnte, dass das Schloss, in dem sie rasteten von einem Verwanden, Ludwig Eugen von Württemberg erbaut worden
war ist fraglich, doch dürfte dies ihren Aufenthalt kaum beeinträchtigt haben.
Zu dieser Zeit ist Ludwigs Plan für das "Pompejanum" schon soweit
fortgeschritten, daß noch im Herbst das Grundstück erworben wird.
1840 veröffentlicht Justus Liebig aus Darmstadt, unter dem
Titel „Agrikulturchemie“ grundlegende Erkenntnisse über die Erträge in der
Landwirtschaft in Verbindung mit der Bodenbeschaffenheit. Er regt die
mineralische Düngung an. Seine Anregungen bringen jedoch erst zwei Jahrzehnte
später den Aufschwung in Landwirtschaft. Seine Erkenntnisse können die Armut
der Landbevölkerung und die Auswanderung nicht mehr verhindern. Besonders
drastisch war die "Vermietung" junger Mädchen an Bordelle in England
und Amerika, wie es aus dem hessischen Nachbarraum überliefert ist.
Dies ist das gleiche Verhältnis wie es die Visitationsberichte von 1783 ergaben.
(Mit diesem Verhältnis, wie es sich später noch zeigt, hebt sich der vordere
Kahlgrund deutlich von den Angaben ab, die
Monika Ebert in ihrer Veröffentlichung „Das Medizinalwesen in
Aschaffenburg und Umgebung“ für diese Zeit macht. Sie kommt auf
durchschnittlich drei Kahlgründer in einem Zimmer.)
1840 beginnt man in Alzenau mit
der Pflasterung der Strassen ( älteste Strassenbauakte im Stadtarchiv. Signatur
A 714 )
1840
bis 1841 hat Adam
Oehninger die Leitung der Apotheke in Alzenau.
Vermutlich ein Bruder oder Neffe von Agnes
Happel.
1840/41 ist der Jahreswechsel kalt
und schneereich. Bereits Mitte Dezember
wurde Mittagstemperaturen von -12 Grad gemessen.
In der nachfolgenden Zeit häuften sich 50 cm Schnee an. Am 20. Januar führte
ein Temperaturanstieg zu Tauwetter mit den üblichen Hochwässern. Eine zweite
Kältewelle Anfang Februar brachte
nochmal Schnee und mit -20 Grad Nachttemperatur,
Eisbildung auf den Flüssen. Der Frühling war außergewöhnlich mild. Ende April erreichten die Tagestemperaturen
schon 27 Grad und im Mai sogar mehrfach 30 Grad.
Am 28. Juli wird ganz Deutschland
von einem Orkan überzogen, der viel Schaden anrichtet. Ein Blitzschlag
zertrümmerte am Morgen des 1. September die
Turmspitze der Kapelle in Schöllkrippen. die Gesteinsbrocken beschädigen das
Dach der Kapelle und die Dächer mehrerer Häuser.
1841 übernimmt Johann Andreas
Friedrich Ungelenk die Apotheke.
In Aschaffenburg wird mit dem Bau des "Pompejanums begonnen". Die
Bauleitung hat Friedrich Gärtner.
1841 wird die kurhessische Armee,
nach preußischem Vorbild mit Perkussiongewehren ausgerüstet. Der Feuerstein als
Funkengeber wird durch ein mit Knallquecksilber gefülltes Zündhütchen ersetzt.
Diese Modernisierung verkürzt die Ladezeit, gegenüber den noch üblichen
Vorderladerwaffen erheblich und macht den Gebrauch auch bei Regen möglich.
1841 übernimmt August Schrättner die Führung der Hanauer
Turngemeinde. August Schrättner
sieht, wie auch die übrigen Vorstandsmitglieder, Veranlassung für eine
breiteres Angebot an die Mitglieder. So ergänzt er den Bereich der turnerischen
Übungen noch mit Fechten. Und außerdem noch Chorgesang und den Aufbau einer
Feuerwehr.
1841 wird in Würzburg die Maindampfschiffahrtsgesellschaft
gegründet. Die Absicht war eine
kostengünstige Verkehrsverbindung von Würzburg bis Mainz herzustellen. An den
erforderlichen Kosten beteiligten sich auch Hanauer Kaufleute mit 20.000 Gulden.
Der Gründung war ein aufsehenerregendes Schauspiel vorausgegangen.
Am 9. Dezember begann in Mainz der
Raddampfer "Jeanne d' Arc",
der Firma Gache in Nantes seine Fahrt stromaufwärts. Mit einer großen Zahl
geladener Gäste fuhr er bis nach Bamberg und war am 16. Dezember wieder in Mainz. Für die Fahrt war dieser späte
Termin bewußt gewählt, da zu dieser Zeit mit genügend "Wasser unterm
Kiel" zu rechnen war.
1842 beginnt mit einem kalten Januar mit
Dauerfrost, auch am Tag.
1842 im Februar
konzessioniert König Ludwig von Bayern
und im Mai der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel die Dampfschiffahrtsgesellschaft.
Ende März bringen
anhaltende Regenfälle Hochwässer. Doch der nachfolgende Frühling und Sommer
waren fast ganz ohne Regen. Dies war besonders unangenehm für das Projekt der
Maindampfschiffahrt.
1842, am 25. Mai wird in Michelbach Peter Kempf, als Sohn der Eheleute Jokob Kempf und Trude Maria, geb. Herr
geboren (Urgroßvater d. V.).
Nach einer relativ kurzen Bauzeit liefern
die Fa. Cochot in Paris und die Fa. Cockerill in Seraing (Belgien) je
einen, ganz aus Stahl gefertigten Raddampfer.
1842 am 4. Juni fuhren die beiden Dampfschiffe erstmals Main-aufwärts
und wurden überall mit Begeisterung begrüßt und bestaunt.
Trotz aller Begeisterung mit der am 19. Juni
ein Liniendienst der Dampfschiffe zwischen Würzburg, Aschaffenburg bis
Frankfurt und die zweite Linie von Aschaffenburg, Hanau,Frankfurt nach Mainz
aufgenommen wurde, stand das Projekt unter einem schlechten Stern. Schon die
erste Fahrt der "Ludwig"
von Würzburg nach Frankfurt, am 20. Juni
konnte wegen Niedrigwasser ihren Fahrplan nicht einhalten. Hier ist einzufügen,
daß der Main bei Frankfurt normal einen Pegelstand von 1,70 Meter hat. Auch die vorgesehenen Lokalfahrten
mit dem zweiten Dampfer "Verein",
zwischen Aschaffenburg, Hanau, Offenbach, Frankfurt mußten schon wenige Tage
nach der Eröffnung, Ende Juni
wieder eingestellt werden. Obwohl die Schiffe extrem flachgängig, mit nur knapp
0,50 Meter Tiefgang gebaut waren,
hatten sie den Nachteil, daß sie mit ihren Schaufelrädern nicht über die
ständig wechselnden Sandbänke kamen, im Gegensatz zu den früher von Pferden
gezogenen Markt- und Frachtschiffen. Doch selbst diese Transportmöglichkeit
mußte im August wegen Niedrigwasser
eingestellt werden. Trotz aller Anfangsschwierigkeiten betrieb man die
Dampfschiffahrt 16 Jahre.
