785 erließ Karl der Große das
Paderborner Capitular. In demselben wurde, neben vielen todeswürdigen Vergehen,
unter 17. verfügt: Ebenso bestimmen wir nach Gottes Gebot, daß alle den Zehnten
ihres Vermögens und ihrer Arbeit den Kirchen und Priestern geben...
Außerdem verfügte Karl der Große, daß für den Erhalt einer Kirche, die
zugehörigen Bewohner einen Hof und 2 Hufen Land zur Verfügung stellen müssen
(ca. 14 ha).
Mit dieser Festlegung ist die wirtschaftliche Sicherheit der Geistlichen in den
Urpfarreien gegeben. Außerdem war damit ein Anreiz geschaffen sich dem
geistlichen Stand zuzuwenden. In der späteren Zeit erkennen auch nachgeborene
Söhne des niederen Adels in unsrer Heimat dies als eine sichere Lebensart
(zumal noch niemand daran dachte dieses Leben in widernatürlicher sexueller
Enthaltsamkeit zu verbringen).
Die bereitzustellende Flächen von zwei Hufen konnten wohl im Rückgriff auf
Boinen geboten werden.
In Mainz beendet EB Lullus sein Erdendasein.
786 wird Richolf zu seinem Nachfolger bestimmt.
Von den Reisen Karls wurde unsere Heimat nur indirekt berührt, da Seligenstadt,
damals noch Obermühlheim, als Station zwischen Frankfurt in Richtung Würzburg
diente.
Es ist anzunehmen, dass landwirtschaftliche Erträge auch aus dem vorderen
Kahlgrund auf der königlichen Tafel angeboten wurden. Wie weit Königshofen im
Kahlgrund damals als Zulieferer diente, ist unklar. Mit Sicherheit hatte diese
Siedlung auch ihre Funktion im weitgespannten Verwaltungssystem jener Zeit.
Kälberau wurde allerdings sowohl als Herberge für Reisende, wie auch als
Kontaktstelle der Sendboten gegenüber der hörigen Bevölkerung mit in das System
eingebunden.
In Abweichung der früheren Hufenvergabe, wo jeder Hufenbesitzer als Gewehrter
bei Bedarf Kriegsdienst leisten musste, hat Karl der Große festgelegt, dass der
Besitz von 4 Hufen Land verpflichtet, einen kriegstauglichen Mann zum
(ganzjährigen) Dienst zu stellen.
Da jedoch kaum jemand mehr als eine Hufe Land besaß, präzisierte er die
Gefolgschaftspflicht dahingehend, dass von je 4 Hufen Land ein Mann zu stellen
war.
In unserer Heimat hatte dies zur Folge, dass bei einer Dorfgröße von 10 Hufen, theoretisch
zweieinhalb Krieger je Dorf zu stellen waren. Einfacher aus der Cent 25 Mann.
Die Entscheidung wer nun aus den jeweiligen Dörfern gehen musste, blieb den
Gemeinden überlassen. Der Kriegsdienst begann im Regelfall im Frühjahr und
endete im Herbst. Allerdings waren Ausnahmen die Regel. Ganz besonders wenn es
um "Reisen" in südlichen Gefilden ging und manchmal Städte monatelang
belagert wurden.
Als kriegstauglich galt wer das zwölfte Lebensjahr vollendet hatte. Trotz der
Erfolge die er mit seiner Streitmacht hatte, gibt es Berichte, dass sich viele
bei der ersten Gelegenheit verdrückten und ihre Waffen verkauften, um irgendwo
den Rest des Lebens friedlich zu verbringen. Wie weit Wehrdienstleistende aus
unserer Heimat diese Möglichkeit nutzen konnten ist unbekannt, doch wäre es
ihnen rückblickend zu wünschen.
Hier erscheint eine Auflistung der damals gebräuchlichsten Waffen angebracht.
Als einfach Fernwaffen waren Speere und Steinschleudern in Gebrauch. Für den
Nahkampf wurden Beile (Barte oder Sax), Spiesse und Schwerter in
unterschiedlicher Art verwendet. Die Grösse und Art der Schwerter ging von
Kurzschwertern über Langschwerter, „Bidenhänder“ oder „Strassenfeger“ ( mit
zwei Händen zu gebrauchen ). Dies war ein grosses Schwert das eingesetzt wurde
um für die Nachfolger „eine Gasse zu hauen“. Das heißt die Feinde „wegzufegen“.
Fernwaffen wie Bogen oder die später aufkommende Armbrust, galten als
„unritterlich“.
Die karolingische Reichsverwaltung gliederte sich nun in nachfolgender Art:
1. Der König war der Träger der Staatshoheit. Hoheitszeichen waren Krone,
Szepter und Schwert
2. Die Hofkapelle (Kanzlei) unter Leitung eines (geistlichen) Kanzlers
"Erzkaplan", (in späterer Zeit der Mainzer Bischof)
3. Das Königsgericht als oberste Rechtsinstanz. Wesentlichster Beamter der
Pfalzgraf.
4. Verwaltungseinheiten wurden in Gaue unterteilt die von Gaugrafen verwaltet
wurden (Ausschaltung der Herzöge) und in Grenzmarken durch Markgrafen.
(Grafschaften)
Damit war die Verwaltung, Rechtspflege und Militärgewalt vereinigt.
5. Niederlegung aller Gesetze und Verordnungen in schriftlicher Form durch
geistliche und weltliche Verwaltung als so genannte Kapitularien. Lex
Baiuvarium, Lex Frisonum, Lex Saxonum und Lex Ribuaria (Volksrecht der
ribuarischen Franken)
Hier ist einzuflechten, dass die ganze Gesetzgebung und Verwaltung nur für den
wehrfähigen Mann galt. Alles Geschehen innerhalb einer Familie (oder Sippe)
unterstand der Regelung (auch Bestrafung) des Gewehrten mit der Familie.
Ein wesentlicher Beamter war noch der "Kämmerer", der Verwalter der
"Vasallengeschenke" (Finanzminister), der "dafür Sorge zu tragen
hatte, dass die Hofhaltung der Würde und dem Glanz eines königlichen Palastes
entsprach".
Weitere Beamte waren der Seneschalk (oberster Hofbeamte), der Mundschenk
(Chefkoch, Vorkoster) und der Marschalk (Verkehrsminister).
Außerdem wurden christliche Missionsbezirke festgelegt und Kirchenbauten
veranlasst.
Die Einsetzung von Priestern und die Einführung des Kirchenzehnten wurden
festgelegt und heidnische Bräuche unter Strafe gestellt.
Hinzu kommt noch, dass der einfachen Bevölkerung farbige Gewänder zu tragen
verboten wurde.
Ein Bauer durfte für sein Gewand nicht mehr als 6 Ellen Stoff von grauer oder
schwarzer Farbe verwenden.
Um den Einfluss der Stammesherzöge einzudämmen baute er die
Grafschaftsverwaltungen auf.
Im Rahmen dieser Neuordnung wurden die Centen Wilmundsheim und Somborn Teile
der Grafschaft Berbach (Bernbach).
Die Cent Mömbris wird Teil der (späteren) Grafschaft Rieneck.
Die Grafen von Rieneck waren direkte Nachkommen der Hattonen, die 780 wie
bereits erwähnt, in einer Schenkungsurkunde als Eigentümer von Kloster Neustadt
am Main sichtbar wurden. Anzumerken ist hierbei, daß das Wappen der Grafen von
Rieneck und das der Erzbischöfe von Mainz (bis EB Williges) das Wappen der Hattonen war.
787 besiegt Karl der Große seinen ehemaligen Schwager Herzog Tassilo von
Bayern.
788 erfolgt die Verurteilung Tassilos zur lebenslangen Klosterhaft! Nun konnte
er auch das Herzogtum Bayern dem Frankenreich eingliedern und der Neuordnung
unterwerfen. Die Neuorganisation hatte einzig den Hintergrund, die
Reichsverwaltung mit treuen Gefolgsleuten zu besetzen.
788 verfügte Karl die Präzisierung des Lehenswesens und die Gründung von
Klosterschulen zur Verbreitung der Geistesbildung (des Adels).
