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Verschmutzungen durch Mauerspinnen

Verschmutzungen durch Mauerspinnen

Waren es vor ein paar Jahren nur wenige Fundstellen aus benachbarten, südlichen Ländern, so findet man heute bei der Suche nach dem Stichwort „Mauerspinne“ im Internet viele Treffer aus Deutschland. Verfolgt man aber die Treffer, findet sich nicht viel tiefschürfendes:

  • Leeres Gewäsch von Seiten, die vorgeblich Tipps für Heimwerker anbieten, in Wirklichkeit aber ihr Geld mit Sponsored-Links verdienen.
  • Infos von anderen Malerbetrieben, (ein Betrieb aus der Schweiz hat bei mir nicht nur die Texte rauskopiert, sondern gleich meine Fotos in seiner PDF veröffentlicht … schönen Gruß nach Villmergen in die Schweiz …)

Wenn man sich aber etwas Zeit bei der Recherche lässt, tauchen durchaus fundierte Beiträge auf. Etwas zur Sache findet man zum Beispiel auf der Internetseite des österreichischen Schädlingsbekämpfers Dipl. Ing. H. Schwarz:

Merkblatt Mauerspinnen

ALLGEMEINES

Diese Spinnenart gehört zu den Kräuselspinnen. Mauerspinnen legen keine freistehenden waagrechten oder senkrechten Netze an. Sie weben mit einem stark gekräuselten Faden meist unregelmäßige, handtellergroße Netze direkt an die Hausmauer. Diese Netze finden wir fast immer in der Nähe des Dachüberhanges oder unter Simsen, d.h. an Stellen, an denen Mücken vor Regen und nachts Schutz suchen. In den Netzen sammelt sich neben den Nahrungsresten auch viel Staub an, sodaß die Häuserfassaden bald schmutzig aussehen. Die kleinen Spinnen leben hinter oder über den Netzen in Mauerritzen, die sie auch etwas erweitern können. Manches Mal werden, durch den Wind verfrachtet, ganze Ortsteile befallen.

Mauerspinnenbefall im Detail

Mauerspinnenbefall im Detail

BEKÄMPFUNG

Abkehren der Netze von Wänden und Hausmauern oder abwaschen, sofern möglich, und anschließendes Besprühen oder Vernebeln mit einem Gemisch aus Insektiziden und Akariziden. Spinnen sind Akarien und die meisten Insektizide alleine sind daher wirkungslos.

Aus dem Farbherstellerbereich findet sich ein Technikbeitrag „Mauerspinne“ von H. Rusam von Caparol (so richtig analog und nicht im Netz verfügbar):

„(…) Dunkle, runde Flecken auf rauhen Außenputzen sind ein typisches Anzeichen für eingenistete Mauerspinnen. Diese kleine Spinnenart ist aus dem Mittelmeerraum zu uns eingewandert. Die Herkunft aus dem Mittelmeerraum erklärt die Wärmeliebe und Regenscheue der Mauerspinne. Häufig findet man den Befall in Gegenden, die etwas wärmer sind (Weinanbaugebiete) und in der Nähe von Flüssen und Seen. In diesen Gegenden finden sich die für die Spinne als Nahrungsmittel dienenden Insekten.

Die sehr kleine Mauerspinne, ca 1-3 mm groß, bevorzugt an der Fassade wettergeschützte Stellen, oft unter Dachuntersichten oder Balkonen. Von Schlagregen und Wind beanspruchte Fassadenflächen werden gemieden.

Da sich Spinnen von Insekten ernähren und Insekten sich nachts zum Licht orientieren, findet man die Mauerspinne oft an hellen, mit Lampen beleuchteten Flächen.

Befall mit Mauerspinnen

Bevorzugt in gut beleuchteten und etwas geschützten Bereichen siedelt sich die Mauerspinne an.