1842, am 2. August wird in Hemsbach Margarete Schönborn, als Tochter der
Eheleute Johann Schönborn und Margarethe, geb. Simon geboren (Urgroßmutter d. V.).
1842 In China muß sich das Kaiserhaus dem britischen
Friedensdiktat zum Abschluß des Opiumkrieges beugen. China muß in Indien
produziertes Opium, gegen landwirtschaftliche Güter eintauschen.
1842 ist in der
Hörsteiner Mikwe die „Hauptreparatur“ abgeschlossen und die jüdische Gemeinde
berät über eine Benutzungsordnung. Wesentlicher Punkt ist, dass die
einheimischen Frauen das Bad kostenlos, auswärtige dagegen nur gegen Gebühr das
Bad nutzen dürfen.
1842 am 31. Oktober beschreibt ein unbekannter
Verfasser sehr präzise die Verhältnisse des Schlossgutes und des Dorfes
Wasserlos. In etwas gekürzter Form sind es folgende Feststellungen:
1. Das Schlossgut
besteht aus etwa 3 Hofreiten,
versehen mit einem geräumigen
Herrschaftshause, das Schloss genannt, zu zwei Flügeln und drei Etagen hoch.
Einem abgesonderten sehr geräumigen Ökonomiehause und allen erforderlichen
Wirtschafts- und Ökonomiegebäuden, sämtlich in gutem Zustande und sieben
gewölbte Kellerwerke
2. Cirka 18 Morgen schöne und
fruchtbare Gärten, teils (mit) holländischen, teils englischen Anlagen, mit
anstoßenden kleinen Boskets und mit den feinsten französischen Obstarten
reichlich bepflanzt. Ein geschmackvoll erbauter Belvedere (Pavillon) mit einer
Aussicht...mit einem Gesichtskreis von 50
Meilen.
Gärten und Hofreiten sind mit dem frischesten Brunnenwasser in mehreren
Leitungen und Fontainen, zwei Fischweihern, auch Pumpen versehen.
Auch eine Kapelle in welcher zeitlich Gottesdienste stattfinden.
3. Eine oberschlächtige Mühle.
4. Etwa 22 Morgen Weinberge, allerbeste Lage.
6. 410 Morgen Ackerland in 5 bis 6 zusammenhängenden Lagen.
7. Etwa 45 Morgen Kiefernwald.
8. Schäfereigerechtigkeit auf 500
Stück
9.
Jagdgerechtigkeit auf den
Markungen Michelbach, Alzenau, Kälberau, Wasserlos, und zum Teil Kahl und
Hörstein links der Kahl ausschließlich. (ehemals Freigericht)
10.
Grundzins und Gülden auf
Häuser und Grundstücken zu Wasserlos, Kälberau, Hörstein, Somborn und Horbach.
11.
Einen Torfbruch von der
Gemeinde Großwelzheim.
Zum Umfeld bemerkt der unbekannte Schreiber: Luft und Wasser sind sehr gesund,
die Sterblichkeit in der ganzen Gegend auffallend gering. Die ganze Lage in
physischer Beziehung höchst angenehm und reizvoll, wie in weiter Runde wohl
nicht eine.
Der Wohlstand der Ortsnachbarn - der Ort Wasserlos begrenzt den Hof an der
Nordseite – ist verteilt; die Gemeinde als solche selbst vermögend, daher im
Stande alle Communalbedürfnisse aus ihren Gemeindemitteln ohne besondere
Gemeindeumlagen zu bestreiten; Bettler sind nicht im Dorf.
Weiterhin spricht er sich lobend über die Bevölkerung aus und die Nähe zu den
jeweiligen Nachbarstädten und ganz besonders zu dem nur ¾ stündig entfernten
Mainstrom, der nun
1842/43 war wieder ein
harter Winter. Auch der nachfolgende Sommer war schlecht und brachte nur eine
dürftige Ernte.
1843 wird die Zuständigkeit für medizinische Versorgung in Deutschland einheitlich auf geschulte Ärzte übertragen. Das Wirken der
Bader wird eingeschränkt und auf den ursprünglichen Aufgabenbereich der
Haarpflege reduziert.
1843 übernimmt
kurzzeitig Georg Franz Riegel die
Leitung der Apotheke in Alzenau.
Noch im gleichen Jahr übernimmt August
Schmittborn die Apotheke. (Er eröffnet 1846 noch eine Filiale in Schöllkrippen.)
1843 werden die Gebäude des
Kälberauer Gutes mit einem Aufwand von 8.000 Gulden
wieder instand gesetzt. Im einzelnen waren es nachfolgend:
Das zweigeschossige Wohnhaus (jetzt Palottinerkloster).
Ein an das Wohnhaus angebautes Kelterhaus, ein Backhaus und ein Waschhaus.
Eine große Scheuer, daran anstoßend Stallungen für Pferde und Rindvieh.
Und noch Schweinestallungen.
Alle aufgeführten Gebäude waren als massive Steinbauten errichtet.
1843, am 10. Juni,
wird nach Fertigstellung des Rohbaues der Grundstein für das Pompejanum in
Aschaffenburg gelegt. Die nachfolgende Fertigstellung nimmt noch sieben Jahre
in Anspruch.
1843(-1868) übernimmt Isabella II. von Spanien die Regierung.
1844 war der Februar sehr schneereich. In der Rhön
türmte sich der Schnee auf mehr als 2 Meter und
am Vogelsberg auf bis zu 4 Meter.
Um zu höher gelegenen Ortschaften zu kommen mußten Tunnel gegraben werden. Vom 27. Februar bis zum 9. März schmilzt der Schnee ab und führt zu
Überschwemmungen. Nach einem hochsommerlich warmen April, begann ein kühler und
feuchter Sommer und die Tagestemperatur kam nur wenige mal über 25 Grad.
1844 werden die Folgen der in Bayern sehr streng ausgeübten
Einschränkungen der Verehelichung, in einem Schreiben der Bürgermeister des
Landgerichtes Rotenbuch im Spessart deutlich. In einer Eingabe an die Regierung
heißt es wörtlich: „Das Geist und Körper
zerstörende Laster der Unzucht vermehrt sich alenthalben auf eine beängstigende
Weise. Eine einzige Gemeinde hat in ein- und derselben Anzeige 60 Konkubinate
zur Kenntnis gebracht. Die Gemeinden wimmeln von unehelichen Kindern und
siechen Menschen“. (Quelle: Schmittner in „Abschreckende Beispiele
sexueller Immoralität“)
1845 wurde nach
einem relativ normalen Winteranfang, zu einem Katastrophenjahr.
