Zeitenwende
Von der so genannten Zeitenwende konnte
zur damaligen Zeit natürlich niemand etwas wissen. Selbst die nächsten Angehörigen
jenes Knäbleins, das später als Begründer einer Glaubensgemeinschaft das christliche Weltbild prägen sollte,
konnten nicht ahnen, dass die Geburt ihres Sohnes in Bethlehem (oder Nazareth)
als Bezugspunkt späterer Zeiteinteilung festgelegt würde.
Die Zeitrechnung "nach Christie
Geburt" (ab incarnatione Domini, anno Domini oder post Christum natum)
begann der Mönch Dionysius Exiguus, in der ersten Hälfte des 6. Jh.
in Rom. Er schrieb die von Kyrillos von Alexandria aufgestellte
Ostertabelle fort, setzte den Anfang jedoch mit der Geburt Christi gleich. Das
wahrscheinlichste Geburtsdatum ermittelte er mit der von Eusebius um
300 n. Chr. verfaßten Weltchronik.
Diese "christliche Zeitrechnung" hat sich erst in karolingischer Zeit
bei uns durchgesetzt. In Rußland führte sie Peter der Große
im Jahr 1700 ein und in Griechenland die Regierung des
bayerischen Königs Otto von Wittelsbach.
Nach dem "Neuen Testament",
dessen älteste fundierte Schriften nach Christopher
De Hamel (Das Buch) um das Jahr 125
angenommen werden, wären folgende Umstände zu beachten:
Der Geburtsort befand sich im so genannten "fruchtbaren Halbmond".
Allerdings war dieses Gebiet nun seit Generationen unter römischer Herrschaft,
was von einigen Bevölkerungsteilen als diskriminierend empfunden wurde. So
hofften manche Wohlhabende in dem besetzten Land auf einen Erlöser. Das heißt:
Man träumte von einem Mann mit der militärischen Führungskraft, die römische
Besatzung zurückzudrängen und die steuerpflichtigen Bürger von der Zahlung
lästiger "Besatzungskosten" zu befreien. Vor diesem
Erwartungshorizont soll Jesus aufgefallen sein. Das Ergebnis war aber
nicht im Sinne der Besitzbürger. Jesus hatte vermutlich eine Vorstellung
bekommen von der Weltmacht Rom und eventuell auch von den wahren Interessen der
im Untergrund agierenden "Geldwechsler". In seinem nachfolgenden
Auftreten soll er versucht haben, der Masse der Unterdrückten eine Hoffnung auf
eine Erlösung nach dem Tode zu geben. Aber für die gegenwartsbezogene jüdische
Oberschicht war Jesus nicht der erhoffte Erlöser, weshalb auch das
Todesurteil gegen ihn hingenommen wurde. Der Grund für seine Anklage war, dass
die Masse der Armen ihn als den König der Juden bezeichneten und er dieser
schmeichelnden Anerkennung seiner Person und seines Wirkens nicht widersprach.
Für die römische Besatzung erschien diese Begeisterung der Massen bedrohlich
und nötigte sie zum Handeln. Der älteste schriftliche Hinweis auf das Leben Jesu,
geht auf einen jüdischen Historiker, mit römischer Bürgerschaft zurück.
38-100 lebte vermutlich Flavius Josephus. Er schrieb in seinem
Werk Jüdische Altertümer: "...Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser
Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der
Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit
Freude die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an
sich. Er war der Christus."
Die eigentliche Verbreitung der Kunde von Jesus geschah mit der Verbreitung des
Evangeliums, das Markus in den Jahren 65 bis 70
niedergeschrieben haben soll. Inzwischen wird auch die Existenz der sog.
Evangelisten angezweifelt (De Hamel: Das Buch S. 321)
Der Anschluss an die christliche Gemeinschaft wurde für die Männer erleichtert,
da bereits Simon Petrus (einer der Apostel) durch eine himmlische
Erscheinung erfahren habe, nicht auf eine Beschneidung der Heiden zu bestehen
die sich dem Christentum zuwenden wollten.
Die hier angeführte Beschneidung ist in der Bibel angesprochen unter
1. Mos. 17, 9-14 und 3. Mos. 12.3. Es handelt sich hierbei um eine
Körperverstümmelung in der Form, daß man dem männlichen Glied die Vorhaut
weitgehend abtrennt. Dieser religiös, kultisch begründete Eingriff, in die
natürliche Entwicklung des menschlischen Körpers, soll ursprünglich bei
nomadisierenden Völkern im nordafrikanischen und vorderasatischen
Wüstengebieten aufgekommen sein, um Erkrankungen des Gliedes durch
Verunreinigungen, zwischen der Eichel und der Vorhaut zu verhindern. (
Verstümmelungen im Genitalbereich, auch bei Mädchen, gibt es auch bei anderen
Völkern der alten Welt.)
Die jüdische Oberschicht hoffte weiterhin auf einen Befreier mit
militärischen Mitteln.
83 kam die Ausdehnung des römischen Reiches bis an den Main. Die
Bewohner des vorderen Kahlgrundes mussten mit den neuen Nachbarn leben.
Wie weit diese Unterwerfung des linksmainischen Gebietes durch die
Römer, Bevölkerungsteile auf den Bereich rechts des Maines ausweichen ließ, ist
nicht nachvollziehbar, muss jedoch als wahrscheinlich gesehen werden.
( Als Ouellen dienten auch von Pörtner:
Bevor die Römer kamen, Die Erben Roms
und Das Römerreich der Deutschen)
Mit den Römern kamen auch neue kulturelle und religiöse Strömungen
in den deren Einflussbereich. Große Verbreitung bei den Legionären hatte die Mithrasverehrung.
Hierbei handelt es sich um eine Religion aus dem Persischen Raum, die von Zarathustra
verbreitet worden war.
Das Kernstück war der Glaube an die Existenz eines guten Gottes Ahuramazda
und seinem Gegenstück in der Unterwelt mit dem Namen Ahriman, dem
Verursacher allen Übels und der Lüge. Gott Mithras verkörperte in
Gestalt der Sonne das Licht, die Reinheit, die Wahrheit und die soldatische
Ehre. Er war der Schutzherr der Menschen gegen Arhiman, der später im
christlichen Glauben sein Ebenbild im Teufel findet. Eine Besonderheit war die
Verpflichtung der Priester zur geschlechtlichen Enthaltsamkeit und
Ehelosigkeit.
Ein Altarstein der Mithrasverehrung wurde in Großkrotzenburg gefunden und
ist im dortigen Museum. Ein weiterer fand sich in Rückingen.
Mithrasstein von Großkrotzenburg (Nachbildung)
114 beginnen am östlichen Mittelmeer die ersten
militärischen Aufstände jüdischer Gruppen gegen die Römer. Nach der Reaktion in
Form der Zerstörung Jerusalems unter Kaiser Titus sehen sich die
führenden Köpfe des jüdischen Widerstandes genötigt im Untergrund zu wirken.
132 bis 135 kommt es zu dem großen Aufstand der
Juden unter der Führung von Bar Kochba. Am Ende steht die Auflösung des
jüdischen Staates. Alle Juden werden ausgewiesen und eine Rückkehr bei
Todesstrafe verboten.Dieser gescheiterte Aufstand ist der Hintergrund für das
nachfolgende Geschehen um die Juden in der Welt. Wobei ihnen noch der Makel
beigegeben wurde, dass sie Jesus hingerichtet hätten.
Bald nach dem Tode Jesu bildeten sich Gemeinschaften die seine Lebens-
und Denkweise nachzuleben versuchten. Doch war dies weit weg von unserer
Heimat.
270 wurde der Mithraskult unter Kaiser Aurelian (270-275)
zur römischen Staatsreligion erhoben, obwohl es ein reiner Männerkult war.
Die Sonne wurde als Verkörperung des Gottes verehrt. Sowohl die Zeit der
Wintersonnwende wie auch der siebente Wochentag (Sonntag) wurden feierlich
begangen.
Ob man zur damaligen Zeit auch bei uns schon einen Hauch von der
Sonntags(arbeits)ruhe mitbekam ist fraglich. Doch im Hinblick auf den Limes
übergreifenden Handel nicht auszuschließen. Mehr Beachtung fanden wohl der
systematische Aufbau des Kastells und die Brücke über den Main bei Krotzenburg.
In unserer Heimat wurden vermutlich Naturgottheiten verehrt, deren Existenz in
Verbindung mit Quellen oder außergewöhnlichen Objekten, besondere
Steinformationen oder große Bäume gesehen wurde. Wobei auch im römischen Reich
viele Naturgottheiten verehrt wurden.
Erst mit dem Christentum begannen die Missionierungen. Das heißt: die
Bemühungen Andersgläubige zur Abkehr von altem Glauben und zur Anerkennung des
von den Christen verehrten Gottes, als den einzigen "wirklichen Gott"
zu gewinnen.
Doch noch bevor das Christentum im römischen Reich zur Staatsreligion erhoben
wurde, hatte Rom schon wieder große Gebiete aufgeben müssen.
259/60 wurde Krotzenburg infolge der Rücknahme der Grenzsicherung an den
Rhein von den Römern aufgegeben.
Eine regionale Klimaverschlechterung zwang die an der Ostsee (jetzt Polen)
ansässigen Burgunden (oder Burgunder) zum Abwandern. Den
jahrtausende alten Weg in Richtung Süden nutzend, überquerten sie den
Höhenrücken zwischen Kinzig- und Kahltal mit dem Birkenhainer Weg, durchquerten
bei Kälberau die Kahl und setzten ihre Wanderung über den Höhenrücken des
Hahnenkamms fort, bei Aschaffenburg
(Schweinheim-Nilkheim) durchquerten sie den Main und zogen durch den Odenwald
in Richtung Worms.
Ein Teil war am Unterlauf der Kahl verblieben und rechts der Kahl ansässig
geworden. Die Zuwanderer versuchten, im Kontakt mit Altsiedlern, sesshaft zu
werden.
Die Lage auf landwirtschaftlich kaum nutzbaren Gebiet lässt den Schluss zu,
dass die fruchtbaren Böden von Altsiedlern besetzt waren.
Freilegung des Siedlungsfeldes oberhalb Kahl
278 kam eine kleine Gruppe Burgunden bis zur
Mainmündung. Sie waren wohl dem Birkenhainer Weg gefolgt
294 bis 296, in der Zeit der Neuordnung der römischen
Reichsführung gelang es den Franken sich im Mündungsgebiet des Rheines
festzusetzen.
306 stirbt im fernen Rom Konstantius und sein Sohn Konstantin wird vom Heer zum Kaiser ausgerufen. Im Gegensatz hierzu wird von
den Römern und den Prätorianern Maxentius, der Sohn des Maximianus,
zum Kaiser ausgerufen. Diese Konstellation führt schließlich zu der Schlacht
auf (oder bei) der Milvinischen Brücke, da Konstantin die Macht über das
ganze Reich wollte.
312 am 27. Oktober soll Konstantin mit Hilfe der dem Christentum verbundenen
Legionäre seinen Rivalen Maxentius bei der Milvinischen Brücke besiegt
haben. Tatsache ist, dass er seinen Sieg als gottgewollt darstellte, wobei er
keine Ahnung von der Gottesvorstellung jener frühchristlichen Gemeinschaften
hatte.
324, als er schließlich auch noch seinen Schwager, den oströmischen
Kaiser Lucius besiegte, ließ er zum Dank den Tag des Sonnengottes
(Mithras) zum wöchentlichen Feiertag erklären (Sonntag). Konstantin sah
in der Sonne auch den Gott der Christen personifiziert. Außerdem machte er den 25. Dezember,
den Festtag des Sonnengottes, zum höchsten Festtag der Christenheit.
(Hier wurde wieder eine Verschmelzung des Mithraskultes mit dem aufstrebenden
Christentum vollzogen. Vergleichbar der Vereinnahmung der ehemals griechischen
Götter in die römische Götterwelt.)
Der absolutistische Anspruch des Christengottes, der keine anderen Götter neben
sich duldet, wurde Konstantins Leitbild. Ein Gott, ein Kaiser, eine
Kirche, ein Reich. Die christlichen Religionsgemeinschaften hatten in den
Jahrhunderten der Unterdrückung eine gut funktionierende Organisation der
Solidarität entwickelt. Die tragenden Elemente waren besoldete Bischöfe,
Diakone, Exorzisten und Missionare. Einen Schwachpunkt hatten die christlichen
Gemeinschaften noch. Sie waren in viele
Glaubensrichtungen zerstritten. Gravierend war die Anschauung der Arianer,
die in der sog. Dreifaltigkeit Gottes, mit Vater, Sohn und Heiligem Geist,
einen Rückfall in die Vielgötterei sahen. In den Zeiten der Verfolgung hatte
man sich gegenseitig geduldet. Doch jetzt, wo es um die Verteilung der Macht
ging, brachen wieder die unterschiedlichen Lehrmeinungen hervor.
Konstantin erkennt die Gefahr.
