Wer zu Beginn des dritten Jahrtausends noch Zeit
findet seinen aufmerksamen Blick über unsere Heimat gleiten zu lassen, der
sieht schöne Wohnsiedlungen die sich überwiegend in Hanglagen dem Beschauer
richtiggehend präsentieren.
Die über Jahrhunderte dominierenden Kirchen hat man weitgehend "ins Dorf
geholt" und nur ein einziger Industriekamin ragt noch zwischen Alzenau und
Kälberau in den Himmel.
Ziegelei Zeller
In Alzenau blieb die Burg oder das Schloss, wie sie urkundlich bezeichnet wird,
als letzte von vielen "burglichbauten" erhalten und in Kälberau steht
die Kirche noch auf der Höhe neben dem alten Königsweg. Hier hat man die Kirche
nicht ins Dorf geholt, wie in Alzenau, stattdessen wuchs das Dorf in den letzten
Jahrzehnten teilweise um dieselbe.
Während Kälberau heute eine beliebte Wohnsiedlung mit wieder ansteigenden
Einwohnerzahlen ist, war es über lange Zeit zu einer fast bedeutungslosen
Gemeinde geschrumpft. Trotzdem oder gerade deshalb erscheint es angebracht von
diesem Standort aus den Blick über das ehemalige "Freie Gericht vor dem
Berg Welmisheim" zu richten.
Das "Freigericht" ist ein relativ junges und geografisch kleines
Gebiet, wie es in der Karte dargestellt ist.
Der begriffliche Hintergrund wird in der geschichtlichen Zeitenfolge behandelt.
Freigerichtkarte von Elias Hoffmann 1582
Bevor die Landschaft das uns vertraute Aussehen bekam, waren jedoch Naturkräfte
am Wirken, deren Dimensionen wir uns auch für unsere Heimat kaum vorstellen
können.
Nach Untersuchungen von Meteoritengestein aus dem Arizonakrater sollen
sich vor 4.567.000.000 Jahren Materiepartikel zu der Kugel zusammengeballt
haben die wir jetzt bewohnen. ( ob die Zahlenfolge 4567 stimmt oder der Scherz
einer Forschergruppe ist kann man als Laie nicht überprüfen )
Den letzten "Schliff" vollzogen schließlich die Eiszeiten im
wörtlichen Sinne.
Zu den Eiszeiten gibt es Erklärungsversuche, aber auch neuere
Forschungsergebnisse. Unabhängig davon kann ein physikalisches System als
Grundschema gelten: Die Größe unseres Planeten Erde und der Abstand zu unserer
Sonne ermöglichte die Ansammlung von Wasser, in flüssiger und erstarrter Form
auf der Oberfläche. Die Sonneneinstrahlung führt jedoch zur Verdunstung und
Wolkenbildung in den eisfreien Gebieten. Wolken reduzieren aber die
Wärmeeinwirkung und führen zu Niederschlägen in Form von Regen und Schnee. Dies
hat zur Folge, dass eine große Verdunstungsfläche, d. h. Wasseroberfläche (und
Vegetationszonen) eine große Wolkenbildung erbringt und dadurch die
Sonneneinstrahlung verringert. Daraus ergibt sich ein Absinken der
Durchschnittstemperatur und Ausdehnung der Vereisung. Mit der Ausdehnung der
vereisten Polkappen und Vergletscherung von Vegetationszonen reduzieren sich
die Verdunstungsflächen und die Wolkenbildung.
Weniger Wolken ermöglichen wieder die Zunahme der Sonneneinstrahlung und
langsames Abschmelzen von Gletschern. So ergibt sich über lange Zeiträume ein
Wechselspiel zwischen Warmzeiten mit viel Sonneneinstrahlung und starker
Verdunstung bis zu einem Maximum an Wolkenbildung und daraus resultierend
wieder Absinken der Temperatur bis zu einem Minimum an Wolkenbildung und
Maximum der Vergletscherung. Die Veränderung der Durchschnittstemperaturen
betrug mehr als 10 Grad. Dieser Erklärungsversuch
war als "Perlenkettetheorie" lange Zeit Lehrmeinung. Neuere
Forschungsergebnisse zeigen jedoch auch andere Ursachen. So kennt man jetzt
Einflüsse auf das Strömungsverhalten der Luft- und Wassermassen durch
Kontinentalverschiebungen mit Vulkanismus und kosmische Einflüsse, wie
Einschläge von Planetoiden (z.B. Nördlinger Ries).
Betreffend die Entstehung von Leben ist es angebracht die Erkenntnisse des
Genetikers William Martin zu beachten. Er kam zu dem Schluß, daß sich vor etwa
vier Milliarden Jahren der erste Einzeller am Grund des Meeres bildete. (
Spiegel 32/2016).
Zum Vulkanismus kann hier auf den letzten
Ausbruch in der Eifel hingewiesen werden. Durch die bis zu 10.000 Meter hoch
geschleuderte Asche verdunkelte sich der Himmel und brachte ein Absinken der
Durchschnittstemperatur um 5 Grad.
Dieser Ausbruch vor etwa 10.000 Jahren bildete wohl den Hintergrund für
die sagenhafte Angst nachfolgender Kulturen Nordeuropas, dass ihnen der Himmel
auf den Kopf fallen würde.
Eine relativ neue Erkenntnis zur letzten großen Eiszeit, die bis vor etwa 10.000
Jahren anhielt, ist die Bildung einer Caldera (wannenartige Eintiefung)
bei Sumatra.
Klimatische Veränderunger der letzten 100.000 Jahre
Zeugnisse solcher Katastrophen sind Ablagerungen und Funde aus den Lehm-
und Kiesgruben.
Das älteste Zeugnis von Menschen in unserer Heimat, ein altsteinzeitlicher Faustkeil,
am Meerhofsee bei Alzenau von Arnold
Hein gefunden.
Diese Art Faustkeile waren nur bis zum Beginn der letzten großen Eiszeit in
Gebrauch.
Das Alter des Alzenauer Faustkeiles wurde von Prof. Dr. Wamser mit mehr
als 100.000 Jahren gedeutet. Ein weiterer Faustkeil wurde 1998 bei der Grabung auf dem
Theaterplatz in Aschaffenburg geborgen.
Diese Datierung muß nach neueren Forschungsergebnissen angezweifelt werden, da
man inzwischen der Meinung ist, daß die ersten Menschen erst vor 40.000 Jahren nach Europa gekommen seien. ( Prof. Burger , Uni Mainz )
Die Faustkeile sind grob bearbeitete Steine, die durch
"Beschlagen" zum Teil scharfkantig gestaltet wurden und dadurch zum
Zerteilen von Beutetieren verwendet werden konnten.
Faustkeil von Alzenau
Über die Lebensweise dieser Nomaden, die entweder der Gruppe der "Heidelberg-Menschen"
oder dem "Steinheimer" Typ zuzuordnen wären, gibt es bei uns
keine weiteren Spuren, da es in unserer Umgebung kaum schützende Höhlen gab,
die für längeres Verweilen Raum geboten hätten.
Außerdem soll hier zu dieser Zeit ein relativ mildes Klima geherrscht haben.
Zur Vorgeschichte dieser Menschen gibt es seit neuester Zeit erstaunliche
Erkenntnisse. Der bereits erwähnte „Heidelbergmensch“
soll bereits vor 600.000 Jahren bei
dem jetzigen Dorf Mauer angekommen sein. Er soll ein Nachkomme jener Gruppe
sein, die vor 1,9 Millionen Jahren
im ostafrikanischen Graben begannen eine von ihren Verwanden abweichende
Lebensweise zu führen. Wie noch immer üblich, begannen auch ihre Nachkommen
sich neue Lebensräume zu erschließen. Die bisher ergiebigste „Niederlassung“
begründeten sie vor 1,77 Millionen
Jahren im jetzigen Georgien, bei dem Dorf Dmanisi. Eine Gruppe hatte den Weg nach Südafrika gewählt und soll
dort zeitgleich mit einer Gruppe in Südostasien vor 1,5 Millionen Jahren angekommen sein. Vor 1,2 Millionen Jahren haben einige schon Spuren in der Grenzregion
zwischen Südfrankreich und Spanien hinterlassen und vor 700.000 Jahren kamen sie vermutlich im fernen Osten an und schufen
den Anfang der mongdlisch/chinesischen Großreiche. (Spiegel 43/2013)
74.000 v. Chr. ändert sich die Situation, als es zu der bereits angesprochenen
Calderabildung kam (Explosion einer mit Gas gefüllten Magmablase).