789 rief Karl alle Großen des Reiches auf, die Menschen dazu zu zwingen,
"sich in festem Glauben und unermüdlicher Beharrlichkeit an die
Anweisungen der Väter der Kirche zu halten". Der christliche Glauben
sollte mehr gepredigt werden, wobei er sogar die Inhalte der Predigten
vorgegeben haben soll. Ebenso sollten Schulen errichtet werden.
Als notwendig sah er die Kenntnis der zehn Gebote, die das Christentum aus dem
alten Testament übernommen hatte und in der Art, von Männern für Männer
geschrieben, gut für seine Führung passte.
Einige Gebote sind charakteristisch für seine Lebensart.
Zum Beispiel
a)"Ich bin der Herr, dein Gott und du sollst keine fremden Götter neben
mir haben"
Hier wurde ganz selbstverständlich von noch mehr Göttern gesprochen, aber der
Anspruch auf die Alleinherrschaft des Gottes der Christen verbot, andere
anzuerkennen.
b)"Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut"
Wer war der Nächste? Nur wer ehrenwert war, genoss den Schutz. Fiel er in
Ungnade, war sein Hab und Gut dem König verfallen (zur Verfügung)!
c)"Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib"
Den weiblichen Wesen wurde nach der Glaubensinterpretation Benedikts von Nursia
jede Form von Gleichwertigkeit abgesprochen.
Aus dem Blickwinkel der Herrschenden diente nun "das Weib" nur ihrer
Belustigung, mit dem man wie mit einer Sache umging, sofern nicht gerade ein
andrer Anspruch darauf geltend machte.
d)"Du sollst nicht töten"
Aber selbstverständlich, wenn es dir von deinem Herrscher befohlen wird, der
über Haupt und Hand gebietet!
Im gleichen Jahr verbot Karl der Große den Bischöfen, Äbten und Äbtissinen den
Umgang mit Spielleuten.
791 musste Karl der Große Avareneinfälle in Bayern und Friaul zurückschlagen.
792 verfügt er auf einer Synode in Frankfurt eine kirchliche Reform nach
römisch katholischem Vorbild.
Damit wird die Loslösung von Byzanz vollzogen.
Im gleichen Jahr wird der Grundstein
zum Fuldaer Dom gelegt.
792/93 wurden die aufgetretenen Hungersnöte von Karl als Strafe Gottes
bezeichnet und Fasten und Beten angeordnet.
Außerdem ließ er Preisobergrenzen für Getreide und genaue
Wirtschaftsanordnungen festlegen (Capitulare de villis).
793 beginnt er mit dem Bau eines Kanals von der Altmühl zur Rednitz eine
Wasserstraße von der Donau zum Main herzustellen. Der Kanal sollte 8 m breit
und 2 m tief werden.
Die Höhenunterschiede sollten durch einige Staustufen überwunden werden, bei
denen die Boote über Land umgesetzt worden wären.
Nach einigen Wochen intensiver Arbeit, von der noch heute das Teilstück bei dem
Dorf Graben zeugt, muss die Arbeit eingestellt werden. Dauerregen schwemmt den
Aushub schneller zurück als er ausgehoben werden kann.
Bei Einbruch des Winters lässt Karl die Arbeiten einstellen.
794 etwa hat Karl die junge Alemannin Luitgard kennengelernt. Sie wurde seine
letzte legitime Ehefrau und soll den Bau der Kaiserpfalz in Aachen sehr positiv
beeinflusst haben.
794 wird Frankfurt in einem Schenkungsbrief Karls erstmals erwähnt. Frankfurt
war Mittelpunkt mehrerer Königshöfe und mit Sachsenhausen, auf der
gegenüberliegenden Seite des Mains ein wesentlicher Punkt in der neuen
Reichsverwaltung.
795 bekommt Papst Leo III. in Rom Schwierigkeiten.
796 kann Karls Sohn Pippin mit Erich von Friaul die Avaren unterwerfen, nachdem
zuvor ein bestochener Hofbeamter den Chakan ermordet hatte. Der Sieg über die
Awaren brachte Schätze von bis dahin ungeahntem Ausmaß an den Aachener Hof.
15 Wagenladungen mit Kleinodien und Kostbarkeiten aus Gold und Silber kamen
nach Aachen. Jeder Wagen wurde von vier Ochsen gezogen. Die Franken zeigten bis
an Raserei grenzende Begeisterung über diese Beute (Pörtner).
Ludwig von Aquitanien (der Fromme) kann einen Vorstoß der Sarazenen nach
Septimanien zurückschlagen.
797 gewährt Harun al Raschid (Abbasidenherrscher, Kalif von Bagdad,) nach
diplomatischen Verhandlungen und dem Austausch von Geschenken ( u. A. eine
mechanische, mit Wasser betriebene Uhr) Karl dem Großen das Schutzrecht über
das heilige Grab in Jerusalem. Interessengemeinschaft besteht bei der Ablehnung
gegenüber Byzanz und im Kampf gegen die Omajaden in Spanien.
Im Gegensatz zu Schulen, die nur in Klöstern realisiert wurden, ist zu
vermuten, dass zu dieser Zeit mit der Schaffung erster Pfarreien an den
jeweiligen Verwaltungsorten der Centen kam.
Für unsere Heimat könnte hier Wilmundsheim (oder Kälberau), Somborn und Mömbris
angenommen werden.
Ob es zur Errichtung von Kirchenbauten kam ist fraglich. Auch wurde der Auftrag
der Verkündung des Christentums in Form regelmäßiger Predigten auf dem
ländlichen Bereich kaum realisiert.
799 wird Papst Leo III. in Rom verhaftet, kann jedoch
fliehen und kommt nach Paderborn zu Karl dem Großen.
800 verstirbt Luitgard, die letzte legitime Gattin. Sie wurde
allgemein betrauert. Nachfolgend machte er von der Möglichkeit der Friedelehen
ausgiebig Gebrauch. Dies bot die Möglichkeit des unkomplizierteren Austausches
und zwanglosem Nebeneinanders, mehrerer Frauen.
Die Nachkommen aus den Friedelehen waren den Kindern aus den legitimen Ehen
ebenbürtig, soweit er sie als die Seinen anerkannte.
Darüber hinaus hatte er auch noch "Gespielinnen", die ihm zur
Erbauung dienten.
Auch diese Freuden zeitigten Früchte, wovon er nochmals sechs als seine Kinder
anerkannte. Neun Frauen sind immerhin namentlich bekannt für die mehr als vier
Jahrzehnte Herrschertätigkeit.
Allerdings sah die hohe Geistlichkeit diese Lebensweise mit großer Sorge.
800 nach dem Tode Luitgards geleitet Karl der Große, Leo
III. nach Rom zurück und erzwingt, nach einem Sündenbekenntnis des Papstes
und nachfolgendem Reinigungseid, die Wiederanerkennung durch die Römer. Als
Gegenleistung wird er vom Papst zum römischen Kaiser gekrönt.
802 wird der Treueid eingeführt. Dies bedeutet, dass jeder freie
Franke mit 12 Jahren "die lebenslange Treueverpflichtung dem
Herrn Kaiser gegenüber... und seine ganze Persönlichkeit in den heiligen
Dienst Gottes zu stellen trachte".
802 kommt es zu ersten Normanneneinfällen.
Im gleiche Jahr schickt Harun al Raschid eine Gesandtschaft mit einem Elefanten
als Geschenk nach Aachen. Derselbe mit dem Namen Abul Abaz war für acht
Jahre die Attraktion des Tierparks vor der Kaiserpfalz.
Karl führte ihn sogar bei seinen Kriegszügen mit.
806 Erbteilungspläne des Reiches für seine Söhne Ludwig, Pippin und
Karl.
810 Tod seines Sohnes Pippin.
810 verendet der Elefant Abul Abaz während des Kriegszuges gegen die
Normannen.
811 Tod seines Sohnes Karl.
812 besuchten byzantinische Hofbeamten Karl den Großen in der
Aachener Kaiserpfalz. Sie waren von
der Pracht derart beeindruckt, dass sie sich irrtümlich schon viermal vor den
in den Vorzimmern präsentierenden Hofbeamten niederwarfen ( Marschalk,
Pfalzgraf, Seneschalk und Oberkämmerer) in der Annahme den Kaiser vor sich zu
haben, bevor sie schließlich zum Kaiser gelangten, der sie inmitten seiner
Söhne und Töchter erwartete.
