Leben und Zusammenleben
im ehemaligen "Freien Gericht vor dem Berge Welmisheim"
1650/51
begann mit viel Schnee. Am 11. Januar stiegen
die Temperaturen und das Tauwetter ließ die Flüsse anschwellen. Am 18.
hatten die Überflutungen ihren Höchststand erreicht. Den Betroffenen stand nun
die Aufgabe bevor, bei Temperaturen etwas über dem Gefrierpunkt, den Schlamm
aus den unteren Räumen der Häuser und den Viehställen zu entfernen. Die Monate
Oktober bis Dezember brachten nur Regen. Die Niederungen waren großflächig
überflutet.
1651 war
in Frankreich Ludwig XIV. 14-jährig zum König gewählt
worden.
Die Kleinstaaterei in Deutschland bietet ihm in den nachfolgenden Jahren
beliebig Raum für militärische Übergriffe.
Zur Ausrüstung der jeweiligen Streitkräfte ist anzumerken, daß mit dem
30-jährigen Krieg, durch den verstärkten Einsatz von Feuerwaffen, auch der
letzte Rest von Ritterrüstung seine schützende Funktion verloren hatte. Einen
ganz wesentlichen Vorteil hatte dies für die streitbaren Herren: Nun konnten
sie sich endlich kratzen, wenn sie irgendwo eine Laus pikte.
In späteren Zeiten wurden Brustpanzer nur noch als Dekoration getragen.
Beispielhaft kann auf Kaiser Wilhelm II. hingewiesen werden.
Nun wurden auch die Pfarrstellen wieder besetzt. Allerdings war es um die
Ausbildung wie auch in den Umgangsformen bei so manchen Amtsträgern nicht zum
Besten.
1652 war ein sehr warmes und trockenes Jahr.
1653 begann kalt aber ohne Schnee. Auch dieser Sommer war wieder sehr
trocken und die Bauern konnten das Futter für das Großvieh nicht in
ausreichender Menge beschaffen und waren oft zu Notschlachtungen oder Verkauf
gezwungen.
1653 (-1666) soll in der Zeit unter Abt Leonhard II. das Herrenhaus im Abtshof oberhalb Hörsteins erbaut
worden sein.
1653
gelingt es Friedrich Kasimir von Hanau-Lichtenberg einige strittige
Rechtsfragen mit dem Erzbistum Mainz zu klären. Gegen den Verzicht auf Anteile
von Dörfern in Dreieich wird die Grafschaft Hanau alleinige Besitzer von
Lohrhaupten und des Biebergrundes.
1654
gab es im März noch verbreitet Frost. Der Juni und Juli waren sehr kühl und
niederschlagsreich. Im August stieg die Temperatur auf hochsommeliche Werte und
blieb so bis Ende September.
1654 wird mit einem sogenannten Reichstagsabschied den Landesfürsten die
Möglichkeit gegeben ständige Heere aufzustellen. Trotz großer finanzieller
Belastungen treibt Landgraf Wilhelm
VI. von Hessen-Kassel den Aufbau des Heeres
voran.
Wilhelm VI. von Hessen-Kassel ist vermählt mit Hedwig
Sophie von Brandenburg.
1654 kommt auf Initiative des mainzer Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn ein Bündnis gegen die Vormachtsansprüche der Habsburger zustande, dem
sich Hessen und Frankreich anschliessen.
Als bemerkenswert für jene noch immer unruhige Zeit, ist die Vereinbarung mit
weiteren Regenten im damaligen "Nachkriegsdeutschland", alle noch
marodierenden Landstreicher zu ergreifen und als Galeerensträflinge an Venedig
zu verkaufen! Mit dieser Maßnahme kam endlich wieder eine relative Sicherheit
zustande.
Im gleichen Jahr wird eine Familie Cöpler in Hörstein ansässig.
Ihre Tochter Anna Margaretha
wird die Stamm-Mutter der späteren Nimbler.
Damit ist sie die erste, urkundlich belegte "Ahnfrau" der
mütterlichen Linie des Verfassers. ( Die nachfolgenden Angaben zu dieser Linie
sind der Veröffentlichung von Waldemar Nimbler entnommen: Nimbler Name und
Sippe)
1654 heiratet Joachim Philipp Forstmeister von Gelnhausen
die Protestantin Anna Amalia Gremp von
Freudenstein. Zuvor hatte er seine Ämter als Domherr in Bamberg
und Würzburg aufgegeben und hatte sich dem protestandischen Glauben zugewendet.
1654/55 herrschte ein sehr strenger Winter. Vom 1. November bis 15. Februar waren alle
Flüsse gefroren. Nachfolgende starke Regenfälle brachten Hochwässer, die sogar
ufernahe Bauten mit Menschen und Vieh fortrissen.
Bei Aschaffenburg fand der Main erst Ende März in sein normales Flussbett
zurück.
1655 am
3. März verstarb
der Landbereiter Pflaumer.
1655 am
24. März
folgte Johann Philipp Schott. Er war vereinbarungsgemäß
von Hanau präsentiert worden.
Hierbei ist
festzustellen, dass Hanau auf die Besetzung des Landbereiteramtes offenbar
keinen Einfluss mehr nahm.
1655
beeinträchtigen die Hörsteiner die Seligenstädter Hofleute durch das Schließen
der Tore und Errichten eines Schlagbaumes zur Behinderung der Durchfahrt in
Richtung des Abtshofes. Möglicherweise sind diese Übergriffe vor dem
Hintergrund zu sehen, dass der alte Landbereiter verstorben war.
Das Jahr war witterungsmäßig mal wieder schön und brachte auch eine gute Ernte.
1656 gab
es am 11. Januar derart starken Frost, daß der Main in einer Nacht so starkes Eis
blidete, daß man am nachfolgenden Tag bereits darauf gehen konnte.
1656 wird in
der Pfarrbeschreibung des Erzbistums Mainz wieder von einem "Schulmeister
in Alzenau" berichtet,
der auch den Glöcknerdienst versieht.
Die eigentlichen Anfänge von Schulunterricht in Alzenau sind, wie bereits
angesprochen, um 1600 anzunehmen.
(Im evangelischen Nachbardorf Niederrodenbach war man schon 1540 dem Aufruf Luthers gefolgt "... dass man
die Erziehung der Kinder nicht nur den Eltern überlassen solle, sondern die
Obrigkeit auch Sorge dafür tragen
müsse..."
und hatte mit Schulunterricht begonnen.)
1657 begann sehr kalt. Mitte Januar
setzte Tauwetter ein und ließ die Flüsse über die Ufer treten. Anfang Februar
gab es nochmal ein Hochwasser durch zweit Tage anhaltenden starken Regen. Der Sommer brachte eine gute Getreideernte.
1658 begann mit einem schneereichen Winter und
extremer Kälte vom 21. Januar bis zum 23.
Februar. Anfang Februar
fiel nochmal viel Schnee, der über dem bereits vorhandenen, an manchen
Bereichen bis auf Zaunhöhe anwuchs. In manchen Anwesen erfror das Vieh und
sogar Bewohner, aus Mangel an Nahrung und ungenügender Heizmöglichkeit.
Der Schwedenkönig
Karl X. nutzt den starken und schneereichen Winter und
marschiert mit seinem Heer und allen Geschützen über die Ostsee und zwingt die Dänen am 26.
Februar
zum Frieden von Roskilde.
Am 23. Februar kam es endlich zu einem
Temperaturanstieg und Tauwetter, was zu mehrtägigen Hochwässern führte. Der
nachfolgende Frühling war auch noch sehr kühl. Erst nach dem 7. Juni
stiegen die Temperaturen auf hochsommerliche Werte.
1658 werden Wolf Herbold, Eberhard und Georg
von Buchenau als Besitzer des Kälberauer Gutes erwähnt. Wolf
(-gang) Herbold ist der Sohn von Eitel Georg vom
Ältesten Stamm, der einen Anteil am Kälberauer Gut erworben hatte. Wolf
Herbold von Buchenau war in 1. Ehe mit Ursula
von Boyneburg und in 2. Ehe mit Anna Catharina Wölfin von
Gudensberg vermählt. Von ihm ist sein Sohn
Friedrich Wilhelm zu erwähnen, der später als Erbe sichtbar wird. Eberhard
und Georg von Buchenau sind Enkel des Fuldaer Amtmanns Eberhard,
der vor 1597 verstorben war. Eine Gattin Eberhards
ist namentlich nicht bekannt, doch ist bemerkenswert, daß ihr Sohn Herbold
Reinhard von Buchenau sich mit Anna Margarethe von
Buchenau, der Tochter seines Vetters Georg von
Buchenau vermählt. Georg von Buchenau
war mit Anna Klara von Dalwig verehelicht. Der Anteil
am Kälberauer Gut wird später noch mit den Brüdern Georg
Franz und Adolf Georg von Buchenau geteilt.
Das Gut wird von einem Verwalter betreut, dem vordergründig die Instandsetzung
der zum Gut gehörenden Gebäude anliegt.