325 beruft Konstantin. alle Führer christlicher, aber auch
anderer Gruppen zu einem (ersten) Konzil nach Nicaea. Radikalchristliche
Gruppen, die jede Einmischung weltlicher Gewalt in religiöse Angelegenheiten
ablehnen, werden als Sektierer verurteilt.
Zwei Gruppen mit unterschiedlichen Anschauungen blieben bestehen.
Die dominante Gruppe, aus der die römisch katholische Kirche hervorging,
führte ein junger Theologe namens Athanasius. Demgegenüber standen die
Anhänger des Bischofs Arius (Arianer), die mit ihren
Interpretationsfragen auch keine Gefahr für das Staatsgefüge darstellten. Sie
blieben als eigenständige Gruppe bestehen und fanden später bei den auf
römisches Gebiet eindringenden Stämmen (Franken u. A.) viel Anhänger. Konstantin
ging soweit den Bischof Arius in seinen Pallast zu holen, da ihn dessen
klare Meinungsbildung gefiel. Der radikale Athanasius in Alexandrien
ging in seiner Abneigung der Arianer soweit, daß ihn Konstantin schließlich im Jahr 330 seines Amtes enthebt und
nach Trier verbannt.
Schließlich trennt sich Konstantin auch von Bischof Arius
mit seinen Anhängern.
330, am 11. Mai, zu der festlichen Einweihung seiner neuen
Reichshauptstadt Konstantinopolis berief er den Neuplatoniker Sopater
aus Alexandria zum Festredner. Auf dem Hauptplatz hatte auf einer riesigen
Säule die vergoldete Statue des Sonnengottes ihren Standort gefunden. Und die
zwei Basiliken waren den griechigen Göttinen für Frieden (Eirene) und der
heiligen Weisheit (Hagia Sophia) gewidmet.(Carl Ernst Köhne)
337, am 21. Mai verstarb Konstantin während der
Vorbereitung zu einem Feldzug gegen die Perser, in Nikomedia. Vor seinem Tod
ließ er sich (angeblich) noch nach christlichem Ritus taufen. Doch hegen hier
namhafte Forscher einige Zweifel.
Davon kam wohl wenig Kunde in unsere Heimat. Einzuflechten ist jedoch, dass zu
dieser Zeit an der Bergstraße, im Odenwald, der damals Teil des Römischen
Reiches war, bereits Reben angebaut und zur Weinbereitung genutzt wurden.
343 und nochmal 346 wird ein christlicher Bischof, namens Martin,
im damals noch römischen Mainz erwähnt.
354 kommt es zu einem ersten Einfall von Allemannen in
Gallien.
355 erobern die Franken die römischen Rheinfestungen von Xanten bis
Andernach.
357 kann Kaiser Julian durch einen Sieg über die Allemannen bei
Argentorate (Saarbrücken) einem weiteren Eindringen Einhalt gebieten. Eine
Sicherung der Grenze am Oberrhein ist nur noch mit sog. Föderatenverträgen
möglich. Das heißt, dass er die Allemannen im Breisgau siedeln lässt und in
römischen Dienst übernimmt. Am Niederrhein sieht er die Reichsgrenze durch
Franken und Sachsen beunruhigt, die als Seeräuber den Handel und Verkehr
blockieren.
388 stehen Franken in römischem Dienst. Kaiser Theodosius sendet
den Franken Arbogast zur Befriedung Galliens gegen die verstärkt
eindringenden Germanenstämme.
In der nachfolgenden Zeit machen wechselnde Bündnisse der Franken, auch mit den
Eindringlingen, die römischen Nordprovinzen unhaltbar.
391 wird das Christentum im römischen Reich zur Staatsreligion
erhoben. Kaiser Theodosius schafft die Olympischen Spiele ab und
verbietet alle heidnischen (nichtchristlichen) Kulte bei Todesstrafe. Zu Beginn
des 5. Jahrhunderts sind die römischen Städte in Gallien wie Inseln in dem
inzwischen von anderen Völkern in Besitz genommenen Umland.
408 erhebt der Bischof von Rom den Anspruch als geistlicher Führer der
Welthauptstadt.
Der Bischof von Konstantinopel erhält den Ehrenvorrang hinter Rom. Auch
den Bischöfen von Alexandreia und Antiocheia werden die Vorrechte
eingeräumt Metropoliten zu weihen. Die vier Bischöfe werden nun als Patriarchen
bezeichnet.
In der Folgezeit kommt es zum Auslegungsstreit um das Wesen von Christus
als Gottessohn und Mensch und um sein Verwandschaftsverhältnis zu seiner Mutter
Maria.
413 sieht sich der Burgundenführer Gundahar in der Lage am
Mittelrhein ein größeres Gebiet sich botmäßig zu machen und die Stadt Worms als
Hauptstadt seines "Reiches" zu wählen (er wird der sagenhafte
König Gunter der Nibelungensage).
Das geschwächte Westrom braucht Zeit und Verbündete um dieser Situation zu
begegnen.
In der nachfolgenden Zeit tritt an der osteuropäischen Grenze Roms ein
Reitervolk verstärkt in Erscheinung. Die Hunnen unter der Führung Attilas
und seines Bruders Bleda.
436 gelingt es dem römischen Statthalter in Gallien Aetius mit den
Hunnen das Burgundenreich zu zerschlagen. König Gundahar und 20.000(?)
Mitstreiter finden den Tod. Über die Verluste auf Seiten der Römer und Hunnen
schweigen die Historiker. (Bei Zahlenangaben der Sieger sind immer Zweifel
angebracht, da höhere Zahlen von Besiegten die eigene Leistung größer
erscheinen ließ.)
443 werden die Reste der Burgunden
von Aetius ins Rhone- und Saonetal umgesiedelt wo ihre Nachkommen
noch heute guten Burgunderwein anbauen (Hauptstädte sind Genf und Lyon).
Für diese Zeit ist zu vermuten, dass auch an den Hängen des vorderen
Kahlgrundes bereits erste Versuche mit Weinbau unternommen wurden. Über den
Altweg von Worms über den Main und den Hahnenkamm ins Kinzigtal dürfte schon
mancher kleine Rebstock vom ehemaligen Rom, südlich des Mains, in nördliche
nichtrömische Vegetationszonen gelangt sein.
Kartenskizze zur Situation um 500.
Burgundensiedlungen bei Kahl und Mainz.
Bis 443 bei Worms und nachfolgend in Burgund
445 hat Attila das gesamte
rechtsrheinische Gebiet unterworfen und tributpflichtig gemacht.
Während seiner Reisen am Mittelrhein, mußte er den Tod seiner Lieblingsfrau
erleben. Gemäß ihrem Stand ließ er sie bestatten. Und der Schmuck "der
Dame von Hochfelden" steht noch heute als Hauptanziehungspunkt im
Interesse jedes Museumsbesuchers.
Nach dem Tod seines Bruders Bleda ist Attila
Alleinherrscher.
Im gleichen Jahr bestätigt Kaiser Valentian III., Papst Leo I. die Alleinherrschaft über die
abendländische Kirche.
448 wird die Theorie von der
päpstlichen Monarchie entwickelt und damit die Macht des Papsttums in
Westeuropa begründet.
Zu dieser Zeit muß Merowech, der Stammvater der salfränkischen
Merowinger, bereits im nördlichen Gallien gelebt haben. Sein Sohn Childerich herrschte dort als römischer
Statthalter. Obwohl es ihm nicht zustand schmückte er sich mit einem
Purpurmantel und trug einen Siegelring mit der Aufschrift Childerici Regis.
450 riskiert Attila mit einem Heer von 500.000(?)
Mann (viele germanische Hilfstruppen) den Übergriff auf linksrheinisches
Gebiet.
451 muss er jedoch bei der
Schlacht auf den Katalaunischen Feldern erkennen, dass Rom noch immer eine
militärische Großmacht ist.
Vermutlich im gleichen Jahr soll der Gatte von Justa Grata Honoria, der Schwester von Kaiser Valentian III.,
auf dessen Befehl ermordet worden sein. Um sich dafür zu rächen soll die Witwe
einen Boten an Attila geschickt haben, um sich demselben als Gattin
anzubieten. Angesichts einer guten Mitgift war er wohl nicht abgeneigt das
Angebot anzunehmen.
452 macht sich Attila auf den Weg nach Rom . Die
Bewohner von Aquileia flüchten in die Lagunen. Aus ihrer Fluchtsiedlung soll
Venedig enstanden sein. Vor den Mauern Roms angelangt, ist Attilas Heer jedoch durch eine Seuche
für den Angriff zu geschwächt.
Doch hatte der Anblick des Heeres in Rom derartigen Schrecken ausgelöst, dass Papst Leo I. als Parlamentär zu Attila ging
und ihm eine beträchtliche Abstandsumme überbrachte, damit er Rom verschone. So
hatte sich die Reise nach Italien für Attila doch gelohnt.
Die Witwe Justa Grata Honoria blieb zwar Witwe, aber Papst Leo I.
wurde als der Retter von Rom gefeiert.
453 machte der inzwischen schon etwas gealterte Attila einen tödlichen Fehler. Er nahm sich eine junge
Burgunderin (oder Fränkin) zur Frau. Sie hieß Hildiko
und wird als Krimhild in die
Nibelungensage eingehen. Es ist unklar, ob Hildiko zu anstrengend oder er vielleicht schon durch
irgendwelche Krankheiten geschwächt war. Tatsache ist, dass er in der
Hochzeitsnacht einen Blutsturz bekam, der für Hildiko unerfreulich und für Attila tödlich war.
Über Hildikos weiteres
Leben ist nichts bekannt. Im Gegensatz dazu ist das Ableben seines Sohnes Ellak bekannt. Denn er wurde erschlagen, als
er den Hunnen als starker Nachfolger seines Vaters gegenüber treten wollte.
454 werden die Hunnen als Volk in Ungarn sesshaft, nachdem die Mehrzahl
der unterworfenen Stämme die Führungsschwäche des Reitervolkes nutzen und in
Befreiungskämpfen wieder ihre Unabhängigkeit erringen.
454 kommt auch Aetius, der mit Attila die
Burgunden besiegt hatte, zu Tode.
Er hatte einen Wortwechsel mit seinem Vorgesetzten Kaiser Valentian III., den
dieser mit seinem Schwert beendete. Allerdings hatte Aetius auch viele Freunde.
455 wird Valentian III.
von germanischen Söldnern erschlagen.
In den nachfolgenden zwei Jahrzehnten, der "Zeit der germanischen
Kaisermacher", kommt es schließlich zur Auflösung des weströmischen
Reiches.
Inzwischen sind Alemannen am
Mittelrhein und Franken am
Niederrhein.
Herausragender Frankenführer ist Chilperich.
475 In Italien sehen sich ostgermanische Söldnertruppen von Kaiser Orestes ungenügend
versorgt und erheben ihren Führer Odwaker zum König.
Er bedankt sich mit der Zuweisung eines Drittels des Ertrages des italienischen
Bodens (Wahlgeschenke sind keine Erfindung des 20. Jh.).
Er lässt Orestes ermorden und dessen Sohn Romulus
absetzen. So endet das weströmische Kaiserreich mit der Absetzung eines Romulus,
nachdem es gut tausend Jahre vorher der Sage nach mit einem Romulus (und einem Remus)
begonnen haben soll.
482 tritt Chlodwig als Miterbe des Frankenkönigs Chilperich ins
Licht der Geschichte. Nach der
Ermordung aller anderen Gaukönige übernimmt er die Alleinregierung in Franken.
486 vernichtet Clodwig mit seinem Heer die
römische Restherrschaft in Gallien.
Im oströmischen Donauraum hatten sich inzwischen von Norden eingedrungene Rugier niedergelassen
487 will Odwaker
dieselben zurückschlagenl,doch weichen sie nach Süden aus und finden in
Pannonien (Ungarn, Burgenland, Kroatien und Slowenien) bei den Ostgoten Aufnahme. (Nun tritt wieder
ein späterer Nibelungenheld ins Licht der Geschichte):
Theoderich bewohnt mit den Ostgoten den Balkan.
Er war in seiner Jugend als Geisel an den Byzantinischen Hof gekommen und hatte
dort während seines mehrjährigen Aufenthaltes die Fähigkeiten der Staatsführung
erworben. Nun war er, auch im
Interesse des oströmischen Reiches, zur Sicherung des Raumes zwischen den
osteuropäischen Reitervölkern, den von Norden ankommenden Germanenstämmen und
Rom, mit der Führung der Ostgoten betraut.
Nach Zuwanderung der Rugier soll
sein Volk auf 250.000 angewachsen sein. (Hierbei werden immer die Wehrhaften
Männer angegeben.)
Da eine Ausdehnung nach Süden durch das noch stabile oströmische Reich nicht
möglich ist, sieht Theoderich eine Möglichkeit in der
Hinwendung nach Westen.
488 beginnt er die Wanderung in Richtung Oberitalien.
493 übernimmt Theoderich Ravenna, nachdem eine
Gruppe Burgunden unter der Führung Odwakers in der ständigen Angst vor
Theoderich (und 250.000)
in die Stadt geflüchtet und bei einem versuchten Ausbruch in der "Rabenschlacht" unterlegen war.