Zu Beginn des Monates Februar
setzten starker Schneefall und Kälte ein. An mehreren Tagen blieb die
Tagestemperatur bei -10 Grad und
nachts sank sie auf -25 Grad. Die
starke Schneedecke verhinderte vielen Tieren den Zugang zur Nahrung. Dies hatte
zur Folge, daß viel Pflanzenfresser und auch Vögel verhungerten. Da durch den
Frost auch Nahrungsmittelvorräte in den Kellern erfroren, kam es zur
Hungersnot. Viele Menschen gruben erfrorene Tiere aus dem Schnee und verzehrten
sie. Mitte März war der Rhein bei
Mannheim so dick gefroren, daß Wagen mit 2
Tonnen Ladung drüber fuhren. Als es am 23. März ( Ostersonntag ) zu einem starken Temperaturanstieg
kam, lag der Schnee im Kahlgrund noch 50 cm hoch.
Anhaltender Regen ließ den Schnee rasch tauen, was nachfolgend zum größten
Hochwasser seit 1342 führte. In
Aschaffenburg wurde eine Höhe von 7,74 Meter gemessen. Alle Gebäude in Ufernähe
wurden von den Fluten eingeschlossen und nun verloren wieder Menschen ihr Leben
durch die Fluten. Manche wurden erst Wochen später nach dem langsamen Rückgang
des Wassers gefunden. Der Frühling begann sehr spät. Und Anfang Juni fiel
nochmal starker Regen der zu Hochwasser führte, da der Boden kaum noch
Feuchtigkeit aufnehmen konnte. Im Juli herrschte zeitweis große Hitze, doch im
August setzte erneut Regen ein und am 7. September kam es schon zum ersten
Bodenfrost. (Kehrer/Nees)
1845 kann Kg. Ludwig I. den
„Ludwig-Donau-Main-Kanal“ eröffnen.
1845 wird das Kälberauer Klausengut im Auftrag der
Regierung versteigert.
Der Aschaffenburger Schul- und Studienfonds erwirbt es für 16.600 Gulden.
Die bisher damit verbundene Kirche wird
ausgegliedert und großzügig an die politische Gemeinde geschenkt.
Zu dem Gut gehörten damals noch gut 40 ½
Morgen Ackerland, 20 ¼ Morgen
Wiesen und 3 ¼ Morgen Weinberge.
Die landwirtschaftlichen Flächen werden sofort nach dem Verkauf an Landwirte
von Kälberau und Michelbach verpachtet.
Der Gutshof wird der Verwaltung von Wendelin
Englert übertragen.
1845 wird auch das Schlossgut in Wasserlos, das seit 1842
zum Verkauf stand, von Ludovica des Bordes erworben. 58-jährig sah sie darin einen
standesgemäßen Altersruhesitz. Sie war eine geborene von Brentano und hatte 1805,
18jährig den Frankfurter Bankherrn
Carl Jordis geheiratet. Carl Jordis wurde Hofbankier des Königs
Jerome von Westfalen
Nach der Napoleonischen Epoche ging Ludovika mit ihrem Mann nach Paris. 1827 ließ sie sich scheiden und heiratete Baron Richard Rozier des Bordes. Nach
seinem Tod 1831 kehrte sie nach Deutschland
zurück und nahm Wohnsitz in Rödelheim bei Frankfurt.
Da sie keine Kinder hatte, adoptierte sie 1838
ein Mädchen, das sie von Frankreich mitgebracht hatte. Ihre Adoptivtochter verehelichte sich mit Graf Moritz von Bentheim Tecklenburg. Aus
dieser Ehe gingen drei Kinder hervor.
1845 König Christian
VIII. von Dänemark erklärt die staatliche Zugehörigkeit des
Herzogtums Schleswig zu Dänemark
1846 begann mit anhaltendem Regen
und sehr mild. Nur an wenigen Tagen kam es zu Nachtfrost. Ende Februar stieg die Temperatur auf 15 Grad. Anfang
März waren es schon 20 Grad
und die Pflaumenbäume standen schon in Blüte. Der nachfolgende Sommer war sehr
warm.
Am 29. Juli, abends um 21.34 Uhr schreckten zwei starke Erdstöße
die Leute aus den Häusern. Das Vieh in den Ställen wurde unruhig und sogar die
Vögel flogen kurzzeitig auf. In manchen Häusern soll sich Putz von den Wänden
gelöst haben und lockere Dachpfannen rutschten von den Dächern. Doch ernsthafte
Schäden traten nicht auf.
In Elberfeld gründet Adolf Kolping den "Rheinischen
Gesellenbund".
Aus dem "Bund der Gerechten", der sich in Frankreich und der Schweiz
gebildet hatte, entwickelt sich in Deutschland der "Bund der
Kommunisten".
Um diesen Strömungen entgegenzuwirken, werden die Gesellenwanderungen ins Ausland
verboten. Trotzdem kommt es auch in Deutschland zur Gründung von Arbeiter- und
Handwerkerbildungsvereinen. Diese stehen jedoch unter dem Einfluß des
Bürgertums.
1846 (-
1852) ist Georg Anton Zwissler
Lehrer in Großwelzheim.
1846 am 17. November war am Abend wieder ein
Nordlicht zu beobachten.
Der Winter begann kurz vor Weihnachten schon mit starkem Frost, der den Main
schon mit Eis bedeckte. Zu Weihnachten war eine kurzzeitige Milderung.
1847 Ab Mitte Januar
herrschte wieder starker Frost mit viel Schnee der bis Mitte Februar anhielt. Die nachfolgende
Milderung hielt nur bis zur ersten Märzwoche
dann kam eine dritte Kältewelle mit Nachttemperaturen bis -14 Grad. Im April fiel noch einigemale Pappschnee der zu Schneebruch bei
den Bäumen führte. Erst im Mai
stieg die Temperatur auf angenehme Werte.
1847 kommt es in manchen Städten Frankens zu
Hungerkrawallen, da die Not genutzt wurde, um den Preis für Brotgetreide um das
Vierfache anzuheben.
Der Sommer war warm und mit ausreichendem Regen kam es zu einer
ungewöhnlich guten Ernte
1847 In Preussen beruft Friedrich
Wilhelm IV. mit Patent vom 3.
Februar die Provinziallandtage als "Vereinigten Landtag der
Monarchie" nach Berlin.
Otto
von Bismark kommt als Stellvertreter des erkrankten Abgeordneten von Brauchitsch nach Berlin in den
Vereinigten Landtag.