Hier ist zu vermuten, daß die begleitenden Erschütterungswellen der Erdkruste,
auch am Grenzbereich der eurasisch-amerikanischen Kontinentalschollen, zu
verstärktem Vulkanismus führten und dadurch, sich aus dem Atlantik erhebend der
sagenhafte Inselkontinent Atlantis bildete. Die Eruption auf Sumatra (Toba-See)
führte zu einer Temperaturabsenkung in den nördlichen Klimazonen von 5 bis 15 Grad (siehe
Klimakarte). Die Ursachen waren zu Beginn die Aschebildung und langzeitlich der
extrem reduzierte Transport erwärmter Wassermassen vom Golfstrom in den
Nordatlantik.
Die Wachstums- und Reifezeiten in den verbleibenden Vegetationszonen reichten
für viele Pflanzen nicht mehr aus. Starke Vereisung reduzierte das
Nahrungsangebot extrem.
Ein von H. Dr. Seidenschwann zur Verfügung gestelltes Schaubild zeigt
das Verhältnis der Großsäuger zum Menschen.
Eine Grafik über die "Bewohner" unserer Heimat während dieser letzten großen Eiszeit, kann den Einblick über das Umfeld vermitteln, in dem sich die Menschen bewegten.
Zu dem Phänomen der Caldera ist
anzumerken, dass der Yellowstone Nationalpark in den U.S.A. eine Caldera ist,
die in Abständen von 600.000 Jahren schon drei mal explodierte. (Das
letzte mal vor 600.000 Jahren, Beginn der Günzeiszeit!)
Kontrollmessungen der letzten Jahre brachten die beunruhigende Feststellung,
dass sich große Flächen seit der letzten Höhenmessung um 1920, mehr als 20
Meter gehoben haben.
Aufgrund der spärlichen, tundrenartigen Vegetation war die wesentlichste
Nahrungsgrundlage das Fleisch erbeuteter Tiere.
Der jahreszeitlich bedingte Klimawechsel mag schon bei der Erschließung der nördlichen
Lebensräume zur zeitweiligen Verwendung von Bekleidung geführt haben. Die
einfachste Art war die Nutzung der Felle erbeuteter Tiere.
Zu bemerken ist hier, dass die Überwindung der Angst vor dem Feuer das
wesentlichste Unterscheidungsmerkmal der Menschen zu den übrigen Erdenbewohnern
dieser Zeit war. Mit der Verwendung des Feuers als Schutz- und Jagdwaffe
bekamen die Menschen die Überlegenheit gegenüber anderen Erdenbewohnern, die
bis in unsere Zeit fortdauert.
Der Nutzen als Jagdwaffe bestand in der Form, dass man auch große Tiere, z. B.
Mammut, in Angst versetzen konnte und in vorbereitete Gruben oder zum Absturz
in Schluchten brachte, wo sie dann ihren Verletzungen erlagen. In dieser Form
konnten sich kleine Gruppen ein Überangebot an Nahrung beschaffen, das für
längere Zeit vorhielt.
Sichern konnte man den Nahrungsvorrat gleichermaßen wieder mit Feuer, vor dem
auch die größten Raubtiere Abstand hielten.
Mammutknochen, ein 2 m langer Stoßzahn ( Finder Dr. Seidenschwann)
und Knochen weiterer Großsäuger, fanden sich beim Tonabbau in der Ziegelei
Zeller.
35.000 v. Chr. Auf
diese Zeit werden Funde aus der „Vogelherdhöhle“ im schwäbischen Lonetal
datiert. Markantester Fund ist ein 3,7
cm langes Mammut aus Elfenbein. Leitender Archäologe ist z. Z. Nicholas Conard.
18.000 v. Chr. sollen gewulstete Töpferwaren hergestellt worden sein,
die eine Archäologengruppe in der Xiandong-Höhle im Südosten Chinas geborgen
haben. Leitender Archäologe ist Xiaohong
Wu von der Peking Universität.
10.000 v. Chr. Das Ende der letzten großen Eiszeit wird durch einen
relativ schnellen Anstieg der Temperatur auch in unserer Heimat spürbar.
Über die Hintergründe gibt es eine interessante Vermutung bei dem Astrophysiker
Otto Heinrich Muck, der sich um die Aufklärung des Rätsels betreffend den
sagenhaften Inselkontinents Atlantis bemühte.
Das Ende dieser letzten großen Eiszeit kann nach seiner Ansicht die Ursache in
dem Einschlag eines Planetoiden am 5. Juni 8498 v. Chr. im Bereich der
sagenhaften Vulkaninsel Atlantis haben. Vergleichbar der Entstehung des
Nördlinger Rieses vor 15 Millionen Jahren und dem Einschlag des
Asteroiden oder Meteoriten vor 65 Millionen Jahren auf der Halbinsel
Yukatan, der zum Aussterben der Saurier führte. Dieser Einschlag beendete aber
auch die lange Warmzeit in der die Lebensformen vorherrschten die in den
letzten Jahrhunderten als Kohle abgebaut werden. ( Reste des Inselkontinentes Atlantis sollen die Azoren sein).
Durch den Einschlag des Planetoiden wurde die Masse der strömungshemmenden
Insel ins Erdinnere gedrückt und die Zirkulation von Golf- und Ostgrönlandstrom
wieder ermöglicht, was zur relativ schnellen Klimaerwärmung führte.
(Neuere Tiefseeforschungen zeigen, daß die Erdkruste zwischen den Azoren
außergewöhnlich dünn und durch ständigen Magmaaustritt in Bewegung ist)
Die der Kälte angepassten Tiere folgten teilweise der Eisgrenze.
Eine Vielzahl von Großtieren, wie Mammut und Wollnashorn, starben aus.
Hier ist bemerkenswert, dass die Großtiere wie Mammut offenbar im
ostasiatischen Raum durch eine schlagartige Abkühlung zu Tode kamen und
schockgefroren wurden. So wurde noch im letzten Jahrhundert das Fleisch der
ausgegrabenen Mammute in China verfüttert und teilweise sogar von der
Bevölkerung verzehrt ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen.
Otto Muck vermutet, daß der
Einschlag des Planetioden zu mehr oder weniger starken Verschiebungen der
Kontinentalplatten führte. Dies hatte für die Großsäuger im ostasiatischen Raum
die fatale Folge, daß ihr Lebensraum in kürzester Zeit in den Dauerfrostbereich
geschoben wurde. (Muck: Alles über Atlantis)
Zwei H. Muck noch unbekannte Folgeerscheinung waren die spätere Bildung des
Arendsees in der Nähe von Magdeburg ( Mdr-Sendung am 16. Juli 2013) und die Verschiebung des nordafrikanischen
Monsunsystems, das in der Sahara für fast 5.000
Jahre einen fruchtbaren Lebensraum anbot. H. Stefan Kröpelin konnte mit
Bohrungen in den Ouniangaseen die Beweise erbringen. ( Spiegel 20/2013, S. 108
ff )
Doch jetzt wieder zu unserer Heimat.