(Theoderich hatte die
heimatvertriebenen Rugier dabei.)
Odwaker vereinbart mit Theoderich eine Doppelherrschaft.
Dieselbe endet jedoch bei einem Gastmal, als Theoderich seinen
Mitregenten ersticht (Diese Form zur Überwindung von Meinungsunterschieden
hatte schon Valentian III.
gewählt und wird auch noch weiter gepflegt.)
496 besiegt Clodwig die Alemannen und besiedelt deren Gebiete.
Die heimatvertriebenen Alemannen fliehen und finden Aufnahme bei Theoderich
und seinen Ostgoten!
Clodwig hatte noch einen Onkel den nannte man Sigibert von Köln. Derselbe wurde auf Betreiben von Clodwig
von seinem eigenen Sohn auf der Jagd in Buchonia irgendwo zwischen Vogelsberg
und Rhön ermordet. Der Ordnung halber ließ
Clodwig dann auch seinen
Vetter, den Vatermörder umbringen.
Unabhängig davon soll sich Clodwig auf Betreiben seiner Gattin, einer
burgundischen Prinzessin Chrodechildis, dem christlich
kath. Glauben zugewendet haben. Er wurde in Reims getauft. Nun hat er die
Unterstützung des röm. Papsttums bei allen nachfolgenden Schlachten! Er besiegt
die Burgunden und die Westgoten und die Überlebenden werden alle katholisch.
Der Siegeszug endet, als der Ostgotenführer Theoderich der Große in Ravenna mobil macht und
seine arianische Mannschaft mit den heimatvertriebenen Alemannen gegen die
katholischen Franken und Burgunden in Bewegung bringt. Clodwig muss
einsehen, dass er dem großen Theoderich (angeblicher
Nibelungenmitspieler) nicht gewachsen ist.
Er muss eroberte Gebiete wieder aufgeben.
506 ist Aschaffenburg noch allemannisch.
509/510
Das Christentum fand vereinzelt an den Adelshöfen Verbreitung. Wobei in vorfränkischer
Zeit, durch die Vermählung des Thüringerkönigs Herminafrid mit Amalberga,
der Schwester ( oder Nichte)Theoderichs
des Großen, der Arianisch christlische Glaube dort bekannt wurde. Das damalige
Thüringen griff weit in das heutige Unterfranken.
510 bekommt Clodwig das spätere Aquitanien. Er wählt Paris als Hauptstadt.
Theoderich übernimmt die
Provence und die Westgoten können in Spanien verbleiben.
511 stirbt Clodwig 45jährig in Paris. Seine vier Söhne Theuderich, Chlodomer,
Childebert und Chlothar beginnen gemeinsam zu
regieren und das väterliche Erbe zu mehren.
Doch können wir die drei erstgenannten ignorieren. Sie kommen in der
nachfolgenden Zeit mit ihren erbberechtigten Söhnen ganz zufällig ums Leben.
Bemerkenswert ist nach Pörtner der „Verbrauch“ an Frauen. Da nicht alle in
ihrem Wirken Einfluß auf unsre Heimat hatten, bleiben manche später unerwähnt.
Trotzdem möchte ich die Auflistung von Pörtner nicht ausklammern. Chlotar I. war siebenmal verheiratet.
Sein Sohn Charibert viermal, Chilperich und Guntram waren dreimal verheiratet, wie auch sein Neffe Theudebert I. drei mal. Begriffe wie
eheliche Treue waren unbekannt. Besonders abwechslungsreich soll es Charibert geliebt haben. Er soll zwei
Schwestern geliebt haben, wovon eine sogar eine Nonne war.
In der Zeit der gemeinsamen Regierung der Söhne Clodwigs wurde Wilmundsheim offenbar als strategischer
Siedlungspunkt festgelegt. Die Geländeform der engen Talaue, zwischen den
Bergzungen des „Berges Welmisheim“ und dem Eichwald, jetzt Standort von Schloß
Alzenau, in Verbindung mit der in Sichtweite östlich befindlichen Furt des
Altweges durch die Kahl sprachen für die Anlage einer Siedlung. Anzumerken ist
hier, daß sich mit der Gründung von Siedlungen, die Voraussetzungen zur
Spezialisierung von Handwerkern auch in unsrem Raum geschaffen wurden. In der
alten Siedlungsart waren die Gehöfte weitgehend selbstständig und fertigten die
notwendigen Geräte und Hilfsmittel selbst.
Über die Art wie die sog. Fränkische Landnahme in unserer engeren Heimat erfolgte,
gibt es eine interessante Darstellung von Dr.
Karl Rübel. Seiner Meinung nach unterschieden die Franken zwischen dem von
römischer Herrschaft befreiten Land und dem nichtrömischen Gebiet. Im Gegensatz
zu den ehemals römischen Gebieten, die militärisch unterworfen wurden, erfolgte
im nichtrömischen Bereich eine friedliche Erschließung durch Ansiedlung
fränkischer Gruppen im Eremus = Niemandsland.
Zeugnisse jener Gründungsperiode von Wilmundsheim sind ein
graphitiertes, kammstrichverziertes Topfrandstück
und eine graphitierte Tüllenkan
graue Tüllenkanne (ergänzt)
Der Namensgeber Wilmund ist das
erste Familienoberhaupt in dem Herrenhof, jetzt Märkerstrasse 19 bis 27.
519
ließ sich Justinian von
Papst Hormisdas seine Oberherrschaft über die Römische Kirche
bestätigen.
Als Gegenleistung erließ er die Bestimmung, dass Kirchenbesitz unveräußerlich
sei und damit hatte das Papsttum eine gute Basis für die Zukunft.
Justinian reformiert als
Bevollmächtigter von Kaiser Justin die Verwaltung.
Zum einen schaffte er es, dass alle überlieferten Rechte und Gesetze in
Übereinstimmung gebracht und niedergeschrieben wurden. (Hier ist festzustellen,
dass wesentliche Punkte des heutigen Rechtsverständnisses auf diese Normierung
zurückgehen.) Und zum andern erkannte er, dass es für die Staatsführung
leichter ist, wenn alle einem Glauben angehören. Er verstieß alle Nichtchristen
aus dem Staatsdienst. Hiergegen erhob zwar der arianische Ostgotenkönig Theoderich der Große Einspruch mit
den Worten: "Es bedeutet, sich ein
Vorrecht Gottes anzumaßen, wenn man die Herrschaft über das Gewissen beansprucht...
Die gefährlichste Ketzerei ist die eines Herrschers, der sich von einem Teil
seiner Untertanen lossagt, nur weil sie einen anderen Glauben haben als er
selbst." Doch war sein
Widerspruch vergebens.
523 reist Papst Johannes
I. im Auftrag Theoderichs nach Konstantinopel um
vom Kaiser Justin die
Tolerierung der Arianischen Glaubensrichtung zu erwirken. Hofintrigen des
römischen Senats mitn Byzanz vereiteln jedoch das Vorhaben. Nach Bekanntwerden
der Vorgänge läßt Theoderich den
Papst auf seiner Rückreise gefangen nehmnen und nach Ravenna bringen. Ein
Berater Theoderichs, der sich an der
Verschwörung beteiligt hatte, wird wegen Hochverrat zum Tode verurteilt.
525 muß Theoderich nochmals einen Kriegszug gegen die Vandalen führen. Der
Anlaß war die Einkerkerung seiner
Schwester Amalafrida, der Witwe des
verstorbenen Vandalenkönigs Thrasamund durch
dessen Nachfolger Hilderich.
Der in Ravenna inhaftierte Papst Johannes
I. beendet seinen Erdenweg. Sein Nachfolger wird Felix IV..
526 stirbt Theoderich der Große in Ravenna im
Erkennen, daß seine Ausgleichspolitik gescheitert ist.
Sein Enkel, der achtjährige Athalarisch
ist sein Nachfolger. Stellvertretend für ihn übernimmt Amalaswintha, seine Mutter, die Tochter Thoederichs die Regierung. Die grosse Zeit des Ostgotenreichs ist
vorbei. Niederlagen gegennüber den Franken werden Amalaswintha angelastet.
527 tritt Justinian I. die Nachfolge für den verstorbenen Justin
als Kaiser an.
Kaiser Justinian maßte sich die Herrschaft über das Gewissen seiner
Untertanen an.
Mit Unterstützung der gut organisierten Römischen Kirche konnte Justinian noch einmal die
Einheit des römischen Reiches herstellen. Er dankte der "Römischen
Kirche" durch die Anerkennung als "Alleinseligmachende Kirche"
der Christen und durch das Verbot aller christlichen Gemeinschaften, die sich
nicht zur Römischen Kirche bekannten!
Anzumerken ist, dass seine Gattin Theodora,
nun Kaiserin, als kluge Beraterin in allen Rechts- und Kirchenfragen mitwirkte.
Obwohl sie einst als sittenlose Schauspielerin in Zypern berüchtigt gewesen
sein soll.
529 unternimmt ein fränkisches Heer
unter Theuderich und Chlotar einen Vorstoß von Hanau über
Fulda bis Eisenach. Doch werden sie nach einer zwei Tage währenden
Abwehrschlacht der Thüringer zum Rückzug gezwungen.
Nach Bündnisverhandlungen mit den Sachsen, kommt es zwei Jahre später zu einem
neuen Angriff auf das von König Herminafrid
regierte Thüringen. Herminafrid war
mit Amalberga verehelicht, der
Schwester oder Nichte Theoderichs des
Großen. Mit der Königin wurde vermutlich der christlich-arianische Glaube am
thüringeschen Hof verbreitet. Aus
dieser Ehe sind zwei Kinder bekannt. Namentlich überliefert ist nur die Tochter Radegunde ( auch Arnegunde genannt).
530 endet in Ravenna die Regierung
des 14 jährigen Athalarisch, Theoderichs
Enkel.
531 unterwerfen die Franken auch Thüringen. Die schöne
Königstochter Radegunde nimmt sich Chlotar zur Gemahlin.
Von ihm sind vier Söhne namentlich überliefert. Sigibert, Chilperich, Charibert und Guntram.
Nun beginnt der verstärkte Einfluß, der von den Merowingerkönigen getragenen
römisch christlisch orientierten Glaubensrichtung. Der Schwiegervater Chlotars, König Herminafrid stirbt durch einen Sturz von der Stadtmauer von
Zülpich. Er war der Einladung von König Theuderich
gefolgt, nachdem derselbe ihm zuvor sein Wort gegeben hatte, daß ihm nichts
Böses geschehen würde. Nach anfänglichen Ehrungen und prächtigen Geschenken,
kam es bei der Besichtigung der Befestigungsanlagen zu dem tödlichen Unfall.
Der Bruder der jungen Königin Radegunde,
verlor ebenfalls ganz zufällig sein Leben. Das Grab der Radegunde wurde 1959 in
der Kirche St. Denis in Paris entdeckt.
Nun ist wieder ein Blick zur Verwandschaft in Italien angebracht.
534 unterstützt Amalaswintha den Vandalen-Feldzug von
Kaiser Justinian I.. Ein gewisser Belisar erhält von
Amalaswintha Stützpunkte auf
Sizilien.
535 läßt
Teodahat seine Gattin
Amalaswintha ermorden, da er mit ihrer Politik nicht einverstanden war.
536 wird Teodahat von Witichis entmachtet. Witichis
war mit Mataswintha, einer
Enkeltochter Theoderichs vermählt.
Im nachfolgenden Jahr unternimmt Kg. Witichis einen Kriegszug gegen
Belisar der sich in Rom aufhält. Die Belagerung Roms wird
durch eine Naturkatastrophe erschwert. Vermutlich brach auf Island ein Vulkan
aus und verdunkelte die nördliche Erdhalbkugel nachfolgend 18 Monate lang. Ernteausfälle und Hungersnot waren die Folgen. Die
Belagerung mußte nach gut einem Jahr
wegen hoher Verluste durch Seuchen und Hunger aufgegeben werden.
538 muß Witichis die Belagerung Roms aufgeben. Belisar erobert noch im
gleichen Jahr Mittelitalien und die Franken brechen unter Theudebert in Norditalien ein.
539 wird
Ravenna von Belisar belagert und eingenommen. Witichis und Mataswintha,
werden gefangen genommen
und nach Konstantinopel gebracht. Dies hatte auch der Übertritt zum
katholischen Glauben nicht verhindern können.
540 wird Belisar
beauftragt die öströmische Reichsgrenze verteidigen.
541 erwählen die Ostgoten einen gewissen Totila zum König. Mit
Unterstützung,der gegen zu hohe Steuern rebellierenden Bauern kann er fast ganz
Italien zurückerobern.
544 gibt Belisar seinen Auftrag der Verteidigung der Ostgrenze gegen die
Perser, wegen mangelnder finanzieller Unterstützung auf und geht zurück nach
Italien.
548 kannTotila Rom besetzen. Belisar
bittet den Kaiser um seine Entlassung und geht wieder nach Konstantinopel.