Zu Beschwerden
der Bevölkerung über den schlechten Zustand der Kirche vertritt er die Meinung,
dass er nicht das Gut übernommen hätte, wenn er gewusst hätte, dass er auch die
Kirche aufbauen soll.
1658 kommt es auf Drängen Frankreichs, aufgrund des 1654 geschlossenen
Bündnisses gegen die Habsburger, zur Gründung des ersten Rheinbundes. Die
Führungsposition Frankreichs veranlaßt Landgraf Wilhelm
VI. von Hessen-Kassel
beizutreten, da er jetzt einen noch rückständigen Millionenbetrag von Subsidien
und Pensionen (erfolgreich) einfordern kann.
1659 beginnt
mit einem Winter ohne Schnee und Eis.
1659 sind
gemäß dem Kurmainzer Recht nun auch Zoll- und Landschreiber als Beamte erwähnt.
1659 kommt
es zur Klage der Hörsteiner gegen Pfarrer Fuchs. Er soll sie von der Kanzel als Schelme, Diebe und gottlose Leut
beschimpft haben.
1660,
am 23 Februar
brachte ein schweres Unwetter derartige Wassermassen, daß die Kinzig in der
Bulau fast 7 ha Wald wegschwemmte.
Im August und
September
herrscht große Hitze und Trockenheit.
1660 beginnt Turn und
Taxis mit der Personenbeförderung in Postkutschen.
1661 ist
wettermäßig fast der gleiche Ablauf wie im Vorjahr.
Einem milden Winter folgen Hochwässer und ein sehr trockener und heißer Sommer.
1661 läßt
Friedrich Kasimir von Hanau-Lichtenberg in Hanau
eine Fayencemanufaktur einrichten.
1661 verlässt Pfarrer Andreas
Fuchs Hörstein.
Sein Nachfolger Petrus Blöchinger war offensichtlich von feinerem Zuschnitt. Er
organisierte die Pfarrverwaltung neu.
1662
beginnt wieder sehr mild. Doch bringt der Sommer schwere Unwetter.
1662 am
6. September meldet Amtmann von Rotleben, nach Mainz„dass im Sommer dieses Jahres ein
Unwetter das kurfürstliche Haus und Schloss an Dach, den Scheuern und
Stallungen großen Schaden angerichtet habe.“ Nachfolgend werden von Hörsteiner Zimmerleuten
30
Eichen- und 25 Buchenholzstämme gebraucht, um die Schäden zu beheben. Schwerpunkt ist
die Reparatur des Treppenturmes im oberen Schlosshof und der Neubau einer
Küche.
Ob man damals bereits, das in der Darstellung von 1592 noch erkennbare Vollwalmdach
zu einem Satteldach umgestaltete ist offen. Die Darstellung in Meißner's
"Politisches Schatzkästlein" von 1630 zeigt zwar einen Bau mit
Satteldach, doch dürfte diese Widergabe auf eine ungenaue Skizze vor Ort
zurückzuführen sein, wie auch andere Abweichungen vermuten lassen.
1662 beendet Christof
von Rotleben seine
fast 30jährige
Amtszeit in Alzenau.
Melchior Friedrich von Schönborn (- 1700) wird der neue Amtmann des Freigerichtes.
Dieses Amt war nur ein Teil in der Fülle seiner Ämter, die er wohl nur mehr
oder weniger ausübte.
Er war der Sohn des Steinheimer Amtmannes Philipp Erwein von Schönborn und ließ den Schönborner
Hof in Aschaffenburg erbauen.
1662
beginnt man in Alzenau wieder, die Geburten und Sterbefälle von Alzenau und den Filialgemeinden
zu registrieren.
1663
war von sehr kühlem Wetter mit viel Regen bestimmt. Von Anfang Mai bis Ende
August gab es häufig Niederschläge. Im Juli musste man an einigen Tagen
die Zimmer heizen. Wochenlang betete man (vergeblich) um schönes Wetter. Das
Heu verfaulte auf den Wiesen und die Halmfrucht wuchs aus. (Auswachsen: die
Körner keimen schon in den Ähren, noch auf dem Halm)
1663 erfindet der Physiker und Magdeburger
Bürgermeister, Otto von
Guericke
die Elektrisiermaschine.
1663 stirbt Landgraf Wilhelm VI. von Hessen-Kassel.
Nun übernimmt seine Gattin, die Landgräfin
Hedwig Sophie,
vormundschaftlich für ihren noch unmündigen Sohn Wilhelm VII. die Regierung.
1663 kommt es zur Bildung des "Dauernden Reichstages" in Regensburg um ein friedliches
Zusammenleben, trotz unterschiedlicher Weltanschauungen zu ermöglichen.
In diesem "immerwährenden Reichstag", wie er auch genannt wird, sind
vertreten: die acht
Kurfürsten, 33 geistliche, 61 weltliche Fürsten und 51
Reichsstädte.
Zwei Besonderheiten entwickeln sich in dieser neuen Einrichtung, die bis zur
napoleonischen Umwälzug bestand.
Für alle Anträge die zur Beratung kommen sollten, wurde an der einen Längsseite
des Saales eine "lange Bank" geschaffen, auf der alle Eingänge
abgelegt wurden. Und immer wenn der zuvorderst liegende Antrag erledigt war,
wurden die dahinterliegenden um den einen Platz nachgeschoben. Die Beratungen
fanden an einem "grünen Tisch" statt.
Für die Wahrnehmung der Glaubensfragen wurde das Corpus Catholikum und das
Corpus Evangelicorum gebildet.
1664 lassen
die "Reiffenberger Heberegister" erkennen, dass die Kriegsfolgen auch
in unserer Heimat noch nicht überwunden sind. So ist Dörstgesäß (Dörsthöfe) mit 300 Morgen Ackerland und einer
zugehörigen Mühle noch wüst.
Die Wiesen waren von Michelbachern in Pacht genommen. Abgaben von dem Gut waren
an die Echter von Mespelbrunn zu entrichten.
In Albstadt war
die Reiffenbergische Burg nach der Plünderung 1614 offenbar wieder instandgesetzt. (späterer Dalberghof einschließlich
der jetzigen Kirche). Zum Reiffenbergischen Gut "die Burgk genannt" gehören noch
zwei Höfe mit allem Zubehör und auch drei Morgen Weinberg.
Bemerkenswert ist der erwähnte Anbau von "Toback". Den Reiffenbergern gehörte der kleine Zehnt in
Albstadt, Trages und Maisenhausen. Den Zehnt von sechs Weinbergen teilten sie
jedoch mit denen von Hutten.
Der Reiffenbergische Besitz war jedoch für 1500 Gulden an Junker
Wilhelm von Löwenstein verpfändet. (UK 1987)
1664 ist die Pfarrei Somborn wieder besetzt. Auf
einem Hubgericht beschweren sich jedoch die Anwesenden, dass Pfarrer Jagemann
auch noch die Pfarrei Memersch (Mömbris) angenommen habe. Außerdem fordern sie,
dass er die Faselviehhaltung (Bullen, Eber, Ziegenbock) wieder übernimmt.
Nachdem ihm als Aufwandentschädigung der kleine Zehnt wieder zugesichert wurde,
ist er dazu bereit.
1664 sind auch die Schäden an der Kälberauer
Kirche wieder behoben. Den mehrfach angemahnten Patronatsherren von
Buchenau war die vorangegangene Instandsetzung ihres
Gutshofes wohl wichtiger erschienen.
In der nachfolgenden Zeit wird die Kirche von Kälberau zu einem Zentrum der
Marienverehrung und Ziel von Wallfahrten. (Vermutlich im Rahmen der
Rekatholisierung)
Die mit dem Besuch der Wallfahrer verbundenen Bedürfnisse nach Bewirtung führen
in der nachfolgenden Zeit zu Markttagen, an denen in Marktständen Waren
feilgeboten werden.
Die Gemeinde ist zur Erhebung von Standgebühr berechtigt. Um Betrügereien beim
Tuchandel vorzubeugen, wird eine Elle (Normmaß) aus Eisen an der alten Burgmauer (Mauer um den Kirchenbereich) angebracht.
Bei der jetzt noch erkennbaren Länge der Elle kann angenommen werden, daß es
sich um eine "Leinwandelle" handelt. Dies war die längste und im
ländlichen Raum gebräuchlichste Elle, da man das Maß in Bezug zum Wert der Ware
festlegte. Kürzere Ellen gab es für Barchent, Seide und so weiter.
1664 gab es am 17. September
bereits den ersten Frost. Nachfolgend begann ein niederschlagsreicher Herbst
und Winteranfang.
1665 vom
17. Januar
bis zum 1. Februar herrschte strenger Frost. Nach dem Temperaturanstieg blieb der ganze
Frühling sehr kühl. Da es für den weiteren Jahreslauf keine negativen Einträge
gab, ist zu vernuten, daß es trotz des zögernden Beginns noch erträglich wurde.
1666 gibt es Mitte Mai noch zweimal Nachtfröste. Doch danach beginnt in ganz Mitteleuropa der
heißeste Sommer seit Menschengedenken. Viele Quellen versiegen und an den
Bäumen vertrocknen die Blätter.