Bereits in seiner ersten Rede am 17. Mai
zeigt er sich als Gegner der Liberalen, als diese Anspruch auf Pressefreiheit
und weitere Vorteile eines Freien Staatwesens fordern.
In Schlesien kommt es zu den Aufständen der Weber deren Existens durch die
maschinelle Fertigung bedroht ist.
In England gründen die Flanellweber eine Genossenschaft als "Einrichtung
für das Wohl und die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der
Mitglieder". Die Mitglieder zahlen einen kleinen wöchentlichen Beitrag.
1847 am 20. November stirbt Wilhelm II. von Hessen-Kassel in Schloß
Philippsruh in Hanau..
Nachfolger im Ministerium wird der Staatsrat von
Maurer. Doch dieses "Ministerium der Morgenröte" wird noch
im gleichen Jahr wieder aufgelöst, nachdem Studentenkrawalle vor dem Haus der Lola Montez vom Militär aufgelöst werden
mußten.
Anschließend kam es unter der Leitung von Öttingen-Wallerstein
zum sogenannten "Lola-Ministerium". Die Tänzerin wird auf des Königs
Wunsch zur "Gräfin Landsfeld"
erhoben.
1847 bemüht sich das Rentamt Alzenau mit dem Landgericht um Klärung
betreffend den Antrag der jüdischen Gemeinde von Alzenau um ein Grundstück zum Neubau
einer Mikwe.
1847 am 17. Dezember war abends ein sehr schönes Nordlicht zu sehen.
1847/48 begann sehr kalt. Vom 11. Dezember bis Anfang Februar herrschte
starker Frost.
1848, am 3. Januar
wird die Hanauische Turngesellschaft polizeilisch verboten
Karl Marx veröffentlicht das im Auftrag des Londoner
"Bundes der Kommunisten" verfasste "Kommunistische
Manifest".
1848 am 7. Februar kommt es in München zu Strassenkrawallen als die
"Gräfin Landsfeld" von
Studenten erkannt wird. Sie muß mitsamt ihrer Dogge in die Theatinerkirche
flüchten.
Am 8. Februar begann
ein Regen der drei Tage anhielt und für Milderung sorgte. Da nur wenig Schnee
gefallen war blieben die Überflutungen geringer wie in den Vorjahren.
1848 kommt es, von Italien
ausgehend, in Frankreich am 24. Februar zum
Sturz der Monarchie.
Eine Besonderheit dieser Revolution, die im
deutschsprachigen Raum tausende von Todesopfern forderte, war der Raum Hanau.
Wobei deren Ideen und Strukturen überwiegend von wandernden Handwerksburschen
eingebracht wurden. Eine in ihrer Kraft nicht erkennbare Gruppe waren die
eigentlich unpolitischen Turngemeinden. Und schließlich hatten sich auch in
Hanau aufgeklärte Kreise von der römischen Kirche abgewendet und die
„deutschkatholische Gemeinde“ gegründet.
Sowohl die Turner wie auch die Deutschkatholiken trafen sich regelmäßig und
diskutierten das politische Tagesgeschehen. Im Wissen um diese Entwicklung
wurde in Hanau für beide Gruppen jede Form von Versammlungen verboten.
1848 erreichte am 27. Februar die Hanauer Bürger die Meldung
vom Sturz der französischen Monarchie. Ungeachtet der Verbote kam es in Hanau
zu einer ungenehmigten Volksversammlung, auf der Freiheitslieder gesungen und
in Eile zusammengenähte schwarz-rot-goldene Fahnen geschwenkt wurden. Der
Kernpunkt war die Verkündung einer Petition mit Reformwünschen, die man an den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Hessen-Kassel
richtete.
Verunsichert durch die Ereignisse in Frankreich duldete man das verbotswidrige
Verhalten der Hanauer.
Bereits am 5. März wurde der
Innenminister Scheffer entlassen
und am 7. März wurden die Zensur
aufgehoben und die deutschkatholischen Gottesdienste wieder erlaubt.
Diese bescheidenen Zugeständnisse waren den Hanauern nicht genügend, zumal Hessen-Darmstadt bereits den
Oppositionsführer Heinrich von Gagern
als Regierungschef übernommen hatte. Schon am nachfolgenden Tag ließ sich in
Hanau, bei einer erneuten Volksversammlung, eine aus allen Volksschichten
bestehende „Volkskommission“ per Akklamation als Verhandlungsführer mit der
Kurhessischen Regierung bestätigen.
Einen Tag später, am 9. März,
verkündete der Tabakfabrikant Rühl
der Bevölkerung einen Forderungskatalog mit acht Punkten an den Kurfürsten.
Man drohte ultimativ, bei Nichterfüllung der Forderungen innerhalb einer Frist
von 3 Tagen, mit dem militärischen
Abfall und dem Anschluss an Hessen-Darmstadt.
Die
wesentlichen Forderungen waren, (leicht gekürzt):
1. Besetzung aller Ministerien ...mit Männern, welche das Vertrauen des Volkes
genießen.
2. Auflösung der ... berufenen Ständeversammlung und Einsetzung einer gewählten
Ständeversammlung.
3. ...vollständige Preß(e)freiheit...
4. Amnestie für politische Gefangene
5. Religions- und Gewissensfreiheit
6. Hinwirken bei dem deutschen Bund auf die Bildung einer Volkskammer ...
Dieses Ultimatum vom 9. März wird
als das schärfste in Form und Sprache im deutschsprachigen Raum gesehen.
Während sich eine Kommission mit dem Ultimatum und der Auflage, keine
Kompromisse einzugehen, nach Kassel begab, wurde im gesamten Umland das
Schreiben als Flugblatt verteilt und fand sogar im Bistum Fulda Zustimmung.
Die Kurhessische Regierung schickte Truppen, die jedoch vor den Toren Hanaus
Position nahmen. Die Hanauer Bevölkerung bewaffnete sich. Ein
Bürgerschützenkorps wurde gebildet,
hinzu kamen noch die Turnerwehr und ein Arbeiterfreikorps. Die Bedrohung Hanaus
verbreitete sich schnell und von überall kamen revolutionäre Gruppen zur
Verstärkung und waren bereit, von Hanau aus einen bewaffneten Marsch nach
Kassel zu machen.
Da man in Kassel von der Situation in und um Hanau Kenntnis bekam, gab der
Kurfürst jeden Widerstand auf. Er akzeptierte die Forderungen und ernannte
sogar den Hanauer Bürgermeister Eberhard
zum neuen Innenminister.
In Hanau wurde das Ergebnis mit Jubel und Erleichterung begrüßt. Die Revolution
hatte ohne jedes Blutvergießen zur Reform geführt.
Als Nachfolger von Bürgermeister Eberhard wurde
August Rühl, der Verfasser des
Hanauer Ultimatums, gewählt.