551 erhält Narses, ein armenischer Eunuche, von Kaiser Justinian den Auftrag gegen die Ostgoten vorzugehen.
Im gleichen Jahr wählen die katholischen Westgoten Athanagild zum König. Um sich gegen die starke arianische
Opposition zu behaupten bittet er den Kaiser um Unterstützung.
552 kann Narses, in einer Schlacht beiTadinae die Ostgoten besiegen. Kg. Totila kommt dabei zu Tode.
553 kommt es nochmals zu einer
Schlacht zwischen den Ostgoten, unter dem neuen Kg. Teja und den kaiserlichen Truppen unter der Führung von Narses. Nach achtstündiger Schlacht
erringen die kaiserlichen Truppen den Sieg.
Teja der letzte Ostgotenkönig fällt
im Kampf. Narses läßt die
überlebenden Ostgoten abziehen.
555 hatte der kath.
Westgotenkönig Athanagild die
Alleinherrschaft erlangt und mit dem Gespür für den Erfolgreichen, seine
Töchter Brunhilde (tragische Figur, in der Nibelungensage) 13jährig mit Sigibert
(ebenfalls Nibelungenheld) und Galswintha mit Chilperich vermählt! Brunhilde
soll sehr schön gewesen sein. Sie wurde später unsere
"Landesmutter", doch war der Name Sigibert schon belastet (siehe oben). Darüber sprach man
wohl nicht in der Familie. Chilperich schon
verheiratet mit einer gewissen Audovere
soll die Gattin, mitdsamt der Freundin
Fredegunde verstossen haben, nur um Galswintha
zu ehelichen. ( Nach Pörtner soll die Vermählungvon Brunhilde mit Sigibert erst
567 stattgefunden haben.)
558 ist Clothar I., der Jüngste, nach dem Tod aller Verwanden (wie
beispielhaft oben angesprochen) Herrscher über das ganze Frankenreich. Und zwei
seiner Söhne waren nun mit den Töchtern des Westgotenkönigs vermählt.
Sigibert sollte mit Brunhilde über Austrasien herrschen. Sie wurden
damit unsere Landeseltern!
Der dritte Sohn Guntram blieb vermutlich ohne eheliche Bindung und deshalb
auch ungestört König von Aquitanien bis zu seinem Tod.
Doch nun ein Blick in Verhältnisse unserer "Landeseltern".
Allerdings ist anzumerken, dass zu dieser Zeit die Ehen nur aus rein politischen Gründen geschlossen wurden.
Die Verbindungen waren immer eine Frage des wirtschaftlichen und
machtpolitischen Hintergrundes. Wieweit mit der Eheschließung auch ein
körperliches Beisammensein verbunden war, lag allein an den Reizen und den
Fähigkeiten der Braut. Der Mann hatte, soweit er schon im zeugungsfähigen Alter
war, natürlich längst seine Bekanntschaften gegen die sich die Braut
durchsetzen oder zumindest behaupten musste.
Dass dies auf Dauer kaum möglich war zeigt die vorab schon angedeutete
und nachfolgend ausführlich behandelte Geschichte, die den Kern der
Nibelungensage bildet.
560 Um diese Zeit wird mit
Sidonius der erste Bischof, in
nachrömischer Zeit im Bistum Mainz urkundlich sichtbar.
Kosmas Indikopleustes schrieb eine
„Christliche Topographie“. Er verwarf das ptolomäische Weltbild und beruft sich
auf die Bibel. Er beschreibt die Erde wieder als eine vom Ocean umgebene
Scheibe. In mehreren Weltkarten werden im TO-Schema gezeichnet. Die
Darstellungen zeigen die runde Erdscheibe durch T-förmige Meere unterteilt. Im
oberen Teil wird Asien eingetragen, dessen Bewohner als Nachkommen von Sem bezeichnet sind. Die linke untere
Seite wird als Europa bezeichnet, das von Nachkommen von Jafeth bevölkert ist. Und die rechte untere Seite wird als Afrika,
mit den Nachkommen von Cham bewohnt
gezeigt. Damit war die bekannte Welt mit den drei Söhnen Noas sichtbar.
572 gibt Chilperich dem Drängen seiner geliebten Fredegunde nach und
lässt seine Frau Galswintha ermorden. (Nach Pörtner soll er sie selbst erwürgt
haben.) Dass auch deren Kinder und Freunde ihre Lust am Leben verloren,
veranlasste Fredegunde
selber.
Da Brunhilde (unsere Landesmutter) vom Ableben ihrer Schwester und deren
Kinder Kunde bekam, schwor sie Rache.
575 wurde auch ihr Sigibert im königlichen Schloß
Victoriatum, nahe der Stadt Aravia ermordet - noch vor jedem Erfolg auf
Seiten von Brunhilde. Sie erhebt ihren Sohn Childebert nun zum
austrasischen König.
584 kann Brunhilde den Tod Chilperichs,
Mörder ihrer Schwester, als Erfolg registrieren. Fredegunde erhebt nun
ihren Sohn Chlothar II. auf den Thron von Neustrien.
586 wechselt Bischof Arnulf von Metz von Brunhilde zur
erfolgreicheren Fredegunde.
Der Katholizismus wird nun zur Staatsreligion auch für die Westgoten
erhoben.
590 übernimmt in Rom Gregor
I. das Amt des Papstes
und erhebt - gestützt auf die
Franken und Westgoten - den Anspruch
auf die geistliche und weltliche Oberherrschaft im Kirchenstaat.
592 stirbt König Guntram von Aquitanien und
Burgund. Sein Erbe hinterlässt er seinem Neffen Childebert, dem
Sohn von Brunhilde und Sigibert.
596 beendet auch Childebert sein Erdendasein. Wobei nicht
auszuschließen ist, dass er eines natürlichen Todes starb. Brunhilde übernimmt nun die Regierung stellvertretend für ihre Enkel Theodebert (10 Jahre) und Theoderich (9 Jahre).
598 stirbt Königin Fredegunde friedlich nach einem
erfolgreichen Leben.
Ihr Sohn Chlothar II.
übernimmt die Regierung von Neustrien.
601 verfügt Papst Gregor I., dass alte heidnische
Tempel nicht zerstört werden sollen, sondern nur die "Götzenbilder"
entfernt und die Gebäude mit Weihwasser gereinigt und dem wahren Gott geweiht
werden.
612 und 613 hat der Geheimdienst von Neustrien erneut
zugeschlagen und die beiden Enkel von Brunhilde ihrer Sorgen um die spätere
Regierung enthoben.
Brunhilde versucht nochmals
die Regierung im Namen ihres Urenkels Sigibert fortzuführen, doch der austrasische Adel wendet sich Chlothar
II. zu.
Der ließ seine alte Tante Brunhilde ( 65 oder 70-jährig) zum
Tod verurteilen und konnte dann ein geeintes Frankenreich seinem Sohn Dagobert
überlassen.
629 übernimmt Kg. Dagobert
I. die Macht über das ganze Frankenreich.
Nach Fredegar soll ihn sein Vater Chlothar II. zuvor gezwungen haben,
seine Tante Gomatrud zu heiraten.
Nach anfänglichem Widerstreben stimmt er der Vermählung zu, verlangte aber
nachfolgend die Hälfte des Reiches. Dies lehnte Chlothar II. ab, doch wurde ein Schiedsgericht von 12 Männern
berufen, die sich der Ansicht Dagoberts
anschlossen und für eine Teilung stimmten. Daß Chlothar II. vermutlich noch im gleichen Jahr seinen Erdenweg
beendete mag Zufall sein
Nun wurde auch für unsere Heimat der Katholizismus (formal) Staatsreligion.
Für den Bezug zu unsrer Heimat ist zu erwähnen, daß in Mainz eine in der Nähe
des Klosters St. Alban, schon unter Kg. Dagobert eine Pfalz errichtet
wurde, die zu Hoftagen bis in die Zeit Ludwigs des Frommen genutzt
wurde.
Doch nun wieder zu den Einzelheiten. Fast gleichzeitig mit der Stabilisierung
der fränkischen Königsmacht unter Berufung auf göttlichen Auftrag, kam es im
arabischen Raum zur Verbreitung einer neuen Glaubensrichtung.
630 im Januar
übernahm Mohammed mit einem
riesigen Heer von Glaubenskriegern die Stadt Mekka. Der um 570 geborene Mohammed
setzte sich schon seit seiner Jugend mit den Überlieferungen der Bibel
auseinander, auf die sich in dem Handelszentrum Mekka, sowohl Juden wie auch
Christen beriefen. Schließlich sah er sich berufen eine dritte Form des
göttlichen Auftrages "Macht euch die Erde untertan" zu probagieren.
Als er mit seinen Anhängern in Mekka nicht die erhoffte Resonanz fanden,
wanderten sie 622 aus nach Medina.
Vergleichbar den Kriegen der Franken, unter dem Vorwand der Bekehrung zum
Christentum, setzte auch Mohammed
auf militärischen Druck. Er konnte die
wandernden Beduinen dazu gewinnen, die Karawanen zu überfallen um die
Lebensmittelversorgung der Stadt Mekka zu unterbrechen.
Als Lohn überließ er den Beduinen vier Fünftel der Beute. Das an ihn gelieferte
Fünftel nutzte er für eine "Rentenkasse" für Hinterbliebene der
Männer, die im Kampf für den Glauben ihr Leben lassen mußten. Doch auch an die
gefallenen Krieger oder Frauen dachte er, die an weltlichen Freuden nicht mehr
teilhaben konnten. Ihnen versprach er das Paradies. Und jeder Mann der des
Paradieses teilhaftig geworden sei, werde zweiundsiebzig solcher Jungfrauen
(die noch keines Mannes Hand berührt hatte) zum Lohn für seine guten Taten
erhalten und sie ohne Alter und ohne Ermüdung genießen können. Auch die
gläubigen Frauen sollten im Paradies das höchste Entzücken erleben und von
unsterblichen Jünglingen umgeben sein. ( Paul Frischauer: Es steht geschrieben)
638 fand der neue Kg. Dabobert, bei einer ersten
Inspektionsreise ein reizendes Mädchen namens Ragnetrud. Er nahm sie mit in seine Familie. Und noch im gleichen
Jahr gebar sie ihm einen Sohn dem sie den Namen Sigybert gaben.
Doch nun wieder zur heimatlichen Geschichte.
Eine grundsätzliche Neuerung war der Herrschaftsanspruch eines Einzelnen (König)
auf allen Grund und über eine Vielzahl von Stämmen, die bisher in der Art von
Herzogtümern nebeneinander bestanden. Auch dürften manche Nahrungs- oder
Genussmittel als römische Hinterlassenschaft zu sehen sein.
Vor diesem Hintergrund veränderte sich auch die relativ geordnete Welt am
Mündungsbereich der Kahl.
Die Cent Wilmundsheim hatte ihren Ursprung in der Neuordnung des
Reiches, nach der Fränkischen Landnahme, unter König Dagobert I.. Die
Gründung der strategisch wichtigen Positionen Welzheim und Wilmundsheim
stand wohl am Anfang der Erschließung wie bereits oben angedeutet.
Beide Siedlungen wurden zur Sicherung von Flussdurchquerungen angelegt.
Hinzu kam wohl bald ein mit Graben und Wall umfriedeter Hof im Mündungsbereich
des Krebsbaches, jetzt nördlich der Märkerstraße. (Zum Teil vom Verfasser
bewohnt und erforscht) Und die späteren Klosterhöfe im Mündungsbereich des
Rückersbaches und gegenüber am Bach unter der Entengasse.
Was die Franken als Erben römischer Kultur alles mit einbrachten, ist nicht
klar erkennbar. Doch unsere gegenwärtigen Gemarkungsgrenzen basieren noch
weitgehend auf der Übernahme römischer Systeme.
Lange Zeit nach dem Aufschwung der Franken zur bestimmenden Macht kam es in
unserem Heimatgebiet erst mit der Neuordnung des Reiches auf Veranlassung König
Dagobert I. zu einer sichtbaren Veränderung, wie bereits angesprochen.
Diese "Flurbereinigung" unter Kg. Dagobert betraf das
gesamte Altsiedelland.
In Abkehr von der zuvor üblichen lockeren Streusiedlungsart der alemannischen
Bauern, wo jede Besitzung von den Angrenzern durch einen hammerwurfbreiten
Streifen Eremus (Niemandsland) getrennt war, wurde nun die Gesamtfläche von
nutzbarem Boden, in Anlehnung an römisches Vorbild, mit dem Maßseil vermessen
und abgemarkt.
Zu unserem Landesvater Dagobert ist anzumerken, daß er
schon bald seine erste Gattin Gomatrud
verstieß und sich nachfolgend mit 3
Königinnen und vielen „Kebsweibern“ vergnügte. Die Königinnen hießen: Nantechilde, Vulfegundis und Berchildis.( Die Chronik Fredegars und
der Frankenkönige)
Im Bereich um Seligenstadt wird für diese Zeit in der späteren
Schenkungsurkunde an Einhard, ein Graf Drogo als Landesherr erwähnt. Sein
gewaltsamer Tod könnte darin begründet sein, daß er sich der Neuordnung
widersetzte.