Die bekannten Funde lassen darauf schließen, dass unsere Heimat von den
Menschen relativ spät als Siedlungsraum erschlossen wurde. Dies bedeutet, dass
die Sprache schon weit entwickelt war. Über die Wege der
"Einwanderer" in der Jungsteinzeit gibt es die Vermutung, dass außer
den Bandkeramikern aus dem unteren Donauraum mit etwas Verzögerung noch die
Glockenbecherkultur von Nordafrika über Spanien und die sog. Streitaxtleute von
Nordosteuropa zugewandert wären. Ob man sich damals auch schon individuelle
Namen gab verbirgt sich im Dunkel der Vorgeschichte. Doch dürfte auch dies im
Interesse der gegenseitigen Verständigung aus den Herkunftsgebieten mit
eingebracht worden sein. Namensgebend waren vermutlich Besonderheiten
körperlicher oder handwerklicher Art.
Die bei uns jetzt übliche Sprache entwickelte sich aus den unterschiedlichsten
Mitteilungsformen all der Zuwanderer die bei uns ansässig wurden. Die über
einige Zeit vertretene Meinung, die Neandertaler hätten durch einen anders
gebildeten Kehlkopf keine wirkliche Sprache entwickeln können, wird inzwischen
als falsch gesehen. Gleichermaßen die Annahme, daß es keine Vermischung mit dem
Homo sapiens gegeben habe.
In Wohnhöhlen aus dieser Zeit finden sich Malereien, die einfache kultische
Vorstellungen vermuten lassen, wie auch Felsritzungen im alpinen Bereich. Die
Vorstellung "überirdischer" menschenähnlicher Wesen muss relativ früh
aufgekommen sein.
Anregung kam wahrscheinlich durch optische und akustische Begleitumstände
eigener Aktivitäten.
Beispielhaft kann auf die Funkenbildung beim Aufeinanderschlagen von Steinen,
in Verbindung mit dem Schlaggeräusch hingewiesen werden. Die gleiche
Kombination, ein greller Blitz mit einem mächtigen Donner, bei Gewitter, mag zu
der Vorstellung geführt haben, dass es über den Wolken menschenähnliche Wesen
in unvorstellbarer Größe gäbe. Die markantesten Götter früher Kulturen sind
immer "Blitzeschleuderer" (Marduk, Zeus, Jupiter, Donar und der Gott der Juden, Christen und
Moslems). Auch im alten Testament lässt Gott in seinem Zorn Feuer
und Schwefel auf Sodom und Gomorra hernieder gehen. Doch sagt Schiller
"Wohltätig ist des Feuers Macht wenn es der Mensch bezähmt, bewacht".
Mit dieser Erkenntnis lebten die Menschen auch in unserer Heimat.
Ein Nachtrag zu den Göttern ist noch angebracht: Wie neben den
vorderasiatischen Göttersagen mit der Urmutter Gaia, der Erde, aus der Uranus,
der Himmel hervorging, beweisen einige Bibelforscher inzwischen, daß auch der
Gott in der Bibel ursprünlich nicht männlich festgelegt war. In einer
Ausstellung unter dem Titel: Gott ist weiblich zeigte Othmar Keel den Übergang von den vorchristlichen
Göttervorstellungen zur christlichen Vermännlichung Gottes.
Beachtenswert sind dabei auch die zahlreichen
Figuren der Göttin Aschera, die bis
ins 7. Jahrhundert v, Chr. als die
Gattin neben Gott verehrt wurde.
Doch nun wieder zu den irdischen Gegebenheiten:
Als Nahrung diente jetzt alles, was während der Evolution als genießbar erkannt
wurde und durch den Rückgang der Eisgrenze nun auch in unserer Heimat lebte und
wuchs. Eine Erweiterung des Nahrungsangebotes erschlossen sich die Menschen der
Frühzeit mit der Nutzung des Feuers auch zur Nahrungszubereitung (z. B. von
Hülsenfrüchten, die erst nach starkem Erhitzen genießbar sind). Die üppigere
Vegetation mit dem größeren Nahrungsangebot sowohl pflanzlicher wie auch
tierischer Art führte langsam zum Sesshaftwerden.
Hier ist eine Betrachtung der Formen des Zusammenlebens angebracht. Wie in vielen
agrarisch orientierten Kulturen unsrer Zeit, hatte sich früh die
matriarchalische Form entwickelt. Abweichend von dem gleichgewichtigen
Nebeneinander in der nomadisierenden Gruppen, bestimmten bei dem Sesshaftwerden
vermutlich die Frauen die Siedlungsplätze aufgrund von Bodenbeschaffenheit,
während die Männer sich mehr der Jagd zuwendeten.
Paarbindungen oder lebenslange eheähnliche Bindungen waren kaum möglich, da
Sicherheit nur in der Gruppe gegeben war. Die Frauen bestimmten die
Zusammengehörigkeit. Später findet dies nochmals in der Bibel mit dem Satz
seine schriftliche Widergabe: Der Mann soll dem Weibe folgen, er soll ihr
anhangen und sie sollen werden ein Fleisch.
7.400 v. Chr. Nach neueren
Untersuchungen an Stalagmiten (Tropfsteinen), war das Schwarze Meer ein
Süßwasserbinnenmeer mit einem Wasserspiegel etwa 100 m unter NN.
Nach ersten Erkenntnissen russischer Forscher im Jahr 1993, kam es durch
erdgeschichtliche Veränderungen an einer bis dahin bestehenden Landbrücke am
Bosporus zum Meerwassereinbruch vom Mittelmeer und Überflutung der besiedelten
Uferzonen. Bei dem rechnerisch ermittelten Anstieg von etwa 0,10 m pro
Tag blieb der Mehrzahl der Siedler die Möglichkeit vor der Überflutung
auszuweichen.
Hier glaubt man nun auch den erdgeschichtlichen Hintergrund für die biblische
Sintflut gefunden zu haben. (Spiegel 50/2000 und 42/2007)
7.000 v. Chr. hatte sich
im heutigen Indien eine bemerkenswerte Hochkultur entwickelt. Am Indus konnte
seit der ersten Hälfte des 20. Jh.
die Stadt Mohenjo daro freigelegt
werden. Diese Stadt bestand etwa 500
Jahre und zeigt eine Kultur von außergewöhnlicher Entwicklung. Es gab keinerlei
Kultbauten. Doch war die gesamte Stadt mit Abwasserkanälen versehen und mit
gemauerten Brunnen, die bis zur Grundwassersohle reichten. Badeanlagen standen
zur Verfügung. Als Baumaterial dienten
gebrannte Ziegelsteine in einheitlicher Größe. Für die Brunnenausmauerung
wurden trapezförmige hergestellt, die dem Aussendruck standhielten. Die ganze
Stadt wurde offensichtlich nach einem Plan angelegt, mußte aber vermutlich
aufgegeben werden, nachdem durch eine erdgeschichtliche Veränderung der Indus
seinen Lauf änderte.
Anzumerken ist hierzu noch, daß die
"Sintflut" auch im "Gilgamesch-Epos" der Babylonier und in
der griechischen Sage erwähnt wird. Bei den Griechen baute Deukalion eine Arche, auf Anweisung seines Vaters Prometheus, die er dann mit seiner
Gattin Pyrrha bestieg. Nach neun
Tagen endete ihre Seefahrt auf dem Parnaß. Da sie kinderlos in die Arche
gegangen waren, geschah die Neubevölkerung in der Form, daß sie Steine (oder
Erde) rückwärts über ihre Schultern werfen mußten. Aus dem was er warf wurden
Männer und ihre Mühe wurde mit der Bildung von Frauen belohnt. Es können auch
Knaben und Mädchen gewesen sein.
Doch nun wieder in unsere Heimat.
Auf der Suche nach neuen Lebensräumen brachten diese Bandkeramiker jedoch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mit.
5.500 v. Chr. sind die ersten
Siedlungen in Albstadt und bei Trages nachwiesbar
Einzufügen ist hierzu, dass der noch immer als Wanderweg genutzte
Birkenhainer Weg, der durch unser ehemals Freies Gericht
Wilmundsheim/Somborn führt, Teil des alten Ost-Westfernweges vom Schwarzen Meer
zum Atlantik ist. Der Birkenhainer Weg (Straße) führt von dem Mündungsbereich
von Sinn und Saale in den Main (Gemünden), über den Spessart zur Mainfurt
zwischen Hanau und Steinheim.