813 Anerkennung der Reichsversammlung in Aachen für seinen Sohn Ludwig
(den Frommen) als Mitkaiser.
Viele Vorgaben Karls konnten nicht im ganzen Reich verwirklicht werden.
Doch versuchte er die größtmögliche Durchsetzung seiner Anordnungen zu erreichen,
indem er Verfehlungen hart bestrafen ließ.
813 veranlasste er noch, dass in jeder Grafschaft ein Gefängnis
und ein Galgen errichtet wurden. Hingerichtet wurden allerdings
überwiegend Unfreie. Bestraft wurde alles, was der christliche Glaube als Sünde
bezeichnete. (Qu.: Justiz in alter Zeit)
Die ersten Galgen in der Grafschaft Berbach wurden wohl an den
Wegekreuzungen errichtet: ein Galgen bei Hof Trages, wo der Königsweg
von Somborn den Birkenhainer Weg kreuzt, und der zweite am Wegekreuz des
Sälzerweges und dem Kahler Weg unterhalb Hörstein.
Zur Demonstration karolingischer Macht wurde Hochgericht nur noch in
Anwesenheit eines Sendgrafen gehalten (später kommt es auch mit den
Sendgerichten zu missbräuchlichen Auswüchsen).
814 am 28 Januar stirbt Karl der Große im Alter von 71
Jahren.
Nun kommt es zur Umkehr in der Lebensweise am kaiserlichen Hof in Aachen.
Die fröhlichen Tischgesellen Karls werden vom Hof verwiesen. Sämtliche
lebenslustige Schwestern Ludwigs werden in Klöster verbannt und den gesamten
königlichen Schatz verschenkte Kudwig der Fromme an die Kirche und an
Arme.
Er selbst behielt nur ein kleines silbernes Tischchen, das er sogar noch
bezahlte.(Pörtner)
Ludwig der Fromme läßt in Frankfurt
"des riches sal" erbauen, den späteren Salhof.
Manche Anordnungen Karls dürften unsere Heimat nur mit Verzögerung
erreicht haben, doch sind sie zu erwähnen. Mit der "Kalenderreform"
wurden auch im karolingischen Reich die Monate mit Namen gekennzeichnet. Im
wesentlichen übernahm man die Bezeichnungen aus dem bereits erwähnten "Julianischen
Kalender".
Der Januar war der erste Monat. Namenspate war der zweigesichtige Gott Janus,
der mit einem Gesicht in die Vergangenheit und mit dem zweiten Gesicht in die
Zukunft blickt.
Der Februar leitet seinen Namen von dem lateinischen Wort "februare"
ab.
Dies steht für reinigen oder sühnen. Die Reinigungsfeste im alten Rom sollen
schon auf Romulus und Remus zurückgehen.
Der März hat den Namen von dem Kriegsgott Mars. Es war der Monat,
in dem die Legionen abgelöst und die kriegerischen Handlungen nach der
Winterpause wieder begonnen wurden.
April kommt von dem lateinischen Wort "aperire", d. h.
öffnen. Im übertragenen Sinne bezog es sich auf die wiedererwachende Natur.
Im karolingischen Kalender wurde er "Ostermond" bezeichnet,
weil in diese Zeit häufig das christliche Osterfest fällt. Dies geriet jedoch
wieder in Vergessenheit.
Der Mai hat zwei Paten, den röm. Gott Jupiter Maius und die
indische Göttin Maja, die beide für das Wachstum der Pflanzen
verantwortlich sind.
Juni ist die Ableitung von Juno, der Gattin Jupiters, die
als Schutzgöttin der Ehe galt.
Der Juli ist Julius Cäsar gewidmet.
Der August erhielt seinen Namen im Jahre 8 v. Chr. zu Ehren von
Kaiser Augustus.
Zuvor hieß er "sextilis".
September war ursprünglich der siebente (lat. septem.)Monat. Er
wechselte bei der Kalenderreform 153 v. Chr. seine Stellung zum neunten
Monat, jedoch nicht seinen Namen.
Oktober, November und Dezember hatten das vergleichbare Schicksal. Mit
dem Beginn des Jahres im Januar rückten sie um zwei Plätze nach hinten.
Den Dezember ließ Kaiser Karl zum heiligen Monat erklären, so wurde er
mit Christ- und Julmond bezeichnet. Doch konnten sich diese
Bezeichnungen genau so wenig durchsetzen wie der Ostermond.
In der vorangegangenen Zeit orientierte man sich im Hinblick auf Zeiten für
Aussaat an so genannten Kalenderwerken. Dies konnten sehr aufwendige
Steinbauwerke sein.
Doch genügte oft ein markanter Hügel oder hoher Stein in der Landschaft, in
Bezug zu einem bestimmten Punkt, den die Sonne im Frühjahr erstmals beschien,
wenn die Zeit der Aussaat begann.
In vielen Gemarkungen gibt es noch Bezeichnungen "am Stein", die
manchmal auf derartige Kalendermarken zurückzuführen sind.
Im Gegensatz zu den Festlegungen von Monaten und Wochen war es mit der Tageseinteilung
schwieriger.
Hier orientierte man sich am Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang.
Den dazwischenliegenden Zeitraum teilte man durch zwölf. Diese
Zwölferteilung hatten die alten Ägypter um 1300 v. Chr. eingeführt.
Allerdings bei gleicher Stundenzahl auch für die Nacht.
Im Gegensatz zu der Tag- und Nachtphase, die sich in Ägypten im Jahreslauf
kaum änderte, war dies in unsere wesentlich nördlicher gelegene Heimat mit
extrem unterschiedlichen Sonnenaufgang- und Sonnenuntergangszeiten kaum übertragbar.
Trotzdem teilte man die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang in
zwölf Stunden! So kam es, dass der 12-Stundentag Mitte Juni, in Wirklichkeit 16
Stunden und 35 Minuten und Mitte Dezember 8 Stunden 10 Minuten hatte. Für
die Mehrzahl der Bevölkerung war dies unbedeutend. Doch mit dem Beginn der
Fronarbeiten, nach der Jahrtausendwende bekam dies Mancher schmerzhaft zu
spüren.
Die Siebentagewoche hatte in karolingischer Zeit schon festen Bestand,
wenn auch mit unterschiedlicher Festlegung des Erholungstages. Wie bereits
erwähnt, hatte das Christentum den Sonntag als wöchentlichen Feiertag zu
Ehren des Sonnengottes von Kaiser Konstantin übernommen. Im
jüdischen Glauben war der Samstag, der Sabbat, als arbeitsfreier Tag
festgelegt und in dem zu Karls Zeit schon fest gefügten Muselmanischen
Weltbild galt der Freitag als der "Versammlungstag" zu Andacht
und Gebet (angeblich aufgrund einer Festlegung Mohammeds).
Die Bezeichnung der Wochentage ist eine Mischung unterschiedlichster
Kultureinflüsse. Vordergründig basieren die Namen auf der altorientalischen
Annahme, dass sieben Planeten bestimmend für den Tagesablauf seien. Wobei man Sonne,
Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn gleichsetzte. Dass
Sonne und Mond keine Planeten waren und später noch weitere Planeten unserem
Sonnensystem zugehörig erkannt wurden, ist für Namensgebung unerheblich.
Im Montag ist noch immer der Bezug zum Mond sichtbar.
Der Dienstag soll seinen Namen von dem germanischen Ziu oder Tiu
(Tiustag englisch Tuesday) haben. Tiu ist die germanische
Variante des römischen Gottes Mars.
Den Mittwoch gibt es nur im deutschen Sprachraum. Nur hier schafften es
die christlichen Missionare den Wotans- oder Odinstag zu
verdrängen. Im englischen Wednesday und im dänischen Onsdag sind
noch die germanischen Götter spürbar.
Im Donnerstag ist der Blitzeschleuderer Donar (=Jupiter)
unverkennbar.
Der Freitag ist der Freyja gewidmet, die gleich der Venus
als Göttin der Liebe galt.