Hier ist anzumerken, dass man natürlich auch Zeiträume, wie Tage, Monate und
Jahre messbar gemacht hatte. Doch die Längen und Entfernungen erfasste man
schon sehr früh. Der Fuß und die Elle waren wohl die frühesten
Längemaße in Bezug zum menschlichen Körper ("der Mensch ist der Maßstab
aller Dinge"). Die Elle, mit etwa 0,50 Meter soll schon bei
der Ziegelfertigung im Reich der Sumerer die Länge bestimmt haben.
Während der Fuß ein ungerades Maß war, kam man mit zwei Ellen auf einen
Meter. Der dann im Dezimalsystem (=zehn Finger) gut umrechenbar war. Hinzu
kam, dass die Römer das mathematische Wissen des Orients und der Griechen
übernommen hatten.
Mit diesem Erbe begann nun die neue Verwaltung auch in unserer Heimat.
Die Grenzfestlegungen wurden weitestgehend mit Wasserläufen und Bergrücken
verbunden. Daraus resultieren auch die noch heute bestehenden Grenzen Alzenauer
Ortsteile. Zum Beispiel der Luhbach zwischen Wasserlos und Hörstein oder der
Kertelbach zwischen Kälberau und Michelbach. Weitere noch vorhandene Altgrenzen
sind die Bergrücken des Hahnenkamms, mit dem Königsweg und die Höhe des
Birkenhainer Weges als hessisch-bayerische Grenze.
Die abgemarkten Gebiete wurden nach Abschluss der unter Kriegsrecht vollzogenen
Neuordnung in Hundertschaftsbereiche (Centen) und diese nochmals in Zehnerbereiche
(Dekanien) aufgeteilt.
Die Begriffe Cente bezogen sich auf die Anzahl der wehrpflichtigen
Männer (Gewehrte). Die Verwaltung der Cent unterstand einem gewählten Centurio
(Amtmann), der einem Duce (Herzog) unterstand. Der Herzog war in
vorfränkischer Zeit der Stammesfürst. Später ein vom König eingesetzter
militärischer Führer, dem der Centurio im Bedarfsfall mit seiner Schar
Gewehrter folgen musste. Die Dekanien (Dorfmarken) wurden von einem
gewählten Dekan (Obermann oder Forster = Vorsteher) geführt. In dieser
Zeit werden, aus verwaltungstechnischen Gründen Zunamen erforderlich, sobald ein Verwaltungsakt aufgezeichnet wird.
Auf der untersten Verwaltungsstufe betrifft dies den gewählten „Forster“. Bei
den dokumentierten Vorgängen wird er namentlich, mit dem Zusatz der von ihm
vertretenen Gemeinde genannt. Im vorderen Kahlgrund sind die ältesten
urkundlichen Erwähnungen von Mitgliedern der Familie „von Kälberau“
überliefert. Dieser Zuname beschränkt sich nur auf die genannte Person für die
Zeit der Amtsführung.
Die Gewehrten besaßen in der Cent je eine Hufe (oder Hube) Land, die mit
etwa 7 Hektar ( 30 Morgen) ausreichte, um eine Familie zu ernähren. Der
Begriff Familie stand für alle Angehörige der Hausgemeinschaft. Die Gewehrten
wurden auch als Märker bezeichnet. Da es außer dem für Ackerbau und
Weidebetrieb geeigneten Land auch noch Wald und Ödflächen gab, die der
gemeinsamen Nutzung zur Verfügung standen, bedurfte es einer relativ
komplizierten Verwaltung. So wurden gemäß der jeweils größeren oder kleineren
Objekte gemeinsamer Nutzung sogenannte Markgenossenschaften gebildet.
Die Hufen oder Huben konnten vererbt werden, wobei es manchmal zu
Teilungen kam. Allerdings wurden damit auch die Rechte als Märker
geteilt.
Über die Bevölkerungsdichte jener Zeit können nur Vermutungen angestellt
werden, da verwaltungsmäßig nur die grundbesitzenden Familienoberhäupter
erfasst wurden.
Allerdings kann man die Grundform von der Cente, bestehend aus zehn Dekanien,
vor dem theoretischen Hintergrund sehen, dass eine Dekani als Urdorf im
fränkischen System aus zehn Gehöften bestand, die relativ dicht in einer Gruppe
angelegt waren. Wobei die Geländeformation bedingte, ob diese Gehöfte
(Hofreiten) sich um einen großen Platz oder in zwei Reihen gegenüber befanden.
Im Regelfall begannen hinter den Gehöften die landwirtschaftlich nutzbaren
Flächen. Jedes Gehöft dürfte mit 10 bis 15 Personen bevölkert gewesen
sein (Familie).
So könnte ein voll besiedeltes Dorf mit Kindern und Greisen etwa 120
Personen umfasst haben. Dabei ist festzustellen, dass manche Dekanien bei
ungünstiger Geländeformation nie ganz besetzt wurden.
Der Mensch zählte nur in Verbindung mit seinem Grundbesitz. Todesfälle
innerhalb der jeweiligen Familien fanden nur Beachtung, wenn es um das
Familienoberhaupt ging. Todesfälle oder Geburten von Angehörigen wurden
außerhalb der Familie kaum zur Kenntnis genommen. Bis ins ausgehende
Mittelalter wird in unserer Heimat nur der Märker, später
"Nachbar" registriert.
Im vorderen Kahlgrund bildete sich eine Markgenossenschaft aus den
Centen Wilmundsheim, Mömbris und Somborn. Letztere griff nur mit
der Dekanie Albstadt in den Kahlgrund. Der verbindende Anlass war die Nutzung
der Waldungen Wüstebach (Hahnenkamm) und Sölzert. Die Märker dieser Genossenschaft
wählten einen Mann zu ihrem Amtmann, der im Bedarfsfall die Märkerdinge
leitete. Anlass für Märkerdinge war alles, was die Nutzung der Mark
betraf.
Die Ergebnisse waren mündliche Verträge, deren Bedingungen die Märker
nach mündlich überlieferten Rechten vorgaben.
Bemerkenswert ist hierbei, dass der Centurio (Amtmann) bei Fehlverhalten
auf Verlangen der "Gewehrten" (Märker) abgesetzt werden konnte. Der
Centurio ist vergleichbar mit dem später urkundlich als Amtmann oder
Landesherrn bezeichneten Schutzvogt in der Markgenossenschaft Wilmundsheim-Somborn-Mömbris.
(Die Bezeichnung Vogt kommt von Advokat.)
Mehrflächen, die bei der Neuvergabe des Landes nicht zur Verteilung kamen,
konnten auch als Binang (später Beune oder Boine) zur besonderen
Verwendung frei gehalten werden. Beispielhaft tragen in der Gemarkung
Alzenau noch drei Gewanne die Bezeichnung Boine:
1. Die Boine rechts der Hanauer Straße, von der alten Ortsgrenze, z. Z.
durch den Zebrastreifen und Ampelanlage kenntlich, bis zur Mercedeswerkstatt.
2. Die Bernhardsboine genau gegenüber, links der Hanauer Straße bis zur
Kahl und Meerhofsee, und
3. Die Boine am Ortsausgang in Richtung Kälberau. Rechts der
Märkerstraße ab der Straße zum Oberwald bis zur Ziegelei Zeller. Eine
Reihe von Neuerungen wurden eingeführt.
Als Unterstützung für den Centurio wurde zur Verwaltung der Dorfmark
(Dekanie) ein Dekan gewählt. In den Märkerdingprotokollen im 14. Jh.
werden sie Forstere (Vorsteher) genannt.
Der Forst ist eine fränkische Erfindung und umfasst ursprünglich alles
Land. Der Forster leitet sich ab vom forestari, dies war ein
berittener Beamter.
Die Märker waren die Grundbesitzer innerhalb der Mark, wobei man
zwischen Inmärkern und Ausmärkern unterschied. Inmärker waren in
der Mark wohnende, Ausmärker waren außerhalb der Mark wohnend.
Hatte ein (Aus-)Märker seinen Besitz verpachtet, galt der Pächter als Märker.
Beispiel für die Vorgaben in einer Markgenossenschaft bietet das Weisthum der Rotheimer
Mark ( bei Gießen).
Die Rotheimer Mark bestand aus Rotheim, Fellinghausen und Fetzberg.
1. Bekennet man niemandt keines Rechten im Rodtheimer Mark, dann diejenigen,
die in der Mark wohnhaftig seyndt und eigen Rauch darinnen haben.
(Bekennt man niemand eines Rechtes in der Rodtheimer Mark, außer denjenigen,
die in der Mark wohnhaft sind und einen Haushalt führen)
2. Wer sich der Mark gebraucht mit Führung, mit Bauen oder mit Lättern, der
soll dem Förster (Forster) ihr Recht geben und wäre es Sach, dass drei oder
vier Hausgesäß in einem Haus wären, so soll jegliches sein Recht geben, es wäre
dann Sach, dass sie ein Brod essen und ein Feuer hielten, so sollen sie bei
einem Recht bleiben.
(Wer in der Mark ansässig ist (als Haushaltungsvorstand), der soll dem
Vorsteher sein Recht übertragen. Sollten mehrere Haushaltungen in einem
(Mehrfamilien-) Haus wohnen, so sollten alle Haushaltungsvorstände ihre Rechte
dem Vorsteher delegieren. Es sei denn sie wären als Großfamilie in einem
Haushalt vereint, dann gelte nur ein Recht)
3. Seyen alle Mann, in der Mark gesessen arm oder reich, edel oder unedel,
Mitmärker, sofern sich anders ein jeder der Gepüer und Pilligkeit heldet.
(Alle Mann in der Mark ansässig, arm oder reich, edel oder unedel, sind
Mitmärker sofern sie sich nach den Regeln verhalten)
4. Wir wissen me, dass ein iglicher gewerter mann, der gewert will sin, der sal
han zwene und drijsig morgen wesen und eckir, eine hobestad, und of de hobstad
mag er bauwen hush und schuren, bachus, gaden und ein wenschopp, ob er iz
bedarff, und mag sinen hoff befreden uß der marg, als er sich druhit dijnne zu
behalden.
(Wir wissen, dass ein jeglicher wehrtauglicher Mann, der als solcher gelten
will, der soll haben zweiunddreissig Morgen Wiesen und Acker, eine Hofstatt und
auf der Hofstatt mag er bauen ein Haus und Scheune, Backhaus, Speicher und ein
Weinschuppen, wenn er bedarf. Auch darf er seine Hofstatt umzäunen, mit Holz
aus der Mark, wenn er die Absicht hat den Hof zu behalten.)
Bemerkenswert sind Aufzeichnungen in der Oberklieher Mark betreffend die
Aufnahme von Neumärkern: "darnach die ankommende Männer, so sie seither
gehalten Märkergeding zu ehelichem Standt begeben und nicht Ihnen als Obersten
Märkermeister der Oberklieher Mark beeydet, -mit Eyds-Pflichten
angenommen".
Die Pflichten sind in dem Wortlaut der Eidesformel erkennbar. Die Neumärker
mussten geloben, "mit uffgestreckten Fingern und gelerten Worten zu Gott
und den Heyligen, dass sie dem N.N. als obersten Markermeister und
Mark-Gerichtsherrn der ...Mark getreu und hold seyn, auch seinen und der Mark
Schaden verhüten, wehren und warnen, noch sie selbst keinen Schaden tun, auch
keinem andern Schaden gethan oder zugefügt werde, gestatten wollten."
Der Nutzen für die Märker bestand in der Einbindung in die Gemeinschaft mit
Berechtigung auf Weide und Holz und dem Schutz durch die Markbeamten gegen
willkürliche Eingriffe dritter.
Alle Markbeamten wurden gewählt.
Als Markbeamte sind für die Markgenossenschaft Wilmundsheim-Somborn-Mömbris
nachweisbar:
Schutzvogt = Amtmann oder Landesherr
Obermärker = im Regelfall größter Grundbesitzer,
Markmeister = Sprecher der Grundbesitzer, später Bürgermeister,
Forstere = Vorsteher und Richter der Dorfgemeinschaft,
Heimburgen = zivile Verwaltungsbeamte zur Wahrung der Rechte der in der G
emeinde “Beheimateten“.
und Landscheider = Steinsetzer.
Ihre Aufgabe war über die Markgüter zu wachen.
Ihre Vergütung ergab sich aus einem festen Sold, zu dem jeder Märker einen
Beitrag leisten musste. Und einem Teil der anfallenden Bußgelder und
Naturalabgaben. Zu den angesetzten Märkerdingterminen mussten alle Märker aus
der Genossenschaft kommen.
Der Dingplatz wurde von dem Einberufenden festgelegt. Es ist wahrscheinlich,
dass möglichst eine Örtlichkeit in der Nähe des Wohnsitzes des
"Amtmanns" gewählt wurde.