In München kommt es zur offenen
Rebellion gegen die „Gräfin Landsfeld“,
die nun sogar zunehmend politischen Entscheidungen zu beeinflussen versuchte.
Der König wird genötigt, die „Gräfin von Landsfeld“ aus dem Land zu
weisen.
Die Kunde von den Vorgängen in Frankreich führen auch in München zur offenen
Rebellion.
Polizeistationen wurden zertrümmert und vereinzelt wurden Barrikaden
aufgeworfen und rote Fahnen gehisst.
Die liberalen Kräfte formulieren ihre "Märzforderungen":
Ministerverantwortlichkeit,
Pressefreiheit,
Wahlreform,
Geschworenengerichte,
Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Rechtssprechung.
Am 6. März konnte Ministerialrat Daxenberger verkünden, daß die Forderungen
genehmigt seien. Damit war die Revolution in München beendet.
Am 13. März kommt es auch in Wien zur Bildung
der Studentenlegion und einer Bürgerwehr. Metternich
flieht nach England.
In München kommt bald das Gerücht auf,
die verhasste Gräfin Landsfeld sei
zurückgekehrt.
Neue Unruhen nötigen Ludwig I. zum
Rücktritt in der zweiten Märzhälfte.
Sein Sohn Max II. übernimmt 36jährig die Nachfolge auf dem bayerischen
Thron.
Max II. von Bayern veranlasste
bereits in den ersten Monaten seiner Regierung umfassende Reformen.
Bereits in seiner Thronrede am 22. März
betonte er abschließend:"Unser
Wahlspruch sei Freiheit und Gesetzmäßigkeit."
Innerhalb zwei Monaten hatte er alle wichtigen Reformgesetze verabschiedet.
Trotz der von Ludwig Thoma
satirisch überzeichnete Darstellung des "Landtagsabgeordneten
Filser", wurde die zweite Kammer, nach Abschaffung der alten
Ständeordnung, eine echte Volksvertretung im bayerischen Landtag.
Max II. hob die Grundherrschaften auf und die noch bestehenden rund 800
Patrimonialgerichte übertrug er per Gesetz dem Staat.
Der Bodenzins der Pächter konnte in Geld umgewandelt und abgelöst
werden. So wurden aus Grundholden Grundeigentümer.
Vermutlich waren dem neuen König auch die Forderungen
des Hanauer Bürgermeisters zur Kenntnis gekommen und als berechtigt erschienen.
Als man am 16. März in Berlin von den Ereignissen in
München und der Flucht Metternichs aus
Wien Kenntnis bekommt, beruft der König den Vereinigten Landtag für den 2. April ein. Nun soll derselbe endlich
eine Verfassung ausarbeiten.
Am 18. März wird die Einberufung
veröffentlicht und löste Begeisterung bei der Bevölkerung aus. Friedrich Wilhelm IV. zeigt sich mehrmals
der auf dem Schloßplatz versammelten Menge. Im Gegensatz zu denen, die dem
König zujubelten, bemerkten die am Rande stehenden, daß der Platz
zwischenzeitlich von Militär umstellt war.
Mißtrauig geworden durch Hinweise sehen sich die Versammelten zu der Forderung
veranlaßt: "Das Militär zurück!"
Doch anstatt dieser Forderung nachzukommen, erhielt eine Schwadron den Befehl
die Menge zu zerstreuen. Obwohl so nicht befohlen, ritten dieselben mit blanken
Säbeln auf die dicht gedrängten Massen zu und lösten eine Panik aus.
Schließlich kam es zum offenen Kampf mit Toten, auf Seiten der fast
unbewaffneten Bevölkerung.
Friedrich Wilhelm IV., der dies
nicht wollte, sah sich genötigt am nachfolgenden Tag, in Begleitung der
Königin, den im Schloßhof aufgebahrten Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Am 20. März ging eine Deputation
aus Tangermünde in das Nachbardorf Schönhausen und forderte, daß man eine
schwarz, rot, goldene Fahne auf dem Kirchturm hisse.
Bismark sah dies mit zunehmender
Angst und ließ im Dorf Jagdgewehre an Bauern verteilen, die bereit gewesen
wären, mit ihm sein Gut gegen das Eindringen "revolutionären
Gelichters" zu verteidigen. Andere mußten aus den Nachbarorten Rathenow
und Jerichow noch zusätzlich Pulver herbeischaffen. Auf dem Kirchtum ließ er
die schwarz, rot, goldene Fahne gegen eine weisse Fahne mit einem schwarzen
(eisernen) Kreuz austauschen.
Er sah die Monarchie bedroht und mobilisierte einige Bauern, die im Bedarfsfall
mit ihm nach Berlin ziehen sollten um den König aus den Fängen der
Revolutionäre zu befreien.
Am 21. März erklärte sich Friedrich Wilhelm IV. in einem Aufruf an
die deutsche Nation zum "kostitutionellen Fürsten" und Führer des
gesamtdeutschen Volkes.
Er ritt demonstrativ durch Berlin, wobei er gut sichtbar eine schwarz, rot,
goldene Binde um den linken Arm geschlungen hatte. An mehreren Plätzen hielt er
improvisierte Ansprachen an das Volk und betonte sein konstitutionelle
Gesinnung.
Als Bismark in Berlin ankam fand
er alles ruhig. Mit seinem Plan, mit bewaffneten Bauern nach Berlin einzurücken
fand er bei den Militärs nur Ablehnung. Trotzdem hielt er verbissen an seiner
Meinung fest, daß der König handlungsunfähig sei und er ihn retten müsse. Bismark schaffte es sogar zur Prinzessin Augusta, der Schwägerin des Königs,
vorgelassen zu werden, um ihr seine wirren Pläne vorzutragen.
Diese Entwicklung mag mit Veranlassung gewesen sein, daß Friedrich Wilhelm IV. am 25. März, in Anwesenheit Bismarks im Marmorsaal in Potsdam, vor
seinen Offizieren eine Rede hielt, in der er betont: "Ich bin niemals freier und sicherer gewesen als unter
dem Schutz meiner Bürger.- Was ich gegeben und getan habe, das habe ich aus
vollster und freier Überzeugung getan und längst vorbereitet; nur die großen
Ereignisse haben den Abschluß beschleunigt und keine Macht kann und wird mich
bewegen, das Gegebene zurückzunehmen."
Am 31. März nehmen die Brüder Jacob
und Wilhelm Grimm am sogenannten
Vorparlament in Frankfurt teil. Die beiden hatten bei dem berühmten
Rechtsgelehrten und preußischen Minister Friedrich
Carl von Savigny studiert und genossen inzwischen diesbezüglich hohe
Anerkennung.
Überschattet wurde diese Zeit durch einen Konflikt mit Dänemark, um die
Elbherzogtümer Schleswig und Holstein. Hier hatte sich die Situation ergeben,
daß durch verwandschaftliche Gegebenheiten der Fürstenhäuser beide Herzogtümer
der dänischen Krone unterstanden.