In kleinen Vertiefungen der Außenwand siedelt die Mauerspinne. Sie webt ein weißes, rundes Fangnetz, das relativ schnell durch Straßenstaub verschmutzt. Dadurch entstehen die unschönen kreisrunden Stellen an der Fassade. Zur Lebensgewohnheit der Mauerspinne gehört eine gewisse Mobilität. Die aus den Eiern geschlüpften Jungspinnen werden mit Hilfe von Spinnfäden und Wind über größere Entfernungen transportiert und suchen sich einen neuen Lebensraum. (…)

  • Es stellte sich heraus, daß die Art von Beschichtungen keinen Einfluß auf die Population der Mauerspinne hat. Die Mauerspinne gedeiht auf ungestrichenem Mauerwerk sowie auf allen Anstrichen, ob Dispersionsfarbe, Siliconharzfarbe oder auch Silikatfarbe.
  • Interessanterweise sind bisher keine Fälle bekannt, daß sich die Mauerspinne auf Wärmedämmverbundsystemem ansiedelt. Grund dafür sind vermutlich die bei Wärmedämmverbundsystemen auftretenden Temperaturschwankungen auf der Oberfläche zwischen Tag und Nacht. Diese Temperaturunterschiede sind für die Mauerspinne keine gute Lebensgrundlage.
  • Die Möglichkeiten, ein Haus vor dem Befall der Mauerspinne zu bewahren, sind sehr begrenzt.
  • Beschichtungsstoffe, sogenannte Spinnengifte, also Insektizide, zuzusetzen, scheint nicht der richtige Weg zu sein. Das Problem liegt darin, daß diese Insektizide nicht unterscheiden können zwischen Spinnen und beispielsweise Bienen. Wenn der Anstrich ein solches Insektizid enthält, besteht die Gefahr, daß nicht nur die Spinnen vom Außenmauerwerk vertrieben wird, sondern auch Bienen und andere Insekten getötet werden.
  • Eine chemische Keule zur Abwehr der Mauerspinne würde ohnehin nur von kurzer Wirkungsdauer sein. Diese Insektizide werden durch Witterungseinflüsse relativ schnell abgebaut und verlieren ihre Wirksamkeit.


Unsere Empfehlung für befallene Flächen:
Eine sinnvolle und oft praktizierte Möglichkeit, sich der Mauerspinne zu entledigen, ist eine kräftige Heißwasser-Hochdruckreinigung oder die Fassadenfläche einfach nur mit Wasser abzuspritzen. Damit werden die schmutzigen Fangnetze sowie die Spinneneier abgewaschen und die Spinnen vertrieben.“

Eine Möglichkeit, nach der Reinigung vielleicht ohne Einsatz von Giften die Neubesiedelung zu verhindern wurde hier noch nicht erwähnt und sollte meiner Meinung nach nicht unversucht bleiben: Da die Spinnen wohl beleuchtete Flächen bevorzugen, sollte man versuchen, diese Randbedingung zu ändern. Das eigene Hoflicht, das bisher die ganze Nacht durchbrannte, kann man einfach abschalten. Bei Straßenlampen kann man sich mit der zuständigen Behörde in Verbindung setzen – bei einigen Lampentypen gibt es die Möglichkeit, daß sie zu den Hauswänden abgeschattet werden. Vielleicht ist das ja auch eine Möglichkeit, diesen lästigen Hausbewohner loszuwerden.

Eingehend mit dem Thema Mauerspinnen beschäftigt hat sich die Firma Karl Bubenhofer AG aus der Schweiz: Der Entwicklungsbereichsleiter Norbert Wicki hat sich sehr fundiert mit dem Thema auseinandergesetzt und im Jahre 2005 diese Fachinfos zum Thema Mauerspinnen veröffentlicht.

Ganz interessant auch die Antwort des Ministeriums für Ernährung und Ländlichen Raum auf eine kleine Anfrage an den Landtag von Baden-Württemberg im Jahre 2002 zum Thema „Bekämpfung der Mauerspinnen an Hausfassaden“:

“ (…) Die Ausbreitung junger Mauerspinnen erfolgt mit einem langen Seidenfaden als Segel über die Luft. Dadurch können sie sehr große Distanzen überwinden. An klimatisch günstigen Orten – vor allem in Städten – können sie Fuß fassen, sich vermehren und von dort aus auch weiter verbreiten. Das Klima größerer Flusstäler entspricht den ökologischen Ansprüchen der Spinne. (…)

Die Spinnennetze werden insbesondere dann wahrgenommen, wenn sie durch Nahrungsreste, Staub und Russpartikel verschmutzen. Dies hat zur Folge, daß die Netze unbrauchbar werden und die Spinnen neue Netze bauen. Alte Netze verbleiben wegen ihrer Haftfähigkeit an den Fassaden. Daraus resultierende Netzansammlungen können als optisch störend empfunden werden.