Im jüdischen Wochenablauf ist er noch immer eine feste Vorgabe für diese wohl
angenehmste Tätigkeit auch in unserer Zeit.
Der Samstag schließlich war dem Saturn zugeordnet. Warum der
Saturn einen üblen Ruf hatte ist fraglich, doch nannte man im vorderen Orient
den Saturn "Shabtai"
den sabbatischen. Und da alle Tätigkeit an diesem Tag "unter einem
schlechten Stern" getan würden, unterließ man sie ganz. So kam es zu der
alttestamentarischen Sabbatruhe.
Die Begegnung mit der antiken Welt im südeuropäischen Raum veranlasste Karl
die fähigsten Gelehrten seiner Zeit an seinen Hof zu holen und zur Einführung
einer (relativen) Schulpflicht. Wie bereits oben erwähnt.
Nun begann man in der Reichsverwaltung Besitz- (Belehnungen und Schenkungen)
und Ämtervergabe urkundlich mit Datumangabe zu bestätigen.
Erwähnenswert ist noch, dass Karl auch die, von seinem Vater bereits
begonnene Einführung einer geprägten Münze als Basis für den Geldverkehr
erreichte. Damit gab es mit dem Pfennig eine reichseinheitliche Münze
als Gegenstück zu dem in mittelmeerischen Ländern gebräuchlichen Denar.
Die sog. Pfennigzeit bestand bis ins 13. Jahrhundert. Der Pfennig
als Münze existierte in Deutschland noch bis zur Einführung des Cent
(und Euro) nach dem Beginn des 21. Jahrhunderts.
1 Pfennig = 1,1 g Silber oder 0,74 g Feinsilber.
Sehr bald kamen kleinere Münzen. Der Heller war ein "halber
Pfennig" und hatte 0,55 g Silber.
Höhere Werte Pfund oder Mark waren nur Rechnungseinheiten.
1 Mark Silber war damals 132 Gramm = ein halb Pfund ungeprägt.
1 Pfund wurde mit 20 Schilling (234 g) zu 12 Pfennig
gerechnet.
Später wurde das Pfund durch die kölnische Mark (233,8 g)
abgelöst.
Eine bei uns nicht gebrauchte Größeneinheit war das Talent. Es entsprach 30 kg
Edelmetall.
Die Lebensweise der Bevölkerung war landwirtschaftlich geprägt und, wie bereits
angesprochen, präzisen Vorgaben unterworfen.
Die Nutzung des Waldes als Viehweide war jahreszeitlich geregelt.
Das Großvieh durfte nur in den Wald, solange die Bucheckern und Eicheln noch
nicht fielen. Sobald die Reifezeit kam, wurde offiziell verkündet: "Der
Wald ist zu befreien!"
Nun musste innerhalb von zwei Wochen alles Großvieh raus, um den Wald zur
Schweinemast frei zu machen. Einen wesentlichen Nachteil hatte die intensive
Weidenutzung des Waldes. Der Wald überalterte, da die Jungpflanzen verbissen
wurden. (Die Waldweide war auch in Alzenau noch zu Beginn des 20.
Jahrhunderts für Schweinemast selbstverständlich)
Im 8. Jh. wurde der Brei als Hauptnahrungsmittel durch das
Brot abgelöst.
Hierbei handelte es sich noch um Fladenbrot, obwohl die Hefe als
Triebmittel schon in keltischer Zeit bekannt gewesen sein soll.
Das mit viel Blut zusammengeschmiedete karolingische Großreich zerfiel schon
kurz nach Karls Tod.
Ludwig war im fernen Aquitanien (Südwestfrankreich)
aufgewachsen und hatte sich schon früh dem oben schon erwähnten Benedikt von
Aniane angezogen gefühlt.
Eine Besonderheit des Lebenswandels Benedikts von Aniane brachte später
das gesamte Volk der Franken in den Ruch als ungewaschene Schmutzfinken ihr
ganzes Leben zu verbringen. Benedikt von Aniane sah Baden oder Waschen des
ganzen Körpers als sinnlich und hat sich deshalb weder gewaschen noch jemals
gebadet.
Unmittelbar nach seinem Regierungsantritt holt Ludwig sein Vorbild
aus frühen Tagen nach Aachen und gründet dort extra für ihn ein Kloster (das Kornelimünster).
Bald war der energische Generalabt Benedikt der eigentlich Regierende im
Reich.
815 kommt es bereits zur Übergabe der Cent Michelstadt und
der villa Mühlheim an Einhard mit der Bestimmung dort Kirchen zu
errichten. In Untermühlheim (Seligenstadt) wurden Einhard 4
mansen (verlehnte Hofgüter) zu Eigentum überlassen.
816 tritt auf Betreiben Benedikts eine Reichssynode
zusammen und fixiert in 145 Paragraphen einen Reformwillen, der den
gesamten Klerus wieder zu einem sittlich vorbildlichen Lebenswandel
verpflichten sollte.
Der Kaiser wurde für die Sicherheit des Kirchengutes verpflichtet und außerdem
wurde die Autorität des Papstes als Oberhaupt der Christenheit erneut
festgeschrieben.
817 gleichsam als Bestätigung reiste Ludwig, bereits vor vier Jahren
zum Kaiser erhoben, nach Rom, um sich von Papst Stefan IV. nochmals
krönen zu lassen.
817 kommt es zur Reichsteilung und zur Ernennung des ältesten
Sohnes Lothar zum Mitkaiser. Die zwei weiteren Söhne aus seiner
ersten Ehe werden zu Königen gekrönt, allerdings nur mit den unbedeutenden
Reichsteilen Aquitanien und Bayern bedacht.
Im Versuch es allen recht zu machen, verfasste Ludwig die
unterschiedlichsten Erbteilungsverträge, die fast alle die Gemeinsamkeit
hatten, dass sie die alte Erbfolgetradition außer Acht ließen und häufig
bestehende Rechte missachteten.
So wurde ein erstes Opfer sein Neffe Bernhard, König von Italien. Als
derselbe sein Königtum durch die Lothar übertragene Kaisermacht bedroht
sah und versuchte seinem Anspruch Nachdruck zu verschaffen, indem er die
Alpenpässe sperrte, schickte Ludwig sein Reichsheer und Bernhard ergab
sich in die Gnade des Kaisers.
Im Gegensatz zur sonst üblichen Milde ließ er König Bernhard und dessen
Kanzler Reginher blenden. Diese Strafe wurde so gründlich vollzogen,
dass Beide an den Folgen starben.
Ludwig bereute nun sein Urteil,
doch konnte dies nichts mehr rückgängig machen.
819, als seine Frau Irmingard starb sah er darin eine Strafe
Gottes und wollte sich in ein Kloster zurückziehen. Benedikt von Aniane,
der damals noch lebte, konnte ihn jedoch abhalten und sogar zu einer zweiten
Ehe mit Judith, einer Tochter des alemannischen Grafen Welf
überreden.
Es war der gut funktionierenden Reichsverwaltung und dem Feingefühl
Benedikts von Aniane zu danken, dass das Reich in den ersten Jahren
äußerlich stabil geblieben war. Bedrohungen von Grenzvölkern wurden von
Reichsministerialen abgewehrt.
821 starb Benedikt von Aniane, der die Staatsregierung
relativ intakt gehalten hatte.
Nun geriet Ludwig in einen Strudel vieler Mächte mit Eigeninteressen.
822 versinkt eine riesige Landzunge im Arendsee in der Altmark ( in der
Nähe von Magdeburg).
824 wird Lothar vom Papst zum (Mit)Kaiser gekrönt.
826 findet in Ingelheim eine Reichsversammlung statt.
Die noch bestehende Achtung vor dem Sohn Karls des Großen ließen die
Reichsversammlung in einem Glanz erscheinen, der trügerisch wie eine
schillernde Seifenblase war.
829 verbündet sich Lothar mit seinen Brüdern Pippin und Ludwig,
um der zunehmenden Macht der Kaiserin Judith entgegenzuwirken.
Judith versuchte große Teile des bisher Lothar zugedachten
Bereiches für ihren Sohn Karl (später "der Kahle") zu
sichern. Sie schaffte es, dass Kaiser Ludwig den sechsjährigen Karl
zum Unterkönig von Alemannien, Chur-Rätien und Burgund ernannte.