1666 ist
ein Lehrer (und Meßner) Söder in der Alzenauer Pfarrschule tätig. Der Unterricht
beschränkte sich auf die Wintermonate, da die Jugendlichen in der milderen
Jahreszeit bei der Feldbestellung gebraucht wurden. Eine allgemeine
Schulpflicht gab es noch nicht.
1666
erinnert Pfarrer Blöchinger die Hörsteiner an das Pestgelübde von 1626 betreffend Bernhardusfest. Dies wurde erneuert und von ihm bestätigt.
1666 am
16. Mai soll Abt Leonhard II. von Seligenstadt im Abtshof oberhalb Hörstein
verstorben sein.
1667 beginnt mit extremer
Kälte. Am 3. Januar
erfriert ein Mann, der zuviel getrunken hatte, auf dem Weg von Hanau nach
Dörnigheim auf seinem Pferd.
Mit dem 16. März beginnt nochmals eine
Frostperiode, die auf allen Flüssen eine Eisdecke bilden lässt. Eine weitere
Frostperiode folgt vom 1. bis zum 8. Mai.
Und Anfang Juni bildet sich auf den Pfützen nochmals
Eis.
1667 erwirbt
Philipp Erwein von Schönborn, der Vater des Amtmannes von Alzenau das Landgericht Krombach. Er
war zu dieser Zeit Reichshofrat und Kämmerer, Mainzischer Geheimer Rat,
Oberamtmann in Steinheim, Obermarschall und Viztum (früher Vicedom) zu
Aschaffenburg. (Diese Ämterhäufung lässt Vergleiche mit Politikern unserer Zeit
zu, die als Aufsichtsräte, Berater und so weiter Einkünfte beziehen, ohne
wirklich etwas dafür zu leisten.)
1667 wird
in Michelbach Mathaeus Bambeck als Lehrer erwähnt.
1667
werden in Hörstein von Pfarrer Blöchinger in einem Visitationsbericht auch Angehörige
jüdischen Glaubens
erwähnt.
Das waren Nachfahren jener Volksgruppe, die eineinhalb Jahrtausend vorher
infolge ihres gescheiterten Befreiungskampfes, gegen die römische Besatzung
ihrer alten Heimat Israel verwiesen wurden und denen bei Androhung der
Todesstrafe die Rückkehr verboten wurde.
Viele hatten in Spanien eine neue Heimat gefunden und dort mit den später
zugewanderten Muslimen und Christen eine kulturelle Blüte erlebt. Doch nach der
Vertreibung der letzten Muslime im ausgehenden 15. Jh. mußten auch sie Spanien
verlassen. Aufgrund ihres hohen Wissensstandes und der weitreichenden
Beziehungen als Händler, wurden sie von vielen Fürsten und Städten gerne aufgenommen.
Eine Besonderheit war, dass sie fest ihrem Glauben verbunden blieben und ihre
Kenntnisse in Schrift u. s. w. mit in ihre neuen Wohnstätten brachten, sowohl
in ihrer Lebensweise (Sabbat u.A.) wie auch in ihrem äußeren Erscheinungsbild.
Die besondere Erwähnung im Visitationsbericht von Pfarrer
Blöchinger
betreffend den Fleischverkauf am Sonntag lässt schon auf einen größeren
Bevölkerungsanteil schließen.
1667
werden in einer Auflistung für Hanau die Alzenauer Mühlen wieder erwähnt. Die
obere Mühle, gegenüber dem Schloß, wird als eigentümlich bezeichnet. Die
(Klostermühle) als Lehen des Erzstifts. Und die unterste im Besitz der Habermänner. Alle Mühlen besitzen 2
Mahlgänge. Die Mühlen hatten jährlich 4 Achtel Korn an die Kellerei in Steinheim zu
liefern.
Zwischenzeitlich kommt es jedoch auch wieder zu Problemen.
1667
tritt in Hörstein wieder die Pest auf. In kurzer Zeit sterben 20 Personen.
Das Jahr ist in der ersten Hälfte sehr kalt. Am 15. Juli wird in Schweidnitz wieder
mal ein Pulverturm vom Blitz getroffen und explodiert.
Auch nach dem Ende des
Dreißigjährigen Krieges kommt es, wie bereits angesprochen, noch zu regional
begrenzten kriegerischen Auseinandersetzungen. So folgten der Holländische
Krieg, der Pfälzische Krieg und schließlich noch der Spanische Erbfolgekrieg.
1668 wird
als ein sehr fruchtbares Jahr registriert.
1668
vermählt sich in Hörstein Johann Conrad Nimbler mit Maria Elisabeth. Er hatte im Zehnthof, in
der Mainzer Gasse eine Anstellung. Mit ihm kam der namensgebende Vorfahre der
Mutter des Verfassers nach Hörstein. (Nach 1930 verehelichen sich Bernhard
Nimbler, Anna Nimbler und Valentin Nimbler, Geschwister, nach Alzenau)
1668 vermählt
sich Melchior Friedrich von Schönborn mit Maria Anna Sophia von Boineburg. Da die Burg Alzenau in einem
sehr schlechten Zustand ist hält der Amtmann die Amtstage in Hörstein. Außerdem
ist dies auch näher zu seinem Wohnort Aschaffenburg.
Aus seiner Ehe mit der Maria Anna Sophie von Boineburg gehen 18 Kinder hervor. Darunter
drei Bischöfe. Der Erbauer der Würzburger Residenz, Friedrich
Karl -, der
Bischof von Konstanz Hugo Philipp Anton - und der Bischof von Trier Franz
Georg von Schönborn.
1668
übernimmt Anton Speerreuter die Pfarrei Somborn,
verlässt sie aber wieder zum frühest möglichen Zeitpunkt. Ihm folgt Bernhard
Schöning, der sie auch bald wieder verlässt.
1669 beginnt mit einem strengen und langen Winter. Erst
Ende Juni konnte von Sommerwetter gesprochen werden. Die
nachfolgenden Monate Juli bis Oktober waren
jedoch sehr heiß und trocken. Dies brachte zumindest eine sehr gute Weinernte.
1669 scheitert Friedrich Kasimir von Hanau-Lichtenberg
mit dem Versuch in Südamerika eine Kolonie mit dem Namen
"Hanauisch-Indien" zu gründen.
1669 vermählen sich Friedrich Wilhelm von Buchenau,
der Sohn von Wolf Herbold, mit Sabina
Dorothea Rieter von Kornburg. Friedrich Wilhelm ist
Major in kurpfälzischem Dienst. Aus dieser Ehe sind 13
Kinder bezeugt. Bemerkenswert für die weitere Geschichte der Stammburg Buchenau
ist die Verbindung der Maria Magdalena von Buchenau
mit Wilhelm Gottfried von Seckendorf zu Oberzenn.
1669 am 14. Juli
lassen Georg Kemp und seine Gattin Anna
Margarethe (namensgebende Vorfahren des Verfassers), wohnhaft
in Michelbach, die Geburt ihres Sohnes Martino
in das Kirchenbuch eintragen.
1670 beginnt mit sehr strengem Frost vom 4.
bis zum 19. Januar. Doch verlief das Jahr vermutlich wieder
einmal ziemlich normal.
1670 vermählt sich Georg Franz von Buchenau
mit Anna Margarethe von Trümbach.
Aus der Ehe dieser Mitbesitzer des Kälberauer Gutes gehen zwei Kinder
hervor. Margarethe Christine und Hermann
Adam Karl von Buchenau. Mit denselben erlöscht dieser
Familienzweig.
1670 übernimmt Friedrich Kauper
die Pfarrei Somborn. Er beschwert sich bald über die mangelhafte Ablieferung
des kleinen Zehnten. Da nur die Hälfte abgeliefert wurde, kommt er zu der
Feststellung: „Auf dem Papier steht viel, aber wenig Einnahmen gibt es“.
1670 stirbt Landgraf Wilhelm VII. von Hessen-Kassel im Alter von 19
Jahren.
1670, am 12. Mai
wird in Dresden
Friedrich August von Sachsen
geboren. Er wird später noch die Geschichte des Freigerichtes mit beeinflussen.
Sein Großvater mütterlicherseits war König Friedrich III. von Dänemark.
1670
hat Seligenstadt wieder unter Einquartierung zu leiden.
1670 am
9. Oktober
muß Cornelius de Haase mit seiner Mühle „mitten im Ort“ Konkurs anmelden.
1671 beginnt
wieder mit sehr starkem Frost aber schneefrei. Selbst der Bodensee ist wieder einmal zugefroren.
1671 kommt
es um die alte Gemeindegrenzen, den Bachlauf im Luh, zwischen Hörstein und Wasserlos
zu ernsthaftem Streit.
Nachdem die Hörsteiner in einer Eingabe an den Mainzer Kurfürsten schon von
einer Erbfeindschaft berichten, sehen sich am 17. September Vertreter beider
Herrschaften, der Keller zu Steinheim und der Kammerschreiber zu Hanau, zu
einer Ortsbesichtigung genötigt.