Früheste Zeugnisse sesshafter Kulturen fanden sich in der ehemaligen Cent
Somborn.
Die Bandkeramiker sind etwa 4 km nord-östlich von Kälberau durch
Keramikfunde in Albstadt, von Volker Glusa auf dem elterlichen Anwesen,
und auf dem Hofgut Trages nachgewiesen.
Damit ist hier an dem Altwegekreuz des späteren "Königsweges" von der
nördlichen Küste zum Mittelmeer und dem Birkenhainer Weg vom Atlantik zum
Schwarzen Meer, der älteste archäologisch bezeugte Siedlungsbereich im späteren
Freigericht.
Die ältesten Zeugnisse von Ackerbauern in Kälberau sind ein Steinbeil und ein
Steinbeilbruchstück. Diese Klingen sind ohne Bohrungen. Zur Verwendung wurden
sie in ein Holzschaft eingepasst und mit Harz befestigt. Ein Steinbeil wurde
auch beim Aushub der Baugrube für das Anwesen Hempfling in Alzenau
gefunden (zum Oberwald 9).
Ob diese Werkzeuge Ergebnisse langwieriger Denkprozesse sind oder nur die
Übernahme natürlicher Vorbilder ist fraglich.
Ein natürliches Steinbeil bildete sich im Kälberauer Wald, unterhalb des
Hahnenkamms.
Eine Kiefernwurzel umschloss einen Stein in der Art, dass er für eine
Verwendung als Werkzeug geeignet wäre. (Sammlung Kempf)
1: Spitznackenbeil (Donnerkeil); 2: Decksel (Schuhleistenkeil); 3: Steinbeil mit Bohrung
Als Zeugnis für die Anwesenheit jungsteinzeitlicher Siedler, konnte Rainer
Kempf, 2008 in seinem Anwesen in Michelbach, das Bruchstück eines schön
polierten Flachbeiles bergen.
Von H. Dr. Ullrich, von der oberen
Denkmalschutzbehörde wurde der Fund dem Spät- und Endneolithikum (2. Hälfte des 4. und 3. Jahrtausend v. Chr.)
zugeordnet.
In der Jungsteinzeit wurden schon verschiedene Formen von
Steinwerkzeugen hergestellt, die sich durch ihre glatte Oberfläche von den
Werkzeugen früherer Kulturen unterscheiden. Diese unter dem Sammelbegriff
Steinbeil bekannten Werkzeuge gab es auch mit Bohrungen, in die ein Holzstiel
eingepasst wurden. Damit war eine Form entwickelt die noch in der Gegenwart
jedem selbstverständlich ist der einen Hammer in die Hand nimmt. Um durch den
Gebrauch auftretende Schäden an der Schneidkante des Werkzeugs zu korrigieren
wurde die Verwendung sog. Wetzsteine üblich.
Einen solchen Wetzstein fanden Stefan Botzem und Frank
Höfler in der Entengasse in Alzenau.
Ein weiteres (Eß)-Werkzeug, das in seiner Grundform bis in die Gegenwart
besteht, hatte man damals schon in Gebrauch: Dies war der Löffel aus Holz
oder Bein (Knochen). Der Löffel ist die Nachbildung der hohlen Hand mit einem
(verkleinerten) Arm als Stiel. Der Gebrauch des Löffels war eine
Begleiterscheinung veränderter Nahrungsaufnahme. Nachdem eines der frühesten
Unterscheidungsmerkmale der Menschwerdung, die Überwindung der Angst vor dem
Feuer war, hatte man in der nachfolgenden Zeit, mit den unterschiedlichsten
Formen der Nutzung auch zur Kochkunst gefunden. Mit diesem Können und der
Fähigkeit der Feldbestellung mit verschiedenen Nutz- und Würzpflanzen stand
einer guten Köchin vieles zur Verfügung, ein gutes Mahl zu bereiten. Bei dem
Verzehr von Mus (z. B. Linsenmus) war der Löffel das ideale Hilfsmittel. In der
Folgezeit war der Löffel wie das Messer, ständiger Begleiter eines "kultivierten"
Menschen. Die in unserer Heimat noch gebräuchliche Redewendung für den Tod
eines Bekannten: "Er hat seinen Löffel weggeworfen" geht noch auf
diese Selbstverständlichkeit zurück, den Löffel immer bei sich zu tragen.
Zu dieser Zeit beginnt man an zahlreichen
Orten Europas mit astronomisch ausgerichteten Kultbauten. Bei der
Totenbestattung wird der Körper nach Himmelsrichtung gebettet.
4800 v. Chr. Bau von Kreisgrabenanlagen. Die mit dem Ackerbau und der
Nutztierhaltung verbundene Sesshaftigkeit führte zu relativ großen
Schutzbauten. Am Anfang sind Zelte aus Tierhäuten mit Holzstangen zu vermuten.
Doch bald wurden in unserer Heimat wohl feste Bauten aus Holz, Lehm und Schilf
(oder Stroh) errichtet. Zum Aussehen dieser Gebäude ist zu vermuten, dass am Anfang
Rundhütten waren. Doch nachfolgend kam es zur Gestaltung relativ großer
freistehender Langhäuser. Vergleichend mit anderenorts archäologisch
gesicherten Erkenntnissen ist anzunehmen, dass man auf zwei oder drei Reihen in
die Erde eingetiefter Pfosten, die mit einem aufgelegten Längsbalken verbunden
wurden, von beiden Seiten Balken anlegte, die man im First verbunden hat. Mit
quer aufgebundenen Stangen schaffte man sich dann die Auflage für Schilf- oder
Strohbedachung. Das Kernstück dieser künstlichen Wohnhöhlen war eine
Feuerstelle, die das Innere auch erhellte.
Diese Annahme wird durch die archäologischen Untersuchungen im
„Maingewann“, im Raunheimer Gewerbegebiet, in den Jahren 1988 bis 1990 bestätigt.
H. Stephan Flettner, jetzt wohnhaft
in Alzenau, konnte die Reste eines Hauses von mehr als 25 Meter Länge und 7 Meter
Breite dokumentieren. Zahlreiche Lesefunde aus der Zeit ab 1960 deuteten schon auf die fortgeschrittene
„linienbandkeramische Kultur“, vor etwa 7.000
Jahren. Das dokumentierte Langhaus und Funde, die bei früheren Baumaßnahmen
sichtbar wurden, lassen auf eine größere Siedlung schliessen die alle
nachfolgenden kulturellen Veränderungen der Metallzeiten mitvollziehen.
Bemerkenswert sind hierzu noch zwei Gräber aus der Urnenfelderzeit die H. Flettner 1987 im Gewerbegebiet an
der Kelsterbacher Straße entdeckte. Vergleichbar den Ergebnissen der
zeitgleichen Freilegungen des keltischen Gräberfeldes bei Hörstein, ist auch
hier die herausragende Person eine Frau. Kostbare Schmuckstücke lassen
erkennen, daß dieselbe hohe Verehrung und Ansehen innerhalb des Sozialverbandes
genossen hat.
Mit der Nutztierhaltung war das Nahrungsangebot erweitert, da nun auch Milch
von Großtieren gewonnen wurde.
Die ersten Haustiere waren vermutlich Schafe. Sie eigneten sich sehr gut, da
sie relativ langsam in der Fortbewegung und bei der Flucht einem guten Läufer
unterlegen sind. Außerdem machte sie ihr sprichwörtlich "lammfrommes"
Verhalten als Herdentiere zum idealen Überlebenspartner. Genügsam in der
Nahrungsaufnahme und optimal als Anbieter von Milch, Wolle und am Ende noch als
Fleischlieferant. Als weiterer Partner im Überlebenskampf kam wohl bald der
Wolf als Vorläufer der Haushunde hinzu.
Einer Mitteilung von H. Stephan Flettner
sind neuere Forschungsergebnisse zu entnehmen, die bezeugen, daß im Großraum
Frankfurt für diese Zeit auch schon Ziegen und Rinder gehalten wurden. Damit
wurde schon damals der Rahmen für die „Landwirtschaft“ bis in unsre jüngste
Vergangenheit geschaffen.