830 gelingt es den verbündeten Brüdern ihren Vater, Kaiser Ludwig
in Haft zu nehmen.
Der Versuch ihn in ein Kloster zu stecken scheitert jedoch am Widerstand des
deutschen Adels. Kaiser Ludwig bekommt jedoch bald wieder die
Unterstützung der Söhne Pippin und Ludwig, da sie mit der
Übermacht Lothars auch nicht einverstanden sind.
832 werden die Bestimmungen Karls des Großen betreffend das
Verkehrswesen mit Herbergen nochmals bekräftigt.
833 Ein weiterer Versuch von Kaiser Ludwig zugunsten Karls
in der Form, dass er ihm das Pippin zugesprochene Aquitanien übergibt,
führt erneut die älteren Söhne zusammen.
Bei einer kriegerischen Auseinandersetzung bei Kolmar, stehen sich die
vereinigten Heere seiner drei Söhne und sein Heer gegenüber.
Doch ohne Blutvergießen kommt es zur Vereinigung der gegnerischen Heere
unter die Führung seiner Söhne Lothar, Pippin und Ludwig. Kaiser Ludwig muss
sich mit seiner Familie seinen Söhnen, aus erster Ehe ergeben.
Kaiser Ludwig wird abgesetzt und zur Kirchenbuße verurteilt, um ihn so
öffentlich als unfähig zur Regierung darzustellen.
834 Um eine Vormachtstellung Lothars
zu verhindern, wird Ludwig der
Fromme von seinen Söhne Pippin
und Ludwig von der Kirchenbuse
losgesprochen und wieder als Kaiser eingesetzt.
834 soll Erzbischof Otgar von Mainz Reliquien von St. Justin
bekommen haben und neben Höchst am Main und Freising, auch die Abtei
Seligenstadt damit bedacht haben. Im Fall Seligenstadt vermutet K. Amberg,
Bezug auch zur ersten Kirche bei Wilmundsheim.
Doch sind hier Zweifel angebracht da die frühen Klöster keinerlei
missionarische Aufgaben wahrgenommen haben. Die Abtei Seligenstadt war, wie
auch andere, ein Machtinstrument des romhörigen Kaiserhauses. An sog.
seelsorgerische Betreuung der Massen verschwendete man keine Zeit. Zumal alle
Abteiangehörigen aus adeligen Familien kamen. (Der Begriff Adel war von Odal =
Grundbesitz abgeleitet. Im Spätmittelalter kam es auch zum sog. Briefadel.)
Die Besetzung der Pfarreien geschah durch die Klöster und Stifte vordergründig
aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Die wesentliche Aufgabe war die
Überwachung der Einbringung des durch Kaiser Karl zugestandenen zehnten
Teiles aller landwirtschaftlichen Erträge. Hinzu kam noch die Verbreitung von
Gottesfurcht, wofür sich die Angst vor Unwetter, Krankheit und Tod als
Ansatzpunkt anbot.
838 kommt es, nach dem Tod Pippins
zur erneuten Reichsteilung.
Da Ludwig II. ( der Deutsche ) nur
Bayern erhält unterwirft er mit Waffengewalt noch die Ostfränkischen Länder.
840 kommt Kaiser Ludwig bei einem Jagdunfall auf der Rheininsel
Mariannenau ums Leben.
843 kommt es zu einer Reichsteilung unter den drei Söhnen aus der
ersten Ehe Ludwigs, bei der Ludwig II. (der Deutsche) das
ostfränkische Teilreich erhält. Dadurch wird die spätere Unterscheidung
zwischen Deutschland und Frankreich vorgegeben.
Ludwig II. wählte den Salhof in Frankfurt zum ständigen Wohnsitz.
In dieser Zeit werden in Horabach (Horbach) vier Männer namentlich
erwähnt: Altswab, Ermbraht, Wolfhart und Folkswind.
864 wird erstmals die Burgenhoheit des Königs urkundlich
festgeschrieben. Anlässlich der Normannenbedrohung erwähnte Karl der Kahle
im zweiten Kapitular von Pitres am 25. Juni das (alleinige) Recht des
Königs Burgen bauen zu lassen und verfügte anderweitig errichtete Burgen,
Befestigungen und Verhaue abzureißen.
876 stirbt Ludwig II., der Deutsche in Frankfurt. Nun kommt es
zur ersten Teilung Deutschlands. Sein Sohn Karlmann erhält Baiern und
die Ostländer.
Ludwig III. Ostfranken, Thüringen, Sachsen und Friesland.
(Er wurde dadurch unser Landesherr)
Und Karl der Dicke erhielt Alemannien und Elsaß
Ludwig III. vermählt sich im gleichen Jahr mit Liutgard,
einer Tochter von Herzog Liudolf von Sachsen in Aschaffenburg.
877 wird das Frauenkloster Schwarzach vom Bischof Arno von Würzburg in ein
Benediktinerkloster umgewandelt.
880 überlassen die Enkel von Karl dem Kahlen den
westfränkischen Teil von Lothringen Ludwig III., dem König des
Ostfrankenreiches. Die Grenze von der Schelde bis zur Maas- Moselquelle wird
verbindlich für das ganze Mittelalter zwischen Frankreich und Deutschland.
882 stirbt Ludwig III. Aus der Ehe mit Liutgard
sind zwei Kinder urkundlich belegt. Ein Sohn, der jedoch relativ früh durch
einen Sturz aus einem Fenster vom (alten) Schloß Jahannesburg in Aschaffenburg
zu Tode kam, und eine Tochter Hildegard. Aschaffenburg, das Liutgard
als Wittum verschrieben wurde, geht später als Erbe an ihre Tochter Hildegard.
Da Hildegard keine leiblichen Erben hatte, fielen nach ihrem Tod die
Besitzungen von und um Aschaffenburg an die Verwanden mütterlicherseits: Herzog
Otto von Sachsen und dessen Schwester Mathilde (Äbtissin in
Essen).
(Ein Vetter von Hildegard, Heinrich von Sachsen, wird 918
zum König gewählt.)
886 dringen Magyaren (Ungarn), finnisch ugrische Reiter-Nomaden
vom Ural durch die slawischen Gebiete bis Ungarn vor.
Durch den Tod von Karlmann und Ludwig III. kann Karl der Dicke
das ostfränkische Reich wieder vereinen. Allerdings zeigt er sich bald als
schwacher König.
887 wird Karl der Dicke auf einem Reichstag in Tribur abgesetzt
und sein Neffe Arnulf von Kärnten mit der Regierung betraut.
889 wird der Königshof Albesteti
zum zweiten mal urkundlich genannt. Der Heimatforscher Martin Schäfer aus Gondsrod vermutet Albstadt (Albin- Stadt) als
vorfränkischen Mittelpunkt der drei Forstbezirken Berbach, Horbach und Michelbach.
891 wird ein Hatto (I.) mit dem Erzbistum Mainz bedacht.
Hatto gehörte zu einem Grafengeschlecht, das seit 754 nachweisbar
den Wormsgau mit Mainz und später auch den Königssundragau (um Wiesbaden)
erbamtlich verwaltet. Dazu kamen noch die bereits angesprochenen Besitzungen am
Spessart.
Arnulf von Kärnten war mit einer Oda aus dem Lahngau verehelicht,
die vermutlich mit Hatto verwandschaftlich verbunden war.
891 kann Arnulf von Kärnten die Normannen in einer Schlacht bei
Löwen (Belgien) vernichtend schlagen.
894 wird Arnulf von Kärnten als König anerkannt
895 wird im Mai auf einer Synode in Trebur ein Mohardus
abbas Selgenstattensis als Teilnehmer erwähnt. Mit ihm endet für die
nachfolgenden 150 Jahre die Anfangsperiode des Seligenstädter Klosters
als Abtei.
In der Zeit bis zu Abt Otto(?1045-1056) wird das Kloster als klerikale
Gemeinschaft geführt, die dem jeweiligen EB von Mainz (Kommandatar-Abt)
untersteht und dem Reich gehört.