Außer dem Landbereiter Schott waren auch Hörsteiner und Wasserloser zugegen.
Hierbei wurde sichtbar, dass Hörsteiner den Bachlauf in einen neu ausgehobenen
Graben geleitet hatten, wodurch sich die Wasserloser benachteiligt fanden. Da
jedoch der frühere Verlauf nicht mehr sichtbar war. konnte keine Einigung
erzielt werden. Es musste ein neuer Termin festgelegt werden, zu dem dann
Zeugen erbracht werden sollten, die sich des alten Laufes erinnern.
1672
ist der Winter wieder sehr trocken.
1672
wurde der Grenzstreit zwischen Hörstein und Wasserlos fortgesetzt. Man traf
sich am 5. Mai wieder am Bach im Luh.
Von Wasserlos
hatte man acht alte Männer mitgebracht und die Hörsteiner boten gleich dreizehn
Mann als Zeugen auf. Sie waren alle über 60 Jahre alt und sollten nun schildern, was sie
wussten und wer wann durch Aufschütten oder Abgraben den Wasserlauf verändert
hat.
Die einzige verwertbare Aussage kam von dem 70jährigen Hanß
Brückel aus
Hörstein.
Er führte aus, "dass er 1647 Baumeister (gewählter Gemeindearbeiter) in Hörstein war und damals auf
Anweisung des Centgrafen habe einen Graben hinundt bis an Taich machen
laßen". Da bei allen Zeugenaussagen offensichtlich Parteilichkeit
herauszuhören war, wurde beschlossen, neutrale Zeugen zu vernehmen.
Dies erfolgte dann im Aschaffenburger Rathaus. Nach Anhörung mehrerer Zeugen,
die als Auswärtige den Weg von Wasserlos nach Hörstein nutzten, kam man am 16. Mai 1672 zu einem Entscheid und legte den Bachlauf
fest.
Doch legten die Hörsteiner sofort Widerspruch bei beiden Kanzleien in Hanau und
Mainz ein!
Das Ende des Rechtsstreites erlebte der seit 1647 regierende Erzbischof nicht
mehr.
Einblick in die medicinische Versorgung im späten 17. Jahrhundert gibt
eine Zeugenaussage bei diesem Streit.
So erzählt der 62-jährige Philip Traser (verm. Trageser) aus Alzenau, dass er als Kind
wegen einer Verletzung durch den Biss eines Pferdes öfter zur Behandlung nach Hörstein
zum Bader gehen
musste.
Damals lebte man in einer Zeit, da alle, die über Naturheilkunde oder ähnliche
außergewöhnliche Fähigkeiten verfügten, noch der Hexerei verdächtig waren.
1672 gibt Pfarrer Kauper die
Pfarrstelle in Somborn auf.
Als Nachfolger kommt Vikar Dr. Paysen. Er geht jedoch schon
nach einigen Monaten.
1672, noch im selben Jahr übernimmt Adam
Udalrich Eysenwindt die Pfarrei.
Er beginnt wieder eine ordentliche Verwaltung. Seinen Kirchenbüchern ist zu
entnehmen, dass Horbach noch wüst ist.
In Albstadt erwähnt er „im Herrschaftsbereich derer von Reiffenberg und von
Hutten eine Kapelle zu Ehren der Hl. Philippus und Jakobus“.
Zehnteinsammler gibt es in den Orten Neuses, Altenmittlau, Bernbach und Trages.
1673
wurde auch unsere Heimat von der Schattenseite der Regierung des Sonnenkönigs Ludwig
XIV. von Frankreich berührt. So konnten sich im August ungehindert Truppen des französischen
Generals Turenne
für drei Wochen im Freigericht einquartieren und in unvorstellbarer Weise
plündern.
In Albstadt
wird die Kirche demoliert, die Glocke und Fahnen werden geraubt.
Eine Auflistung der Schäden in den Gemeinden des Freigerichtes ergibt die Summe
von 21.472 Gulden.
Erschwerend kam hinzu, dass ungünstiges Wetter das Einbringen der Frucht
behinderte.
1673 wird
auch wieder im Schloss Alzenau geklagt, dass der „Schneckenturm“ sich in einem
schlechten baulichen Zustand befinde. „Die Riegel seien alt und kein Gestück
wolle mehr halten“. Von Mainz kam der Bescheid, man solle ihn mit Bretter
verschlagen und mit Schiffsteer streichen.
Anhaltende Regen vom 1. bis zum 8. Juli führen zu starken Überschwemmungen.
1673 wird der Alzenauer Lehrer Söder mit
seiner ganzen Familie ein Opfer der Pest. Eine restaurierte Grabplatte am Anwesen
Rosenberger, Märkerstrasse 26, erinnert an den Tod dieser Familie. Das erste Schulhaus stand im
hinteren Teil dieses Anwesens.
1673
verstirbt Erzbischof von Schönborn.Lothar
Friedrich von Metternich-Burscheid (-1675) wird sein Nachfolger.
Während
seiner Amtszeit wurde vernutlich die Widerspruchssache der Hörsteiner um den
Bach im Luh behandelt. Es ist zu vermuten, dass der erste Entscheid bekräftigt
wurde.
1674 beginnt
mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Doch am 24. Januar sinkt die Temperatur stark
ab und läßt alle Flüsse zufrieren. Der Frost hält sich bis Anfang April.
1674 ist für
Alzenau Johannes Müller aus Seligenstadt als Ludirektor (Lehrer) bezeugt.
1675 wird
den Weinbauern, durch starken Frost an den ersten zwei Maitagen fast die ganze
Weinblüte zerstört.
1675 erwirbt
der Steinheimer Oberamtmann Philipp Erwein von Schönborn das Dorf
Niedersteinbach
von Philipp Joachim Forstmeister von Gelnhausen, für 2000
Gulden (allerdings
ohne Zustimmung der "jüngeren Linie", was sich später als Fehler
herausstellen sollte). Dem Verkauf stimmt sein Bruder Philipp
Benedikt Forstmeister von Gelnhausen zu. Der Erstgenannte war seit zwei Jahrzehnten
verheiratet und benötigte wohl das Geld für eine standesgemäße Lebensführung.
Philipp Erwein von Schönborn ist offenbar noch im gleichen Jahr verstorben.
1675
übernimmt sein Sohn Melchior Friedrich von Schönborn die Herrschaft in Krombach
mit Niedersteinbach.
In Mainz beendet auch Erzbischof Lothar Friedrich nach nur einem Jahr
Amtsführung sein Erdendasein.
1675 (-1678) Damian von der Leyen wird Nachfolger als
Erzbischof.
1676
beginnt mit viel Regen und Überflutungen.
1676 wird in Kassel, als drittes Kind von Karl von
Hessen-Kassel und Marie Amelie ihr Sohn, Friedrich geboren.
(Er sollte
eigentlich der Erbe des jetzt hessischen Freigerichtes werden, doch verzichtete
er und wurde König Frederik I. von Schweden).
1676 am
16. Februar wird Nikolaus Kemp ( Vorfahre des Verfassers) als drittes Kind von Georg und Anna Kemp in Michelbach geboren.
1677 beginnt
mit strengem Frost. Schon seit Anfang Dezember waren alle Flüsse
zugefroren.
Im Januar
schwächte sich der Frost ab, doch erst am 13. Januar begann das Tauwetter mit
Regenfällen und Überflutungen.
1677 übernimmt Landgraf
Karl von Hessen-Kassel die Regierung gegen den
Willen seiner Mutter, der Landgräfin Hedwig Sophie. Er ist mit Marie
Amelie Herzogin von Kurland vermählt. Schon bald nach seinem Regierungsantritt
bemühte er sich mit Graf Georg
von Waldeck und Wilhelm III. von Nassau-Oranien ein Bündnis gegen die Übergriffe Ludwigs XIV. von Frankreich zu schaffen.
1677 kann
Caspar von Bicken zum Hayn in Wasserlos ein komplettes Gut für 4000 Gulden seinem Besitz angliedern.
1677
vermählen sich Anna Margarethe und Herbold Reinhard von Buchenau. Beides Mitbesitzer des
Kälberauer Gutes. Aus dieser Ehe sind vier Kinder bezeugt. Anna
Klara, Ernst Adolf, Georg Eberhard und Sittich Ludwig von Buchenau. Ernst
Adolf von Buchenau vermählt sich mit einer Sophia Charlotte und setzt den Stamm derer von
Buchenau fort.
1678 wird
als gutes Jahr wahrgenommen.
1677 übernimmt Landgraf Karl von Hessen-Kassel die Regierung gegen den Willen seiner Mutter, der Landgräfin Hedwig Sophie. Er ist mit Marie Amelie Herzogin von Kurland vermählt. Schon bald nach seinem Regierungsantritt
bemühte er sich mit Graf Georg
von Waldeck und Wilhelm III. von Nassau-Oranien ein Bündnis gegen die Übergriffe Ludwigs XIV. von Frankreich zu schaffen.
1677 kann
Caspar von Bicken zum Hayn in Wasserlos ein komplettes Gut für 4000 Gulden seinem Besitz angliedern.