Die Reinigung der Fassade kann bei geringer Besiedlung durch Abkehren der Netze mit einem speziellen Besen oder durch Abwaschen erfolgen. Zur Reinigung stärker besiedelter Fassaden von Netzen, Staub und Nahrungsresten können Heißwasser-Hochdruckreiniger verwendet werden, die zum einen die Netze beseitigen, zum anderen die von der 2-3 mm großen Mauerspinne in geringen Umfang im Kot ausgeschiedene Säure auf alkalischem oder mineralischen Putz neutralisieren. Bei beiden Formen der mechanischen Reinigung werden die Spinnen und ihre Hinterlassenschaften nur kurzfristig entfernt.

Mauerspinnen nutzen vorhandene Vertiefungen in der Fassadenoberfläche als Versteckmöglichkeit. Ein Teil der Spinnen kann bei mechanischer Reinigung z. B. in Mauerritzen überleben. Die Spinnen sind wegen ihrer Größe nur dann in der Lage, selbst Fugen oder Mauerrisse zu erweitern, wenn diese bereits gelockert sind. Stabiler Putz oder feste Mauerfugen können von ihnen nicht erweitert werden. Die Gefahr, dass im Putz Fugen und Risse entstehen oder erweitert werden, besteht eher bei unsachgemäßer Druckeinstellung von Dampfreinigern. (…)

Aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes und den möglichen Folgen für Mensch und Tier ist die Bekämpfung der Mauerspinne mit Chemikalien in der Regel nicht angemessen. Zum einen besteht bei der Verwendung von Insektiziden zur Spinnenbekämpfung die Gefahr, dass die Mittel auch auf Hausbewohner oder Passanten wirken. Dies gilt auch, wenn synthetisch erzeugte Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs wie Pyrethroide verwendet werden. Zum zweiten wirkt die Bekämpfung mit insektiziden Fassadenanstrichen nur bedingt auf Spinnen, da diese nicht zu den Insekten, sondern zu den Spinnentieren gehören und Insektizide auf diese Tiergruppe nicht oder nur vermindert wirken. Insektizide wirken jedoch auf Tiere wie Schmetterlinge oder Bienen, die sich an Fassaden niederlassen. Vögel, Fledermäuse und andere Kleinsäuger nutzen von Kleintieren besiedelte Fassaden zur Nahrungssuche. Durch das Fressen von Tieren auf insektizid behandelten Fassaden werden sie vergiftet. Die Wirkung der in Fassadenanstrichen enthaltenen Stoffe auf diese genannten Tiergruppen wurde nach Aussagen des Herstellers bisher nicht untersucht. Somit besteht die erhebliche Gefahr der Schädigung von Nützlingen oder geschützten Tieren. Schließlich besteht die Gefahr, dass durch Auswaschungen des Wirkstoffes die Bodenfauna und Wasserorganismen geschädigt werden können.

Darüber hinaus haben viele im Freien angewandte Insektizide keine Dauerwirkung. Durch UV-Strahlung, Regen und Wind werden Wirkstoffe sehr schnell abgebaut oder ausgelaugt. Mit der Behandlung werden zwar die aktuellen Mauerbesiedler abgetötet, langfristig kann dadurch eine Neubesiedlung aber nicht verhindert werden.

Mauerspinnen lassen sich bevorzugt dort nieder, wo sie besonders günstige Nahrungs- und Lebensverhältnisse vorfinden. Dort fangen sie mit Netzen von ca. 5 cm Durchmesser kleine Insekten und andere Kerbtiere, die sich auf den Häuserwänden niederlassen. Helle Häuseranstriche und hell beleuchtete Fassaden ziehen potenzielle Beutetiere an. Raue Fassadenoberflächen oder alte, brüchige Fassaden bieten geeignete Versteckmöglichkeiten für die Spinne. Mit Einschränkungen begünstigen Kunststoffputze und -anstrichfarben das Haften der Spinnennetze.

Durch präventive Maßnahmen, z. B. einer Fassadengestaltung mit glatten Oberflächen, geeignete Farbwahl, Abschattung der Beleuchtung und frühzeitige Kontrolle des Fassadenzustands, kann der Spinnenbefall eingeschränkt oder verhindert werden. Auch fallen bei entsprechend angepasstem Untergrund Netze nicht mehr auf. Vorbeugung und Anpassung baulicher Gegebenheiten sind daher gegenüber Bekämpfungsmaßnahmen mit Insektiziden zu bevorzugen. In störenden Fällen können die Netze und Spinnen mechanisch beseitigt werden.“