( Diese Zeugnisse geben Jedem im 21. Jh. die Möglichkeit sich selbst ein Urteil
zu bilden über die, angeblich fleischlose Ernährung in der Steinzeit, die sogar
seit 2013 in einer Gaststätte in Frankfurt angeboten wird.)
Zur Aufnahme und dem Transport von Flüssigkeiten fanden außer den entleerten
Darmteilen geschlachteter Tiere (Magen, Blase u. A.) auch sehr bald aus Ton
geformte Behälter Verwendung (Gebrauchskeramik).
3500 vor Chr. gelang es fernab im asiatischen Raum Pferde zu zähmen und
als Reit- oder Zugtiere zu verwenden.
Zur gleichen Zeit wurden schon vierrädrige Wagen entwickelt. ( Matthias Schulz über den Wolfskult)
3000 vor Chr. Zu der Art wie
sich die damaligen Bewohner in kälteren Regionen kleideten kann man
vergleichend den "Eismann" aus dem Ötztal sehen. Er war in den
Ötztaler Alpen zu Tode gekommen. Seine Kleidung bestand aus Beinlingen aus
Fell, die an einem breiten Ledergürtel angebunden waren. Hinzu kamen ein Umhang
aus Ziegenfell und ein weiterer Umhang, der auf der Außenseite durch die in das
Fell eingeflochtenen Grasbüschel zusätzlichen Kälteschutz bot. Am Ledergürtel
trug er noch Werkzeug, außerdem hatte er noch einen Lendenschurz aus
Ziegenleder. Die Füße waren mit "Bundschuhen" bekleidet.
Über den Anlass seiner gescheiterten Alpenüberquerung lässt sich noch keine
Aussage machen, doch ist nicht auszuschließen, dass er vielleicht als Händler
unterwegs war (Neuere Erkenntnisse deuten auf eine Schussverletzung die zum Tod
geführt haben kann).
2200 v. Chr. beginnt die sog. Bronzezeit. Die Sonne erhält
kultische Verehrung.
Die Glockenbecher von Alzenau und Neuses sind die schönsten heimischen
Objekte aus dieser Zeit.
Interessant ist auch ein Kleinfund, den wir der Aufmerksamkeit von Fr. Born
verdanken. Ein Kalkstein zeigt Ähnlichkeit mit einem menschlichen Antlitz. Ob
es sich um eine rein natürliche Formgebung handelt oder ob von Menschenhand
nachgeholfen wurde ist nicht erkennbar, da der Stein vermutlich viel Abrieb
ausgesetzt war bevor er im Taunusring vor dem Haus angeschüttet wurde. Es
könnte sich um eine Art Amulettstein handeln"
Eine sehr schöne Pfeilspitze lässt erkennen, dass man auch die Jagd mit dem
Bogen beherrschte.
Dieser Fund wurde von den Schülern Alexander
Pintsch und Maximilian Herzig im Bereich der Sandgrube gesichert
(östlich Industriestraße).
Mit der kulturellen Entwicklung kamen Bedarfe auf, die nicht immer durch die
vorhandenen Gegebenheiten gedeckt werden konnten. Eine daraus resultierende
Folge war der beginnende Fernhandel (Tausch.). Nun entwickelten sich verstärkt
Nord-Südverbindungen wie der schon erwähnte Königsweg bei Kälberau, auf den
später noch mehrfach eingegangen wird.
Begehrte Handelsgüter waren Salz oder Feuersteine, die von verschiedensten
Fundstätten manchmal über hunderte von Kilometer transportiert wurden. Mit den
Händlern kamen außer Waren auch kultische Vorstellungen.
Über Formen des Zusammenlebens ist anzunehmen, dass die Gruppen in einer Art
Matriarchat lebten. D. h., dass die Frauen sowohl die Siedlungsplätze, wie auch
das soziale und partnerschaftliche Zusammenleben bestimmten. Die Führungsrollen
in der Gruppe waren naturbedingt durch das Mutter-Kindverhältnis vorgegeben.
Die ersten Siedlungsperioden mit rituellen Bestattungen sind im Kahlgrund
mit Hügelgräbern, Bronze- und Keramikfunden bezeugt. Mit den
Grabbeigaben lassen sich auch Rückschlüsse zur Lebensweise ziehen. So zeigen
Rasiermesser aus zwei Brandgräbern, die H. Clemens Kronenberger aus Kahl
in der Kiesgrube Becker entdeckte, dass die Herren jener Epoche mit Stolz ihr
Kinn zur Schau stellten.
2000 v. Chr. Entwickelt man im Indogermanischen Raum
zweirädrige Streitwagen mit Speichenrädern.
1600 v. Chr. Ein außergewöhnliches astronomisches Wissen auch in unsrem
Raum, ist für diese Zeit durch den Fund der "Himmelsscheibe von Nebra"
(Thüringen) bezeugt.
1500 v. Chr. soll ein Vulkanausbruch die Insel Santorin weitgehend
zerstört haben. Die Explosion soll eine
35 Meter hohe Flutwelle im Mittelmeer ausgelöst haben.
Bei den frühen Kulturen versuchten immer wieder Menschen außergewöhnliche
Naturerscheinungen als Einfluß fremder (göttlicher) Mächte zu deuten. Je nach
der Erscheinungsform: Gewitter, Erdbeben, Mond- oder Sonnenfinsternis konnte es
als gutes oder böses Zeichen für die Zukunft oder Strafe für Fehlverhalten in
der Vergangenheit dargestellt werden.
Dies zu deuten oblag immer den Älteren und Erfahreneren der Sippen.
In der nachfolgenden Zeit entwickelten sich daraus die Priesterinnen und
Priester. Im griechischen Sprachraum, ausgehend von presbyteros, für
"der Ältere oder Gemeindeobere".
Im Gegensatz zu den relativ ungünstigen Lebensbedingungen in unserer Heimat
hatten sich in wärmeren Zonen schon Hochkulturen entwickelt mit zum Teil sehr
dogmatischen Glaubensrichtungen. Hierbei stehen am Anfang Menschen die
abweichend von den Priestern, als Deuter göttlicher Zeichen, von sich selbst
behaupten göttlicher Abkunft zu sein und die Unterordnung, der diese Behauptung
Glaubenden fordern. Dieses mit dem Glauben "verbinden"(religare) und
"sorgsam beachten" (religere) der Vorgaben begründen die Religionen.
Bemerkenswert ist hierbei, dass auch der jahreszeitliche Wechsel mit dem
sichtbaren Werden und Vergehen in relativ kurzem Zeitraum die Vorstellung von
göttlichem Wirken anregte. Gleichermaßen wurde Zeugung, Geburt und Tod in die
Vorstellung göttlichen Einflusses mit einbezogen. Im weiteren Sinn geht die
noch heute bei Beisetzungen übliche Formulierung, dass man den Leichnam in den
Schoß der Erde versenkt, auf diese alte Vorstellung zurück, dass die Erde der
weibliche Schoß ist, der etwas aufnimmt (Regen) um neues Leben hervor zu
bringen.
Eine Religionsform, die Jahrtausende später auch in unserer Heimat sichtbar
wird, entwickelt sich (angeblich) um 1350 v. Chr. in Ägypten.
1270 v. Chr. führt Moses
(angeblich) die Israeliten aus Ägypten
um das "gelobte Land" zu suchen. Der Weg wäre nicht weit gewesen,
denn Ägypten hatte sich zu dieser Zeit bis zum heutigen Libanon ausgedehnt.
Leider zeigen die Forschungsergebnisse von Israel Finkelstein und Neil
A. Silberman, daß Moses nie gelebt hat. Die ganze bibliche Erzählung im
Alten Testament zeigt sich als Sammelsurium unterschiedlichster Überlieferung,
vergleichbar unsrer Nibelungensage.