Um eine Eingliederung in Dänemark zu verhindern hatte sich in Kiel eine
provisorische Regierung der Herzogtümer bereits gebildet.
Im April erkennt der deutsche Bundestag die provisorische Regierung in Kiel an.
Holstein tritt dem deutschen Bund bei. Doch die Absicht auch Schleswig in den
Bund aufzunehmen wird von England und Russland missbilligt.
Preussische Truppen die als "Exekutionsheer" die Elbherzogtümer
besetzten, müssen sich auf die deutsch Sprachgrenze bei Flensburg zurückziehen
(Waffenstillstand von Malmö).
Am 2. April trat in Berlin
der Vereinigte Landtag zusammen und Bismark
war in seiner Rede sehr zurückhaltend. Er sah seine Paraderolle als Retter des
Königreiches vorerst gescheitert.
1848 am 14. April wird in München der Verkauf des
Grundstücks „ links des Weges gegen das Schloss Alzenau „an die jüdische
Gemeinde genehmigt.
Auch hier sollte noch viel Zeit vergehen, bis das neue Judenbad gebaut wurde.
Im April
beschliessen eine Gruppe um Stefan Born,
in Berlin einen Verein zu gründen, der die Probleme der
Arbeitergenossenschaften beraten und sich um Abhilfe bemühen soll.
In Frankfurt kommt es zu einem
Handwerkerkongress der sich gegen Gewerbefreiheit ausspricht und die
Wiederherstellung der Zünfte fordert.
Am 15. Mai
wird in Wien die Einberufung eines Reichstages erzwungen. Ferdinand II. flieht nach Innsbruck.
Am 18. Mai kam es, gemäß den deutschlandweiten
Forderungen zur Frankfurter „Paulskirchenversammlung“, von 600 bürgerlichen Abgeordneten.
Hier ist Jacob Grimm als
Delegierter des Wahlkreises Essen-Mühlheim.
Hier ist anzumerken, daß auch Friedrich Ludwig
Jahn unter den Teilnehmern war.
Beeinflußt wurden die Diskussionen wesentlich durch bereits veröffentlichte
Schriften von Marx, Engels und Lassalle.
Im Gegensatz zu dem nachfolgend erwähnten August
Rühl, sah Jacob Grimm
Deutschland als Ganzes und formulierte seine Vorstellungen auch etwas weit weg
von den Problemen der Masse und dem, auf Gewinnmaximierung bedachten Geldadel.
Sein Artikel 1, der von ihm in
vier Paragraphen als deutsche Grundrechte zum Vorschlag kam, konnte deshalb
auch keine Mehrheit finden und wurde mit 205
Nein- gegen 192 Jastimmen
abgelehnt. Trotz dieser Ablehnung nahm er an der Versammlung noch bis Ende
September teil. Er zog sich dann aus der Tagespolitik zurück und ging wieder
nach Berlin, um sich weiter seinen Forschungen zu widmen.
Anders verhielt sich August Rühl. Obwohl
Tabakfabrikant, ist als einer der „Linken“ vom 10. Kurhessischen Wahlbezirk dorthin delegiert worden.
Dass August Rühl kein
Hinterbänkler war, zeigen die 20
„Hauptrichtpunkte für ein Mitglied der deutschen constituirenden
National-Versammlung“.
Vergleichend zu unseren
gegenwärtigen Rechtsgrundlagen sind diese Forderungen beispielhaft, obwohl
unter Bismarck nachfolgend viele
Punkte für einige Zeit zunichte gemacht wurden.
1) Ein deutscher Bundesstaat.
2) Eine deutsche Volkskammer mit beschließender, gesetzgebender Gewalt.
3) Eine deutsche verantwortliche Centralregierung.
4) Ein verantwortliches Oberhaupt der Centralregierung.
Dieses Oberhaupt darf kein regierender Fürst sein.
5) Wahl des Oberhauptes auf bestimmt Zeit durch die Volkskammer.
6) Eine deutsche wahre Volkswehr, lediglich unter dem Befehl der
Centralbehörde oder des Oberbefehlhabers, welchen diese ihr gibt.
8) Ausgedehnteste
Garantie der persönlichen Freiheit.
9) Ausgedehnte
Preß(e)freiheit ohne besonderes Preß(e)gesetz, unbeschränktes Versammlungs= und
Vereinigungsrecht.
10) Öffentlichkeit
und Mündligkeit des Gerichtsverfahrens. Schwurgerichte. Sicherstellung der
Richter.
11) Gleiche
Berechtigung aller Religionen und religiösen Meinungen.
12) Einerlei
Recht, einerlei Maas (Maß), Münze und Gewicht.
13) Einerlei
Handelsgesetzgebung und ein Zollsystem, beide mit alleiniger Rücksicht auf
Erhaltung und Hebung des Handels, der Gewerbe und der Landwirtschaft, auf
Beschaffung von Arbeit und angemessenem Verdienst.
14) Freiheit
des inneren Verkehrs zu Wasser und zu Land.
15) Im
Innern nur direkte Besteuerung.
16) Abschaffung
aller Staatsfrohnden und Ablösbarkeit aller Grundlasten und Privatfrohnden.
Abschaffung aller Monopole und vom Staat betriebene Handels= Gewerbs= und
landwirthschaftlichen Geschäfte, sofern sie nicht als blose Mustergeschäfte
oder zur Unterstützung der Staatsangehörigen betrieben werden.
17) Aufhören
der Standes= und Patrimonialherrschaften.
18) Ausgedehnteste
Freiheit der Gemeinden und ihrer Selbstverwaltung.
19) Änderung
der Verfassungen der einzelnen Bundesstaaten in allen Punkten, worin sie mit
der Bundesverfassung unvereinbar sind.
20) Ein
freisinniges deutsches Wahlgesetz.
Am 17. Juni wählt die Deutsche
Nationalversammlung in Frankfurt, den Erzherzog
Johann zum Reichsverweser.
In Mainz finden sich die Vertreter der deutschen Katholiken
wieder zu einem Katholikentag als Demonstration für einen Neubeginn.
Eine nicht unbedeutende Ausgangsposition für diese
katholisch-kirchliche "Auferstehung" in Hessen war der Hof Trages, an
dem uralten Verkehrsknoten vom Schwarzen Meer zum Atlantik und der Ostsee zum Mittelmeer.
Hier trafen sich bei Karl Friedrich von
Savigny, dem preußischen Diplomaten und späteren Gegenspieler Bismarks, Vertreter der Bistümer Fulda,
Mainz und Limburg.
Karl Friedrich war der Sohn von Friedrich Carl von Savigny, dem berühmten
Rechtsgelehrten am Preußischen Hof und Lehrer von Jacob und Wilhelm Grimm.