Hier ist möglicherweise auch die "Alte Herberge" bei Kälberau
anzunehmen. Für die Anreise der Märker aus dem Raum von Welzheim, Altenmittlau
bis Schimborn und Hohl, wäre dieser Platz ungefähr gleichweit.
1381 wird zum Märkerding am Ran(nen)berg geladen.
Weiteren Einblick geben Vergleiche mit der Bieger-Mark und der Röder-Mark.
Beides Markgenossenschaften auf der linken Mainseite.
Auch hier sind die 32 Morgen die übliche Hufengröße. Zur Berechtigung
der Markgenossen werden hier auch noch erwähnt das Brechen von Steinen und
Abgraben von Lehm. Besonderer Aufsicht bedurften auch die vorhandenen oder
künstlich angelegten Tränken für das Weidevieh. Der Bestand an Tierhaltung je
Hufe wird erkennbar an der Berechtigung 32 Schafe zur Weide und zur
Schweinemast ebenfalls 32 Stück zu bringen.
(Abweichende Vorgaben sind aus der karolingischen Zeit überliefert. Hier wurden
je Hufe nur 10 Schweine erlaubt. Als feste Vorgabe für eine Cent 1000
Schweine)
Mit dem Beginn der Neuordnung des Reiches unter der Regierung von Kg. Dagobert
I. wurde nun manches unter Strafe gestellt. Grenzverletzungen waren in der
alten Siedlungsform, durch das Niemandsland zwischen den Höfen kaum möglich.
Das Jagen von Wild, als Teil des Nahrungsbedarfs war bis zu dieser Zeit eine
Selbstverständlichkeit.
Nun wurde die Jagd auf Hochwild (Rot und Schwarzwild) Privileg des Königs,
später des Landesherrn. (Wildbann)
Der Fleischbedarf der bäuerlichen Bevölkerung musste weitgehend durch Viehzucht
gedeckt werden. Diese Vielzahl einschneidender Veränderungen schaffte Kg.
Dagobert, indem er mit Unterstützung der Kirchenoberen das Königtum
sakralisierte. Das heist, als "von Gottes Gnaden" nach außen
darstellte. (Dies schloss auch die Verfügung über Leib und Leben der ihm durch
die "Gnade Gottes" unterstellten Bevölkerung ein = Hochgericht)
Innerkirchlich vollzog sich eine Verschmelzung verschiedener Klosterordnungen
und die Einordnung in die merowingische Reichskirche (Katholizismus). Erzieher und Berater Dagoberts war
Bischof Arnulf von Metz (leiblicher
Vorfahre Karls des Großen) nach
seiner Abkehr von Brunhilde.
Vor diesem Hintergrund kommt es zur Bildung der Gemeinden, die heute in
unserer Heimat existieren.
Während der strategische Gründungsort für Wilmundsheim wohl die
Hochfläche war, ist für die Siedlung als Kern der Bereich nördlich der
Märkerstraße, von der jetzigen Straße am Burgsteg bis Märkerstraße 27,
archäologisch belegt. Die Talsiedlung war im Überschwemmungsgebiet vermutlich
der erste fränkische Siedlungsplatz vor der Neuordnung unter Kg. Dagobert.
Untersuchungen zeigten, daß sich zu dieser Zeit der Kahlfluss mindestens acht
bis zehn Meter tiefer, zwischen dem Berg Welmisheim und dem Eichwald talwärts
bewegte. Der Herrenhof nördlich der Märkerstraße wurde auf eine
Schwemmlandzunge errichtet, die nach Norden steil abfiel und deshalb, ausser
dem östlich vorhandenen Krebsbachlauf, nur die Anlage des südlichen
Sicherungsgrabens bedurfte.
Als Kontrollposten war jedoch die Höhensiedlung wichtig, da die Altwege fast
immer über die hochwasserfreien Bereiche verliefen. In unserem Raum die
Verbindung von Kälberau über Wasserlos bis Welzheim.
Als erste christliche Kirche bei Wilmundsheim kann möglicherweise eine
ehemalige keltische Kultstätte auf der Höhe des sog. Kirchberges vermutet
werden. Hierfür spräche die oben angesprochene Verfügung von Papst Gregor
I., dass alte heidnische Tempel dem wahren Gott geweiht werden sollen.Eine
derartige Schaffung einer Verehrungsstätte für die neue Staatsreligion wäre im
Interesse von Kg. Dagobert gewesen.
Die frühen Kirchen dienten der Demonstration der Überlegenheit des
Christengottes, in dessen Auftrag die neuen Herrscher Regierungsgewalt ausübten
und Unterwerfung forderten. Von christlichen Glaubensvorstellungen war die
eigentliche Bevölkerung jedoch noch Jahrhunderte entfernt. Für die jeweils
Herrschenden stellten die Dorfbewohner eine Masse dar, über die und deren
Vorräte und Arbeitskraft man bei Bedarf ohne jede Gegenleistung verfügte.
In der nachfolgenden Zeit werden die eigentlichen Könige mehr und mehr ins
Abseits gedrängt, bis mit Childerich III. das Geschlecht der
Merowinger erlischt.
638 wird Sigibert der Sohn von Ragnetrud von Dagobert anerkannt. Er läßt seinen Bruder Chairibert König eines kleinen Teilstückes, des Frankenreiches am
Fuß der Pyrenäen, die Patenschaft übernehmen. Schon ein Jahr später stirbt Kg. Chairibert und sein noch unmündiger
Sohn Chilperich. Sein kleines
Königreich mit dem Staatsschatz wird von Kg. Dagobert übernommen. Aber auch Kg. Dagobert soll schon am 19.
Januar 639 sein Erdendasein beendet haben. Sein Nachfolger wird der Knabe Sigibert ( oder Sigebert ). Aus
verwaltungstechnischen Gründen wird das Reich geteilt.
Wenn man der Chronik Fredegars folgt, soll Kg. Dagobert noch viele Schlachten geschlagen haben und 642 sogar mit der Kg. Nanthilde noch einen Sohn gezeugt
haben, der den Namen Chlodoveus
erhalten haben soll.
639 bei der Teilung des
Reiches übernimmt Pippin der Ältere mit E.B. Kunibert von Köln die
Regierung von Austrasien (Ostfranken)
für den noch unmündigen Sigibert.
Die Regierungsgewalt wird von den Hausmeiern
(Adelsvorstand und Verwalter der königlichen Güter) wahrgenommen.
644 wird Kg Sigibert volljährig. Er erhebt Pippin zum Majordomus für ganz Franken.
652 erblickt Dagobert II., als Sohn von Kg.
Sigibert das Licht der Welt.
653 verstirbt Kg. Sigibert.
Zu der nachfolgenden Zeit gibt es unterschiedliche Angaben. Nach Jung:
Weltgeschichte . . . soll der Austrasische Hausmeier Grimoald, ein Sohn Pippins
sogleich versucht haben, seinen Sohn
Childebert zum König auszurufen. Beide sollen jedoch erschlagen worden
sein.
Nach Mayers Lexikon soll Grimoald im
Jahr 662 in einem Staatsstreich die
Macht übernommen und seinen Sohn Childebert
zum König ausgerufen haben. Den 10 jährigen
Dagobert II. soll er nach
Irland verbannt haben.
656 (-662) wird Childebertus
als König geführt.
661 schafft es Ebroin, Hausmeier von Neustrien und Burgund, das
gesamte Frankenreich mit Austrasien unter seine Regierung zu bekommen.
Zwischenzeitlich sind:
662-675 Childerich II.
(oder Childebert? ) König
(671 kam fernab der machtpolitischen Ränkespiele in Westeuropa, erstmals
bei der Verteidigung von Byzans das Griechische Feuer zum Einsatz. Hierbei
handelt es sich um die von griechischen Feuerwerkern erprobte Mischung aus
Schwefel, Steinsalz, Harz, Pech und ungelöschtem Kalk. Die Besonderheit war der
ungelöschte Kalk, der sich entzündete sobald er mit Wasser in Verbindung kam.
Dabei führte die Hitzeentwicklung zur Explosion der übrigen Bestandteile, wobei
diese Mischung auch unter Wasser nicht verlöschte.)
Nach dem Tod von Childerich II. wurde Dagobert II. aus seiner
Verbannung in Irland zurückgeholt.
Zeitgleich kommt der angelsächsische Mönch Bonifatius mit seiner
Schwester oder Nichte Lioba.
Im fränkischen Klerus wurden sie zwar als Konkurrenten ungern gesehen, doch die
Durchsetzungskraft des Angelsachsen erweckte das Interesse des aus dem Exil
heimgekehrten Frankenkönigs Dagobert II..
Allerdings musste sich Wynfreth,(wie Bonifatius hieß)
bei seinem ersten Besuch bei den Friesen sagen lassen, dass sie seiner Lehre
von dem wahren Gott nicht ablehnend gegenüberstehen, solange dies nicht mit
Machtansprüchen der Franken verknüpft würde.
Auch in seinem späteren Wirkungsbereich war das Christentum nicht unbekannt.
Das Bistum Trier hatte damals eine Ausdehnung entlang der Lahn weit ins
hessische Gebiet und hatte sich über den Zusammenbruch der römischen Herrschaft
behauptet. Ähnlich war es in Mainz,
wo EB Gewileb dem Neuankömmling mit offener
Ablehnung gegenübertrat.
Auch hier hatten sich schon christliche Bereiche gebildet (Beispiel Nilkheim) oder aus römischer Zeit
erhalten.
679-690 Theudebert III. König
680 wird Ebroin ermordet und Pippin
II. wird Hausmeier
von Austrasien.
Hausmeier von Neustrien-Burgund wird Berthar.
687 kann Pippin II. den
Hausmeier Berthar von Neustrien-Burgund besiegen und die
Regierung über das gesamte Frankenreich ausüben.
Unter seiner Regierung sind:
690-694 Chlodwig III. König
694-711 Childebert III. König
711-715 Dagobert III. König
711 (oder 716) wird von dem Mainzischen Bischof Rigibert, in Nilkheim
bei Aschaffenburg die erste Kapelle eingeweiht.
In diese Zeit dürfte auch ein Reitergrab in Kälberau einzuordnen sein.
Nach Schilderung von Oswald Sticksel wurde um 1910 beim Aushub einer
Baugrube (Ecke Bahnhofstraße-Michelbacherstraße, gegenüber dem früheren
Rathaus) ein Grab freigelegt. D. h. die Reste einer mit Pferd und Waffen
bestatteten Person.
Leider wurde dies nur von den Beteiligten und Neugierigen zur Kenntnis
genommen. (Dabei der Vater von Oswald Sticksel als Knabe) Lediglich die
noch als Schwert erkennbare Waffe nahm jemand an sich, doch ohne Interesse am
Erhalt für die Nachwelt.
Ein weiterer Grabfund, an der gleichen Straße erfuhr 1997 leider
ein ähnliches Schicksal. Beim Aushub einer Grube wurde unbedacht ein Grab
zerstört, obwohl ein Messer erkannt und gesichert wurde. Bei Einsichtnahme
waren leider nur noch die Schädeldecke an der Westseite und die Beinknochen an
der Ostseite der Grube verblieben. Der Verbleib des restlichen Skelettes konnte
nicht mehr ermittelt werden da der Aushub "wild entsorgt" wurde.
714 schafft es Karl Martell nach dem Tod seines
Vaters Pippin II., Hausmeier von Austrasien zu werden. Allerdings musste
er sich erst aus der von seiner Stiefmutter veranlassten Gefangenschaft
befreien.
717 besiegt Karl Martell
seinen Stiefbruder Raganfried, Hausmeier von Neustrien-Burgund, und
vereint nun wieder das Frankenreich.
717 kommt der Frankenherzog Hedin II. in Würzburg, durch einen
Sturz von einer Mauer zu Tode. (Hier wird vermutet, dass der Sturz unfreiwillig
war.)
Schattenkönige waren noch:
717-720 Chlothar IV.
720-721 Chilperich II.
720 bekommt Bonifatius vom
Papst Gregor II. offiziell
den Missionsauftrag für Hessen und Thüringen, trotz der Ablehnung des Erzbischofs
von Mainz.
Unsere Heimat ist dem damaligen Verständnis gemäß, dem späteren Hessen
zuzuordnen.
Bonifatius betreibt auch die
Hinwendung der katholischen Franken zur "römisch katholischen Kirche" und verstärkt damit die
Ablehnung anderer katholischer Kirchenfürsten.
Er gründet Missionsstützpunkte in Fritzlar, Klöster in Kitzingen, Ochsenfurt,
Reichenau, Murnau und Hornbach, Bistümer in Salzburg, Regensburg, Passau,
Freising, Erfurt und Würzburg. Er ist von Karl
Martell mit herzoglichen Privilegien ausgestattet und kann mit
militärischer Unterstützung die "Heidenmissionierung"
betreiben.
725 werden die Alemannen und das
östliche Maingebiet von Karl Martell
unterworfen.
732 gelingt es Karl Martell in Schlachten bei Poitiers und Tours das Vordringen
der Araber in Westeuropa zu beenden.