( Siehe: Keine Posaunen vor Jericho, Die archäologische Wahrheit über die
Bibel, S. 76 ff., :Mose von Eckart Otto, S. 21 ff, beides C.H.Beck Verlag und
Gott ist weiblich von Othmar Keel, Bibel und Orient-Museum, Freiburg CH 2008 )
Das Zusammenlebens in Gruppen nötigt zu Vehraltensregeln die von allen
Gruppenmitgliedern beachtet werden. Die bekanntesten Vorgaben sind die 10
Gebote, die Moses angeblich von Gott erhalten hat.
800
v. Chr. beginnen schreibkundige Vertreter der Oberschicht in Juda, einem an
Ägypten angrenzenden Gebiet mit der Aufzeichnung alter Überlieferungen. Das
Ergebnis ist das "Alte Testament" in der Schrift, die als
"Bibel" nachfolgend die Grundlage für drei große Religionen wird. Das
Judentum, das Christentum und der Islam. Inhaltlich ist die Schrift mit der
Geschichte nicht in Übereinstimmung wie jüngere Forschungsergebnisse zeigen.
Bedauerlicherweise dienen Passagen aus diesen Aufzeichnungen noch immer zur
Rechtfertigung für Willkür, Unterdrückung und Terror.
622 v. Chr. läßt Kg. Joschija die Kultfigur der Göttin Aschera aus dem Tempel in Jerusalem
entfernen und vernichten.
Er gibt damit einen wesentlichen Anstoß zum Wandel des Matriarchats zum
Patriarchat.
550 v. Chr. verbreitet Zarathustra, der von sich
behauptete göttlicher Abstammung zu sein, die Mithrasverehrung im
Persischen Raum.
Bei den Griechen macht sich eine Gruppe um Pythagoras
Gedanken um die Gestalt unsres Planeten. Abweichend von früheren Annahmen, daß
die Erde eine von einem Meer umflossene Scheibe sei, überwog langsam die
Vermutung der Kugelgestalt.
350 v. Chr. brachte Aristoteles den Beweis für die
Kugelgestalt der Erde, mit dem Hinweis auf den kreisförmigen Schatten bei
Monfinsternis.
Bei uns hatte man damals noch andere Sorgen.
350 v. Chr. Ab dieser Zeit ist bei uns die keltische Epoche
bezeugt. Die Kelten hinterließen mit den mittel- bis spätlatenezeitlichen
Funden in einem Gräberfeld bei Hörstein sichtbare Zeugnisse. (Verbleib
Stiftsmuseum Aschaffenburg)
Vor dem Eintritt in die weitere Geschichte ist anzumerken, dass man, in
anderen Kulturen schon Tages- und Jahreszeiten messbar machte und registrierte,
als es bei uns noch um die Erschließung der Siedlungsräume ging.
Die Ursprünge vermutet man bei den östlichen Anliegern des Mittelmeeres,
basierend auf Naturbeobachtungen. Der regelmäßige Wechsel von Hell-Dunkelphasen
(Tag und Nacht). Die Wocheneinteilung mit sieben Tagen ergab sich aus
Wetterbeobachtung (hier ist eine Bauernweisheit anzuführen, die in neuerer Zeit
wieder ihre Bestätigung fand und für Philippina Kempf, gest. 1942,
fester Wissensstand war: "Freitags ändert sich´s Wetter") und die
Viertelteilung der Mondphasen. Dies wieder führte zum Monat. Die
Temperaturschwankungen zwischen Winter und Sommer gaben den Rahmen für das Jahr
vor. In dieser Frühzeit entwickelte man Sonnen- und Mondkalender.
Das Ägyptische Jahr hatte 365 Tage. Wobei man 12 Monate mit je
30 Tagen und noch mal
3 Wochen mit je 10 Tagen unterteilte.
Da bei dieser Aufteilung am Jahresende 5 Tage übrig waren, erklärte man
diese Tage als die Geburtstage der Götter und nicht zum Jahr gehörend.
Das Fehlen des Schalttages machte sich bald bemerkbar.
238 v. Chr. wollte der Ptolemäerkönig Euergetes auf Rat seiner
Astronomen einen Schalttag einführen. Er scheiterte, da das Volk nicht von
seiner Tradition abzuweichen bereit war.
In Griechenland rechnete man teilweise im Sonnenjahr, aber manche Stadtstaaten
beharrten auf dem Mondjahr. Da das Mondjahr um 11 Tage kürzer war als
das Sonnenjahr und dadurch in 33 Jahren ein ganzes Jahr fehlte, fügte
man, um mit den Jahreszeiten wieder in Übereinstimmung zu kommen, Schaltjahre
mit 13 Monaten ein.
Der römische Kalender lehnte sich an den griechischen Mondkalender an. In der
römischen Variante gab es Monate mit 30 und 31 Tagen.
Der Jahresbeginn war im Frühjahr, dem Wiedererwachen der Natur gleichgesetzt.
195 v. Chr. errechnete Eratosthenes den Erdumfang und kam auf 41.000 km. Mit nur 1.000 km Abweichung.
Das bemerkenswerteste Bodendenkmal im mittleren Kahlgrund aus der
keltischen Zeit, ist die Höhenbefestigung östlich der Dörsthöfe (Schwedenschanze)
am Birkenhainer Weg.
Eine vergleichbare Anlage befindet sich auch etwa 25 km südlich dieser Altwegkreuzung. Der sogenannte Königsstein. Auch hier befand sich
vermutlich ein Rastplatz jungsteinzeitlicher Fernhändler, der später in eine
verteidigungsfähige Anlage umgestaltet wurde. Die Bezeichnung Königsstein geht
auf die volkstümliche Überlieferung zurück, daß König Georg von England, von dieser Stelle aus die Schlacht bei Dettingen
gelenkt habe. Die wirklichen Vorgänge werden später eingehend beschrieben.
Doch gehen wir wieder in den Kahlgrund zurück.
Die "Regenbogenschüsselchen", die bei der
"Schwedenschanze" von Raubgräbern ergraben wurden, lassen den Schluss
zu, dass diese mächtige Anlage nahe des Birkenhainer Weges wohl schon zur
damaligen Zeit eine Station der Fernhändler war. Regenbogenschüsselchen waren
Münzen einer Währung die vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer als Zahlungsmittel
im Umlauf waren. Die Mehrzahl der gefundenen Stücke sind aus Silber ( Typ
Forrer 400 ) eine Besonderheit ist noch ein Quinar ( Typ Forrer 351 a ) aus
Gold.
Abweichend von der Annahme, daß die Münzen als Zahlungsmittel verwendet wurden,
zieht H. Flettner noch in Erwähgung,
der Münzschatz könne auch als Dankesgeschenk für Waffenhilfe im sog. Gallischen
Krieg, 54/53 v. Chr., an eine
Führungspersönlichkeit gekommen sein die in unserem Raum residierte.
In die keltische Epoche sind neben diesen Höhenbefestigungen wahrscheinlich
auch die großen Terrassierungen am Nordhang des Hahnenkammes einzuordnen, die
sich bis in den Wald fortsetzen und vor dem Ronneberch (später
Ranneberg), dem Berg Welmisheim (jetzt alter Friedhof von Alzenau),
unterhalb des Schanzenkopfes
(Ringlochberg bei Wasserlos) und dem Kiesbruch oberhalb Hörstein enden.
Zu dem Ringlochberg ist eine Mitteilung von H. Karl Becker aus Kahl angebracht. In seiner Kindheit in Wasserlos
erzählte ihm seine Großmutter, daß auf dem Schanzenkopf ein tiefes Loch war.
Nachdem aber ein Knabe einmal reingefallen war, sah man darin eine Gefahr und
einige Bauern machten sich die Mühe und schütteteten es zu. Dieser Hinweis, den
der Verfasser während eines Gesprächs im Jahr 2009 bekam, könnte die
Bezeichnung Ringlochberg erklären und auf eine Opfergrube schließen lassen, wie
sie in keltischen Viereckschanzen üblich waren.