895 beteiligt sich Hildegard, die Tochter Ludwigs III.,
von Aschaffenburg aus, an einer Verschwörung gegen Arnulf von Kärnten.
Die Verschwörung wird bekannt und Hildegard wird zur Strafe in das
Kloster Frauenwörth im Chiemsee verbracht.
Später wird sie begnadigt und kommt wieder in den Genuss ihrer Besitzungen.
Sie findet ihre letzte Ruhe neben ihrer Mutter im Bereich des Aschaffenburger
Stiftes.
896 wird Arnulf von Papst Formosus zum Kaiser
gekrönt. Formosus beendet noch im gleichen Jahr sein vermutlich nicht
ganz vorbildliches Erdendasein.
897 kommt es in Rom zur Synode des Schreckens.
Papst Stephan VI. hält Totengericht
über seinen Vorgänger Formosus. Die Leiche wird ausgegraben, angeklagt,
verurteilt und in den Tiber geworfen. Doch auch Papst Stephan hat
Feinde. Er wird noch im gleichen Jahr eingekerkert und ermordet.
Sein Nachfolger Johannes IX. versucht eine Erneuerung der Kirche, doch
ohne Erfolg.
899 stirbt Kaiser Arnulf von Kärnten. Sein Nachfolger wird sein
unmündiger Sohn Ludwig. Als Regenten treten der Erzbischof Hatto I.
von Mainz und der Bischof von Konstanz auf. Nun kommt es wieder zur Stärkung
der Herzöge.
906 kommt es zu einer bemerkenswerten kirchlichen Verfügung. Der
Canon Episcopi des Regino von Prüm gebietet, das Volk über die
Nichtigkeit des Hexenwahns zu belehren. Denjenigen, die behaupten durch die
Luft fliegen zu können, sei zu erklären, dass sie nur träumen. Denn es sei
ein Irrtum und ein Abfall vom christlichen Glauben, anzunehmen, "dass es
außer dem einen Gott noch etwas Göttliches und Übermenschliches gebe."
(Spiegel Nr. 4, 2002, S. 140)
908 wird Bayern von Ungarn überfallen.
909 kommt es zu einem Raubzug der Ungarn bis nach Schwaben.
911 stirbt Ludwig IV. als letzter Karolinger.
911 Konrad I. von Franken (-918) wird zum König gewählt.
Er kann jedoch keine zentrale Königsmacht aufbauen, da er zuviel Widerstand bei
den Herzögen von Sachsen, Schwaben und Bayern hat.
915 muss er hinnehmen, dass die Ungarn in Norddeutschland bis Bremen
vordringen.
918 kommt es in Süddeutschland zu Ungarneinfällen. König Konrad wird
in einer Schlacht mit Herzog Arnulf von Bayern schwer verwundet. Auf dem
Sterbelager bestimmt er Herzog Heinrich von Sachsen zu seinem
Nachfolger.
918 wird Erzbischof Hatto I. vom Blitz erschlagen (Hennig,
Katalog bemerkenswerter Witterungsereignisse)
Sein Nachfolger in Mainz wird Heriger.
Eine technische Neuerung ist hier zu erwähnen.
In Übernahme aus den südländischen Kulturen wurden vermutlich schon im 8. Jh.
auch bei uns Wassermühlen zum Zerkleinern von Getreide gebaut.
Ein schlichter Hinweis sind die Ortsnamen Mühlheim aus der Gruppe
"unechter Heimorte", Seligenstadt trug vor der Klostergründung durch Einhard
den Ortsnamen Obermühlheim. Dies zeigt, dass hier eine Ortsgründung in
Verbindung mit dem Bau einer durch Fließwasser betriebenen Mühle vorgenommen
wurde.
Die Wohnbedingungen hatten sich klimabedingt dahingehend verändert, dass man
durch den Einbau von sog. Kasten in den Häusern Räume schuf, die durch Einbau
von Holzdecken und verschließbaren Türen in den Wänden, beheizbare und
wärmespeichernde Bereiche erhielt.
Dies brachte eine erhöhte Brandgefahr und nötigte zur kontrollierten
Rauchableitung durch die brennbaren Einbauten. Über den "Kasten" ließ
man dem Rauch jedoch frei durch das hohe Dachgeschoss seinen Weg zu den
Firstluken, mit dem Nebeneffekt, das Dach vor zu starkem Befall von
Schadinsekten zu schützen. Außerdem konnte man geräucherte Fleisch und
Wurstwaren, ebenfalls im "Rauchfang" vor Insektenfraß sicher
aufbewahren.
Hinzu kam noch die karolingische Verpflichtung bei allen Königshöfen Obstgärten
anzupflanzen. Damit begann die systematische Pflege und Züchtung
klimaverträglicher Obstsorten und als Krönung schließlich die Verbesserung im
Anbau von Weinreben.
919 wird Heinrich I. (-936) als König bestätigt, lehnt jedoch
Krönung und Salbung durch Erzbischof Heriger von Mainz ab. Er muss sich
zuerst um die Anerkennung als oberster Gebieter der Regionalherrscher (Herzöge)
bemühen.
Arnulf von Bayern versucht sich mit Unterstützung von Hzg. Burghard
von Schwaben als Gegenkönig.
921 unterwerfen sich Arnulf von Bayern und Burghard von
Schwaben, König Heinrich.
Nun kann er sich ohne Bedrohung aus dem Reich den äußeren Gefahren
zuwenden.
924 kann Kg. Heinrich I. nach einer Schlacht mit den Ungarn einen
auf neun Jahre befristeten Waffenstillstand erwirken. Noch im gleichen Jahr
gibt er auf einem Reichstag in Worms eine Änderung der Reichsverwaltung
bekannt.
Er hebt die aus karolingischer Zeit stammenden Gauverwaltungen auf und
erlässt eine Burgenordnung mit dem wesentlichen Inhalt, dass bei allen
Siedlungen noch vorhandene Fluchtburgen wieder instand zu setzen oder neue
anzulegen sind, wo solche fehlen.
In vielen Fällen kann man ehemals chattische Randbefestigungen, durch einen
"Halsgraben" vom angrenzenden Höhenzug trennen und schafft so eine
Burg mit "Reiterabwehr". Beispiele sind die "Vergessene
Burg", Rannenberg und wahrscheinlich auch eine Anlage am Standort der
jetzigen "Burg Alzenau".
Für die Arbeiten muss jeder neunte Mann freigestellt werden (agrarii milites).
Die jeweiligen Burgen mussten mit Hütten versehen werden, in denen ein Drittel
der Ernte eingelagert wurde. Außerdem war der Schutz der dörflichen Bevölkerung
bei Gefahr in der Burg zu gewährleisten.
Die frühen Burgen waren Holz-Erde-Bauwerke, die wenig sichtbare
Spuren hinterließen, da sie bei günstiger Lage nachfolgend verändert und zu
stattlichen Steinbauten wurden.
Wichtigster Schutzbau war ein Graben, dessen Aushub man möglichst
innerhalb als Schutzwall anschüttete. Bei Talburgen füllten sich die
Gräben meist mit Wasser (Wasserburgen). Grabenseitig versah man den
Erdwall mit senkrechten Palisaden, die Schutz gegen Fernwaffen (Beschuss)
boten. Eine andere Art von Schutzbau war die Pflanzung eines Gebücks.
Dies war eine Art, die jedoch mehrere Jahre Wuchszeit erforderte.
Die Gestaltung bestand in der Anpflanzung von Hainbuchen oder Haselnüssen, die
in den nachfolgenden fünf Jahren immer wieder "gebückt", d. h. mit
den frischen Austrieben ineinander verflochten wurden. So ergab sich ein
undurchdringliches Geflecht, das noch mit Schwarzdorn oder Brombeerranken
durchsetzt werden konnte (siehe Märchen von Dornröschen). Neben den Flieh- oder
Fluchtburgen gab es auch die Wachburgen (wicborgen).
Zwei Höhenburgen, die sich unverändert erhielten, ist der sogenannte
Schanzenkopf (Ringlochberg) bei Wasserlos, der als ältere Anlage
wieder hergerichtet wurde und keine spätere Veränderung mehr erfuhr. Lediglich
der Graben wurde weitgehend verfüllt. Die Originaltiefe ist mehr als 2,5 m, von
den Vorratshütten ist natürlich nichts mehr sichtbar.