1677
vermählen sich Anna Margarethe und Herbold Reinhard von Buchenau. Beides Mitbesitzer des Kälberauer
Gutes. Aus dieser Ehe sind vier Kinder bezeugt. Anna Klara, Ernst Adolf,
Georg Eberhard und
Sittich Ludwig von Buchenau. Ernst Adolf von Buchenau vermählt sich mit einer Sophia
Charlotte und
setzt den Stamm derer von Buchenau fort.
Am 22. Oktober vermählt sich in Hörstein Johann Konrad Nimbler, knapp zwei Monate nach dem
Tod seiner ersten Gattin, mit Anna Margarete Henning geborene Cöpler.
Zu dieser Ehe ist eine nähere Betrachtung angebracht, da sich hier die
Problematik der sozialen Absicherung jener Zeit widerspiegelt.
Johann Konrad Nimbler hatte mit seiner ersten Gattin 3 Kinder gezeugt. Davon war das jüngste noch im
Säuglingsalter. Anna Margartete war mit etwa 20 Jahren einem wesentlich älteren Mann
angetraut worden, dem seine erste Frau schon 7 Kinder geboren hatte.
Wieviel Kinder zum Zeitpunkt der zweiten Eheschließung noch am Leben waren, sei
dahingestellt. Doch in den nachfolgenden 26 Ehejahren zeugte Johann
Konrad Nimbler
mit ihr noch 8 Kinder. Die Geburt seines letzten Sohnes konnte er nicht mehr erleben,
da er genau fünf Monate zuvor sein fruchtbares Erdendasein beendete. Insgesamt
wären diesem Elternpaar, einschließlich der angeheirateten, 18 Kinder zugehörig gewesen.
Viele der Kinder starben damals jedoch schon im Kindesalter. Für die Nachkommen
des Johann Konrad ist aus seiner ersten Ehe die Vermählung des zweitgeborenen Sohnes Johann
Caspar Nimbler
bezeugt und aus der zweiten Ehe, die Vermählung von Johann
Jakob Nimbler,
seinem zweitjüngsten Sohn. Bemerkenswert ist auch, daß alle Söhne die zu seinen
Lebzeiten geboren wurden, immer an erster Stelle den Vornamen des Vaters
trugen. Dies waren zwei aus erster und vier aus der zweiten Ehe. Die einzige
Ausnahme bildete der jüngste Sohn, der erst nach seinem Tod das Licht der Welt
erblickte.
Die 51-jährige Anna
Margarete (
verwitwete Nimbler, verwitwete Henning, geboren Cöpler) vermählte sich schon
fünf Monate später nochmal mit einem Freppon.
1679 war
ein heißes Jahr, das die Bevölkerung mit starken Unwettern belastete.
1679 kommt das Schutzbündnis der Wetterauer
Grafen gegen Frankreich zustande. Landgraf Karl von Hessen-Kassel
veranlaßt, daß die Reichsheeresmatrikel die 1521
festgelegte Truppenstärke wesentlich heraufsetzt.
1679 wird Karl
Heinrich v. Metternich-Winneburg Erzbischof.
Noch im gleichen Jahr folgt ihm Anselm Franz v. Ingelheim (-1695) als Erzbischof.
1680 begann mit einem milden Winter.
1680 werden in der höfischen Mode die Figur
betonenden gestrickten Trikothosen von Hosen aus gewebtem Stoff abgelöst. Die
relativ weiten Hosen gehen bis unter die Knie.
Die Unterschenkel werden mit Strümpfen bekleidet.
1680 übernimmt Ernst Wernsmann die
Pfarrei Somborn. Seinen Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass ihm von der
Kapelle Albstadt 5 Malter Korn zustehen, aber von dort würde
schon seit 1589 nichts mehr geliefert, „denn die
Herren von Hutten geben nichts“.
1680 wird am 23.
Dezember ein großer Komet gesehen.
1681 beginnt wieder mit strengem Frost. Am 29.
Januar versetzt ein Erdbeben die Bevölkerung in Angst.
Auch die Eisdecke auf dem Main brach durch die Erschütterung. Nachfolgend kommt
es nochmal vom 5. bis zum 26. Februar zu
strengem Frost.
1681 beendet Joachim Philipp Forstmeister von
Gelnhausen sein Erdendasein. Er hatte Niedersteinbach an den
Amtmann von Schönborn verkauft.
1681 war das deutsche Reichsheer von 4.000 auf 12.000
Reiter und von 20.000 auf 28.000 Mann zu Fuß angewachsen.
1681/82 Die Jahreswende war sehr stürmisch aber schnee- und frostfrei.
1682 kommt es vom 22. bis zum 31.
Januar durch heftige Regengüsse und Sturm zu den größten
Überschwemmungen seit Menschengedenken.
Bei den
Mainanliegern wurde es das größte Hochwasser seit 1342 registriert.
Auch das
nachfolgende Jahr war sehr niederschlagreich.
Dies mag mit Veranlassung gewesen sein, dass die Hörsteiner wieder
einmal den Luhbach in der Mainzischen Kanzlei zum Bewusstsein bringen.
Der Hörsteiner Centgraf Stenger mit seinen Schöffen und sämtlichen Geschworenen
richten einen Brief an den Erzbischof (bereits der dritte EB., der mit dem
"immerwehrenden und sogar in die Jugend eingewurtzelten
Hass" auf
die Wasserloser, konfrontiert wird).
Einleitend heißt es: "Euer Churfürstlich Gnaden wird underthänigst bereits
vielfältig referiert und bekannt sein, wie wir die Gemeind Hörstein mit denen
zu Wasserlos wegen eines Grabens und wilden Wasserflußes im Districte beed
Gemeinde gelegen, zum Proceß führen genötiget worden seind." --Man
unterschätzte wohl die Aufgaben eines Churfürsten und Erzbischofs, wenn man
glaubte, dass er schon mehrfach von dem mehr als acht Jahre zurückliegenden Streit
um ein paar Quatratmeter Boden gehört haben soll.
Doch im Interesse von Ruhe und Ordnung veranlassten die Kanzleibeamten von
Mainz einige Beamten der Kellerei Steinheim, in dem strittigen Gebiet Einschau
zu nehmen. Hierbei stellte man fest, dass nicht die verhassten Wasserloser,
sondern der arglose Betreuer des von Hoheneckschen Weingartens den neuen
Graben angelegt hatte. Vermutlich hatten die Hochwässer den alten in seiner
Form verändert.
Dem Freiherrn Johann Heinrich Paul von Hoheneck, der noch nicht lange im
Besitz des Gutes in Wasserlos war, lag weder an einer Bereicherung um ein paar
Schollen, noch an einem Streit mit den Anliegern von Hörstein.
Er ließ den
alten Grabenverlauf gemäß den Aussagen der Hörsteiner wieder richten und
übernahm sogar die Kosten für die Einschau der Steinheimer Beamten.
Nun war den Hörsteinern aber jeder Grund genommen, weiter auf die „bösen“
Wasserloser zu schimpfen.
Aber ihre Nachkommen formten aus dem Streit eine Sage um einen Mann, der
wissentlich falsch geschworen hatte und deshalb nachts im Luh als Geist
erscheine, um einsame Wanderer zu erschrecken.
(Diese Sagengestalt gab noch im frühen 20. Jahrhundert manchen Jugendlichen
Anlass zu nächtlichem Schabernack. Der Ausgangspunkt war fast immer ein
Wasserloser Wirtshaus und die Situation, dass sich in feuchtfröhlicher Runde
jemand der Furchtlosigkeit brüstete. Nachfolgend machte sich eine Gruppe eilig
auf den Weg zum Luh, wo sie dem angeblich furchtlosen Mann auflauerten.
In einem günstigen Augenblick sprang ihm einer auf den Rücken und ließ sich ein Stück bis vor Hörstein
tragen. In einem günstigen Augenblick sprang der Aufsitzende dann wieder ab, um
unerkannt zu entkommen.
Eine überlieferte Pointe war noch der mit gedämpfter Stimme vom
"Luhmännche" vorgetragene Satz: "Alle guten Geister loben Gott
den Herrn". Der letzte bekannte Schlepper stammelte darauf: "Ich
aach".
Natürlich war derselbe nachfolgend dem Gespött derer ausgesetzt, die den Unfug
mitverfolgt hatten.)
1682 wird
unter E.B. Anselm Franz von Ingelheim die allgemeine
Schulpflicht verkündet.
Dies wird über
lange Zeit als Eingriff in familiäre Erziehung gesehen.
Dass es aber noch andere Probleme für Lehrer gab, zeigt ein Beispiel im Jahr 1690 in Alzenau.
1682 hatte
sich das Zusammenleben in den Gemeinden wieder normalisiert.
Für die "Gemeindt Alzenau" wird in diesem Jahr ein Gemeindebuch begonnen.
Zu Beginn sind die zwei Landschöffen Hanß Gissner und Conradt
Drageser
erwähnt. Außerdem werden noch vier Geschworene genannt, Johannes
Zeller, Claß Dittemer, Philibs Reinert und Reinert Botzem. Die Einträge lassen erkennen, dass man wieder zwei
Gemeindeversammlungen im Jahr abhielt, am 26. Juni und 11. November.