Nach neueren Erkenntnissen des Verfassers sind noch weitere Bodendenkmale
südwestlich von Hörstein zu vermuten. Im näheren Umfeld wurden durch Weinbau
und landwirtschaftliche Nutzung Veränderungen vorgenommen. Doch in Fortsetzung,
sind an der Geländeschwelle vom Bruchland, dem Lindig, zu den bewaldeten
Berghängen Geländeformationen erkennbar, die zum Teil verteidigungsfähig
gestaltet wurden. Die intressanteste ist eine gut 6 ha große Anlage nördlich des Schluchthofes. Hier sind noch
Zeugnisse eines späteren Wohnsitzes vorhanden, der mittelalterlich oder gar
erst in der frühen Neuzeit errichtet wurde.
Tiefenermittlung des Grabens auf dem "Ringlochberg". (Kempf und Heininger)
Kempf, Botzem und Heininger; in der Grube stehend: Holzapfel; sitzend: Höfler, Kempf R., Amberg F., Sehring und Kempf M.
Bemerkenswerte keltische Funde sind die bereits erwähnten "Regenbogenschüsselchen",
sehr schöne Glasarmreife und Keramik aus den Brandgräbern bei Hörstein. Zu den
kobaltblauen Glasarmreifen ist anzumerken, daß das Kobalt im Biebergrund im
Spessart gewonnen wurde. Ob die Weiterverarbeitung auch vor Ort geschah ist
noch offen, doch nicht unwahrscheinlich.
Außerdem wurden ein vollplastisches Pferdchen aus Eisen und eine Lanzenspitze,
bei Wasserlos gefunden.
Mit der keltischen Epoche
kamen markante Neuerungen in unseren Raum. Das Rad mit Speichen war ihnen
bekannt. Diese Kenntnis wurde vermutlich vom Mittelmeerraum übernommen und
löste die schweren Scheibenräder ab. Eine Neuerung soll jedoch von ihnen
entwickelt worden sein. Dies ist das bis in unsere Zeit verwendete hölzerne
Fass. Hierbei ist die Besonderheit, dass man diese Gefäße nicht aus einem
Stück herausarbeitet, sondern aus Bretter und Leisten (Dauben) zusammenfügt,
die mit Reifen aus Holz oder Eisen umbunden werden (Fassbinder).
Die Wohnqualität hatte sich zu dieser Zeit schon erheblich verbessert. Obwohl
wir auch hier nur spärliche Siedlungsfunde haben, ist mit Sicherheit
anzunehmen, dass die damaligen Bewohner unserer Heimat nun schon Häuser bauten,
die den späteren Fachwerkhäusern sehr ähnlich waren. Wesentlicher Unterschied
zu den uns vertrauten Häusern war die übliche Eintiefung von Pfosten als
tragende Bauelemente für die Längswände. Bei größeren Häusern konnte noch eine
Pfostenreihe mittig bis unter den Firstbalken hochgreifen.
Eine Eigenart bei den Bestattungen in
Hörstein war, dass man in mehreren Fällen nur Teile größerer Gegenstände
beigab. Beispielhaft sind in dem einzigen Grab eines Kriegers nur die hintere
Spitze einer Lanze, ein Teil des Schwertgehänges und ein Beschlagteil des
Schildes.
Ob man die Waffen selbst weiter verwendete ist fraglich, wäre jedoch sinnvoll
gewesen.
Das Zusammenleben war dem dörflichen Dasein unserer Zeit schon sehr ähnlich.
Der systematische Anbau von Nutzpflanzen und die Viehzucht waren die
wirtschaftliche Basis.
Die Herstellung von Metall, Keramik und Glas war verbreitet und könnte mit den
bei uns vorhandenen Rohstoffen handwerklich betrieben worden sein. Sowohl
Spinnen wie das Weben und Färben von Stoffen war gebräuchlich. Außerdem ist
festzustellen, dass es zur Ausbildung organisierter Herrschaften kam. Wieweit
sich das Matriarchat in ein Patriarchat verändert hat, d. h. sich die ehemals
von Frauen bestimmte Form des Zusammenlebens in die noch jetzt bestimmende
Männerherrschaft verändert hat, ist ungewiss.
Doch ist bemerkenswert, dass eine herausragende Grabanlage bei Hörstein
ein Frauengrab war (Wagenbestattung). Außerdem ist aus der Literatur bekannt,
dass die Männer häufig von ihren Frauen in den Kampf getrieben wurden.
Der kulturelle Austausch, wie auch Fernhandel ist bezeugt. Eine Fibel mit
Korallenauflage belegt den Bezug zum Mittelmeerraum. Weiterhin zeigt der
Münzfund bei Albstadt, dass auch hier größere Mengen gängiger Währung im Umlauf
waren.
Außer dem Höhensiedlungsplatz nördlich der Rückersbacher Schlucht ist ein
Siedlungsplatz unterhalb Alzenau, im Ortsteil Bernhardsboine (oberhalb
Meerhofsee) durch zwei Abfallgruben belegt, die bei Baumaßnahmen sichtbar
wurden und durch die Aufmerksamkeit von Michael Antoni ergraben werden
konnten.
Die unter der Leitung von Fr. Sonja von Richthofen (geb. Becker)
erforschten Grabgärten bei Hörstein, lassen auf eine Siedlung von etwa elf
Personen im Durchschnitt schließen.
Dies bedeutet, gemessen an den hinterlassenen Zeugnissen, wie der mächtigen
Wallanlage auf der Schwedenschanze hinter Michelbach oder möglicherweise die
Grabenanlage auf dem Ringlochberg bei Wasserlos, dass ziemlich viele solch
kleiner Siedlungen existiert haben müssen, um diesen Arbeitsaufwand zu
erbringen. Hierzu ist anzumerken, dass "die Kelten" in der Mehrzahl
keine besondere Art von Menschen waren. Sie waren das Ergebnis veränderter
Lebensbedingungen, die es ermöglichten in überwiegend friedlicher Form durch
Handel und Kommunikation, über einen Raum von Westeuropa bis in die heutige
Türkei, eine fast einheitliche Kulturstufe zu erreichen.
Bodendenkmale aus jener Zeit gibt es ausser dem östlichen, auch am westlichen
Ende der "Rückersbacher Schlucht" und vermutlich auch am weiteren
Spessartrand in südlicher Fortsetzung. Zu der Anlage am Ausgang der Schlucht
ist zu bemerken, daß die Ausdehnung des römischen Reiches bis an den Main
strategisch günstige Verteidigungsanlagen erforderte. Hier boten sich die
teilweise, sehr steilen Geländeabbrüche der Spessarthöhen an. Der wehrhafte
Ausbau erfolgte vermutlich erst in nachkeltischer Zeit, durch die Chatten.
Dieselben konnten ihre Siedlungsräume so über mehr als eineinhalb Jahrhunderte
gegen die römische Bedrohung schützen.
Eine notwendige Begleiterscheinung des Zusammenlebens in größeren
Gemeinschaften ist die Festlegung von Rechten, das heißt die Einschränkung der
Freiheit des Einzelnen sofern sie zum Nachteil oder Schaden andrer
Gruppenmitglieder führen würde. Beispielhaft sind hier die "zehn
Gebote" anzuführen die Moses als Rechtsgrundlage für die von ihm
geführten Israeliten formuliert haben soll. Die Rechtsaufsicht führten
innerhalb einer Familie die oder der Familienvorstand. In der Gruppe wohl
Vertreter aller Familien, wie sie später bei den Dingversammlungen nachweislich
sind.
153 v. Chr. kommt es in Rom zu einer Kalenderreform wobei man den
Jahresbeginn vom März auf den 1. Januar vorverlegte.
Im Gegensatz zu der großen vorgeschichtlichen Völkerwanderung der sog.
Bandkeramiker gab es immer wieder solche kleineren Ausmaßes aufgrund
klimatischer Veränderungen.