Und die Schwedenschanze hinter den Dörsthöfen. Hierbei ist eine
gründliche Erforschung angebracht, um die Spuren der mittelalterlichen Epoche
von der keltischen zu unterscheiden.
Kg. Heinrich entließ die von den Dörfern freigestellten Bauern nicht
nach der Fertigstellung der Burgen. Er ließ dieselben in der nachfolgenden Zeit
üben, auf einem Pferd sitzend und mit einem Kettenhemd bekleidet, zu
kämpfen. Er schuf eine "Kavallerie auf Ackergäulen" (Pörtner). Die
Kettenhemden hatte er bei Kontakten mit den slawischen Kriegern kennen gelernt
und als brauchbaren Schutz erkannt. Mit der Herstellung der Kettenhemden bekam
der Salwirke große Nachfrage und Aufträge. Der Name kam wohl in
Anlehnung des Wortes Seil für den Eisendraht mit Wirken, verarbeiten. Später
wandelt sich die Berufsbezeichnung in Salwart.
Nach Ablauf des neunjährigen Stillhalteabkommens konnte der neue Ungarneinfall
von der gut ausgebildeten Streitmacht abgewehrt werden. Das stehende Heer hatte
sich bewährt und nötigte die Ungarn zur Zurückhaltung zu Lebzeiten Kg. Heinrichs.
937 Noch kurz vor dem Tode Heinrichs vermählte sich Otto I.
mit Editha, der Schwester des Königs von Wessex, Northumberland, Wales
und Cornwall. Aus dieser Ehe gehen mehrere Kinder hervor.
937 zeigte sich die Notwendigkeit des Reiterheeres bei den erneuten
Ungarneinfällen.
So kam es ganz selbstverständlich zu einer privilegierten Schicht von "Freien",
deren Aufgabe es war im Umgang mit Waffen geübt zu sein.
Da diese "Freien" schon zu Zeiten von Heinrich I. das
Vertrauen der Mitmärker hatten und vermutlich auch die Nachfolger aus den
gleichen Familien delegiert wurden, kam es zur Herausbildung einer Art
Kriegerfamilien.
Zur wirtschaftlichen Absicherung wurden diese Männer (d.h. Familien) mit sog. Herrenhufen
ausgestattet, die bis zur doppelten Größe haben konnten. Diese Güter mussten
natürlich von "Unfreien" bewirtschaftet werden.
Diese Zeit des Umbruchs nötigt doch zu einer Betrachtung der Verhältnisse bei
den "Arbeitgebern" der Freien.
944 heiratet Konrad der Rote (Enkel von Konrad I.) Liudgard,
eine Tochter (höchstfalls 6 Jahre alt) von Otto und Editha.
Er erhält das Herzogtum Lothringen.
Eine Schwester Otto I. wird mit Ludwig IV. von Frankreich
(936-954) vermählt und regiert nach dessen Tod für einige Zeit für ihren noch
unmündigen Sohn Lothar (954-986).
951 vermählt sich Otto I. in zweiter Ehe mit Adelheid, der
Witwe Lothars von Vienne, um sich das Königtum über Norditalien zu
sichern.
953 kommt es zum Familienstreit, da Liudolf, sein Sohn aus erster
Ehe und inzwischen Herzog von Bayern,(mit Recht) um seine Erbfolge fürchtet. Liudolf
wird von Erzbischof Konrad I. von Mainz (953-956)
unterstützt.
Liudolf unterliegt im Streit mit seinem Vater. Er verliert die
Herzogswürde, verbleibt jedoch im Besitz seiner Güter.
955 kommt es zu der Schlacht auf dem Lechfeld.
Der Sieg über die Ungarn musste natürlich auch mit eigenen Verlusten erkämpft
werden.
So verliert auch Ottos Schwiegersohn Konrad der Rote sein Leben.
In Rom gelingt es im gleichen Jahr Johannes XII. sowohl die päpstliche
wie auch die weltliche Macht zu erlangen.
957 ist Papst Johannes XII. in Schwierigkeiten und ruft Otto
I. zu Hilfe.
Zum Dank krönt er ihn zum Kaiser.
Die jeweiligen Päpste sahen in der Kaiserkrönung durch sie, als
"Stellvertreter Gottes" die Verpflichtung des Gekrönten als
Schutzvogt für die Christenheit.
Dem Kaiser erwuchs daraus jedoch keinerlei machtpolitischer oder materieller
Vorteil.
Sie mußten sich die Anerkennung mit der Waffe erstreiten.
957 ist auch zu erwähnen, dass in jenem Jahr von Liudolf (dem
Sohn Otto I. aus seiner ersten Ehe mit Editha) und seiner Gattin Ida
das Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg gegründet wurde.
Es ist möglich, daß diese Stiftung als Sühne, für die erwähnte Auflehnung gegen
seinen Vater gedacht war:
961 wird auf Betreiben von Adelheid ihr 9 jähriger
Sohn als Otto II. zum König gekrönt.
962 begründet Kaiser Otto I. das Heilige römische Reich
deutscher Nation. (Verteidigungsgemeinschaft - bestehend aus mehreren mehr
oder weniger aufmüpfigen Herzögen).
Eine mit dem Burgenbau verbundene Zwischenstufe zum Herrensitz, die bei uns
nicht sichtbar wurde, war die von Otto
dem Großen verfügte Burgwardverfassung.
Der Kernpunkt war, die Vielzahl der kleinen Flucht- und Wachburgen zugunsten
besser ausgebauter Burganlagen aufzugeben. So verfügte er, dass immer eine
Burgward, diese bestand aus zehn bis zwanzig Dörfern, für eine feste Burganlage
zuständig waren.
Dies betraf den Bau, die Instandhaltung und die Verpflegung der ständigen
Besatzung durch Zehntabgaben. Die Funktion der Burg blieb wie bisher der Schutz
der Bevölkerung und ihrer Habe. Diese Burgwarden wurden an den Ostgrenzen des
Ostfrankenreiches flächendeckend ausgebaut. Doch bereits im 11.
Jahrhundert setzte ein rascher Verfall dieser Burgwardverfassung ein und neue
Herrschaftsformen traten an ihre Stelle.
964 betreibt Papst Johannes XII. ein Bündnis gegen Kaiser Otto
I. Er muss fliehen.
Otto I. bestimmt Leo VIII. als neuen Papst und der römische Adel
schwört, künftig keinen Papst mehr ohne Zustimmung des Kaisers zu wählen.
965 folgt Johannes XIII. als Papst. Er wird in Abwesenheit Ottos
von einem Gegenpapst vertrieben und ruft Otto zu Hilfe.
966 kommt Kaiser Otto I. nach Italien. Dort hat man zuvor Johannes
XIII. wieder als Papst eingesetzt.
967 wird (zum Dank) der etwa 16 jährige Otto II. vom Papst
Johannes XIII. zum Kaiser gekrönt.
972 findet in Rom die glanzvolle Vermählung des jungen Kaisers Otto
II. mit Theophano, der
Tochter des Kaisers Tzimiskes von Byzanz statt. Hier ist zu
vermuten, dass es die zweite Ehe von Theophano war. Drei Jahre vorher
hatte ihr erster Mann Nikephoros Phokas unfreiwillig sein Erdendasein
beendet. Die junge Witwe musste nachfolgend in die Verbannung, da sie nach Meinung
hoher kirchlicher Würdenträger am byzantinischen Hof, an ihrem Witwendasein
nicht ganz unschuldig war. ( Jung: Weltgesch.)
973 verstirbt Otto I. nach dreieinhalb Jahrzehnten Regentschaft.
973 schreibt ein gläubiger Muslim, der als Gesandter des Kalifen
al-Hakam II. in Franken weilt:... "Sie reinigen und waschen sich nur
ein- oder zweimal im Jahr mit kaltem Wasser. Ihre Kleider aber waschen sie
nicht, nachdem sie sie angezogen haben, bis dass sie in Lumpen zerfallen."
(Pörtner)
(Hierzu später noch eine Anmerkung).
973 kam in Rom ein Papst Benedikt VI. an die Macht.