Der Sommer war nur mäßig warm, aber zu trocken. Die Ernte war wieder
karg.
Im August kehrt Kaiser Ferdinand II. nach Wien zurück.
König Max II. von Bayern verstärkt
den Kontakt zu den bayerischen Abgeordneten in der Nationalversammlung.
Die gewährten Freiheiten führten im gesamten Bayern zur Parteigründungen und
der Herausgabe von Zeitungen aller politischer Strömungen.
Auf einem von Stefan Born
eiberufenen Arbeiterkonkress, vom 25. August
bis zum 3. September in Berlin
unter Teilnahme von 31
Arbeitervereinen, kommt es zur Gründung der ersten deutschen
Arbeiterorganisation unter der Bezeichnung "Arbeiterverbrüderung".
Ihr sozialpolitisches Programm ist:
Der zehnstündige Arbeitstag,
die Gründung von Genossenschaften für Produktion und Konsum,
(Gesellen-)Wanderunterstützungskassen,
Arbeitsnachweise und Krankenunterstützungs- und Sterbekassen.
Unabhängig von allen politischen Auseinandersetzungen wurde
die Eisenbahnverbindung von Hanau nach Frankfurt nach dreijähriger Bauzeit
abgeschlossen.
1848 am 10. September wurde die
Nordmainische Eisenbahnlinie von Hanau über Wilhelmsbad nach
Frankfurt feierlich eröffnet.
Ein ganz wesentlicher Faktor dieser Zeit war der Aufbau von Industriebetrieben
in zuvor unvorstellbaren Ausmaßen. Der damit verbundene Arbeitskräftebedarf
brachte vielen "Landflüchtlingen" Arbeitsmöglichkeiten aber auch
Verelendung durch ungenügende Entlohnung und dem Fehlen jeglicher sozialen
Absicherung.
Im September kommt es in Frankfurt
zu einem Volksaufstand bei dem die österreichischen Abgeordneten Fürst Lichnowsky und von Auerswald ermordet werden. Der Aufstand hatte seinen
Anlaß in dem schleppenden unbefriedigenden Ablauf der Paulskirchenversammlung. Die genauen Vorgänge beschreibt Emilie
Hendschel, geb. Domer, die ab 1862 im Michelbacher Schlösschen
lebte, in ihren Erinnerungen.
Fürst Lichnowsky
und von Auerswald waren mittags
zum Dinner bei Baron Bethmann
eingeladen. Als die Rede auf die Revolutionsunruhen kam, sagte Fürst Lichnowsky er habe keine Angst und gedenke
gleich spazieren zu reiten. Auffordernd fragte er in die Runde, wer denn Mut
habe ihn zu begleiten? Von Auerswald ein
älterer Herr riet ihm dringend ab. Doch Lichnowsky
erwiderte: "Ein Hundsfott, der sich fürchtet!" Dies wollte von Auerswald nicht hinnehmen und erklärte
sich bereit an dem Ausritt teilzunehmen, obwohl alle übrigen Anwesenden davon
abrieten. Sie waren noch nicht weit vom Bethmannschen Haus weg, als ihnen schon
in der Friedberger Landstrasse ein bedrohlicher Haufen aufgebrachter Menschen
entgegenkam. Sie bogen in einen Seitenweg und flüchteten durch den Garten in
das Haus des Kunstgärtners Schmidt.
Derselbe versteckte sie schnell in einem Schrank und einer Kiste, kurz bevor
die Aufgebrachten suchend auch in das Haus kamen. Nach längerem vergeblichen
Suchen wollten die Verfolger das Haus schon wieder verlassen, als ein
halbwüchsiger Bursche rief: "Ei da guckt ja ein Rockzipfel aus der
Kiste." Nun wurden beide gefunden und unter ständigen Mißhandlungen auf
die Strasse getrieben. Lichnowsky
soll noch gerufen haben: "Ich bin ein Fürst und muß sterben wie ein
Hund." Er erlag den Prügeln der aufgebrachten Menge am Fuß einer Pappel
auf der Bornheimer Heide. Und von Auerswald
starb im Strassengraben, nahe dem Zaun vom Domerschen Garten.
Die Unruhen wurden vom Militär niedergeschlagen. Am Abend als die Krawalle
beendet waren erlaubten sich auch die Domers wieder die strassenseitigen Läden
zu öffnen.
Beim Blick auf die Strasse sahen sie auf der Bank vor der Garküche noch einen
Toten liegen. (Die Ortsangaben entsprechen dem damaligen Ortsbild von
Frankfurt)
Im Oktober kommt es erneut zu
Unruhen in Wien. Der Kriegsminister Latour wird
ermordet und der Kaiser flieht nach Ölmütz.
In der Nationalversammlung kommt endlich ein
Verfassungsentwurf zur Vorlage.
1848 am 28. Oktober beginnen in Wien die Regierungstruppen die
Revolution niederzuschlagen. Nach drei Tagen ist die Ruhe im Reich der
Habsburger Friedhofsruhe.
Das Frankfurter Parlamentsmitglied Robert
Blum wird in Wien standrechtlich erschossen.
Am 2. November ernennt in Berlin Friedrich Wilhelm IV. den Grafen von Brandenburg zum
Ministerpräsidenten. Der Graf von Brandenburg
war ein Sohn der Gräfin Dönhoff,
der Gattin zur Linken von Friedrich Wilhelm
II. Er sah seine Aufgabe darin: "den Elefanten zu spielen, der
die Revolution zusammentrampelt" wie er sich einmal äußerte.
Am 17. November war
wieder ein Nordlicht zu sehen.
Am 2. Dezember dankt Kaiser Ferdinand II. ab. Sein Neffe Franz Joseph I. folgt ihm auf dem
Kaiserthron der Habsburger Monarchie. Er verfügt noch im gleichen Jahr die
Auflösung des ungarischen Reichstages.
1848 am 5. Dezember werden mit einer neuen
Verfassung in Preußen unter anderem auch die Partikulargerichte mit der
Polizeigewalt der Gutsherren aufgehoben. Außerdem werden Presse-, Versammlungs-
und Vereinigungsfreiheit gewährt.
Auch hier hatten die Rühlschen Leitlinien, wie die
Märzforderungen der Liberalen in München ihr Echo gefunden.
Kg. Max II. hob die
Grundherrschaften auf und die noch bestehenden rund 800 Patrimonialgerichte übertrug er per
Gesetz dem Staat.
Der Bodenzins der Pächter konnte in Geld umgewandelt und abgelöst
werden. So wurden aus Grundholden Grundeigentümer.
1848 wurde die
sog. Brauerei Hock in Alzenau erbaut. Erbauer war ein H. Sittinger, der sie jedoch wieder verkaufte
und an der Hanauer Straße das Gasthaus zum Schwanen erbauen ließ. In anderen
Gemeinden des Freigerichtes gab es zu dieser Zeit ebenfalls schon Brauereien.