120 und 114 v Chr. soll es nach dem Bericht des antiken
Geschichtsschreibers Strabo, einen starken Sturm gegeben, bzw. mehrere
aufeinanderfolgende Stürme mit starken Flutwellen, die einen großen
Küstenstreifen an der Nordsee verwüstete. Dadurch seien Kelten und Teutonen
in südlicher Richtung abgewandert, die zuvor im (jetzt deutsch-dänischen)
Küstenbereich lebten. Wie weit Teile dieser "Heimatvertriebenen" in
den nachfolgenden Jahrzehnten gar bis zu uns gelangten, muss unbeantwortet
bleiben. Außerdem zogen sog. elbgermanische Gruppen in Richtung Süden auf der
Suche nach besseren Lebensbedingungen. Sie durchquerten den Main östlich des
Spessarts. Bei uns ist noch keine Berührung mit diesem Kulturkreis
nachgewiesen. Doch lässt sich dies nicht ausschließen, wenn man den Verlauf der
Altstraßen verfolgt.
Im östlichen Spessart führte der "Eselsweg" in Nord-Südrichtung über
den BirkenhainerWeg. Und der schon erwähnte Königsweg führte aus der Gelnhäuser
Senke über den BirkenhainerWeg, westlich an Albstadt und Michelbach vorbei, bei
Kälberau die Kahl durchquerend.
Austritt des Altweges vor Kälberau zur Furt ( Kneisschwelle )
Der Weg führte weiter über
den Hahnenkammrücken, um westlich von Johannesberg in die Aschaffenburger Senke
einzumünden.
Bemerkenswert ist auch, dass es bei der Kälberauer Bevölkerung noch immer die
Bezeichnung "Al(t) Herber(g)e" für eine Anhöhe im Wald neben
dem Altweg gibt.
Ob schon in jener frühen Zeit bei Kälberau eine Herberge existierte ist
fraglich? Doch spätestens im Mittelalter ist dies als sicher anzunehmen.
Kälberau liegt in der Mitte zwischen Gelnhausen und Aschaffenburg und ist von
beiden Städten eine Tagesreise entfernt.
Als zu bewältigende Wegstrecke in einem Tag sind bereits in vorchristlicher
Zeit etwa 20 bis 25 km bekannt
. Die Ägypter bauten an ihren Grenzen, im jetzigen Israel, in diesen Abständen
feste Stationen. Die Fortbewegungsart war zu Fuß oder mit Reittieren. Lasten
wurden, sofern sie nicht von Menschen oder Eseln getragen wurden, auf Karren
mitgeführt, die von einem Ochsengespann gezogen wurden.
Der Begriff der Herberge ist symbolisch für die Zeitenwende. Der
biblischen Erzählung nach waren die Eltern von Jesus Christus auf
Herbergsuche und kamen schließlich in einen Stall, wo Maria Jesus Christus
gebar.
46 v. Chr. sah sich Julius Cäsar zu einer weiteren Reform
veranlasst, deren Ergebnis als der "Julianische Kalender" auch
für unsere Heimat bestimmend werden sollte.
Die Anregung bekam er während seines Besuches bei Kleopatra, die sich
seiner Unterstützung bediente gegen ihren jüngeren Bruder (und Ehegatten), der
auch mal gerne regiert hätte. Cäsar war nicht nur von Kleopatras
Schönheit angetan, sondern auch von der Perfektion des Wissensstandes, der auf
einer 3000-jährigen Entwicklung basierte. Er verpflichtete die führenden
Wissenschaftler seines Reiches, den römischen Mondkalender auf das ägyptische
Sonnenjahr umzustellen. Die Folge war natürlich erst ein "Jahr der großen
Verwirrung" mit 445 Tagen. Doch nachfolgend hatte das römischen
Weltreich den Kalender dessen Regeln für uns noch heute bestimmend sind.
40 v. Chr. Eine andere Besonderheit, die jetzt 2000
Jahre später sogar die westlich orientierten Wirtschaftsräume belebt, verkündet
zu dieser Zeit der römische Dichter Vergil. In seinem vierten
Hirtengedicht träumt er von dem Beginn des Goldenen Zeitalters, das dem
Eisernen (Waffenklirrenden) folgen solle. Das Goldene Zeitalter Saturns wird
uns von einer Jungfrau wiedergebracht, ein neues Geschlecht vom Himmel
herabgesandt. Apoll, der Sonnengott übernimmt die Herrschaft. Ein göttlicher
Knabe wird geboren, der das Eiserne Zeitalter beendet. Er tilgt die Schuld der
Menschen, erlöst sie von Furcht und führt Friede auf Erden herbei.
Daß diese Gedanken später der
Geburt Christi unterlegt wurden konnte Vergil nicht ahnen. Daß
diese Geschichte aber unter dem Begriff Weihnachten, in unsrer Zeit bis zur
Grenze des guten Geschmacks, marktschreierisch ausgeschlachtet wird noch viel
weniger.
Die Zeitenwende wurde von
niemanden zur Kenntnis genommen, da der von Vergil prophezeite göttliche Knabe noch nicht als solcher erkannt
wurde.
Um die Zeitenwende wurde die keltische Kultur bei uns durch die der Chatten
verdrängt oder überlagert.
Bevor wir weitergehen, ist nochmal
anzumerken, daß in der Zeit der Chatten, die Ausläufer der gesamten westlichen
Spessarthöhen, zu Verteidigungsanlagen ausgebaut wurden. Die schon vorhandenen
Anlagen wurden in das System mit einbezogen. Aber angesichts der Bedrohung
durch die Römer, deren Ziel es war, das Reich bis an die Elbe auszudehnen,
bauten die Chatten Sicherungsanlagen auf alle vorspringenden Geländeerhebungen.
Dieser frühe "Westwall" funktionierte, die Römer gaben ihr Vorhaben
auf und bauten den Limes, in Sichtweite zum Spessart, zur festen Grenze aus.
Nach dem Rückzug der Römer gerieten die meisten der kleinen Anlagen in
Vergessenheit. Nur markannte Anlagen wie der "Kirchberg" bei
Wilmundsheim wurden weiter genutzt. In der nachfolgenden Zeit wurden auf dieser
Höhe alle wichtigen Versammlungen abgehalten.
Anzumerken ist noch, daß zu dieser Zeit
Tacitus, ein gebildeter Römer in seiner „Germania“ Einblicke gibt in die
Lebensweise und Rechtsprechung der Germanen. Bemerkenswert ist die
Wertschätzung der Frauen als beinahe gleichberechtigte Lebenspartnerin. Die
vorherrschende Form war die Einehe. Wobei schon die Eheschließung die
Besonderheit hatte, daß der Mann eine Mitgift in die Ehe einbringt. Hierbei
handelt es sich um Rinder und ein gezäumtes Pferd. Bei der Eheschließung
übergibt er der Gattin einen Schild, einen Speer und ein Schwert. Sie wurde
damit seine Waffengefährtin im Lebenskampf. Ehebruch gab es kaum, er hatte das
Verstossen aus der Sippe zur Folge. Körperlichen Strafen wurden nur in
Ausmahmefällen vollzogen.
Die Formen der Bestrafung dürften auch bei uns in ähnlicher Art zur Ausführung
gekommen sein. Geringere Vergehen wurden mit der Abgabe einer Anzahl von
Pferden oder Vieh bestraft. Wovon ein Teil dem König oder dem Stamm zukam und
ein Teil dem Geschädigten. Schwere Verbrechen wurden mit dem Tod bestraft.
Verräter oder Überläufer (zum Gegner) wurden wenn man ihrer Habhaft wurde, an
Bäumen aufgehängt.
Feiglinge, Kampfscheue oder der Unzucht überführte wurden im Morast eines
Moores versenkt und mit Reisig abgedeckt.
Die Unterschiede der Behandlung wurde dahingehend gedeutet, daß man die
Bestrafung gemeiner Verbrecher sichtbar vollzieht, ehrenrührige Handlungen aber
mit Schweigen zudecken müsse.
Gerichtsverhandlungen waren öffentlich auf Thingplätzen. (Märkerding)
aktualisiert: 2013 (C) Werner B. Kempf