Dieselbe endete bereits nach einem Jahr mit seiner Ermordung in der Engelsburg.
974 wählen die Gegner des früheren Papstes Bonifaz VII. denselben
zum Nachfolger.
Derselbe flieht jedoch vor den kaiserlichen Abgesandten nach Konstantinopel.
974 (-983) folgt Benedikt VII..
974 soll Williges als Kanzler (975 EB) wesentlichen Einfluss
auf die Ausgestaltung des Stiftes Aschaffenburg genommen haben. Zu seiner Zeit
erlangte das Stift bereits seine Immunität gegenüber der weltlichen
Gerichtsbarkeit.
Er ließ auch bei Aschaffenburg eine Brücke über den Main bauen.
975 lässt sich EB Williges (-1011) von Mainz ,das Recht der Königsweihe
vom Papst bestätigen.
976 kommt es im Stift zu einem Kriminalfall, der Einblick in die
Schreibstuben und Rechtsfindung jener Zeit gibt.
Der Kantor Gozmar schlug bei einem handfesten Streit mit Alemarus,
einem Gehilfen des Notars Herward, mit einem Tintenfass nach demselben,
traf jedoch ungewollt seinen Neffen, der dadurch getötet wurde. Alemarus
flüchtet und wird schließlich von den Angehörigen des Getöteten im Turm
belagert (außer dem Getöteten waren noch drei Familienangehörige im Stift). Der
davon in Kenntnis gesetzte Graf (Vogt) nimmt die Belagerer (milites) gefangen
und zieht ihre Güter für den Bischof ein.
Am 28. April wird die Straftat unter Vorsitz von Erzbischof Williges,
unter Beizitz der Bischöfe von Speyer, Worms, Prag und Mähren verhandelt und
geurteilt. Gozmar wurde wegen Tötung seines Neffen zum Verlust seines Amtes,
seiner Einkünfte und zu Gefängnis
(Inklaustration) in (Kloster) Neustadt verurteilt. Die übrigen
Familienangehörigen des Straftäters wurden (in der Hirarchie) an letzte Stelle
gesetzt und verloren ihr Stimmrecht im Stift.
Außerdem wurde festgelegt, daß im Stift künftig nicht mehr als drei Mitglieder
einer Familie aufgenommen werden sollten.
976 am 4. Mai wurde dies
beurkundet.
In all diesen Wirren und ständigen
Kriegszügen muss man sich auch die "Freien" aus unserer Heimat
vorstellen.
Zu dieser Zeit diente die "Vergessene Burg" am Hemsbacher Weg
zumindest in Zeiten der Bedrohung als fester Wohnsitz.
977 bis 986 ist eine Zeitspanne, in der Ida, die
Schwiegertochter Ottos I., mit großzügigen Schenkungen an das Kollegiat St.
Peter in Mainz urkundlich sichtbar wird.
Sie vermacht sowohl die hessische Nachbargemeinde Großkrotzenburg wie
auch Bürgel, jetzt OT von Offenbach, dem Stift St.Peter. Auf ihre Großzügigkeit
gehen die Besitzungen von 19 Güter in Dettingen, Hörstein, Welzheim,
Großauheim, Nieder- und Oberrodenbach zurück.
Sie hatte wie oben angesprochen mit ihrem Mann Liudolf schon das Stift
Peter und Alexander in Aschaffenburg begründet.
980 übergibt Otto von Schwaben, Sohn von Ida und Liudolf,
seinen Besitz in Ossenheim dem Kaiser Otto II., damit er
denselben an das Stift in Aschaffenburg gebe (dadurch gelangt auch
Dettingen an das Stift Peter und Alexander).
981 erste urkundliche Erwähnung eines Vogtes in Aschaffenburg in
der Immunitätsurkunde für Ebermannstadt. Das Gut Ebermannstadt war offenbar aus
Privatbesitz an die Kirche gekommen und wurde nun dem Vogt unterstellt.
EB Williges ersetzt das alte Wappen des Erzbistums ( und der Hattonen)
mit seinen roten und weißen Querbalken (bei den späteren Rieneckern und
als Teil des Wappens von Hanau erhalten) durch das "Mainzer
Rad".
982 vermacht Herzog Otto von Schwaben die Stadt Aschaffenburg
testamentarisch dem Mainzer Erzbischof Williges. Nach seinem Tode am 31.
Oktober in Lucca wird er nach Aschaffenburg überführt und in der
Stiftskirche beigesetzt.
982 wird auf einem Reichstag in Verona der dreijährige Otto
III. von allen italienischen und deutschen Großen des Reiches zum neuen
König gewählt.
Außerdem wird Adelheid, die Witwe von Otto I., zur Statthalterin
in Oberitalien gewählt.
Gänzlich unbemerkt vom großen Treiben führt in diesem Jahr der Abt von
Bobbia die arabische Mathematik und die Naturwissenschaften als Studienfächer
in den Klosterschulen ein.
983 stirbt Papst Benedikt VII. und Otto II. setzt Johannes
XIV. zum Nachfolger ein.
Kurze Zeit später stirbt auch Kaiser Otto II. im Alter von 28
Jahren.
Otto III. wird 4jährig zum König erhoben und Kaiserin Theophano
übernimmt die Vormundschaft.
984 kommt es auf einer Reichsversammlung zu Rara (Rohr bei
Meiningen) zu einer Bestätigung der Regentschaft von Kaiserin Theophano.
Berater ist Erzbischof Williges von Mainz.
989 reist Kaiserin Theophano nach Rom, um dort Rechte des
Kaisertums zu wahren.
Zu dieser Zeit treten Spannungen zwischen den beiden Kaiserinnen Adelheid
und Theophano auf.
991 stirbt Kaiserin Theophano in Nimwegen.
Adelheid kommt aus Italien und übernimmt nun die Vormundschaft für ihren
Enkel Otto III.
(Hier ist der Hinweis angebracht, daß sich zu dieser Zeit noch nicht die
mit der Bibel begründete, frauenfeindliche Behauptung durchgesetzt hatte:
"Das Weib sei dem Manne untertan")
994 ist durch einen extrem regenarmen Sommer gekennzeichnet,
der zu Ernteausfällen und Hungersnot führt. Viele Bäche und sogar manche Flüsse
führen kein Wasser mehr.
Riesige Waldflächen werden durch Feuer vernichtet.
Amulettstein (verm. Mittelalter) F.O. Märkerstr. 27
995 kann Otto III. 15jährig die Regierung
übernehmen.
996 unternimmt Otto III. seinen ersten Romzug. Er empfängt die
Huldigung des oberitalienischen Adels und ernennt seinen 24jährigen
Vetter, Bruno von Kärnten zum Papst Gregor V. (996-99).
Gregor V. krönt Otto III. zum Kaiser.
Kaiser Otto III. veranlaßt den Bau eines Kaiserpalastes in Rom und sieht
sich als Herrscher über den Raum von der Nordsee bis Sizilien. Mit diesem
Herrschaftsanspruch stößt er jedoch bei vielen Regionalfürsten auf Widerstand.
Ottos Gegner stellen Johannes XVI. (996-98) als Gegenpapst.
997 sieht sich Otto III. zum zweiten Romzug genötigt. Er kann die
Macht des Adels brechen und der Gegenpapst Johannes XVI. wird geblendet.
999 und 1000 sind durch extreme Hitze gekennzeichnet. Die
Menschen Mitteleuropas glauben an den nahenden Weltuntergang. In den seichten
Flüssen verenden die Fische und verursachen durch den Verwesungsgeruch Seuchen
bei der notleidenden Bevölkerung.
In dieser Zeit um die Jahrtausendwende soll es zu ersten urkundlichen
Erwähnungen von Klosterbesitz im späteren Freigericht gekommen sein. Nach
neueren Erkenntnissen wird dieser Eintrag aber erst der Zeit zwischen 1110
und 1137 zugeordnet (Heinrich Wagner: Archiv für Mittelrheinische
Kirchengeschichte. 53. Jahrgang 2001). Ausserdem erwirbt die Abtei erst
nach 1170 die Güter in Wilmundsheim von Dragebodo.
aktualisiert: Dez 2006 (C) Werner B. Kempf