Schon kurz nach seiner Wahl schaffte er es den Arbeitern alle sozialen
Errungenschaften der Revolution am 24. Februar wieder zu entreissen. Das
Koalitionsrecht wurde aufgehoben. Streiks wurden mit Härte niedergeschlagen und
die Arbeitszeit wurde wieder auf 12
Stunden angehoben.
1849 begann mit einem
kurzen Winter. Schon am 14. Januar stieg die Temperatur auf 9 Grad.
1849 im Januar zeigten sich bei der Landtagswahl in Bayern feste
Fraktionen.
Die "demokratische Linke" bekam die meisten Abgeordneten. In den
Debatten um die Annahme oder Ablehnung des Frankfurter Verfassungsentwurfs
erkannte der König eine Gefahr für den bayerischen Staat. Er verfügte ein
Vertagen bis zum 15. Mai.
1849 - ein Nachhall revolutionären Aufbegehrens
wurde auch im vorderen Kahlgrund spürbar. Die Verarmung der Gemeinde Orb, infolge seiner Angliederung an Bayern
war der Anlass.
Orb hatte über Jahrhunderte durch
seine Salzgewinnung eine wirtschaftliche Sicherheit erlangt. Wie bereits
angesprochen wurde mit dem Übergang an Bayern die Salzerzeugung verboten.
Der Wegfall der fast einzigen Einkommensquelle der Einwohner von Orb führte
manche in Not und Verzweiflung. Die Vertreter der bayerischen Obrigkeit wurden
zum sichtbaren Objekt der verhassten Regierung. Vor diesem Hintergrund kommt es
Ende Februar zu zwei Terroranschlägen gegen bayerische Beamte.
Ein Assessor wird mitten in Orb mit einem Sprengkörper getötet, der in den
Akten als „Höllenmaschine“ bezeichnet wird.
Und einen Gendarmen graben aufgebrachte Menschen wegen seines Verhaltens in
einen Ameisenhaufen ein. Das in Orb mit 36
Mann stationierte Militär sieht sich bedroht und zieht sich, nachdem einige
Soldaten verletzt wurden, nach Aschaffenburg zurück.
In der Nacht vom 2. zum 3. März marschieren sie durch Alzenau, um
in Aschaffenburg auf Verstärkung zu warten.
Anzumerken ist zur Orber
Revolution, dass bei den nachfolgenden Untersuchungen außergewöhnlich milde
Strafen verhängt wurden, da man sich bei der Regierung nun erst der Folgen des
Verbotes der Salzproduktion bei der Regierung in München bewusst wurde.
1849 am 10. März stellt
der Apotheker Schmittborn den
Antrag seiner Apotheke in Alzenau eine Postnebenstelle
anzugliedern. Nach einer Stellungnahme der Postexpedition Dettingen, wird
dieser Antrag, mit Schreiben vom 21. März
von der General-Verwaltung der Königlichen Posten & Eisenbahnen abgelehnt.
Derselbe macht die Annahme von der Zustimmung der deutschen Fürsten abhängig
und lehnt die Wahl am 3. April
(vorbehaltlich) ab.
Am gleichen Tag kam es zu ersten Kampfhandlungen preussischer Truppen an der
Grenze zu Dänemark, nachdem die Dänen den Waffenstillstand mit Preussen
gekündigt hatten.
1849, am 18. April wird in München das Ministerium Ludwig von
der Pfordten unterstellt. Bereits am 23. April geht ein Bescheid nach Frankfurt, daß man der
Reichsverfassung nicht zustimme.
Nun lud das preussische Ministerium
Brandenburg die Vertreter der deutschen Staaten zu einer Konferenz,
am 28. April nach Berlin ein.
Kernpunkt war eine Alternative zu Frankfurt in der kleindeutschen Art. Es
sollte eine Union von Fürsten geführter Staaten, ohne den österreichischen
Staatenverband sein.
Am 16. Mai wurde dieser Vorschlag
von der österreichischen Regierung Schwarzenberg
abgelehnt. Lediglich die Königreiche Hannover und Sachsen erklärten
sich am 26. Mai zum Abschluß des
"Dreikönigsbündnisses" mit Preussen bereit. Die anderen Staaten, mit
Ausnahme von Bayern, schlossen sich später der kleindeutschen Lösung noch an.
1849 am 30. Mai wurde
in Preussen, in Ablehnung an das
in der Frankfurter Paulskirche verkündeten allgemeinen und freien Wahlrechtes,
das Dreiklassenwahlrecht verkündet.
Preussen und Österreich rufen ihre Abgeordneten von der Paulskirchenversammlung
ab.
Am 10. Juni löst der bayerische
Ministerpräsident den (linkslastigen) Landtag auf und setzte Neuwahlen für den Juli fest
1849 im Juni wird
die Versammlung eines Rumpfparlamentes in Stuttgart vom württembergischen
Militär "gesprengt"
Am 10. Juli kommt es zu einem
zweiten, für die Dänen günstigeren Waffenstillstand.
Dieser Vertrag wurde jedoch nur von einem Teil der deutschen Staaten
unterschrieben.
Preussen mußte sich von einigen Bundesmitgliedern vorwerfen lassen, die
deutsche Sache verraten zu haben.
Nach einem ungewöhnlich
milden Frühling war der Sommer heiß, mit Temperaturen bis 33 Grad.
Am 12. Juli ließ die bayerische
Regierung ihre Gesandten in einer Zirkularnote wissen,"daß Preussen keine
andere Absichten verfolge als rechtswidrige Vergrößerung der eigenen
Macht."
1849 im Juli wird Otto
von Bismarck aufgrund
des Dreiklassenwahlrechts in den Preußischen Landtag gewählt.
In Mainz wählte das Domkapitel Professor Leopold
Schmitt aus Gießen zum Bischof.
1849/50 war ein sehr strenger und langer Winter.
Ende Dezember gab es im Spessart bereits Schneehöhen von 50 cm. In der zweiten Januarhälfte wurden
Nachttemperaturen bis –31 Grad gemessen.
Während dieser Kälteperiode waren zwei Metzger aus Gelnhausen zum Viehkauf in
Schöllkrippen. Bis zur Heimkehr nach Gelnhausen hatten die beiden (Vater und
Sohn) derartige Erfrierungen an den Füßen, dass dem Vater beide Füße amputiert
werden mussten.
Der weitere Jahresablauf war relativ kühl.
Anzumerken ist vielleicht noch, daß in
Aschaffenburg das Pompejanum mit allen schmückenden Besonderheiten und dem
umgebenden Gartenanlagen fertig war und damit als bleibendes Denkmal über alle
Wirren hinaus ein bleibendes Denkmal ist
aktualisiert: 2009 (C) Werner B. Kempf