737 ab diesem Jahr regiert Karl Martell ohne König.
737 bekommt Bonifatius bei einem Besuch in Rom, von Papst Gregor III. den Auftrag „das Gewonnene“ neu zu organisieren
und in Bayern, Alemannien, Hessen und Thüringen Bistümer zu gründen und
Bischöfe einzusetzen.
Um Bischöfe wirtschaftlich abzusichern mußten Einkünfte aus möglichst vielen
Königshöfen und Gemeinden erbracht werden. Da der Aufstieg der Karolinger,
durch die Entmachtung der Merowingerkönige mit Billigung des Papstes geschah,
fand Bonifatius großzügige
Unterstützung.
739 am
29. Oktober berichtet Bonifatius
in einem Brief an Papst Gregor III.
von den Ergebnissen seiner Arbeit. Er hatte 26 zerstreut liegende Königshöfe
der Würzburger Kirche übertragen. Darunter Albsteti, Umstadt und Nierstein
(Quelle: A. Bigelmair. Die Gründung des Bistums Würzburg)
740 bietet Papst Gregor III., Karl Martell die Würde eines römischen Konsuls an.
Karl Martell lehnt dies ab.
In dieser Zeit bemühte sich Nibelung,
der einzige Sohn Hildebrands, des jüngeren Bruders von Karl Martell,
aus vielen Überlieferungen eine Familiengeschichte zusammenzufügen. Daß aus
diesen Niederschriften später das
Nibelungenlied und gar ein sagenhaftes Geschlecht der Nibelungen hervorging
konnte er nicht ahnen. Zumal er nicht verehelicht war und keine legitimen
Nachkommen ("Nibelungen" gezeugt) hatte.
Für noch mehr Verwirrung sorgte die Vermischung mit der Tidrekssaga, die
vermutlich als Überlieferung von Vorgängen, im Gebiet westlich des Niederrheins
entstanden war. Die Namensähnlichkeit von Nifflunge ( für die Anwohner
des Neffelbaches, der in die Erft mündet und linksrheinisch in den Rhein
fließt) mit Nibelung, war für die Medienstars des Hochmittelalters wohl
kaum erkennbar. In einer Mischung von schönen Frauen, kühnen Supermännern, viel
"Action" und jede Menge Blut, formten sie eine Geschichte, die ihnen
an allen großen Höfen Zuhörer und gutes Essen brachte.
741, nach dem Tod von Karl Martell versuchten viele Herzöge sich der Bevormundung durch
die Hausmeier zu entledigen. Außer den Sachsen waren die Alemannen unter
Theutbald diejenigen die am stärksten ihre Unabhängigkeit forderten.
741 kommt es wieder zur Teilung des
Frankenreiches durch Karl Martells Söhne, Karlmann und Pippin
III.
Karlmann erbt Austrasien, Schwaben und Thüringen.
Pippin III. Hausmeier von Neustrien und Karlmann
der Hausmeier von Austrasien unterwarfen gemeinsam die Aufständischen in
Aquitanien.
742 wandten sie sich den von Theutbald aufgewiegelten Völkern der
östlichen Reichshälfte zu. Theutbald vermied jedoch offene Schlachten und
versuchte es mehr im Partisanenkampf.
743 kommt es zur Einsetzung des letzten Merowingerkönigs Childerich
III.
In dieser Zeit kommt es vermutlich zur Gründung von Kloster Fulda unter Sturm.
Nachdem Sturm das Gebiet erkundet hatte und Bonifatius dasselbe
gut fand, ließ er es sich von Karlmann übereignen.
Die früheren Besitzer waren (angeblich) zu großzügigen Schenkungen bereit. Die
Schwester von Bonifatius, Lioba gründet auch ein Kloster bei Fulda (auf
dem Petersberg?). Hier ist anzumerken, dass diese Gebiete damals natürlich
nicht menschenleer waren.
Der Aufstieg der Hausmeier ist nur verständlich vor dem Hintergrund des
zerfallenen weströmischen Reiches und der Suche nach militärischem Schutz, der
um ihre Macht und territoriale Sicherheit besorgten Päpste in Rom. (Kalixt
I. wurde 217 Bischof von Rom und forderte den Vorrang des Bischofs
von Rom vor allen anderen Bischöfen, er scheiterte jedoch mit seiner Forderung
noch an den politischen Gegebenheiten.) Doch die Erfolge von Leo I., der
452 (scheinbar) die Plünderung Roms durch die Hunnen verhindert hatte,
Gelasius I. dem 493 von (dem arianischen) Theoderich die
Gleichstellung der Bischöfe mit weltlichen Adeligen zugestanden wurde und Gregor
I., der im Einvernehmen mit Bischof Arnulf von Metz, 590
unwidersprochen die geistliche Oberherrschaft. neben der weltlichen im
Kirchenstaat forderte, hatten das Papsttum aufgewertet.
Allerdings waren die Päpste noch zur Anpassung an die jeweils Regierenden
genötigt und gaben als Gegenleistung die geistliche Rechtfertigung für die oft
mörderische Machtpolitik.
745 (-754) gelingt
es Bonifatius, daß sein Vorgänger auf dem mainzischen Bischofsstuhl
seines Amtes enthoben wird und er das Bistum übernimmt. Nun erlangt Bonifatius
als Bischof von Mainz eine Aufwertung des Bistums, gegenüber Köln und
Trier.
Nach mehrjährigem Bemühen die Alemannen zu unterwerfen, die von Theutbald
geführt wurden, versuchten es Pippin und Karlmann mit einer List.
746 luden sie den gesamten alemannischen Adel
zu einem Gerichtstag nach Cannstatt und als alle versammelt
waren, ließen sie dieselben niedermetzeln. Nur Theutbald war der
Versammlung fern geblieben und überlebte. Der Anstifter des Blutbades von
Cannstadt, Karlmann zog sich nachfolgend in ein Kloster zurück und ließ Pippin
III. in der Position des Herrschers über das gesamte Frankenreiches zurück.
751 lässt sich Pippin III. durch eine Volksversammlung in
Soissons zum König wählen.
752 von Papst Zacharias "durch apostolische Autorität"
zum Frankenkönig bestimmt, lässt sich Kg. Pippin nun von Bonifatius
salben (erstmalig im ostfränkischen Raum).
Der letzte Merowingerkönig Childerich III. wird in ein Kloster verwiesen, wo
er bald verstarb.
754 erlebt Karl als 11jähriger, wie Papst Stephan II.
nach St. Denis kommt, um Kg. Pippin kniefällig um Hilfe gegen die
Langobarden zu bitten. Der Kniefall war nichts Entwürdigendes. Es war
Anerkennung der Überlegenheit Pippins als weltlicher Herrscher.
Zuvor hatte auch Pippin den Papst mit einem Kniefall begrüßt, als
Anerkennung seiner Würde als geistlicher Führer. Man sah sich als gleichwertige
von Gott erwählte Führer, allerdings mit unterschiedlichen Mitteln zu
herrschen.
Nachfolgend kommt es zum Abschluss des Schutzbündnisses zwischen Papst
Stephan II. und Pippin III. mit der Verpflichtung, dass die fränkischen Könige
das Papsttum schützen und dessen territorialen Besitz gegen die Langobarden
verteidigen.
(Dieser Vertrag begründet den Vatikanstaat und hat die das Hochmittelalter beherrschende
Kaiser-Papstpolitik zur Folge)
Als Gegenleistung werden Pippin, seine Gemahlin Bertrada und die Söhne Karl
und Karlmann vom Papst gesalbt und das Erbrecht des Königtums bestätigt.
Für die Heranwachsenden Karl und Karlmann gaben diese mit einer kaum
vorstellbaren Theatralik vollzogenen Rituale in Anwesenheit von Menschenmassen,
die dem neuen Herrscher huldigten und die Familie mit Geschenken überhäuften,
das Bewusstsein über Allen und Allem zu stehen.
Hier ist ein Blick auf die Lebensart der damaligen Herrscher angebracht. Sowohl
in der Kleidung wie auch im Verhalten hatte man viel von der römischen Kultur
übernommen.
Die ständigen Kontakte mit dem Mittelmeerraum und die Hinterlassenschaften im
ehemals römischen Gallien gaben den fränkischen Herrschern das nötige Umfeld
für ein repräsentatives Auftreten. Der Unterschied zu der Mehrzahl der
Bevölkerung ist aus heutiger Sicht schwer darzustellen. Ein Vergleich mit dem
Verhältnis eines Bauern zu dem von ihm gehaltenen Schlachtvieh ist hart, kommt
aber der Situation am nächsten.
Die Herrscher nutzten die Bevölkerung in ihrem Interesse, nahmen jedoch
Nachteile und gar den Tod dieser Menschen als selbstverständlich und
"gottgewollt" hin, wenn es zu ihrem Vorteil war.
Nach der Entmachtung der Merowingerkönige, durch die Pippiniden, die sich als
ehemalige Hausmeier mit Billigung der Päpste die erbliche Königsmacht
angeeignet hatten, kam es zu einer Veränderung im System der Reichsverwaltung.
Während die Merowingerkönige in Paris, Orleans oder Soissons und Reims
residierten, lag die eigentliche Verwaltung in den Händen der Hausmeier. Mit
dem Kontakt sowohl zu den Verwaltungen im Reich wie auch in diplomatischen
Missionen mit anderen Regenten erkannten die Hausmeier ihre Stärke.
Nach ihrer Machtübernahme entwickelten sie das sogenannte Reisekönigtum.
Das heißt, dass sie an den bestehenden Fernwegen, die im Dienst der
Reichsverwaltung genutzt wurden, jeweils in Abständen von einer Tagesreise Herbergen anlegen ließen und die
"Bewirtschaftung" gesetzlich regelten. Die Wege mussten die Breite
einer Lanzenlänge haben. Wo nutzbare Wege fehlten, mussten solche gebaut
werden.
Weiterhin verfügte Karl der Große, dass in allen Herbergen bei Ankunft
der königlichen Familie ein Raum beheizt sein musste. Diese Festlegung hat den
realen Hintergrund
750 wird für den Beginn einer Abkühlungsphase in Nordwesteuropa gesehen,
die bis etwa 900 anhielt.
Dieser Ausbau der Reichsverwaltung führte zur Bildung einer Art von
"Mittelstand" bei der landsässigen Bevölkerung.
Im vorderen Kahlgrund bekam Kälberau die Aufgabe eine Herberge zu
bieten, da hier eine Gneisschwelle das Durchqueren der Kahl ermöglichte.
Dadurch war Kälberau wohl einer der frühesten Siedlungspunkte an dem Altweg von
Gelnhausen nach Aschaffenburg. Richtiger, von der Furt durch die Kinzig bis zum
Main bei Aschaffenburg.
Dieser Weg war, wie bereits angesprochen, vergleichbar dem Birkenhainer Weg
ein Handelsweg aus vorgeschichtlicher Zeit und gewann nun eine überregionale
Bedeutung.
Vermutlich oblag es in der Anfangszeit des Reisekönigtums dem Dekan (=
Forster) von Kälberau die Beherbergung zu organisieren. Hier ist
anzunehmen, dass vermutlich in der Frühzeit die Vogtei über die Markgenossenschaft,
in Verbindung mit dem Amt des Centgrafen von Wilmundsheim, wie auch der Forster
von Kälberau aus der gleichen Familie stammte, wenn nicht gar in Personalunion
geführt wurde. (Aus dieser Aufgabenstellung erwuchs später die Position des Schultheißen,
d. h., dass er im Bedarfsfall die Märker hieß, ihrer Schuld
gegenüber dem königlichen Hof zu genügen, Bereitstellung der Atzung o. A.. Im
14. Jh. wurde das Amt des Schultheißen von der Vogtei getrennt.)
Ergänzend wurden im ganzen Reich Königshöfe und Reichsklöster
gegründet, die zum Teil Unterkunft für die königliche Familie aber in jedem
Fall für die Bedarfe an Nahrungsmittel und Futter für die Reit- und Zugtiere
sorgen mussten (=Atzung). Betreffend Kälberau ist anzumerken, dass
sich östlich der Herberge, ein befestigter Hof befand, das sagenhafte "Schloss
in der Kertelbachwiese". Ob hier ein Bezug zur Herberge bestand ist
noch fraglich, wäre jedoch nahe liegend. Im Hochmittelalter kommt noch eine
kleine Randhausburg jenseits des Tales auf dem sog. Heidkippel hinzu.
Doch wieder zurück in die
große Geschichte. Pippin III. beginnt mit der Belehnung
von treuen Gefolgsleuten mit Gütern. In der nachfolgenden Zeit entwickelt sich
daraus das komplizierte System der Lehenspyramide, einem Geflecht auf Gegenseitigkeit,
das bis 1806 in unserer Heimat galt. Zum Verständnis der späteren Entstehung
des Freigerichtes Wilmundsheim ist eine kurze Darstellung erforderlich.
1. Der König vergibt Grundbesitz und Ämter an die "Kronvasallen",
die sich zum Amts- oder Kriegsdienst verpflichten.