Die Versammlungen sind in ihrem Ablauf den früheren Märkerdingen vergleichbar,
nur mit dem Unterschied, dass sich nicht mehr die Märker (Grundbesitzer) von
den drei Centen, sondern nur von einer Gemeinde versammelten. ( Zu Beginn des
21. Jh. hielt man im alten Alzenau: 2000, 2004 und Ende 2007 eine
Bürgerversammlung ab, um peinlichen Fragen auszuweichen)
Auch war die Bezeichnung des Märkers in Nachbar oder Bürger verändert.
Der Begriff Bürger hatte in Verbindung mit dem Schloss Alzenau bei uns Eingang
gefunden (Urkunde von 1400), wurde jedoch nicht gebräuchlich.
Zu den Versammlungen musste jeder Nachbar (steuerpflichtiges Familienoberhaupt)
erscheinen. Unentschuldigtes Fernbleiben wurde mit einer Geldstrafe in die
Gemeindekasse belegt.
Wie bei den Märkerdingen der Markmeister, so ist nun der Bürgermeister Leiter der Versammlung. Der
Heimburger
ist noch in gleicher Art sichtbar wie 400 Jahre vorher.
Sie waren gewählte Amtsträger im Interesse der Gemeinde. Im Gegensatz dazu gab es auch Schultheiße, die jedoch als Steuereintreiber
der Herrschaften
in dieser Runde offiziell nicht vertreten waren.
Das Schultheißenamt war eine mit gemischten Gefühlen wahrgenommene Aufgabe.
In vielen Gemeinden regelte man dies in der Art, dass nacheinander
jeder der gewählten Schöffen im Jahreswechsel und in festgelegter Reihenfolge
dieses Amt übernahm.
So wurde keiner auf Dauer mit dem negativen Geruch der Aufgabe belastet.
Die Probleme,
die in den Gemeindeversammlungen zur Sprache kamen, waren weitgehend denen der
Märkerdinge ähnlich.
Schwerpunkt waren Vergehen gegen die Regeln der ordentlichen Nutzung von Feld,
Wald und Weide.
Wie einst, um 1290 Reinhard von Rannenberg wegen eigennütziger Holzeinschläge
(und nachfolgendem Kohlebrennen) gerügt wurde, so wird 1687 gerügt, "dass (dem) Hanß
Conradt Rodt sein Knecht dreij Buchenstamm hadt gehaugen".
Er wird mit 1 Gulden und 15 Weispfennig bestraft.
Natürlich waren zum Schutz gegen derartige Gesetzesbrecher in Wald und Feld (und Gemeinde) Hüter,
Schützen oder Meister angestellt.
Für den Wald war es der Heghüter, (seine Aufgabe ist die des Försters in heutiger
Zeit).
Für die Felder und Weingärten gab es die Flur- und die
Weingartsschützen.
Hier ist noch anzumerken, dass die bisher genannten berechtigt waren, eine Schusswaffe
zu tragen.
Für die Sicherheit aller gemeindlichen Bauten, sowohl Hoch- wie auch Brücken-,
Wege- und Wasserbauten gab es noch den Baumeister.
Eine Besonderheit war noch der Weinmeister. Mit ihm mussten am Martinstag, dies war der Tag
der Herbstversammlung, die Schankwirte und der Wirt des Gemeindewirtshauses
abrechnen.
Der Weinausschank war ja das erste, was von der Doppelherrschaft Mainz und
Hanau mit einem Zoll belegt wurde. Außerdem erhielt der Landbereiter im
Freigericht einen Teil seines Gehaltes von den Schankwirten.
Mit dieser Aufgabenstellung war der Weinmeister vergleichbar dem Schultheiß.
Als Versammlungsort diente das Rathaus oder das Wirtshaus.
Auch der Platz auf dem Kirchberg, wo früher manchmal Märkerding gehalten wurde,
ist einmal zur Versammlung gewählt worden. Doch nahm man davon wieder Abstand,
der Platz war wohl mit unangenehmen Erinnerungen verbunden.
Das Ganze lässt erkennen, dass es auch im Freigericht neben der
herrschaftlichen Verwaltung des Amtmannes für das Freigericht, die an den
offiziellen Amtstagen aus Verhören und Verhandlungen im Schloss Alzenau
bestanden, wieder Gemeindeverwaltungen gab, die sich um Ordnung in den
Gemeinden bemühten.
Die Konstellation ist der in den
Städten vergleichbar, die einem Fürsten unterstanden. Beispielhaft gab es in
Würzburg die Vertretung des Bischofs als Oberrat und die Vertretung der Stadt als
Unterrat.
1682 wird Franz Heinrich Tautphoeus als
Zentgraf in Hörstein sichtbar.
1683 wird das milde Frühjahr
erwähnt, das die Bäume und Sträucher früher erblühen ließ.
1683 stehen die Türken erneut vor Wien
und beginnen damit eine bis 1699 dauernde Belagerung, die das habsburger
Kaiserhaus umsomehr belasten, da Ludwig
XIV. von Frankreich in
die rechtsrheinischen Gebiete eindringen will.
1683/84
begann mit einem strengen Winter von November bis April. Dem nassen Frühjahr folgte
jedoch ein trockener und heißer Sommer. Dadurch kam es zwar zu einer besonders
guten Weinernte, doch konnten die Felder wegen der Trockenheit nicht bestellt
werden. Trotz vieler Bittprozessionen um Regen kam kein Tropfen. Es wuchsen
weder Kraut noch Rüben und kein Gras. Das Futter wurde knapp und viele Bauern
mussten ihr Vieh zu Schleuderpreisen verkaufen.
1685 war wieder ein
ungünstiges Jahr für die Landwirtschaft.
April und Mai waren heiß und trocken. Doch ab 25.
Mai traten wiederholt starke Nachtfröste
auf. Am 11. und 12. Juli mussten die
Leute bei Arbeiten im Freien Handschuhe anziehen.
1685 öffnet Landgraf Karl von
Hessen-Kassel, als erster Fürst in
Deutschland, sein Land für französische Glaubensflüchtlinge (Hugenotten). Mit einem
Vertrag sichert er ihnen am 18. April die bestmöglichen Bedingungen für ihre Neuansiedlungen.
1685 am 24.
November werden die Bewohner der
Gemeinde Arandsee bei Magdeburg durch eigenartige Veränderungen beunruhigt. Die Häuser
scheinen sich zu verziehen. Die Türen und Fenster lassen sich nicht mehr
richtig öffnen und schließen. Am nachfolgenden Tag, dem 25. November kommt es zu
einer unvorstellbaren Katastrophe. Ganz plötzlich quillt Wasser und Schlamm aus
dem Boden und alles beginnt sich zu bewegen. Die Bewohner und die Familie des
Betreibers der Windmühle, können sich gerade noch auf etwas entfernteres Gebiet
retten, bevor das ganze Dorf im See versinkt.
Die Priester bezeichnen es als eine Strafe Gottes (
für was ). Die Ursache für diese Katastrohe und eine überlieferte die von vor
fast 900 Jahren, liegt jedoch etwa 10.000 Jahre zurück.
Bodenuntersuchungen ergaben, daß sich unter einer Gipsschicht riesige
Salzablagerungen befinden. Diese Schicht bekam durch die Erschütterung der
eurasische Platte, durch den Planetoideneinschlag 8496 v. Chr. Risse und
ließ nachfolgend Wasser eindringen, durch das
die Salzschicht aufgeweicht wurde. So kam es langsam zur Absenkung der
darüberliegenden Erdschichten.
Erst in geschichtlicher Zeit wurden diese Veränderungen zur Kenntnis genommen.
In den letzten Jahren wurden die Ursachen erforscht und durch
Unterwasserarchäologen konnte das versunkene Dorf lokalisiert werden. Als
Zeugnis der ehemaligen Windmühle konnten sogar die zwei Mühlsteine geborgen
werden.
(Dieses Ereignis läßt erkennen wie ungeeignet die Salzstöcke in Nidersachsen
als Atomlager sind.)
1685 stirbt Graf Friedrich Kasimir von
Hanau-Lichtenberg. Als sein Erbe übernimmt Graf
Philipp Reinhard von Hanau-Lichtenberg die Regierung. Er ist
in erster Ehe vermählt mit Pfalzgräfin Magdalene Claudine von Birkenfeld.
Nach deren Tod vermählt er sich nochmals mit Herzogin Charlotte
Wilhelmine von Sachsen-Coburg-Saalfeld.
1686 wird ein schöner aber trockener Sommer notiert.
1686 tritt Landgraf Karl von Hessen-Kassel dem Augsburger Bündnis, des
Kaisers mit dem oberrheinischen Kreis bei,
um sich gemeinsam gegen die Bedrohung von Ludwig XIV. von Frankreich zu wehren. Zu dieser Zeit hatte Frankreich die gesamten
linksrheinischen Gebiete besetzt, mit Ausnahme der hessischen Burg Rheinfels.