Kronvasallen sind Herzöge (Pfalz-, Mark-, Land-, Burg-) Grafen und Geistliche (
Bischöfe, Reichsäbte) Sie besitzen die "Hohe Leihe" und sind
Lehensleute.
2. Die Kronvasallen verleihen den Grund- und Ämterbesitz wieder an sog.
Aftervasallen, die nun stellvertretend für sie die mit dem Besitz verbundenen
Dienste übernehmen.
Aftervasallen sind Ritter, Dienstmannen (Ministeriale) und Äbte.
Sie sind Besitzer der "Niederen Leihe".
3. Die Aftervasallen übertragen die Bewirtschaftung des Grundbesitzes auf
Unfreie und Bauern (Hintersassen).
754 (-786) folgt Lullus, dem ermordeten Bonifatius auf dem
bischöflischen Stuhl in Mainz.
756 wird Herzog Tassilo von Bayern fränkischer Vasall
757 wird Desiderius König der Langobarden. Er sucht die Annäherung
an das römische Papsttum und kann in der nachfolgenden Zeit eine Tochter Desiderata
mit Karl (dem Großen) und eine zweite Luitperga mit Herzog
Tassilo von Bayern verheiraten.
Karl ehelichte zuerst auf Drängen seines Vaters Himiltrud, eine
"fränkische Edeldame". Aus
dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor: Pippin der Bucklige und eine
Tochter namens Rothaid.
763 kommt es zum strengsten Winter den Europa je durchlebt hat. Bereits
am 1. Oktober frieren alle Flüsse
und Meere zu. Auch das Schwarze Meer und die Dardanellen frieren zu. Die
Schneedecke beträgt 20 Ellen ( = 6 Meter ) Im Februar tritt Tauwetter
ein. Dieser Temperaturanstieg brachte große Überschwemmungen und bei
Konstantinopel gab es großen Eisgang.
765 wird der Mainzer Bischof Lullus Erzkanzler des Reiches.
768 übernehmen Karl und Karlmann nach dem Tod von Pippin
III. gemeinsam die Regierung.
Karl strebt die Alleinherrschaft an. Mit dieser Absicht sucht er die
Unterstützung seines Cousins Tassilo von Bayern (und vermutlich sogar
des Langobardenkönigs Desiderius).
Nun verstößt er, im Einvernehmen mit seiner Mutter Bertrada, seine
Gattin Himiltrud und nimmt Desiderata, eine Tochter des
Langbardenkönigs, zur Frau.
Doch noch während der Vorbereitung zur Entmachtung seines Bruders Karlmann
kommt derselbe überraschend zu Tode.
771 übernimmt Karl die Alleinregierung. Er ignoriert den
im Vertrag mit Papst Stephan II. festgelegten Erbanspruch der Söhne Karlmanns!
Dessen Witwe Gerberga flieht mit ihren Söhnen zu Desiderius, dem
König der Langobarden, der für die Erbansprüche der Söhne Karlmanns
eintritt.
Jetzt verstößt Karl im Einvernehmen mit Papst Stephan III. wieder
seine Gattin Desiderata, die Tochter des Langobardenkönigs, um gegen Desiderius
militärisch vorgehen zu können.
Außerdem hatte Karl mit dem Vorwand, die "heidnischen" Sachsen
für das Christentum zu gewinnen, die militärische Unterwerfung der sächsischen
Stämme begonnen.
Nun baute er die mobile Reichsverwaltung, das Reisekönigtum
weiter auf.
Alle Fernwege werden zu sog. Rennstiegen ausgebaut. D. h., sie werden
auf die Breite einer Lanzenlänge freigemacht und nachfolgend gewartet. Die
Anlage von Herbergen in Abständen einer Tagesreise wurden in der bereits
angesprochenen Art veranlasst und Sendboten mit Sondervollmachten
ausgestattet.
Als Zentren seiner Macht lässt er mit dem Aufbau von Pfalzen beginnen,
wobei Aachen die herausragende Rolle zugedacht wird. Das von seinem Vater
begonnene System der Vergabe von Besitz als Lehen gegen die
Verpflichtung der Gefolgschaft wird verbessert.
Außerdem wird festgelegt, dass derartige Vorgänge schriftlich dokumentiert und
von Zeugen bestätigt werden.
Mit dieser Festlegung wird die Datierung
von Urkunden notwendig. Wobei man sich der Jahreszahl, mit dem Zusatz
"nach Christi Geburt" bedient, die einst der Mönch Dionysius
Exiguus, in der ersten Hälfte des 6. Jh. in Rom errechnet hatte und
nun in der gesamten Welt angenommen ist.
773 zieht er nach Italien und überfällt das
Langobardenreich. König Desiderius, Seinen ehemaligen Schwiegervater,
verbannt er zu lebenslanger Klosterhaft (hiermit setzt er die Tradition
seines Vaters fort, der den letzten Merowingerkönig ebenfalls in Klosterhaft
umkommen ließ).
In dritter Ehe vermählt sich Karl der Große mit der dreizehnjährigen Hildegard
aus schwäbischem Geblüt.
Sie soll schon während der Zeit mit Desiderata an seiner Seite ihm zur
Freude gedient haben. Sie war auch mit der Äbtissin Lioba, der Schwester
von Bonifatius eng befreundet. (Hier ist anzumerken, dass damals 12-jährige
als volljährig galten.)
In den nachfolgenden zwölf Ehejahren gehen aus dieser Verbindung neun Kinder
hervor. Fünf Töchter und vier Söhne. Von denen je drei ihre Mutter überlebten.
Die Strapazen des ständigen Reisens, verbunden mit Repräsentationspflichten bei
Hoftagen an den jeweiligen Reisezielen und die damals unvermeidlichen
Mutterschaften, führten wohl zu ihrem relativ frühen Tod im Alter von
fünfundzwanzig Jahren.
774 verlässt der Mundschenk Witiza den karolingischen Hof. Die
Teilnahme an den Langobardenkriegen bewog ihn zur Abkehr von der auf Gewalt und
Töten begründeten glanzvollen Seite der Frankenherrschaft.
Er zog in ein Benediktinerkloster, verließ es jedoch bald wieder, um auf
dem elterlichen Gut, am Bach Aniane, ein eigenes Kloster mit strengeren
Regeln zu gründen.
Er nennt sich nachfolgend Benedikt von Aniane.
Schon bald wird er zum Vorbild des späteren Kaisers Ludwig, dem einzigen
legitimen Sohn Karls, der als letzter Überlebender, später sein Erbe antreten
wird.
Karl nennt sich nun König der Franken und Langobarden.
774 werden die von Bonifatius gegründeten Bistümer Büraburg und
Fritzlar von den Sachsen wieder zerstört.
775 wird im Rahmen der Neuordnung des Reiches ein Gerhard als
Graf von Ossenheim und Berebeche genannt. Er schenkt Güter bei
Aschaffenburg und Gelnhausen an Fulda.
Ossenheim steht hier für Dettingen und Kleinostheim.
In dieser Zeit kommt es auch zur Entwicklung von Städten im Bereich
rechts des Rheins und nördlich der Donau.
Ihre Ursprung war meist verstärkte Bautätigkeit in Verbindung mit den neuen
Bischofssitzen, Reichsklöstern und königlichen Residenzen. Die Beschaffung und
Herstellung der nötigen Güter ermöglichte die Herausbildung von qualifizierten
Handwerkern und Kaufleuten. Letzteren oblag die Beschaffung von Rohmaterial
jeglicher Art und ausreichender Nahrungsmittel. Um die Waren bis zum Verbrauch
lagern zu können, wurden die Händler selbst auch wieder Auftraggeber zum Bau
von Speicherhäuser. So entwickelte sich neben den Residenzen eine wohlhabende
und selbstbewußte Bürgerschaft.
777 zwingt Karl nach wiederholten Aufständen unterworfener
Sachsen und Langobarden, auf einem Reichstag in Paderborn die sächsischen
Adeligen zum Vasalleneid und zur christlichen Taufe. Ihr Anführer Widukind
war zu den Dänen geflüchtet.
Im gleichen Jahr wird Karl vom Emir
von Barcelona um Hilfe gegen den Kalifen von Cordoba gebeten.
778 überschreitet Karl mit seinem Heer die Pyrenäen, scheitert
jedoch bei der Belagerung der maurischen Stadt Saragossa. Beim Rückzug kommt es
noch zu dem Überfall der Basken auf die Nachhut seines Heeres, wobei der
Markgraf Hruodland (Roland) zu Tode kommt.
Zwischenzeitlich konnte Widukind mit Unterstützung von Dänen und Friesen
die fränkisch-christlichen Stützpunkte in Sachsen wieder zerstören.
779, bei einem Gegenschlag gegen die Sachsen weicht Widukind
wieder zu den Dänen aus.
780 kommt es zur Neuorganisation des Sachsenreiches.
Karl gründet die Aachener Hofschule und beruft die bedeutendsten
Gelehrte an seinen Hof. Alkuin (Theologe und Dichter), zuvor Abt von St.
Martin in Tours, wird Leiter der Hofschule. Ein Schüler wird Einhard,
der spätere Gründer von Seligenstadt und Verfasser der Biografie Karls
des Großen.
780 wird ein Graf Hatto
urkundlich sichtbar, der das Kloster Neustadt (bei Lohr) dem Bischof von
Würzburg schenkt.
(Hiermit wird ein Teil des östlichen Spessarts in der späteren Grafschaft
Rieneck sichtbar.) 781 wird Hildegard irgendwo zwischen Rom
und Mailand von ihrer Tochter Gisela entbunden. Dieselbe ist sagenhaft
mit Seligenstadt verbunden, sie war ihr achtes Kind.
In Mailand wurde Gisela getauft. Hildegard muss als Wöchnerin die
Reise bis Mailand durchlebt haben. Ein nicht gerade königliches Vergnügen.
782 kommt es unter der Führung von Widukind zu einer letzten
Erhebung gegen die Franken. Karl reagierte in einem Kriegsgericht mit
der Hinrichtung von 4.500 Gefangenen.
783 heiratete Karl, drei Monate nach dem Tod Hildegards,
eine Ostfränkin namens Fastrada. Die Vermählung feierte er in der Stadt
Worms. Sie soll herrschsüchtig und "blutdürstig" gewesen sein. Und
nach Einhards Schilderung einen unheilvollen Einfluss auf Karl
ausgeübt haben. Von ihr blieben drei Töchter, als sie starb. Fastrada
soll in der Wallburg, bei Eltmann das Licht der Welt erblickt haben. Ihr Bruder
Gumbert soll die Burg und das zugehörige Eltmann später dem Dom zu
Würzburg geschenkt haben, das einige Jahre zuvor zur Bistumsstadt erhoben
worden war.
Der erste Dom (als Bauwerk) war eine etwas dürftige Ausführung die schon bald
einem Brand zum Opfer fiel. Es ist jedoch möglich, daß mit der Bezeichnung Dom
der Bischof selbst gemeint war. Die Vertreter der Bischöfe in der Verwaltung
tragen über fast ein Jahrtausend die Bezeichnung Vicedom.
784 gründete Manto Graf von Rothenburg ein Kloster für Töchter des Hochadels,
bei Schwarzach am Main. Seine Tochter
Juliana war die erste Ätissin. Ihr folgte Theodorata, eine Tochter von
Fastrada und Karl dem Großen.
Nach deren Tod wurde das Amt ihrer Nichte Hildegard,
einer Tochter Ludwigs des Frommen
übertragen. Als letzte der Nachkommen
Karls des Großen übernahm nochmals Berta,
ebenfalls eine Tochter Ludwigs des
Frommen das Amt.
785 Schließlich begann Karl mit der Zwangsumsiedlung von 10.000
Sachsen in das fränkische Kernland und der Umsiedlung von hörigen Franken
in das besiegte Sachsen.
Mit der Unterwerfung Widukinds unter die christliche Staatsreligion und
der Zwangsbekehrung seines Stammes waren die langjährigen Sachsenkriege
beendet.
An die Zwangsumsiedlung der Sachsen erinnern in vielen Gemeinden noch die
Ortsteilbezeichnungen "Sachsenhausen".
Damals sind wohl auch die 10 Familien aus Hörstein nach Sachsen
umgesiedelt worden (gleich Wilmundsheim). Die Neusiedler sollen nun Hörstein
nach ihrem Herkunftsort genannt haben (Karl Amberg), im Gegensatz zu
Wilmundsheim, das nur den Zusatz Sachsenhausen mundartlich bekam. (Bis in die zweite Hälfte des zwanzigsten
Jahrhunderts waren in Alzenau die Anwohner der Märkerstraße und
Wilmundsheimerstraße noch immer die "Sachsehäuser".)
Das heutige Hörstein waren die Siedlungen Bruchhausen und Hörstein.
Grenze war der jetzt im Dorf verrohrte Bachlauf.
Die Siedlungen waren Teil der Cent Wilmundsheim.
Das ummauerte Dorf Hörstein
(C) Werner B. Kempf