1686 wird Pfarrer Wernsmann von
Somborn nach Hörstein versetzt.
In Somborn folgt Adam Geist.
1687 wird außer
Hochwässer Anfang Februar nichts nachteiliges zum Wetter erwähnt.
1687 wird in Albstadt nochmals die Hofrait derer von
Hutten erwähnt.
Zu der „Rittershofrait“ gehörte die größte Hube, genannt die Bernhut. Das
adelige Gut „stoßt oben uff die Ruden und unten uff die Wippersgassen, die ghen
Michelbach geht.“ Das Gut befindet sich bald im Eigentum des Stiftes
Aschaffenburg. Es geht dan zu Lehen an die von Ried, von Reiffenberg, von
Ingelheim und
zuletzt von Dalberg. Zu dem Huttenhof gehörte noch der Schafhof mit dem Recht 400 Schafe
in der Mark zu weiden und die Einnahme des großen und des kleinen Zehnten.
1687 sind wieder umfangreiche Dachreparaturen am Schloss
Alzenau auszuführen.
1688 begann mit einem strengen Winter, der nur in der
zweiten Februarhälfte durch zwei Tage Tauwetter unterbrochen wurde. Nachfolgend
war es nochmal "bitterkalt".
1687 wird
in Albstadt
nochmals die Hofrait derer von Hutten erwähnt. Zu der „Rittershofrait“ gehörte die größte
Hube, genannt die Bernhut. Das adelige Gut „stoßt oben uff die Ruden und unten
uff die Wippersgassen, die ghen Michelbach geht.“ Das Gut befindet sich bald im
Eigentum des Stiftes Aschaffenburg. Es geht dan zu Lehen an die von
Ried, von Reiffenberg, von Ingelheim und zuletzt von Dalberg. Zu dem Huttenhof gehörte
noch der Schafhof mit dem Recht 400 Schafe in der Mark zu weiden und die
Einnahme des großen und des kleinen Zehnten.
1687 sind wieder umfangreiche Dachreparaturen am
Schloss Alzenau auszuführen.
1688/89 war man in Michelbach mit dem Neubau einer Kapelle
bemüht. Der Hauptbau war mit 19 Schuh Breite und 27 Schuh Länge relativ
bescheiden ( knapp 6m x 7,5m ). Doch hatte man noch
einen hölzernen Chor angefügt, so konnten wohl alle Gläubige Platz finden. Der
Bau war erforderlich, da ein Vorgängerbau aus dem 14. Jh. seine Aufgabe nicht
mehr erfüllen konnte.
Das Patronatsrecht hatte die Familie von Bicken
in Wasserlos. Dies läßt vermuten, daß diese Familie damals noch große
Besitzungen in Michelbach hatte.
1689 beginnt mit einem harten Winter. Ab dem 22.
Januar kommt es zu Tauwetter mit viel Regen und Stürmen.
1689 gelingt es den Bündnistruppen unter Führung
von Karl von Hessen-Kassel, Mainz und Bonn von der französischen
Herrschaft zu befreien.
1690 wird die erste Jahreshälfte als zu kühl und feucht
vermerkt.
Im gleichen Jahr werden in Alzenau erstmals sieben „Feuerläufer“ benannt, die
bei Bränden die Nachbargemeinden zu Löschhilfen alarmieren.
1690
übernimmt Bartholomäus Fey die Pfarrei Somborn. Er
kam vom fuldischen Priesterseminar.
1690 erwirbt die Gemeinde Großwelzheim ein Haus, um
einem "Winterschullehrer" den Raum zum Unterrichten der Kinder zu
bieten. Dem Lehrer wurden als Lohn 5 Malter Korn und 10
Gulden im Jahr gegeben. Die Aufgabe übernahmen kleine Handwerker nebenberuflich
sofern sie grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen hatten.
1690 wurde
Johannes Schücker mit dem Lehramt in Alzenau betraut.
Doch konnte er nicht lange bleiben, da "seine Frau wegen ihres
bösen Mauls und schändlichen Reden solche Feindschaft heraufbeschwor und des
Pfarrers Wohlgewogenheit so zertrümmert, dass der Schulmeister auf höchste
Gefahr des Weichens gestanden..."
Trotz nochmaligem Versuch musste man sich von dem Schulmeister trennen, "da
auf keine Besserung der Schulmeisterin zu hoffen ist"! (Höhne: 200 Jahre
Pfarrkirche Alzenau)
Sein Nachfolger als Lehrer und Kirchendiener war Johann Stein aus Orb.
1690 wurde
in Alzenau der Aufbau einer Feuerwehr beschlossen. Den Schwerpunkt sah man zu Beginn
jedoch in der Bestimmung sogenannter Feuerläufer. Diese waren Personen, die
nach Ausbruch eines Brandes durch Ausrufen Helfer zur Brandbekämpfung
auffordern sollten.
1691 war
ein sehr schlechtes Jahr für die Bevölkerung. Nach einem strengen und langen
Winter, gab es Ende Mai noch drei Tage mit Nachtfrost und bereits Mitte
September kam
es schon wieder zu frostigen Nächten.
1691 am
10. März verstarb
in Hörstein der Landbereiter Schott. Eine Besonderheit war, daß er kurz vor seinem Tod
noch zum katholischen Glauben konvertiert war. Sein Nachfolger wird der
Zentgraf Franz Heinrich Tautphoeus.
1691 erfolgte eine Währungsumstellung betreffend das Kleingeld.
Der Albus oder Weißpfennig wurde vom Kreuzer abgelöst. (60 Kreuzer waren 1 Gulden)
1691
wird der Antrag gestellt, das Amtshaus unter dem Schloss (ehem „Nebengebäude“)
wieder herzustellen, da es schon seit längerer Zeit nicht mehr bewohnbar sei.
Der Amtmann sei genötigt, seine Amtstage in Hörstein abzuhalten und die
Untertanen des Freigerichts hätten sich schon beschwert, dass sie gegen alle
Gewohnheit nach Hörstein zu den Gerichtstagen müssten.
Nachfogend wird ein Kostenvoranschlag erstellt.
Für das Kälberauer Gut ist zu dieser Zeit als Besitzer Wolf
Herbold von Buchenau anzunehmen.
1691 wird die Bevölkerung durch einen strengen
Winter und sehr trockenen Sommer belastet. In Berlin-Spandau schlägt am 31. August ein Blitz in den Pulverturm, die Folgen sind wie üblich.
1692 war
in seinem Wetterablauf genau so unangenehm wie das vorangegangene Jahr. Nach
einem langen Winter kam ein regenreicher Sommer. Trotzdem konnte eine gute
Getreideernte eingebracht werden.
1692 wurde am 24. Mai Alzenau durch eine
Brandkatastrophe zu mehr als die Hälfte zerstört. Am Vormittag war der Brand
ausgebrochen und hatte 25 Wohnhäuser und 27 Nebengebäude zerstört.
Außerdem wurde der
Verlust von 10 Keltern beklagt. Eine Frau und zwei Kinder kamen dabei ums Leben. Eine
Brandbekämpfung war nicht möglich, da fast nur Alte und Frauen mit Kindern zu
Hause weilten. Die Männer arbeiteten in den benachbarten Städten.
Die einfache Bauweise, mit Fachwerkwänden und Holzschindel- oder Strohdächern,
bot den Flammen reichlich Nahrung. Der Wiederaufbau erfolgte vermutlich
weitestgehend in Eigenleistung. Positiv ist dabei zu sehen, dass die alte
Markwaldordnung allen Betroffenen die kostenlose Bereitstellung des Bauholzes
bot. Die erforderliche Masse (je Haus vier Stämme und je Scheuer zwei Stämme
und das zusätzliche Holz für Ausstakung der Gefache und Decken, das
unkontrolliert geschlagen wurde) dürfte zu dem schlechten Zustand des Waldes
beigetragen haben, der bei Verkündung der neuen Waldordnung für das Freigericht
1733
für einige Gemeinden beklagt wurde.
Zehn Jahre nach dem Brand wurde die Bevölkerung von Alzenau mit 102 (steuerbaren) Personen
angegeben.
1692 verkauft Maria von Bicken, geb. von Waldersdorf, 2/3 des großen und kleinen
Zehnten des Schafhofes zu Großwelzheim an das Stift St. Peter und Alexander in
Aschaffenburg.
1692/93
verlief der Winter fast ohne Frost. Bereits im Februar konnte man auf die
Ofenheizung verzichten. Jedoch von März bis Ende Mai kam es wiederholt zu
Schneefällen und Frösten. Der Sommer war von starken Unwettern gekennzeichnet,
sodass es nur eine spärliche Ernte gab.
Über das Aussehen der Häuser jener Zeit geben uns außer den Darstellungen auf
den Karten von 1582 und 1592 auch einige archäologische
Spuren Hinweise.
Als bäuerliches Wohnstallhaus (vermutlich ein quergeteiltes Einhaus) konnte ein Gebäude (jetzt
„am Burgsteg“) in Alzenau erkannt werden, das der Brandkatastrophe von 1692 zum Opfer fiel und beim
Aushub einer Baugrube als Kulturschicht sichtbar wurde.
Das Gebäude war eingeschossig in
Fachwerkbauweise ausgeführt. Das Fehlen jeder Form von Steinfundament lässt auf
einen Bau im oder nach dem dreißigjährigen Krieg schließen.
Die Gesamtlänge war vermutlich etwa 10 m, bei einer Breite von 6 m.
Der südliche Teil war für Wohnzwecke und der nördliche, größere Teil für Tier-
und Vorratshaltung. Die Nutzungsart konnte durch die Fundobjektlage gedeutet
werden.
Eine genaue Datierung durch H. Dr. Wamser ermöglichte ein schön bemalter Vorratstopf.
Das Gebäude stand in Nordsüdrichtung. Dass zu dieser Wirtschaftseinheit noch
Nebengebäude gehörten, darf als sicher angenommen werden.
Ein Beispiel für Wohnbauten des niederen Adels sehen wir am Michelbacher Schlösschen sowohl in der Darstellung
auf der Jordanschen Karte wie auch durch archäologische Befunde. (Die Karte von
Elias Hoffmann von 1582 kann nur bedingt als Zeugnis dienen, da sie der Kartograph innerhalb
von drei Tagen Feldarbeit aufnahm und dann anhand der Skizzen ausarbeitete. So
wird in Michelbach dem Schlösschen ein mächtiger Viereckturm beigezeichnet und
im Gegensatz dazu ist anstatt der beherrschenden Burg Alzenau nur ein
undefinierbarer Haufen dargestellt.)
Restaurierter Leitfund von der
Grabungsstelle "Burgsteg", datiert auf 1692
weitere Grabungsfunde
Das sogenannte Schlösschen
in Michelbach entwickelte sich aus einer ehemaligen Talmotte.
Dies waren frühe Herrensitze, die sich aus den Fluchtburgen des 10. Jh. in der
Art ergaben, dass man einen Teilbereich durch Erdaufschüttung erhöhte und
darauf einen Wohnbau errichten ließ.
So hatte die ehemalige Wasserburg ihre Umwandlung zu einem Schloss
(Dauerwohnsitz einer Herrschaft) in der Art vollzogen, dass die Nachkommen der
ehemals Freigestellten innerhalb der durch Graben, Gebück und Zaun
gesicherten Anlage in Südnordrichtung eine Aufschüttung von etwa 2 m vornehmen
ließen. Auf einer so geschaffenen erhöhten Fläche von etwa 20 m auf
12 m wurden Steinfundamente von einem Meter Stärke im Außenbereich und in der Mitte, in Südnordrichtung
eingebaut.
Der mittlere Fundamentstreifen war kürzer, da die nördlichste und südlichste
Firstsäule beim Vollwalmdach relativ weit im Haus standen.
Auf diesem dreistreifigen Fundament erstellte man einen
doppelgeschossigen Firstsäulenbau. Das heißt, dass der mittlere
Fundamentstreifen mehrere Säulen aufnahm, die in voller Höhe den Firstbalken
trugen. Der erste Wohnbau war vermutlich nur Fachwerk.
In späterer Zeit, vermutlich 12. oder 13. Jh., wurde ein Neubau erichtet,
nachdem man die vorhandenen äußeren Streifenfundamente durch Querfundamente
südlich und nördlich zu einem geschlossenen Rechteck ergänzte. Nun konnte man
ein festes Haus errichten.
Die äußere Gestalt war zeittypisch, im Erdgeschoss in Steinbauweise und
aufgesetzte Fachwerkgeschosse mit Vollwalmdach.
Zu der Darstellung in der Jordanschen Karte ist noch anzumerken, dass die
"Sintflut" von 1342 eine Auflandung von 1,4 m brachte
und deshalb die Nebengebäude aus dem späten 14. Jh. stammten.
Im dreißigjährigen Krieg waren das Dach und das Obergeschoss des Wohngebäudes
durch Brand weitgehend zerstört worden. Es sollte fast ein Jahrhundert dauern,
bis ein neuer Wohnbau, "das Schlösschen", errichtet wurde.
1693 wird der Müller Ulrich
Habermann in der Pfarrmatrikel
erwähnt. Er ist vermutlich ein Nachkomme der 1667 schon als Mühlenbesitzer erwähnten „Habermänner“.
1694 beginnt sehr kalt und mit viel Schnee der bis zum 10. Februar liegen bleibt.
1694 kommt in Sachsen der Zweitgeborene, Friedrich August
an die Regierung.
Der Anlaß war die übergroße Liebe seines älteren Bruders zu seiner, an Blattern
erkrankten Lieblingsmätresse Sybilla Magdalena von Neitschütz. Johann
Georg IV. von Sachsen küsste die Sterbende nochmal und starb ebenfalls kurz
darauf an der gleichen hochansteckenden Krankheit. Es gibt jedoch Vermutungen,
daß beide durch vergiftete Speisen ihr Leben beendeten.
1694/95 belastet die Bevölkerung
wieder durch einen extremen Winter.
1695 (- 1729) wird Lothar Franz von Schönborn Erzbischof in
Mainz.
1695 (-1699) übernimmt Johann Peter Käs das Amt des Ludirektors
in Alzenau.
1695 übernimmt Nikolaus Braun die Pfarrei Somborn.
1695 rügt der Alzenauer Feldschütz, dass "der Johann Reusert der
jung auff der Sauersmuhl beim Ruhstock durchs korn gefahren". Dies war
natürlich ein erheblicher Flurschaden und deshalb eine strafbare Handlung in
der Gemeindeflur.
Zur Bezeichnung "Ruhstock" ist anzumerken, daß man viele Lasten
(Grünfutter), in einem Tuch eingebunden auf dem Kopf nach Hause trug. Da das
Aufnehmen dieser Lasten, der schwierigste Teil war, aber bei langen Wegen, hier
aus dem Unterprischoß nach Alzenau, eine Erholungspause angebracht war, wobei
man sich der Last zeitweise entledigen wollte, erstellte man auf halbem Weg,
einen Ruhstock. Dies war ein Holzbock aus senkrecht eingeschlagenen Pfosten mit
Querbalken in Kopfhöhe. Auf diesem "Ruhstock" konnte man die Last
auflegen und nach der Pause wieder aufnehmen ohne sich bücken zu müssen. Diese
besondere Art von Rastplatz ging als Orientierungshilfe in das Bewußtsein der
Gemeindemitglieder.
1696 war wieder ein sehr milder
Winter. Die Bauern begannen bereits im Februar
mit der Feldbestellung. Doch im März
kam es nochmal für drei Wochen zu einem Wintereinbruch, mit einer geschlossenen
Schneedecke.
1696 am 16. Juni heiratet Johann
Habermann die Müllerstochter Susanne
Heilos aus Kälberau.
1697 am 25. Februar wird Philipp Wilhelm von Boineburg
von Kaiser Leopold in Wien als Reichshofrat bestätigt. Sein Vermögen ermöglicht
später seinem Vetter Wolf Daniel von Boineburg, den er zum Erben
einsetzt, die Instandsetzung des Klausengutes in Kälberau.
1697 verhandeln die Gebrüder
Cotrell aus Hanau, als Besitzer der Mühle unterm Schloß, mit der Mainzer
Hofkammer wegen Verkauf ihrer Erbstandsmühle. Ihrem Ansinnen wurde drei Jahre
später zugestimmt.
1697 war durch starke Regenfälle im Mai und nochmals durch Dauerregen vom 13. Juli bis 10.
August beeinträchtigt,
der nur an 3 Tagen aussetzte.
1697 kam es wieder zu einem strafbaren Flurschaden in Alzenau. Denn
"des Adam Roden pert bey nächtlicher weill im kumpgarten Adam Hoffmanns
kapes haben gefressen."
Vermutlich hatten die Pferde eine der drei trockenen Nächte genutzt, um das
Krautland abzuernten.
1697
kann Prinz Eugen
das zahlenmäßig überlegene türkische Heer von Sultan Mustafa II.
vernichtend schlagen. Mit diesem Sieg beginnt das Ende der Belagerung Wiens und
der Rückzug der Türken aus Europa.
1698 werden für Dachreparaturen auf Schloss Alzenau 5.000
Dachziegel gebraucht.
1698 war sehr verregnet und kühl. Doch der
nachfolgende Winter war fast ohne Schnee.
1698 beginnen Verhandlungen zwischen Kaiser Leopold und König
Ludwig XIV. von Frankreich um die Erbfolge in Spanien.
Beide sind Nachkommen spanischer Prinzessinnen und machen Ansprüche geltend, da
der spanische König Karl II. kinderlos ist.
Karl II. von Spanien setzt jedoch Joseph Ferdinand von Bayern zum
Gesamterben ein.
1699 beginnt mit einem milden Winter ohne Schnee. Der Spätsommer ist
trocken und der September nochmal sehr heiß.
1699 (-1712) ist Johannes Metzler als Lehrer in Alzenau.
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aktualisiert: Jan 2007 (C) Werner B.
Kempf